Eigentlich wollten wir uns noch am Montagabend an eine der Wartebojen außerhalb der Marina verlegen, um Dienstag frühmorgens um 5 Uhr nach Roscoff lossegeln zu können. In der Früh war Niedrigwasser, sodass die Felsdurchfahrt nicht tief genug gewesen wäre, um morgens den Hafen zu verlassen. Leider aber hatte es an diesem Abend einen völlig unerwarteten starken Nordwestwind. Wir hatten Sorge, die Boje nicht greifen zu können und beschlossen deshalb doch erst bei 2,5 m Wassertiefe am nächsten Tag auszulaufen, also gegen halb zehn. War insofern nicht schlecht, als wir nochmal ausschlafen und gut frühstücken konnten.
Auf Basis des prognostizierten Winds hatte ich die Strecke mit ca. 79 Sm, also gut 140 km und einer Ankunftszeit um kurz nach 20:00 geplant. Aber wie wir mittlerweile ja wissen, die Planung ist das eine, die Wirklichkeit das andere. Bei uns ist es immer wieder die Genauigkeit der Windvorhersagen. In diesem Fall sollte gleich morgens Südwestwind mit ca. 4 bft anliegen. Tatsächlich waren es teils weniger als 3bft aus West. Faktisch kamen wir deshalb nicht um 20 Uhr an, sondern erst kurz nach 1 Uhr Mittwochmorgen. War trotzdem eine wunderschöne Überfahrt bei viel Sonne, später richtig gutem Wind entlang einer sehr schönen bretonischen Küste. Die letzten drei Stunden sind wir mit Motor gefahren, da der Wind praktisch komplett eingeschlafen war. Spannend war wieder mal das Identifizieren der richtigen Lichter, um in den Hafen zu finden. Nach einem Anlegerbier fielen wir dann alle ziemlich müde in unsere Kojen.
Roscoff ist ein hübsches, sehr touristisches Städtchen in der Bretagne, das wir am Mittwochnachmittag dann zu Fuß erkundeten. Da die Innenstadt wirklich nicht groß ist, war das ziemlich flott erledigt. Wir reservierten für 21 Uhr einen Tisch in einem guten Restaurant, da wir das Gefühl hatten, wir hätten uns das nach der langen Überfahrt verdient. Dieter und Florian besorgten noch eine Kleinigkeit für einen Apéro auf dem Boot: 2 Flaschen Rotwein, Brot und jede Menge Käse. Als wir alles angerichtet hatten, beschlossen wir die Tischreservierung auf den nächsten Tag zu verschieben…
Am nächsten Tag stand ursprünglich mal Radeln auf dem Programm; es gibt eine Reihe sehr schöner Buchten und Orte in der Nähe von Roscoff. Leider aber wurde die Bretagne sämtlichen Vorurteilen mal wieder gerecht: es regnete praktisch den ganzen Tag, statt Radeln also doch Wäsche waschen. Laut Wetterbericht sollte der Regen gegen Abend aufhören. Wir liefen etwas früher in die Stadt, um vor dem Abendessen noch irgendwo ein Gläschen Wein zu trinken. Ca. eine halbe Stunde später saßen wir klitschnass in einer Kneipe und versuchten unsere Kleider bis zum Abendessen wieder trocken zu kriegen. Hat geklappt und das Abendessen hat erstklassig geschmeckt.
Aufbruch nach Camaret sur Mer am Freitagmorgen um sieben Uhr. Dieses Mal hatte sich die Wettervorhersage zu unseren Gunsten vertan, yeah!!! Kurz vor 21 Uhr kamen wir in Camaret an, eine Stunde früher als gedacht. Der Tag begann spannend mit der Durchfahrt des Fahrwassers zwischen Roscoff und der vorgelagerten Insel Île de Batz; wegen Niedrigwasser war die tatsächlich befahrbare Rinne sehr schmal obwohl jede Menge Wasser zu sehen war. Und der Segeltag endete spannend: wir wurden von der Küstenwache per Funk vor Brest aufgefordert einen bestimmten Kurs zu fahren, da ein militärischer Schiffskonvoi unterwegs sei. Tatsächlich fuhr vor uns ein U-Boot mit zwei Begleitschiffen aus Brest in die offene See hinaus.
Camaret liegt gut geschützt hinter der Steilküste am Ende einer kleinen Bucht, eigentlich sehr malerisch. Leider regnete es immer wieder, sodass sich die malerischen Farben auf ein Mix verschiedener Grautöne reduzierte. Bretagne eben. Samstagmorgen haben wir uns nach Brest verlegt, waren nur sieben Meilen. Hier wollen wir die nächsten Tage verbringen: wir werden ein Auto mieten und uns die Küste mal von der Landseite anschauen. Zudem müssen wir frische Lebensmittel für die Überfahrt der Biskaya bunkern. Kommenden Mittwoch wollen wir eigentlich los, doch momentan ist für diesen Tag noch Starkwind angesagt. Wir werden sehen…





