Oostende

Gestern in Breskens legten wir einen Hafentag ein. Es hatte zu viel Wind und außerdem aus der falschen Richtung, um weiterzusegeln. Da es dazu noch grau und regnerisch war, passte das ganz gut.

Wir schliefen lange aus und nach dem Frühstück machte sich Alfons auf die Fehlersuche beim Watermaker. Der Besuch beim Baumarkt fiel aus, weil er sich zum Glück beim Hafenmeister einen passenden Schraubenschlüssel leihen konnte. Aber wir mussten unser Bett wieder abbauen, weil darunter die ganze Anlage versteckt ist. Dann hat Alfons mit dem tollen Schraubenschlüssel die Hochdruckpumpe von der Membran abgekoppelt und die Anlage angeschaltet. Es kam auch gleich Wasser – nicht zu knapp! Das meiste konnten wir in Behältern auffangen, den Rest haben wir nachher mit einer Saugpumpe rausgepumpt. Aber – die Hochdruckpumpe funktioniert schon mal.

Als nächstes hat Alfons die Hochdruckpumpe an die erste (von zwei) Membran angeschlossen. Anlage wieder eingeschaltet – Wasser lief problemlos durch und die Pumpe hörte sich ganz normal an. Erst als Alfons dann die zweite Membran auch noch angeschlossen hatte, fing die Hochdruckpumpe an zu „würgen“. Fazit: höchstwahrscheinlich ist die zweite Membran verstopft/ kaputt. Wir brauchen also eine Neue. Die werden wir bei der Großenbroder Werft bestellen, nach Erpfting liefern lassen und wenn ich das nächste Mal aufs Boot komme, kann ich sie mitbringen.

Dieser ganze Prozess wurde per Telefonhotline gecoacht von Herrn Klemens, dem früheren Besitzer der Werft in Großenbrode, der sich mit der Anlage gut auskennt und unermüdlich für Fragen und Auskünfte zur Verfügung stand! Einfach supernett!

Ich habe in der Zwischenzeit entweder assistiert oder mein Bein hochgelegt und gelesen. Den Abend ließen wir dann bei Abendessen und Wein ausklingen.

Heute früh läutete der Wecker bereits um viertel nach sechs – um acht Uhr starteten wir in Richtung Oostende. Alfons machte gestern mit der Software „Seaman Pro“ noch die Törnplanung für heute. Leider sah es nicht gut aus, was Wind und Wellen betrifft – wir hatten die ganze Zeit Gegenwind bei 4 – 5 Windstärken und ca. 1 m hohe Wellen. Wenn wir das alles gesegelt wären, wären wir laut Seaman Pro bei einem Start um 8:00 Uhr früh gegen 0:35 Uhr in Oostende angekommen. Darauf hatten wir dann doch keine Lust. Wir brachen zwar um 8:00 Uhr auf, motorten aber gegen Wind und Welle. Auf der halben Strecke versuchten wir es mal mit Segeln, gaben aber bald wieder auf. Die hohen Wellen schaukelten die Bonita rauf und runter, vor und zurück und von einer Seite auf die andere. So ähnlich muss es sich anfühlen, wenn man auf so einem elektrischen Bullen beim Bullriding sitzt. Nur war es auf dem Boot etwas langsamer.

Die belgische Küste ist vom Wasser aus genauso unspektakulär und langweilig, wie die niederländische: ein dünner langer Streifen Land mit Sandstrand. In Belgien noch unterbrochen von Hochhaussiedlungen in den Ortschaften. Um 14:00 Uhr waren wir in Oostende, und funkten den Hafenmeister der Mercator-Marina an. Der gab uns dann die Hinweise zur Durchfahrt. Hier in die Marina zu kommen, ist eine größere Aktion: zuerst mussten wir an einem schwimmenden Ponton anlegen und warten, bis die Schleuse bereit ist. Dann in die Schleuse einfahren, ca. 30 cm tiefer abgesenkt werden, dann aus der Schleuse ausfahren und warten bis zwei Klappbrücken hochgeklappt waren und wir durchfahren konnten. Aber jetzt liegen wir mitten in der Stadt in der Marina. Zur Fußgängerzone sind es 200 m, der Hauptbahnhof ist genau gegenüber. Zentraler kann man mit einem Boot nicht wohnen 😊

Wir waren von der Fahrt und dem Geschaukel beide so erledigt, dass wir erst mal ein Nachmittagsschläfchen gemacht haben. Dann spazierten wir in die Fußgängerzone. Die Geschäfte hatten alle offen (am Sonntag) und dementsprechend viel war in der Stadt los. Nachdem wir jetzt ja in Belgien sind, ließen wir uns gleich Belgische Waffeln schmecken. Ich bin wieder einigermaßen gut zu Fuß, muss halt langsam gehen und mich ab und zu hinsetzen, wenn das Knie schmerzt.

Wieder zurück auf dem Boot spritzte Alfons mit einem Wasserschlauch das ganze Salz vom Boot ab. Durch die hohen Wellen spritzte viel Salzwasser hoch, ab und zu kam auch eine Welle übers Boot und flutete das ganze Deck. (Zum Glück waren wir im Cockpit recht gut geschützt.) Und so waren überall Salzflecken.

Dann noch Kochen und Abendessen und jetzt ist es schon wieder 22:00 Uhr! Nachdem es so lange hell ist, verlieren wir immer ein bisschen das Zeitgefühl…