Nach Bequia

Am 29. Dezember gab es erst mal ein Geburtstagsfrühstück – Dieter hatte Geburtstag. Dann klarierte Alfons im Hafenbüro aus, und um halb elf legten wir ab in Richtung Süden. Der Wind startete eher schwach mit 2 – 3 Bft, frischte dann aber auf 4 Bft auf und wir konnten mit Halbwind schön nach St.Lucia segeln. Unser Ziel war die Marigot-Bay, wo wir gegen 17.30 ankamen, gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit. Wir wollten nur kurz die Nacht vor Anker verbringen, klarierten daher nicht auf St. Lucia ein und konnten damit nicht an Land gehen. Wir hatten aber eh vor, an Bord zu kochen (Dieter hatte sich Spaghetti mit Garnelen gewünscht) und für eine Baderunde reichte es zeitlich gerade noch, vor dem Dunkelwerden. Die Marigot-Bay ist eine sehr geschützte, malerische, richtige „Piratenbucht“. Abends gabs dann die erwähnten Nudeln und dann war es auch schon Zeit fürs Bett.

Heute ging es schon sehr früh weiter, wir wollten nach Bequia (spricht man „Beckwey“ aus) und das sind knapp 60 sm und damit gute 10 Stunden Fahrt. Eigentlich wäre die nächste Insel nach St. Lucia St. Vincent gewesen, aber wir hatten gelesen und gehört, dass es dort nicht so sicher sein soll. Dass immer mal wieder Leute auf den Booten bestohlen werden oder Dinge von Booten geklaut werden, wenn die Crew an Land ist. Daher sollte es gleich nach Bequia gehen.

Also Aufstehen um halb sieben, noch eine kurze Schwimmeinheit und um sieben lichteten wir den Anker. Frühstück gabs während der Fahrt. Wir fuhren eine ganze Weile in der Landabdeckung von St. Lucia und damit eher mit 2 – 3 Bft und hofften auf deutlich mehr Wind in der Gasse zwischen St. Lucia und St. Vincent. Immerhin hat es dann zwar für ein paar Stunden mit 3 – 4 Bft gereicht, aber irgendwann wurde der Wind schwächer und die Atlantikdünung schaukelte das Boot hin- und her und damit auch die Segel, die dann in jeder Welle krachend herumschlagen. Also gegen 16.00 Uhr Segel runter und Maschine an. Unter Segeln hätten wir auch viel zu lange gebraucht, da wären wir irgendwann nachts angekommen. So schafften wir es bis kurz vor 19.00 Uhr in die Admirality Bay auf Bequia, aber auch da war es bereits dunkel. Ich kochte schon mal Abend-Spaghetti-Bolognese, während die anderen noch schnell eine Runde schwimmen waren. Ich ging dann nach dem Essen noch ins Wasser und jetzt fallen wir alle müde ins Bett.

Übrigens sahen wir während der Fahrt eine ganze Menge fliegender Fische und mehrere Fregattvögel, die immer um unser Boot herumflogen und zwischendurch wie ein Pfeil ins Wasser schossen, um einen Fisch zu fangen. Delfine, die uns an der europäischen Küste öfter begleitet haben, gibt es hier anscheinend nicht. Jedenfalls haben wir noch keine gesehen.

Wieder mal Haushalt…

Nachdem wir morgen Martinique verlassen wollen, war heute wieder mal Haushalt angesagt. Und das nahm wieder mal den ganzen Tag in Anspruch. Vor dem Frühstück stopfte ich einen Haufen Wäsche in die 14 kg-Waschmaschine, die es hier erfreulicherweise in der Marina gibt. Die Wäsche war dann nach dem Frühstück fertig und Ulli schaffte es, alles auf dem Schiff aufzuhängen. Logistische Meisterleistung! Da es hier so warm ist, trocknet das ganze Zeug auch sehr schnell und schon vor dem Mittagessen konnten wir mehr als die Hälfte in den Schrank räumen. Alfons verlängerte in der Frühe unseren Liegeplatz um einen Tag (eigentlich hätten wir heute die Marina verlassen müssen, aber das war völlig falsche Hektik der Betreiber. Hier sind noch einige Liegeplätze frei) und danach fuhren er und Dieter nochmal wegen Gasflaschen und der SIM-Karte los. Für die SIM-Karte mussten sie nachmittags dann extra nochmal hin, weil für den Vertrag mit Digicell die Einklarierungsdokumente notwendig waren, die erst vom Boot geholt werden mussten… Ulli und ich putzten inzwischen Bäder und Küche, wischten die Oberflächen der Schränke ab (durch die salzige Luft wird irgendwann selbst unter Deck alles etwas klebrig) und saugten Straub. Nachmittags zogen Ulli und ich dann los in den Supermarkt, um die Vorräte für die kommenden Tage zu besorgen. Zum Glück gibt es hier im Supermarkt große Handwägen, die man mieten kann, um alles direkt auf den Steg zu fahren. Und dann musste alles an Bord verstaut werden. Alles Obst und Gemüse wurde vor der Einlagerung gleich gewaschen, weil anscheinend hier in der Karibik die Gefahr besteht, dass sich Kakerlakeneier darauf befinden, die man ungerne auf dem Schiff haben möchte. Einkaufen, Waschen und Verstauen dauerte von 13.30 bis 17.00 Uhr! Danach waren wir wieder mal komplett durchgeschwitzt und k.o.

Alfons und Dieter spritzten inzwischen das Boot außen mit Frischwasser ab und halfen uns dann, die Karre mit den Lebensmitteln zum Boot zu fahren. Danach ging es für die beiden nochmal in die Stadt, aber immerhin haben wir jetzt eine Digicell-SIM-Karte, die auf einer ganzen Menge karibischer Inseln funktionieren sollte. Falls nicht, gibt es die nächsten 10 Tage keine Tagebucheinträge, weil wir dann kein Netz haben.

Um kurz nach sechs holten Alfons und ich Caroline vom Flughafen ab, Dieter und Ulli kochten inzwischen ein sehr leckeres Pilaw-Gericht. Und jetzt, nach Duschen und Tagebuch Schreiben, ist es halb elf und es geht ab ins Bett.

Strände in Les Anses

Morgens um sieben machten Ulli und ich erst mal Sport. Um diese Tageszeit geht es noch am ehesten, auch wenn einem auch da schon nach kurzer Zeit der Schweiß in Strömen läuft. Danach gabs Frühstück und dann mussten wir erst mal die Essensplanung und Einkaufsliste für die nächsten Tage machen. Noch sind wir ja in Le Marin mit gutem Zugang zu Supermärkten und noch haben wir einen Mietwagen. Am 29.12., wenn Caroline an Bord ist, wollen wir für 10 Tage nach Süden weitersegeln, Richtung St. Vincent und den Grenadines und da gibt es wohl viel weniger Möglichkeiten, einzukaufen und alles ist viel teurer. Das heißt, morgen müssen wir alles einkaufen, was wir für die 10 Tage brauchen. Heute versuchten wir schon mal, eine SIM-Karte für die anderen Inseln zu besorgen, aber der Handyladen, den wir ansteuerten, hatte leider keine SIM-Karten und das andere Geschäft des Telekom-Anbieters Orange hatte mittags zu. Hoffentlich klappt es morgen. Hier auf Martinique haben wir das ganz normale EU-Roaming, da die Insel zu Frankreich gehört. Das ist natürlich superpraktisch. Aber viele der anderen Inseln sind eigene Staaten und haben ein eigenes Netz. Auch der Seglerladen, in dem Alfons eine Gasflasche kaufen wollte, hatte mittags zu. Muss also auch bis morgen warten, weil wir heute nachmittag an einen anderen Strand zum Baden fahren wollten. Das Wetter heute war übrigens für hiesige Verhältnisse regnerisch. Schon in der Nacht und auch am Vormittag gab es immer wieder kurze Regenschauer und es war relativ bewölkt. Aber immer alles bei 28 Grad!

Wir fuhren nach Les Anses d´Arlet. Da soll auch einer der schönsten Strände der Insel sein und außerdem ein nettes Dörfchen. Nach unserer enttäuschenden Dörfer-Erfahrung von gestern waren wir gespannt. Es gab immerhin eine ganz nette Kirche, einen langen Steg ins Meer und einen kleinen Markt mit 2 Gemüseständen. Dort kauften wir erst mal einen Kokosdrink (aufgeschlagene Kokosnuss mit Strohhalm drin) und dann noch Gemüse fürs Mittagessen. Allerdings war der Strand sehr voll, sehr sonnig und kein Schattenplatz verfügbar. Und dafür war es uns einfach zu heiß. Also versuchten wir es eine Bucht weiter, an einem ebenfalls sehr bekannten Touristenstrand in Grand Anse d´Arlet. Dort gab es eine chillige Strandpromenade mit vielen Bars, Restaurants, Anbietern von SUPs, Tauchtouren etc. Direkt hinter den Strandbars kam ein sehr schmaler Strand, ebenfalls ohne Schatten. Wir tranken erst mal in einer der Bars was und letztendlich hatte nur Ulli Lust, kurz ins Wasser zu gehen um zu Schwimmen.

Auf dem Heimweg fuhren wir noch kurz nach Diamant, einem anderen Küstenstädtchen, um das Kunstwerk bzw. Memorial Cap 110 anzuschauen. Das Denkmal erinnert an ein Schiffsunglück 1830, bei dem ein Sklavenschiff auf Grund lief.

Dann gings zurück zur Marina. Wir kauften nochmal Grillfleisch und Gemüse und grillten wieder auf dem Boot. Heute abend ist es überraschenderweise nicht ganz so schwül, die Temperaturen sind fast angenehm.

Mangrovenwanderung und Rumverkostung

Am 25.12. hatten wir erst mal für 9.00 Uhr unserer Zeit einen Videocall mit Philip und Virginia vereinbart. Danach gabs Frühstück. Da der 25. hier der Haupt-Feiertag ist, herrschte gemütliche Ruhe im Hafen. Keine Crews der Charterschiffe, die kommen und gehen, niemand, der sein Boot putzte oder reparierte. Richtig schön friedlich! Alle Geschäfte haben zu, und auch fast alle Kneipen. Dazu später…

Gegen Mittag machten wir uns wieder mit dem Auto auf in Richtung Nordosten. Diesmal war unser Ziel die Halbinsel „de la Caravelle“. Dort gibt es ein Naturschutzgebiet mit Wanderwegen in den Mangrovenwald. Wir fuhren wieder eine gute Stunde und lernten die liebliche, hügelige Landschaft auf der Ostseite der Insel kennen. Hier gibt es viele Zuckerrohrfelder und mehr Landwirtschaft.

Wir wanderten vom Parkplatz am Chateau Dubuc los. Der Rundweg führte durch verschiedene Bereiche von Trockenwald bis zu im Wasser stehenden Mangroven. Und man konnte einen Abstecher an einen kleinen Badestrand machen, weshalb wir unsere Badesachen dabei hatten. Hat sich auch gelohnt! Nachdem wir von der Wanderung wieder mal völlig durchgeschwitzt waren (dabei war es ein ebener Weg, ohne Steigungen – nur sehr schwül und natürlich über 30 Grad…), kam der Badestopp genau richtig. Wir wanderten danach wieder zurück zum Parkplatz und wollten noch in dem kleinen Ort Sainte-Marie ein Restaurant suchen, um was zu trinken. Wir freuten uns alle sehr auf ein kühles Bier oder einen fruchtigen Drink. Aber das Ergebnis war sehr enttäuschend. Sainte Marie hat jede Menge total verfallener Häuser oder – alternativ – nicht fertiggestellte Bauruinen. Die Straße am Ufer sah komplett abgeranzt aus. Wegen des Feiertags hatten natürlich die Geschäfte zu, aber auch alle Restaurants. Und damit waren kaum Leute auf den Straßen. Das Ganze wirkte eher, wie in einem Endzeitfilm – und zu Trinken gabs damit natürlich auch nichts. Wir machten noch einen Anlauf im Örtchen Le Robert, etwas weiter südlich. Dieser Ort wirkte zwar nicht ganz so runtergekommen, aber offene Restaurants gab es auch keine. Also zurück zur Marina und auf unsere Hafenkneipe war Verlass! Die hatte geöffnet und wir ließen uns dann immerhin zwei Stunden nach der Wanderung das ersehnte Bier/ Limo schmecken.

Obwohl die Wanderung wie gesagt eher leicht war, waren wir alle richtig erschöpft, als wir auf dem Boot waren. Ulli und ich fielen bereits im Auto die Augen zu. Keine Ahnung, warum uns das so mitgenommen hat. Muss wohl die Hitze sein… Jedenfalls waren wir froh, dass wir noch einen Rest der Bolognese-Sauce von vorgestern übrig hatten und somit ein schnelles Abendessen zaubern konnten. Um halb zehn fielen wir ins Bett.

Und obwohl wir alle früh im Bett waren, schliefen wir heute morgen trotzdem lange. Eigentlich war ja geplant, heute nach Fort-de-France zu segeln, um dort in die Marina zu gehen (Alfons´ abendfüllender Buchungsprozess von vorgestern!). Unsere nächste Mitseglerin Caroline kommt dort am 28. abends am Flughafen an. Aber zum einen hatten wir bis heute nichts von der Marina gehört, ob sie überhaupt was frei haben, zum anderen hatten wir uns eh überlegt, doch länger in Le Marin zu bleiben. Die Infrastruktur mit Supermärkten etc. ist hier viel besser und wir konnten den Mietwagen noch verlängern. Damit können wir Caroline mit dem Auto am Flughafen abholen und haben insgesamt weniger Stress durch den „Umzug“ in die andere Marina.

Gegen neun Uhr gabs dann erst mal Frühstück. Bei unserem Weihnachtsmenü an Heiligabend bestand ein Dessert-Gang aus Zitronensorbet, aufgegossen mit etwas Rum. Dieser Rum war unglaublich mild und sehr lecker. Wir beschlossen schon an Heiligabend, dass wir unbedingt in dieser Destillerie eine Rumverkostung machen wollen. Gesagt – getan – heute war der Tag! Die Mauny-Distillerie liegt ganz in unserer Nähe, nur 25 Min mit dem Auto. Wir wollten um 12.00 Uhr eine Führung mitmachen (dabei fährt man mit einem kleinen Zug über das Gelände), kamen aber leider um kurz nach 12.00 Uhr an, als das Bähnchen gerade losfuhr! Wir befürchteten schon, nun zwei Stunden auf den nächsten Termin warten zu müssen. Aber der Mann an der Kasse organisierte, dass der Zug nochmal kurz am Parkplatz vorbeifuhr und so konnten wir noch aufspringen! Die Führung war zwar auf Französisch und wir verstanden nur maximal die Hälfte, aber man konnte sich eine App mit einem deutschen Audioguide runterladen. Am Ende gab es – wie erhofft – auch eine Rumverkostung und natürlich kauften wir eine Flasche …

Danach fuhren wir nochmal an den Strand Les Salines zum Baden. Zurück in der Marina ging es erst wieder in die Hafenkneipe, dann zum Metzger, um Hähnchenschenkel zu kaufen, die wir abends auf dem Boot grillten. Jetzt lassen wir den Abend gemütlich ausklingen.

Heiligabend

Nachdem wir gestern die lange Bergtour gemacht haben, war heute eher chillen angesagt. Vormittags schrieben Alfons und ich unsere Tagebucheinträge der letzten Tage bzw. Alfons vervollständigte seinen Bericht der Überquerung. Und wir telefonierten mit zuhause. Durch die 5 Stunden Zeitverschiebung ist es bei uns später Vormittag, wenn wir daheim am Nachmittag – noch vor der Bescherung – anrufen wollen.

Nachmittags fuhren wir mit dem Auto zum Plage Les Salines, einem der zwei schönsten Strände der Insel, um zu baden. Auch hier in LeMarin ist es natürlich so, dass wir, wenn wir in der Marina liegen, zwar die ganze Zeit auf und am Wasser sind, aber nicht baden können. In der Marina ist es nicht erlaubt (und da möchte man auch nicht baden) und in der Nähe gibt es keinen Strand. Aber die schönsten Strände sind zum Glück im Süden der Insel, also in der Nähe und wir waren nach 30 Min Autofahrt dort. Fotos kommen unten, aber so stellt man sich einen karibischen Strand vor. Und das Wasser hat bestimmt 28 Grad. Um halb vier schlenderten wir zu einer kleinen Strandkneipe, um noch ein Bier bzw. einen Cocktail zu trinken. Die ganzen Bars und Cafés hier machen tatsächlich um 16.00 Uhr zu. Da werden dann auch alle Stühle weggeräumt und man muss also zusehen, dass man seinen Drink bis dahin ausgetrunken hat.

Danach gings zurück aufs Boot, duschen und umziehen für unser Heiligabend-Dinner um 19.30 Uhr. Wie sich herausstellte, hatten wir einen Glücksgriff gemacht, mit der spontanen Reservierung gestern. Wir hatten das Restaurant eigentlich vor allem ausgewählt, weil es so hübsch aussah. Aber es gab auch ausgezeichnetes Essen und wir genossen das 7-Gänge-Weihnachtsmenü. Es fühlte sich halt überhaupt nicht an, wie Weihnachten, aber es war ein sehr schöner, festlicher Abend.

Karibische Bergtour

Am 23.12. machten wir eine Tour auf den Montagne Pelée, den höchsten Berg/Vulkan der Insel mit knapp 1400 m. Wir mussten dazu wieder in den Norden der Insel fahren, ca. 1,5 Std bis zum Parkplatz auf knapp 800 m Höhe. Die Fahrt verlief auf sehr kurvigen Straßen und war umso faszinierender, je weiter nördlich wir kamen. Es war wie ein „Drive Through“ durch einen botanischen Garten. Dichter Urwald, überhängende Bäume bzw. Baumtunnels. Um kurz vor elf erreichten wir den Parkplatz und machten uns auf den Weg.

Leider war es dort total neblig, bzw. wir waren schon in den Wolken. Die Wettervorhersage für heute war aber eigentlich gut und wir hofften auf bessere Sicht. Der Aufstieg bis zum Kraterrand war anfangs recht steil mit hohen Tritten, aber wir sahen immer nur die paar Meter Strecke vor uns und marschierten/ kraxelten guten Mutes drauflos. Die Vegetation war eher „regenwaldig“ mit viel Moos und Flechten und einigen Orchideen und sah mit dem Nebel noch geheimnisvoller aus. Am Kraterrand angekommen, sahen wir auch erst mal – Nichts. Alles im Nebel. Zwischendurch nieselte es aus den Wolken und einmal regnete es kurz, aber die Temperaturen waren selbst auf dieser Höhe noch bei über 20 Grad. Da machte das Nieselwetter nicht so viel aus. Durch die Wärme und Schwüle schwitzten wir ohnehin, und dann ist es auch schon egal, wovon man nass wird…

Wir wanderten um den Kraterrand, wobei es zunächst auf einem gut zu begehenden Pfad immer leicht abwärts ging. Uns schwante schon, dass wir das alles wieder aufsteigen müssen! Und der Aufstieg war dann heftig – der Weg ging fast senkrecht die steile Flanke hoch, über viele Felsen und wieder mit hohen Stufen, bei denen man mit Händen und Füßen klettern musste. Aber die Kletterei machte ja auch Spaß. Vom Kraterrundweg zweigte eine kurze Strecke auf den Gipfel des Vulkans ab. Diese kletterte ich alleine hoch, weil ich den Gipfel noch mitnehmen wollte. Alfons wartete an der Abzweigung, Dieter und Ulli machten sich schon an den Abstieg. Oben am Gipfel war immer noch Nebel, daher keine Aussicht. Aber unsere Ausdauer wurde letztendlich doch noch belohnt – während des Abstiegs lockerten die Wolken auf und wir genossen den Blick übers Meer und die Insel 😊 Das letzte Stück der Kraterrunde war dann ebenfalls unglaublich steil! Der Hügel mit dem Berggipfel liegt innerhalb des Kraters. Daher mussten wir erst mal von diesem Hügel in den Krater ab- und am inneren Kraterrrand wieder aufsteigen. Beim Abstieg ging der Weg fast senkrecht nach unten und entsprechend auf der anderen Seite wieder hoch. Da war konzentriertes Gehen angesagt, zumal die Steine durch den Regen nass waren. Jetzt, ohne den Nebel, sahen wir zum ersten Mal die ganze Strecke und Wegführung. Ich glaube, wenn der Nebel nicht gewesen wäre und wir vorher gesehen hätten, WIE steil der Weg ist, hätten wir uns die Aktion nochmal überlegt 😊 Aber so war es auf jeden Fall ein spannendes Abenteuer und eine tolle Tour, ganz nach meinem Geschmack 😉 Und wenn man da so im Nebel auf dem Berg sitzt, kann man sich kaum vorstellen, dass am anderen Ende der Insel Traumstrände mit Palmen sind! Faszinierend! Nach insgesamt 6 Stunden waren wir zurück am Auto und wieder nach Einbruch der Dunkelheit auf der Bonita. Wir reservierten noch einen Tisch in einem schönen Restaurant für Heiligabend morgen, kochten und fielen bald ins Bett.

Bürokram und Botanik

Ab sofort bin ich, Yvonne, wieder für die Redaktion des Tagebuchs zuständig 😊 Ich bin am 21.12. auf Martinique angekommen. Die Anreise war zwar etwas holprig, weil ich eigentlich am 20. von München über Paris nach Fort de France (Inselhauptstadt) fliegen sollte. Aber kurz vor dem Einsteigen in München wurde der Flug gecancelt – technisches Problem! Umbuchen ging nur für den nächsten Tag und so verbrachte ich auf Kosten von Air France eine Nacht im Hotel in München und schaute mir am Nachmittag die sehenswerte Ausstellung in der Kunsthalle „Mythos Spanien“ an. Die wollte ich eh sehen, wenn auch nicht unbedingt an meinem Reisetag… Aber am nächsten Tag lief alles glatt. Alfons holte mich um 20.00 Uhr mit einem Mietwagen vom Flughafen ab und wir fuhren in den Süden der Insel, nach Le Marin, wo die Bonita an einem Steg liegt. An Bord traf ich Dieter und Ulli (Ulli kam am 19. an) und wir gingen erst mal im Hafenrestaurant was Essen und einen Begrüßungscocktail trinken. Hier ist es erwartungsgemäß sonnig, aber damit auch schwül und heiß. Tagsüber 29 Grad im Schatten, nachts immer noch um die 23 Grad. Wenn man ganz ruhig im Bett liegt, geht´s einigermaßen 😉

Ein größerer Teil des nächsten Tages, 22.12. ging erst mal für Organisatorisches drauf. Ulli und Dieter versuchten den ganzen Vormittag ihre Heimfahrt von Paris mit dem TGV umzubuchen und kämpften sowohl mit dem WLAN der Marina, als auch mit einer schlecht gemachten Buchungsseite der frz. Bahngesellschaft. Alfons fing mal an, seinen Tagebuchbericht der Überfahrt zu schreiben und ich las und holte noch ein bisschen Schlaf nach (der Jetlag…).

Am frühen Nachmittag waren wir dann aber startklar, um mit dem Auto zum Jardin de Balata zu fahren, einem botanischen Garten. Nachdem Alfons, Dieter und Ulli gestern schon beim Baden am Strand waren, ging es diesmal mit dem Mietwagen etwas übers Land. Die Fahrt dauerte eine Stunde, der Garten liegt gute 50 km nördlich. Die Anlage war sehenswert, es gab natürlich unzählige tropische Gewächse und sogar einen Baumwipfelpfad und diverse geschmückte Palmen-Christbäume.

Auf dem Rückweg machten wir einen kurzen Stopp in Fort de France in der Marina, um einen Liegeplatz für die Zeit vom 26. bis 29.12. zu buchen. Die machen das aber nicht einfach vor Ort im Büro, sondern man muss ein Online-Formular ausfüllen. Nachdem wir noch im Supermarkt für die nächsten beiden Tage eingekauft hatten, waren wir gegen 19.00 Uhr zurück auf dem Boot und Alfons machte sich gleich ans Ausfüllen des Buchungsformulars. Leider stellte sich das als ähnlich kompliziert heraus, wie die Zugbuchung am Vormittag. Das Formular ist umständlich aufgebaut und man muss eine Unmenge Dokumente abfotografieren und hochladen. Das dauert alles ewig!! Dann wirft einen dauernd das Marina-WLAN raus und man muss sich wieder anmelden usw. Damit ging dann für Alfons der ganze Abend drauf. Wir anderen haben inzwischen Spaghetti Bolognese gekocht und um kurz nach neun endlich gegessen. Danach fielen wir bald ins Bett, weil morgen frühes Aufstehen angesagt war.

Atlantiküberquerung in Etappen

Um das wichtigste gleich mal vorweg zu schicken: Wir sind nach 23 Tagen Überfahrt sicher und wohlbehalten in Martinique angekommen. Auch die Bonita hat die lange Reise unbeschadet überstanden. Es hat Riesenspaß gemacht. Das Leben an Bord zusammen mit meinen Mitstreitern Axel und Dieter hat super geklappt, wir waren ein tolles Team.

Ich war am 18.11. nachmittags zusammen mit Axel zurück in La Palma. Auch Dieter landete am 18. Abends in La Palma. Aufgebrochen sind wir am Mittwoch, den 22. November, drei Tage vor meinem ursprünglich geplanten Starttermin. Wir hatten bis dorthin alles erledigt, Wasser und Proviant gebunkert, wir waren startklar. Nach dem Ablegen ging es zunächst noch an die Tankstelle, um vollzutanken.

Eine Atlantiküberquerung hatten wir uns irgendwie so vorgestellt: Südlich von La Palma biegen wir mal rechts ab, Kurs Richtung Martinique, die Segel auf Vorwindkurse eingestellt und ein kräftiger und konstanter Passatwind pustet uns dann in ca. 20 Tagen über den Atlantik. Begleitet werden wir „da draußen“ von meterhohen Wellen, vielleicht auch manchmal mit mehr Wind als uns lieb sein würde. Soweit die Vorstellungen. Die Realität sah anders aus…

Nach dem Auslaufen setzten wir Kurs nach Süd, Richtung Kapverden. Für die nächsten Tage waren eher schwache Winde aus NO vorhergesagt, Tendenz schwächer werdend. Bereits am Nachmittag kündigte der aktuelle Wetterbericht nur noch 2 bft für den nächsten Tag an, sodass wir uns kurzerhand entschlossen El Hierro anzulaufen und dort den kommenden Tag zu verbringen. Es war bereits dunkel, als wir in den Hafen einliefen. Da der jedoch sehr gut ausgeleuchtet war, war es kein Problem. Ein erster ungeplanter Stopp auf unserer Überquerung.

Dieter hatte noch beim Einlaufen in den Hafen ein Auto für den nächsten Tag reserviert, so dass wir uns unmittelbar nach dem Frühstück zu einer Inselrundfahrt aufmachen konnten. El Hierro ist ja die kleinste der kanarischen Inseln und liegt etwas abseits im Südwesten des Archipels. Touristisch vglw. wenig erschlossen hat es dennoch seine schönen Ecken, vor allem wenn man sich knapp 1000 Hm über dem Meer befindet: Kiefernwälder und Wiesen mit Kühen drauf und Steinmäuerchen wie in Irland. Wir hatten viel Spaß, badeten an einem Strand mit schwarz-rotem Sand und holperten ein Stück weit eine kaum befahrbare Forststraße im Wald hinunter, weil wir uns mal wieder auf Google Maps verlassen hatten.

Freitag, den 24.11., ging es dann weiter Richtung Süden. Gestartet sind wir mit frischem Wind aus N, der sich nachmittags bereits auf 3bft abschwächte und auf Ost drehte. Der angekündigte Wind aus NE, also die klassische Passatwindrichtung, blieb aus. Nachts mussten wir sogar fünf Stunden motoren. Auch am nächsten Morgen blies der Wind mit lediglich 2-3bft aus N. Viel zu schwach, um vernünftig segeln zu können. Wir änderten den Kurs auf 210°, um den Wind nicht total platt von hinten, sondern mit 120° Einfall zu haben. Nachmittags nutzten wir den schwachen Wind, um zu baden und zu duschen. Axel hat das erste Mal seine Drohne ausprobiert.

Der unstete Wind setzte sich auch am 26.11. fort. Blies er nachts mit 4-5 bft, womit wir gut vorankamen, schlief er tagsüber wieder ein. In diesen Tagen hatten wir nachts noch schönes Licht durch den Vollmond, was das Segeln wirklich zu einem ausgesprochenen Vergnügen machte. Auch die Richtung, aus der er blies, war ein konstantes hin und her zwischen nördlichen und östlichen Richtungen. Oft drehte er binnen Sekunden um 60°. Wir dachten bislang, so etwas gäbe es nur an den bayerischen Seen. Nachmittags ließ ich den Generator für etwa 3h laufen, um die Batterien zu laden und die Entsalzungsanlage zu betreiben, um den hinteren Wassertank wieder aufzufüllen.

Die Tage vom 27.-30.11. waren geprägt von der Suche nach dem richtigen Segel, um dem wechselnden und schwachen Wind gerecht zu werden. Parasailor, Butterfly, nur ausgebaumtes Groß oder nur ausgebaumte Genua. Es war alles dabei und funktionierte doch immer nur ein paar Stunden.

Da wir den Kapverden ohnehin schon sehr nahe waren, beschlossen wir am 28.11. abends Mindelo anzulaufen, um die angekündigte Flaute während der nächsten Tage dort an Land verbringen zu können. Axel versuchte sich immer wieder mit angeln. Leider ohne Erfolg. Entweder wurde der Köder abgebissen, oder es biss schlicht kein Fisch an.

Leider mussten wir in diesen Tagen auch einiges an überreifen und verschimmeltem Gemüse entsorgen: Tomaten, Gurken und Bananen wurden sehr schnell reif und vergammelten. Zucchini, Auberginen, Kartoffel und Äpfel halten sich bei den hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit noch am besten.

Am 30. 11. liefen wir, nachdem wir mangels Wind über 20 Stunden am Stück unter Motor fahren mussten, in Mindelo auf den Kapverden ein, unser zweiter ungeplanter Stopp auf dem Weg über den Atlantik. Das Leben dort mutet sehr afrikanisch an: Gebäude, Straßen, Infrastruktur: alles etwas heruntergekommen; vieles wirkt irgendwie improvisiert, funktioniert aber trotzdem recht gut. Frisch gefangener Fisch wird noch am Strand ausgenommen und verkauft;  Obst- und Gemüsehändler an jeder Ecke, die das im heimischen Garten angebaute auf der Straße verkaufen. Auch wir deckten uns dort wieder mit frischem Gemüse und Obst ein. Mindelo ist eine kleine, aber sehr lebendige Hafenstadt, deren portugiesische Wurzeln noch gut erkennbar sind. Abends aßen wir im Nautilus Grillspieß vom Rind, war sehr lecker. Hätten wir vorher gewusst, dass wir die Kapverden ansteuern würden, hätten wir mehr Zeit eingeplant, um sie uns näher anzuschauen. So aber sind wir am 1.12. wieder aufgebrochen, um den angekündigten frischen Nordostwind für uns zu nutzen.

Nachmittags um 15:00 legten wir ab und „düsten“ mit 5bft aus NE Richtung Südwesten. Wir mussten an das südliche Ende der kapverdischen Inseln, also nochmal ca. 100 Sm südlicher, um endlich in eine stabile Passatströmung zu kommen.  Der Passatwind schien sich dieses Jahr ziemlich weit nach Süden zurückgezogen zu haben. Abends kurz vor Sonnenuntergang fingen wir dann unseren ersten Fisch, eine Makrelenart, die ein bisschen wie ein Barrakuda aussah. Noch am selben Abend landete der Fisch in der Pfanne, war super lecker.

In den kommenden Tagen hatten wir einen permanenten Wechsel von gutem Segelwind, meist nachts, und schwachem Wind tagsüber. So segelten wir nachts meist mit ausgebaumter Genua und tagsüber mit dem Parasailor. Wir versuchten uns 2x auch nachts mit dem Parasailor, mussten ihn allerdings auch 2x morgens bei Dunkelheit und viel Wind bergen, was nicht ganz ungefährlich war. Wir beschlossen deshalb, nachts nur noch mit ausgebaumter Genua zu fahren. Die können wir flexibel reffen und wieder ausreffen, wenn sich die Windstärke ändert.

Zwischendurch versuchten wir wieder zu angeln. Leider ohne Erfolg. Einmal verloren wir wieder einen Köder, ein zweites Mal gleich die ganze Angel. Wir waren teilweise recht schnell unterwegs, sodass, wenn ein Fisch anbiss, so viel Druck auf Köder und Angel war, dass sie schlicht abrissen.

Am 6.12. hatten wir morgens einen wunderschönen Sonnenaufgang, 6bft Wind und eine Welle von ca. 3m. Wir kamen gut voran und hatten nun das Gefühl endlich in einem stabilen Passatwind angekommen zu sein.

Wenn wir nicht mit dem Parasailor segelten rollte das Boot mitunter relativ stark, was wiederum auch seine Opfer forderte: im Cockpit und auf die Hose verschüttetes Müsli, verschüttete Rühreier in der Küche über die komplette Arbeitsfläche. Auch ordentlich nasse Salon-Polster gab es einmal, weil wir bei einem Segelmanöver vergessen hatten die Decksluke im Salon zu schließen. Eine Welle überrollte das Schiff und einige (viele) Liter Salzwasser schwappten durch das geöffnete Luk in der Decke hinein. All das passierte an einem Tag, dem 8.12.; schien nicht unser Tag gewesen zu sein.

Bereits am 9.12. begann der Wind wieder schwächer zu werden, der nur dann etwas auffrischte, wenn Squalls über uns hinweggezogen sind. Squalls sind lokale Regengebiete, die nach Nordwesten ziehen und viel Regen und teilweise starken Wind mitbringen. Wichen wir den Squalls anfangs noch aus, so waren wir später froh über sie, da sie zumindest kurzfristig etwas mehr Wind mitbrachten.

Der Wetterbericht, den ich 2x pro Tag per Satellit herunterlud, sah in den kommenden Tagen ein riesiges Flautengebiet vor uns. Wir wichen deshalb ca. 70 Sm nach Norden aus, um wieder früher mehr Wind zu haben. Leider setzte die Flaute aber auch schon früher ein, sodass wir doch wieder motoren mussten. Insgesamt sind wir mehr als drei Tage unter Motor gefahren und haben dabei ca. 300l Diesel verbraucht.

In einem Bogen fuhren wir die restlichen Tage wieder nach Südwesten Richtung Martinique, wo wir am 16.12. gegen Mittag nach insgesamt 23 Tagen auf See seit den Kanaren und etwas über 3000 Seemeilen, also ca. 5400 km, ankamen. Land in Sicht war um kurz nach 7 Uhr morgens, kurz nach Sonnenaufgang.

Alle waren wir am Ende überrascht, wie schnell und reibungslos die Zeit verging. Irgendwie hofften wir alle, viel Zeit zum Faulenzen und Lesen zu haben, oder zum Okulele spielen. Tatsächlich blieb doch wenig bis gar keine Zeit für derartige Freizeitbeschäftigungen. Die permanent wechselnden Winde hielten uns auf Trab, bei Tag wie auch in der Nacht. Nachts zu steuern, bei wenig Sicht, nur mit Blick auf die Instrumente, ist sehr anstrengend. Natürlich nutzten wir zwischendurch auch den Autopiloten, aber auch der hatte bei schwachem Wind seine Probleme, Kurs zu halten. Außerdem wollten wir den Stromverbrauch in Grenzen halten, sodass wir eben überwiegend selbst steuerten. Auch die tägliche Bordroutine sorgte für eine gute Auslastung: tagsüber 3h Ruderwache, nachts 2,5h im Wechsel. Dazwischen schlafen, kochen, abspülen. In meinem Fall dann noch Wetterbericht herunterladen und auswerten, Generator laufen lassen, um die Batterien zu laden und Süßwasser zu produzieren. Drei Brote habe ich gebacken, deren Hefeteig leider nicht aufgehen wollte. Geschmeckt haben sie trotzdem.

Wir liefen am 16. zunächst eine Bucht auf der Westseite der Insel an, um dann am nächsten Tag weiter Richtung Bucht von Le Marin zu segeln. Dort ankerten wir zwei Tage im Ankerfeld vor Saint Anne, bevor wir in die Marina von Le Marin umziehen konnten. Wir haben uns ein Auto gemietet, mit dem wir jetzt seit einigen Tagen die Insel erkunden: wunderschöne Strände, herrliches Wasser zum Schwimmen, schöne Berge zum Wandern.