Um kurz vor zehn lichteten wir den Anker und verabschiedeten uns von Dominica. Ziel war die kleine Inselgruppe Les Saintes, die bereits zu Guadeloupe gehört und 20 sm von Dominica entfernt liegt. Es stand also eine kurze Tagesetappe an. Wir hatten achterlichen Wind mit 5 – 7 Bft, segelten im zweiten Reff und damit relativ ruhig mit wenig Schräglage. Allerdings baute sich eine Dünung mit bis zu 2 m hohen Wellen auf, die von der Seite kommend unter der Bonita durchrauschte und ab und zu für ziemliche Schwankungen sorgte. Um halb eins hatten wir die erste Ankerbucht erreicht. Allerdings stand dort überraschenderweise relativ viel Schwell quer zur Windrichtung an. Damit wurde das Boot immer wieder seitlich hin- und hergeworfen. Das war also nichts für die Übernachtung, aber wir machten erst mal eine große Schüssel voll Salat zum Mittagessen und probierten dann das Schnorcheln aus. Leider war das Wasser sehr trüb und es gab nichts Spektakuläres zu sehen. Also um halb drei Anker auf und Umzug in die Bucht bei Terre de Haut, die angeblich die drittschönste der Welt sei, nach der Halongbucht und der SanFrancisco-Bay… Na ja, über diese Klassifizierung lässt sich sicher noch reden, aber schön ist die Bucht schon. (Ich finde, das sieht eher aus, wie Lummerland, mit den kleinen Hügelchen.) Dementsprechend ist hier auch viel los. Wir fanden zum Glück einen Ankerplatz und liegen hier gut im Wind, ohne seitlichen Schwell. Der Nachmittag verlief aber sehr gemütlich mit Lesen und Herumhängen. Zum Schwimmen war das Wasser zu kabbelig durch den starken Wind (es hat immer noch 4 -5 Bft), aber dafür konnten wir Hobiecat-Seglern und Wingsurfern zuschauen, die über die Bucht düsten. Im Gegensatz zu dem einsamen Dominica fühlt sich das hier am Abend an, wie Ankern in der Stadt 😂 Viele Boote um uns herum, viele Lichter am Ufer und die beleuchtete „Wand“ eines kleineren Kreuzfahrtschiffs hinter uns. Nach einer großen Portion Schinkennudeln, von Anke und Josef gekocht, nutzen wir jetzt am Abend gerade alle das wiedererlangte europäische Mobilfunknetz, posten Tagebucheinträge und recherchieren über Guadeloupe.
Nach der vielen Herumfahrerei war heute ein Ruhetag. Um 11.00 mussten wir das Auto abgeben. Anke und Josef fuhren mit dem Dinghi rüber, aber wenig überraschend kam die Mitarbeiterin der Autovermietung erst um 11.45 Uhr. Immerhin konnten sie das WLAN der Kneipe nutzen und inzwischen dort was trinken. Alfons schöpfte die Bilge aus, in der sich über die Zeit einiges an „Schmodder“ angesammelt hatte, der dann natürlich den Ansaugschlauch verstopfte. Ich holte ein paar Tage Reisetagebuch nach und putzte ein bisschen im Boot.
Nach dem Mittagssalat fuhr Alfons (diesmal selbst mit unserem Beiboot) zum Immigration Office, um auszuklarieren. Morgen wollen wir weiter zu der kleinen Inselgruppe Iles des Saintes, um dort einen Zwischenstopp auf dem Weg nach Guadeloupe einzulegen.
Bis Alfons wieder da war, lasen oder dösten wir. Gegen vier unternahmen wir einen ersten Versuch, an Land zu fahren, mussten aber erst wieder einen Regenschauer abwarten. Dann gings rüber an unsere Kneipe. Anke setzte sich an den Laptop und Josef, Alfons und ich wanderten eine Stunde am Strand entlang. Dort lagen einige Schiffswracks, die aber anscheinend nichts mit Hurrican Maria zu tun hatten. Laut Auskunft von Jeffrey (den wir später in der Bar wieder trafen), waren die schon vorher da. Nach der Wanderung setzten wir uns in die Bar, trafen auf Jeffrey und auf Marianne, eine Holländerin, die schon seit einigen Jahren auf Dominica lebt und von hier aus als Übersetzerin für ihre Kunden in Europa arbeitet. Ihr Lebensgefährte betreibt die Bar. Mit Jeffrey und Marianne verratschten wir wieder den Abend und entschlossen uns daher, gleich dort Abend zu essen. Wieder ging es im Dunklen zurück auf die Bonita. Morgen ziehen wir weiter in Richtung Guadeloupe.
Zum Glück waren am Donnerstag die Regenwolken durch und es war ein recht trockener, gewohnt sonniger Tag! Wir standen wieder um sieben auf, um den Tag mit dem Mietwagen bestmöglich zu nutzen. Es ging nochmal nach Süden, bis an die letzte Spitze der Insel, nach Scotts Head und zum Champagne Reef. Dort ist ein ganz nettes Schnorchelrevier. Als wir in Roseau vorbeifuhren, sahen wir gleich zwei Kreuzfahrer liegen und befürchteten einen vollen Schnorchelstrand. Aber anscheinend hatten die einen anderen Zeitplan. Es war nur ein anderes Paar dort und zeitweise waren wir sogar alleine. Erst auf unserem Rückweg kamen uns die Kleinbusse voller Menschen entgegen. Man konnte an einem kleinen Riff und an einer steilen Felswand entlang schnorcheln und es gab ein paar Korallen aber vor allem verschiedene, auch sehr bunte Fische zu sehen! Machte echt Spaß und wir waren ein paar Stunden dort. Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher zu den Trafalgar Falls. Das sind zwei Wasserfälle, ein dünnerer, hoher (Father-Fall) und ein breiterer, niedriger (Mother-Fall). Das Besondere ist, dass der Father-Fall von einer warmen Quelle gespeist wird, und der Mother-Fall von einer kalten. Früher gab es auch dort Pools zum Baden, aber seit einem Felssturz in 2015 wurden die verschüttet. Eigentlich wollten wir trotzdem vom warmen zum kalten Fall klettern, aber die Felsen erwiesen sich als echt hoch und rutschig. Zwei Jungs von der Crew von MeinSchiff waren privat hier und versuchten es. Auf dem Bild könnt Ihr sie ja mal suchen, dann bekommt man einen Eindruck von den Größenverhältnissen…
Es ist ein sehr beeindruckender Ort! Wir standen lange auf der Aussichtsplattform und genossen das Schauspiel und die imposante Szenerie. Auch hier hatten wir Glück – als wir am Parkplatz ankamen, fuhren gerade einige Busse weg und wir waren sogar an diesem bekannten Ziel nahezu alleine und konnten alles auf uns wirken lassen.
Um 16.00 gings zurück. Wir brauchten noch einen kleinen Stopp im Supermarkt in Roseau (vermutlich der einzige größere auf der Insel), eigentlich um Eier zu kaufen. Und genau die gab es gerade nicht. Aber wie so oft gingen wir wegen der Eier rein und kamen mit Chips, Bier und Gebäck wieder raus… Na ja, ist ja auch alles immens wichtig!!
Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang um 18.00 Uhr waren wir zurück am Strand und setzten uns in die Bar, um unseren „Sundowner“-Rumpunsch zu trinken. Jeffrey war auch wieder da, setzte sich zu uns und wir verratschten uns bei einem weiteren Rumpunsch bis um kurz nach sieben. Im Dunkeln fanden wir dann unser Boot dank der Weihnachtsbeleuchtung, die immer noch unter Deck per Zeitschaltuhr angeht, zum Glück gut wieder 😊 Das Ankerlicht hatten wir natürlich in der Frühe nicht schon angeschaltet…
Nach dem vielen Rumpunsch kam die Gemüsepfanne mit Schafskäse genau richtig und dann waren wir um halb zehn reif fürs Bett!
Ein schöner Platz zum SchnorchelnDas Dorf Scott´s Head hat viele bunte KaribikhäuschenTrafalgar Falls – rechts der Mother-Fall, links der Father-FallWer findet die beiden Männer?
Am Mittwoch war ein wirklich regnerischer Tag! Es regnete schon in der Nacht viel und im Gegensatz zu den anderen Tagen wurde das Wetter morgens nicht besser. Wir wollten eigentlich um 9.00 Uhr mit dem Dinghi zu unserem Mietwagen an Land fahren, aber es schüttete so, dass wir eine Stunde warteten und dann ein kleines Regenfenster nutzten, um schnell einigermaßen trocken an Land und ins Auto zu kommen. Immerhin gab es während der Wartezeit mehrere Regenbogen zu bestaunen, die an verschiedenen Stellen zu sehen waren.
Endlich im Auto, fuhren wir diesmal nach Süden, an der Küste entlang. Da es andauernd weiter regnete, fielen geplante Badestopps an irgendwelchen Stränden aus. Wir fuhren durch bis zum Emerald Pool, einem Wasserfall mit Bademöglichkeit. Das ist eine der Top-Sehenswürdigkeiten hier und entsprechend touristisch ausgebaut ist es auch. Bis zum Wasserfall geht ein sehr guter Fußweg und am – wirklich schön gelegenen – Wasserfall stehen die Leute Schlange, um ins Wasser zu kommen. Zumindest heute, wo wahrscheinlich ein Kreuzfahrtschiff im Hafen von Roseau lag. Mehrere Kleinbusse standen auf dem Parkplatz. Wir entschieden uns dagegen, hier zu baden. Zum einen war es durch den Regen mit um die 22 Grad gar nicht soo warm, wie gewohnt, zum anderen hatten wir ja bereits andere, einsamere Wasserfälle erwandert und dort gebadet. Wieder zurück am Auto setzten wir unseren Weg an der Ostküste fort. Leider war die Straße dort echt schlecht – eine einzige Baustelle über viele Kilometer. Josef konnte meist nur 20 km/h fahren und musste vielen, vielen tiefen Schlaglöchern ausweichen. Auch nach Ende der Baustelle war die Straße nicht viel besser und so zog sich das Ganze ziemlich hin. Der Regen ließ zwar langsam nach, so dass wir auch ab und zu mal aussteigen konnten, aber es war an der Ostseite (Wetterseite!) sehr stürmisch. An den Stränden brandeten meterhohe Wellen an. Spektakulär, aber kein Wetter zum Baden.
Die Ostküste der Insel ist noch weniger erschlossen, als die Westseite. Es gibt ein paar kleine Dörfer, die aber meist kein Zentrum haben, sondern nur ein paar Häuschen, die irgendwie im Urwald verstreut sind. Die meisten Häuser sind in den buntesten Farben gestrichen, was das typische Karibikbild abgibt und einfach hübsch aussieht. Hier findet man leider noch sehr viele zerstörte Häuser, die nicht wieder aufgebaut wurden. Nach dem Hurrikan haben viele Einwohner die Insel verlassen.
In einem hübschen Restaurant mit Blick auf die Küste und die beeindruckende Brandung aßen wir nachmittags eine Kleinigkeit und waren um halb sechs wieder an unserem Parkplatz am Strand. Um wieder mal einen Regenschauer abzuwarten, tranken wir noch einen Rumpunsch und setzten dann schnell und halbwegs trocken über auf die Bonita. Dann war gar nicht mehr viel Zeit, weil heute abend ein Barbecue für Segler am nördlichen Strand stattfand, und wir mit unserem Boatboy ausgemacht hatten, dass er uns um halb sieben abholt und mit seinem Motorboot dorthin fährt. Das ist anscheinend eine gemeinsame Aktion der Boatboys, ähnlich wie in den Tobago Cays. Es gab gegrilltes Hühnchen, Reis und Salat. Alles sehr lecker und reichhaltig! Eigentlich hätte es auch Fisch gegeben, aber wegen des schlechten Wetters fuhren die Fischer heute nicht raus. Die Gefahr besteht, dass die kleinen Fischerboote abgetrieben werden, was wohl schon vorgekommen ist. Daher nehmen sie das jetzt sehr ernst. Also kein Fisch heute. Es war wieder ein lockerer Abend und nach dem Essen wurde im Sand getanzt.
Und – es hatte nicht mehr geregnet! Wir hatten wirklich Zweifel, ob das mit dem Barbeque eine gute Idee war, angesichts des Wetters. Aber es blieb trocken. Erst später am Abend als wir wieder „zuhause“ waren, regnete es wieder.
Eines der vielen vom Hurrikan zerstörten Häuser.Das sind die besseren Wohnhäuser.Die Dörfer auf der Ostseite sind im Urwald verstreute Häuser.in diesem Minimarket haben wir Brot gekauft.Die besseren Häuser sehen dann so aus…Dafür ist die Überlandstraße über weite Strecken mit solchen hübschen Hecken bepflanzt.
Am Dienstag hatten wir uns um sieben Uhr mit unserem Boatboy/ Guide verabredet, um in den Indian River zu fahren. Um diese Uhrzeit sind noch keine Kreuzfahrttouris unterwegs und es sind evtl. mehr Tiere zu sehen. Mit dem Außenborder gings über die Bucht bis zur Flussmündung, dann machte der Guide den Motor aus und ruderte weiter. Die Natur am Anfang des Flusses hat 2017 sehr unter dem Hurrican gelitten, viele Palmen und hohe Bäume wurden umgerissen. Weiter hinten war die Vegetation aber intakt und die Dschungelatmosphäre perfekt. In diesem Fluss wurde viel für „Fluch der Karibik“ 2 und 3 gedreht. Die Hütte der Hexe Calypso blieb nach den Dreharbeiten stehen und kann besichtigt werden. Die Bootsfahrt geht bis zum Indian River-Café, das mitten im Urwald steht und wo sich unter anderem Johnny Depp damals den ein oder anderen Drink genehmigte. Zu dieser frühen Uhrzeit war natürlich (leider) kein Barbetrieb, aber wir konnten auf ein paar Fußwegen im Urwald herumlaufen. An Tieren sahen wir einige Vögel (leider keine Papgeien, die es hier gibt), Krabben und zwei Leguane!
Dann gings wieder zurück auf die Bonita. Dort gab’s erst mal ein zweites Frühstück mit Pancakes, bevor wir um 11.00 unseren Mietwagen an dem Restaurant von gestern Abend in Empfang nahmen. Die Autofahrt führte uns nach Norden, über – wieder mal – abenteuerlich steile Straßen. Der erste Stopp war im Krater eines ehemaligen Vulkans, wo kalte Schwefelquellen („Cold Soufrière“), aus dem Boden blubbern. Bis zu den Quellen, die sehr nach faulen Eiern stinken 😅, führt ein kleiner, gut gepflegter Wanderpfad. Weiter auf der Strecke ging ebenfalls ein Pfad weg zu den Bwa Nef Falls, einem Wasserfall. Dorthin mussten wir ca. 20 Min laufen. Es ging durch dichten Urwald, über unwegsamstes Gelände. Und trotzdem trafen wir weiter hinten auf einen alten Bauern, der mit seiner Frau am Steilhang Wurzelknollen ausgrub. (Hier in den Märkten gibt es einige Wurzelknollen, die wohl häufig gegessen werden, deren Namen wir aber nicht kennen.) Dieser Bauer erklärte uns, der Weg wäre sein Privatgrund und jeder, der zum Wasserfall möchte, müsse 10 EC$ zahlen. Das glaubten wir zwar nicht, wollten uns aber auf keine Diskussion einlassen und bezahlten. Der Wasserfall fiel aus ca. 30m Höhe in ein kreisrundes Felsbecken. Wieder mal ein schöner Ort. Bemerkenswert waren auf dem Weg übrigens die riesigen Blätter der Bäume!
Zurück am Auto führte die Straße nach Vieille Case und Thibaud, bevor wir wieder nach Westen abzweigten. Die Dörfer sind Ansammlungen kleiner Holz- oder Betonhäuschen in mehr oder weniger gutem Zustand. Ein Ortszentrum ist nicht erkennbar, meist gibt es irgendwo eine „Bar“ oder einen „Minimarket“, die aber auch nur eine 10 qm große Hütte sind. An einem Straßenstand kauften wir ein paar Bananen und als wir in Portsmouth waren, besorgten wir uns in einem Minimarket Brot (das sind hier eine Art Baguettestangen, allerdings weich und in Plastik verpackt) und auf dem Markt Avocado, Karambole und Passionsfrüchte. Zurück an unserer Strandkneipe kontaktierten Anke und Josef den Autovermieter, weil die Klimaanlage nicht funktionierte und wir den Wagen tauschen wollten. Inzwischen setzten wir uns in die Bar und tranken was. Die Mitarbeiterin von der Vermietung kam dann und nahm unser Auto mit, um das Kühlmittel aufzufüllen. Sie wollte „in 10 Min“ zurück sein. Nach ca. 1 Stunde Wartezeit war sie dann auch „schon“ wieder da und jetzt sollte die Klimaanlage funktionieren.
Während der Wartezeit hatten wir interessante Gespräche mit Jeffrey, einem einheimischen jüngeren Mann, der 17 Jahre in New York und Schweden gelebt hat und vor 6 Jahren wieder nach Dominica zurückkam und hier eine Farm aufgebaut hat. Er pflanzt verschiedene Dinge an und ist damit anscheinend relativ erfolgreich, er ist zweimal hintereinander „Farmer of the Year“ geworden und verschiedene internationale Organisationen haben seinen Betrieb besichtigt usw. Er erzählte uns, dass er sich selbst immer fragt, warum die Dominicans so anders sind, als die Bewohner der Nachbarinseln. Anders gesagt, warum sie in der Entwicklung so hinterher hinken und keinen Fortschritt wollen oder brauchen. In der Tat ist Dominica auf dem Stand eines Entwicklungslandes, im Gegensatz zu vielen anderen Karibikinseln. Ist wahrscheinlich eine Mischung aus Mentalität, und fehlender Bildung. Die Bevölkerung lebt nur von einem Tag zum anderen und hat anscheinend keine Ambitionen, daran was zu ändern. Jeffrey erzählte, dass seine Angestellten z.B. immer nur so lange zur Arbeit kommen, bis sie genug für die nächsten Tage verdient haben. Danach sind sie einfach ein paar Tage nicht da. Andere Motivationsmethoden wie mehr Verantwortung im Job oder eine Beteiligung am Unternehmensgewinn fruchteten auch nicht. Das wollte keiner der Angestellten haben, da hätten sie eher gekündigt. Generell spielt der Faktor Zeit überhaupt keine Rolle. Mehr Effizienz in die Arbeit zu bringen, ist daher nur schwer möglich, dafür fehlt den Leuten das Verständnis. Aber dafür ist das Leben hier eben auch so entspannt. Stress gibt es wenig, wenn man sich mit der Situation abgefunden hat – wie unser Gesprächspartner meinte – und sich nicht mehr aufregt. Wenn man das nötige Geld hat, um Dinge selbst voranzubringen, und nicht auf die öffentliche Hand warten zu müssen, hilft das auch. Die Zufahrt zu seiner Farm hat Jeffrey letztendlich selbst erstellen lassen (und bezahlt), nachdem monatelang die Aussage war “ in zwei Wochen fangen wir an“ 🙈.
Dafür hat Dominica eben auch noch so viel Natur, kaum Hotels, kaum Straßen und keine Hochhäuser oder Industrie. Das Land ist natürlich sehr arm, die Bildungschancen sind dürftig und für einigermaßen ambitionierte junge Leute gibt es eigentlich nur die Möglichkeit, die Insel zu verlassen, wie Jeffrey es damals auch gemacht hat. Aber wie er selbst sagt, ist anscheinend der Wunsch nach Veränderung nicht so groß, wie die Bequemlichkeit, einfach nichts zu tun.
Über diesem Gespräch und der Wartezeit auf das Auto wurde es Abend und wir fuhren nur noch aufs Boot rüber, badeten kurz und machten Abendessen.
Auf dem Indian RiverDie Hütte von „Calypso“Die kalten SchwefelquellenAm Bwa Nef Fall
Beim Frühstück erwischte uns ein Regenschauer, der so heftig war, dass wir schleunigst alles in den Salon räumten und dort weiteraßen. Um zehn ließen wir uns von unserem Boatboy (ich weiß leider seinen Namen nicht) abholen und zum Immigration-Office fahren. Das ist etwas weit von unserem Liegeplatz und mit unserem E-Motor sind wir nicht so schnell. Daher nutzten wir gerne den Service, uns rüberfahren zu lassen.
Wir betraten die Insel über einen Anlegesteg und standen dann vor einem Gitterzaun mit einer Durchgangskontrolle. Dort taten drei BeamtInnen Dienst und überwachten, wer die Insel betritt oder verlässt. Das Immigration Office war ein paar Meter weiter. Dort sollte nur Alfons als Skipper hin. Wir (die Crew) mussten so lange an der Pforte warten. Ein paar andere Crewmitglieder standen dort auch schon rum (Sitzgelegenheiten gab es keine). Vor Alfons waren 6-7 andere Skipper dran, das Ganze dauerte über eine Stunde. Das dauerte es in Bequia ja auch, aber da konnten die anderen frei herumlaufen und in einer Bar warten. Auf Dominica durften wir erst nach erfolgreicher Immigration durch die Pforte und das Land betreten. Wir hatten mit unserem „Chauffeur“ ausgemacht, dass er uns um 14.00 wieder an dem Kai abholt und so spazierten wir in den Ort, weil wir Geld abheben (hier brauchen wir East Caribbean Dollars), ein Auto mieten und uns wegen Touren auf dem Indian River erkundigen wollten. Die Indian River Tour bot unser Boatboy auch an, aber wir wollten sicherheitshalber einen Preisvergleich machen. Der Preis unseres Guides war aber mit 60 EC$ voll in Ordnung. Die erste Autovermietung hatte keinen passenden Wagen vorrätig und wir suchten die nächste, die Google uns anzeigte und liefen durch den halben Ort Leider war an der Stelle aber kein Büro und auch sonst nichts. Wir riefen dann doch einfach an und reservierten ein Auto telefonisch bzw. per WhatsApp. Anscheinend geht da nie jemand persönlich vorbei und die bringen das Auto immer direkt zum Übergabepunkt…. Nachdem wir noch Zeit hatten, kehrten wir im Maford House Café ein und aßen Wraps bzw. Burger im „Beergarden“. Anke und Josef machten dann einen Abstecher zur Polizei. Sie werden morgen das Auto mieten und man braucht auf Dominica eine lokale Fahrerlaubnis, die man für ca. 10 US$ erwerben muss. Natürlich nach Vorlage seines Führerscheins. Um 14.00 ließen wir uns zurück zur Bonita fahren und verbrachten den Nachmittag mit Baden und Lesen. Anke und ich fuhren mit dem Dinghi an den Strand rüber zu einer Bar/Restaurant. Wir wollten die Speisekarte checken und vor allem auch klären, ob wir dort evtl. unser Dinghi liegen lassen können, während wir den ganzen Tag mit dem Auto herumfahren, bzw. ob wir in der Nacht unser Auto dort parken können. Beides war überhaupt kein Problem. Auf halb acht fuhren wir dann alle wieder rüber und gingen dort zum Abendessen.
Dominica nennt sich The Nature Island, weil es hier noch sehr ursprünglich ist und die Flora und Fauna sehr reichhaltig sind. Das bedeutet andererseits, dass die Insel deutlich weniger entwickelt und viel ärmer ist, als die anderen Inseln. Dazu kommt, dass in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von Hurricans hier vorbeizog. Der schlimmste war 2017 „Maria“, der immense Schäden verursachte. Man sieht daher auch noch viele zerstörte oder verlassene Hütten und Häuser oder Schiffswracks, die an Land gespült wurden und dort liegengeblieben sind. Anscheinend haben die Einwohner aber kein großes Interesse, daran was zu ändern. Es gibt nur wenige Bemühungen, z.B. mehr touristische Infrastruktur zu schaffen oder mehr aus den Drehorten von Fluch der Karibik zu machen, von denen es hier viele gibt (Teil 2 und 3 wurden auf Domica gedreht!). Dazu morgen mehr.
Karibik kann auch so seinIn PortsmouthIm „Beergarden“ 😀Unsere Abendkneipe
Die laute Musik ging bis weit in die Nacht und vor allem der arme Josef schlief wenig. Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Dinghi an Land, um in die Stadt zu laufen. Das Zoll- und Einreisebüro von Roseau ist gleich beim Kreuzfahrtterminal und bis dahin war es ein 30 minütiger Spaziergang. Am Terminal lag die AIDA perla, was bedeutete, dass jede Menge deutscher Touristen in dem kleinen Städtchen unterwegs waren. Und der Anblick, wenn hinter den kleinen Häuschen der Stadt die riesige Wand des Kreuzfahrtschiffs herauslugt, ist schon ganz schön schräg… Leider war das Immigration-Office geschlossen. Die Beamten kommen am Sonntag extra mit der Fähre aus Guadeloupe rüber und die Fähre kommt erst zwischen 16 und 17 Uhr. So lange wollten wir nicht warten und beschlossen, dann halt am nächsten Tag in Portsmouth einzuklarieren. Wir schlenderten noch durch Roseau, aber da Sonntag war, hatten bis auf zwei Supermärkte und ein paar Touri-Souvenirständen alle Geschäfte geschlossen und es waren wenige Leute auf der Straße (bis auf die deutschen Kreuzfahrer…). Auf dem Rückweg zum Dinghi-Anlegeplatz wollten wir an einem Stand am Straßenrand eine Ananas kaufen. Leider stellte sich heraus, dass wir unsere US$ und die East-Caribbean-Dollars auf der Bonita gelassen hatten und nur Euros dabei hatten, die der Händler erst nicht nehmen wollte. Wir anderen waren schon am Gehen, als Anke rief, 2 Euro wären doch ok. Ich ging zurück und in diesem Moment hielt ein Auto an dem Stand, der einheimische Fahrer stieg aus und erklärte, er würde die Ananas für uns bezahlen. „Welcome to Dominica!“ Er drückte dem Händler einen Schein in die Hand und bedeutete uns, die Ananas mitzunehmen. Er wollte auch die 2 Euro von uns nicht annehmen. Anke und ich schauten uns noch verwundert an, zogen dann aber erfreut mit unserer Ananas von Dannen. Wie nett war das denn??
Die Ananas wurde dann auch gleich zerlegt, als wir wieder an Bord waren und danach lichteten wir den Anker, um in den Nordwesten der Insel, nach Portsmouth zu fahren. Die Windverhältnisse waren wieder mal wechselhaft, wie wir es ja schon öfter hatten, im Lee einer Insel. Von Windgeschwindigkeiten zwischen 0 und 7 Bft und Windrichtungen von SW bis NNO war alles dabei. Wir waren ziemlich mit Ein- und Ausreffen beschäftigt, hatten dafür aber auch kurzzeitig über 10 kn Speed! Wir ankerten gegen 16.30 Uhr am südlichen Ende der Stadt, weil man da angeblich etwas ruhiger liegt, als im Norden. Bei der Einfahrt in die Bucht empfing uns wieder ein BoatBoy, der uns seine Dienste anbot. Wir brauchten aber im Moment noch nichts. Wir badeten, chillten (während Alfons den Rumpf von Algen befreite) und kochten abends. Alfons und Josef kümmerten sich um die Bilgepumpe. Ergebnis: Pumpe funktioniert, aber der Schwimmer ist kaputt. Den müssen wir zuhause bestellen. Josef hat den Schwimmer erst mal überbrückt und jetzt können wir die Pumpe immerhin manuell ein- und ausschalten. Das ist ja schon mal super! Die Nacht war recht ruhig, wir haben in der Bucht kaum Welle oder Schwell. Allerdings pfiffen abends und bis in die Nacht ein paar heftige Böen durch. Aber immerhin keine Rap- oder Discomusik!
Die Inselhauptstadt Roseau…mit Krezufahrer.Unser Liegeplatz in Portsmouth ist idyllischer…… und leiser!
Der Samstag begann mit einer unschönen Überraschung: die automatische Bilgepumpe funktioniert nicht mehr! Ganz unten im Schiff gibt es einen Bereich, in dem sich das Wasser sammelt, das ins Boot gelangt ist (z.B. was am Mast runterläuft, wenn Wasser aufs Deck spritzt oder wenn es so stark geregnet hat, wie die letzten Tage). Dieses Wasser wird normalerweise automatisch immer rausgepumpt. Heute früh kontrollierte Alfons routinemäßig die Bilge und stellte fest, dass ca. 40 cm Wasser drin stehen. Offensichtlich hat sich die Pumpe nicht eingeschaltet. Eine erste Fehlersuche ergab einen verstopften Ansaugschlauch, aber die Reinigung desselben brachte leider nichts. Alfons und und Josef pumpten das Wasser erst mal mit der Handpumpe raus und vertagten das Problem auf später. Wir wollten nämlich um sieben Uhr nach Dominica ablegen und jetzt war es schon dreiviertel acht! Anke war inzwischen beim Bäcker und um acht verließen wir die Marina in Fort de France. Zuerst konnten wir mit achterlichem Wind aus der Bucht rausfahren und unterwegs frühstücken. Dann luvten wir an und fuhren nordwärts. Im Windschatten von Martinique hatten wir wieder ganz wenig Wind, oder sogar Westwind (wohl durch eine Leewalze von den Bergen). Wir motorten eine gute Stunde. Im Kanal zwischen den Inseln frischte der Wind dann auf 5-6 Bft auf und wir düsten im zweiten Reff bei 1,50 bis 2 m Dünung und z.T. über 9 kn Fahrt dahin! Anke und Josef erwiesen sich als sehr seefest und hatten keine Probleme mit Seekrankheit. Das mulmige Gefühl angesichts der hohen Wellen und der Schräglage des Bootes legte sich im Laufe des Tages etwas. Für einen ersten Segeltörn waren das heute keine einfachen Bedingungen! Nach guten acht Stunden erreichten wir die Inselhauptstadt Roseau. Als wir einen Ankerplatz suchten, kam ein Boatboy auf uns zu und erklärte, dass man hier nur an Bojen festmachen darf. Also ließen wir uns an eine Boje führen und machten dort fest. Nach dem Anlegeschluck gingen alle schwimmen, bevor sich Alfons und Josef nochmal der Bilgepumpe widmeten. Allerdings bisher erfolglos. Keine Ahnung, was da kaputt ist! Ich stellte inzwischen fest, dass mein Laptop ein Update nicht vollständig geladen hat und jetzt nicht mehr hochfährt! So ein Mist! Diesen Text schreibe ich deshalb auf dem Handy, aber mit Laptop wäre es natürlich einfacher! Da muss ich mich morgen mal kümmern… Anke und ich kochten dann Thai-Curry und um zehn waren alle im Bett. Wind und Welle machen müde 😅 Hoffentlich können wir schlafen! Direkt gegenüber am Ufer sind nämlich eine Reihe Bars mit echt lauter Musik und das dröhnt gerade ganz schön! Morgen will Alfons hier einklarieren, bevor wir weiter in den Norden von Dominica ziehen.
Unser Bojenplatz vor Roseau in diese Richtung ganz hübsch, aber mit lauten KneipenNicht ganz so malerisch, eher Industriegebiet auf der anderen Seite
Heute Morgen ging ich erst mal Wäsche waschen und Alfons machte mit Anke und Josef eine Einweisung ins Schiff und in die wichtigsten Segelkenntnisse. Die beiden haben noch keine Segelerfahrung und sind schon gespannt auf die kommenden Tage.
Am Nachmittag kümmerte sich Alfons auf dem Boot um die Ausklarierung aus Martinique, bereitete die Einklarierung in Dominica (unser nächstes Ziel) vor, plante die Route bis dorthin und organisierte die weiteren Monate seiner Reise. Anke, Josef und ich fuhren nochmal los. Zuerst besorgten wir uns in der Stadt SIM-Karten des Anbieters Digicell, der in vielen Karibikstaaten funktioniert. Das praktische europäische Roaming geht ja nur in Martinique und dann wieder auf Guadeloupe. Dann gings weiter zum Sightseeing. Unser Ziel waren die Cascades de Didier, ein weiterer Wasserfall, zu dem ein spannender Dschungelpfad führte und an dessen Ende man auch wieder schwimmen konnte. Obwohl das Ziel recht bekannt ist, waren wir zeitweise sogar alleine dort und konnten die tolle Atmosphäre und das wunderbar erfrischende Süßwasser genießen. Lustigerweise ist kurz oberhalb des Wasserfalls die Abfüllanlage unseres Mineralwassers „Didier“, das es hier in jedem Supermarkt zu kaufen gibt. Diesen Zusammenhang mit dem Namen des Wasserfalls hatten wir vorher gar nicht gecheckt 😊 So haben wir jetzt „unser“ Mineralwasser in seiner natürlichen Heimat besucht 😉
Während der Wanderung gab es wie so oft ein paar der kurzen tropischen Regenschauer, die man einfach über sich ergehen lassen kann, weil man sowieso schnell wieder trocknet. Aber dafür ist der Urwald halt auch so „urwaldig“ und grün!
Auf dem Rückweg machten wir Halt in Fort de France, um die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt, die Bibliotheque Schoelcher zu besuchen. Ein schönes, altehrwürdiges Gebäude, das eine öffentliche Bibliothek beheimatet. Wir spazierten noch etwas durch die Stadt und an der Strandpromenade entlang und aßen ein Eis, bevor wir wieder zur Marina zurückfuhren. Abends gingen wir (mit Regenschirmen ausgerüstet) im Hafenrestaurant Le Spice zum Essen. Wir hatten Glück, überhaupt einen Platz zu bekommen, da wir keine Reservierung hatten. In unserem „Urlaubsmodus“ ist uns entgangen, dass heute Freitag und entsprechend viel los ist. Aber wir durften dann doch noch an einen Tisch sitzen, bis um 21.00 Uhr die nächsten Gäste kamen. Das Essen war dafür ausgezeichnet! Ein schöner Abschluss der Zeit auf Martinique. Das Wetter ist immer noch wechselhaft – alle paar Minuten kommt ein fetter Regenschauer vorbei. Wir sind jetzt wieder auf dem Boot und permanent beschäftigt, alle Fenster und Dachluken auf- (Frischluft!!) und wieder zu (Regen!!) zu machen … Wenn die Fenster zu sind, wird es halt doch sehr warm und stickig. Die Nachttemperaturen liegen um die 25 Grad und bei offenen Fenstern kommt wenigstens mal ein Luftzug vorbei.
Steile Stufen auf dem Weg zum WasserfallUnd ein TunnelDas letzte Stück musste man durchs Wasser watenDie große Abfüllanlage für das Didier-MineralwasserDie Bibliotheque Schoelcher
Anke und Josef besorgten heute früh schon gleich mal die frischen Croissants und Baguettes zum Frühstück. Danach machten Anke und ich den Essensplan für die nächsten 8 – 10 Tage und fuhren zum Supermarkt. Wieder mal luden wir zwei große Einkaufswägen voll und verstauten dann alles auf dem Boot. Alfons und Josef kümmerten sich inzwischen um den Generator. Josef brachte Kondensatoren als Ersatzteile mit und die bauten sie ein. Mal sehen, ob der Generator jetzt auch gleichzeitig den Watermaker betreiben und die Batterien laden kann…
Bis wir damit fertig waren, war es Zeit für eine kurze Mittagsbrotzeit und dann fuhren wir um kurz nach zwei wieder mal an den Plage des Salines im Süden der Insel. Von Fort de France aus dauert die Fahrt 1 ¼ Stunden (für 50 km!), aber das war ja gleichzeitig auch eine Art Inselrundfahrt für Anke und Josef. Wir badeten eine Weile und machten uns dann auf den ebenso langen Heimweg. Das Ganze dauert so lange, weil rund um Fort de France eigentlich immer Stau auf der Autobahn ist. Und so kann man auch hier auf der „paradiesischen“ Insel für 10 km 25 Minuten brauchen, genau wie in München oder Frankfurt…
Abends kochten wir auf dem Boot und erledigten noch unseren „Bürokram“.