Telca Marina und sonstiger Wahnsinn!

Freitagmorgen, es ist Karfreitag, geht es weiter Richtung Norden, an Basseterre vorbei, in die Telca Marina. Diese Marina liegt für uns sehr günstig, da man dort ausklarieren kann. Nachdem der Wind unverändert aus NNO bläst, müssen wir aufkreuzen, was die direkte Entfernung von ca. 10 Sm auf etwa 18 Sm anwachsen läßt. Das ist immer noch kein Problem, da wir früh ablegten und entsprechend viel Zeit eingeplant haben. Ich hatte dem Hafenmeister mitgeteilt, dass wir bis um ca. 13: 00 da sein und bis spätestens 15:00 ausklarieren würden. Karfreitag ist auch auf St. Kitts ein Feiertag und die Zöllner wollen ja auch irgendwann nach Hause gehen.

Die Marina stellte sich als sehr, sehr, sehr kleiner Fischereihafen heraus, mit zwei Stegen für Fischereiboote und einem betonierten Steg auf komplett verrosteten Pfeilern für zwei Gastlieger. Strom steht überhaupt nicht zur Verfügung; Wasser nur, wenn man ca. 25m Schlauch dabei hat (wer hat das schon?). Also auch kein Wasser.  Auf der anderen Seite des Stegs liegt ein Katamaran, der in der vergangenen Nacht einen Mastbruch erlitten hatte. Um die Anlage herum jede Menge verrostete Schrottteile, Buschwerk und ein aufgeschotteter Parkplatz. Irgendwie ein bisschen Endzeitstimmung. Der Eigentümer ist jedoch sehr nett und positiv gestimmt und erzählt von seinen Plänen, die Marina auszubauen, sobald er das Geld dafür hätte. Ich fürchte, das wird sich noch eine Weile hinziehen.

Das Ausklarieren gerät wieder mal zum kleinen Abenteuer, das einen an den Rand des Wahnsinns bringen kann. Schlussendlich hat es aber geklappt, dank einer engagierten Mitarbeiterin, die sich gegen ihre nörgelige Chefin („You have to go back to Nevis to clear out…“) durchsetzen konnte.

Nachdem wir noch beobachten konnten, wie der gebrochene Mast vom Nachbar-Katamaran abgeborgen wurde (jeder deutsche Arbeitssicherheitsverantwortliche hätte bei dieser Kranaktion vermutlich einen Nervenzusammenbruch erlitten), starten wir unsere kleine Wanderung hoch zu einer alten britischen Festung auf dem Brimstone Hill. Die Festung liegt etwa 200 Hm über dem Meer, der Fußmarsch dorthin dauert ca. 50 Minuten. Sie ist  UNESCO Weltkulturerbe und bietet einen atemberaubenden Blick über die Küste hinaus aufs Meer.

Nach unserer Wanderung beschließen wir in der naheliegenden Stadt Sandy Point, dem alten britischen Militärhafen, noch etwas zu essen. Leider müssen wir nach ca. 3 km Fußmarsch feststellen, dass sämtliche Restaurants an diesem Abend geschlossen sind. Nicht wegen Karfreitag, sondern wegen einer Tanzveranstaltung, die den kompletten Ort aufsaugt. Nachdem wir keine Lust auf Tanz und Fastfood haben, entscheiden wir uns zum Boot zurückzufahren, mit dem Taxi. Mittlerweile war es nach 19 Uhr und die rund 6km will keiner mehr zu Fuß gehen.

Offensichtlich will unser Sammeltaxifahrer auch auf diese Fete, zumindest rast er mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch die kleinen Gassen mit superengen Kurven. Nach 7min ist die Fahrt beendet und wir sind froh, heil am Hafen aussteigen zu können. Dani und Florian zaubern ein wunderbares Abendessen mit Spaghetti und Tomatensauce auf den Tisch, das wir uns bei einem Glas Wein sehr gut schmecken lassen.

Überfahrt nach St. Kitts

Nach einem (sehr) späten Frühstück legen wir am späten Donnerstagvormittag, es ist Gründonnerstag von der Boje ab, um rüber nach St. Kitts zu segeln. Es ist mal wieder herrliches Wetter und schöner Wind mit 4bft auf aus nördlicher Richtung. Zunächst ging es in Richtung Major Bay an der Südküste von St. Kitts, dann an der Bug Hole und Shitten Bay vorbei Richtung Basseterre, der Hauptstadt der Insel. In der Potatoe Bay, kurz vor der Stadt fanden wir eine schöne Bucht, die uns gut geschützt vor Schwell, einen sicheren Platz zum Übernachten bot. Wir kamen dort nachmittags an, genossen das Baden und schauten den an- und ablegenden Kreuzfahrschiffen zu. Da wir nicht weit vom Strand entfernt lagen, hatten wir gute musikalische Unterhaltung bis spät in den Abend. Zum ersten Mal haben Dani und Florian ihre erst kürzlich erworbenen Kenntnisse in der Astronavigation ausprobiert. Nachdem ich einen Sextanten an Bord habe, können wir das Schießen der Sonne wunderbar üben. Man braucht im Umgang mit dem Sextanten auf jeden Fall reichlich Übung, um den Sonnenwinkel exakt zu erfassen. Die Sonne bei Wellengang zu schießen ist wirklich nicht einfach. Trotzdem schaffen es die beiden, unsere Position mit nur ca. 19 Sm Abweichung zu messen. Nicht schlecht für das erste Mal! Natürlich habe ich es auch ausprobiert, das „Herunterspiegeln“ der Sonne auf den Horizont wollte allerdings noch nicht recht funktionieren. Beim nächsten Mal vielleicht.

Es geht immer noch bürokratischer!

Nach einem guten Frühstück und schwimmen im Meer müssen wir Mittwochvormittag erstmal einklarieren. Nachdem wir ca. 3 Sm vom Anlegesteg weg ankern, beschließen wir mit Bonita in Richtung Steg zu fahren, mit dem Dingi würde es zu lange dauern. Wir ankern 1km vor der Küste (näher dürfen wir nicht ans Ufer) und fahren mit dem Dingi an den Anlegesteg für Beiboote. Dort ist der Schwell allerdings derart massiv, dass an ein Anlegen nicht zu denken ist. Wir fahren also gegenüber an den Steg der kleinen Fähren, die rüber nach St. Kitts verkehren und machen dort an einem LKW-Reifen fest. Über den können wir dann auch auf den Steg klettern. Dani, Florian und Stefan gehen einkaufen, während ich mich mit einklarieren vergnüge. Zu meinem Entsetzen muss ich leider feststellen, dass man diesen Prozess immer noch bürokratischer gestalten kann. Die Damen vom Zoll, der Einwanderungs- und Hafenbehörde sind aber sehr hilfsbereit und wohlwollend und somit war ich „schon“ nach ca. 1,5h fertig. Nachdem die Einkäufe ebenfalls schon längst erledigt waren, fahren wir zurück zu Bonita und anschließend wieder zurück an unseren Liegeplatz im Bojenfeld, das Dingi im Schlepptau.

Nachdem wir kurz im Meer gebadet, uns geduscht und ausgehfertig gemacht haben, fahren wir mit unserem Dingi rüber an den Strand, um einen Sun-Downer zu nehmen und Abend zu essen. Der Sonnenuntergang ist tatsächlich sehr, sehr schön und der Sundowner, ein Rum Punch (was sonst) namens „Killer Bee“ schmeckte phantastisch, hatte es allerdings total in sich. Nach einem leckeren Abendessen und einem weiteren Sundowner fuhren wir leicht beschwippst wieder zurück zum Boot. Die Brandung am Strand war ja schon beim anlanden eine echte Herausforderung: wenn das Dingi quer schlägt, würde es die Brandung zum Überschlag bringen. Jetzt, nach zwei Rum Punch war es ein echtes Abenteuer alle Mann/Frau wieder ins Dingi zu bekommen und gegen die Brandung vom Strand wegzufahren. Reichlich nass, aber erfolgreich kamen wir zurück auf die Bonita. Fotos gibt’s davon keine, ist vermutlich auch besser so.

Los geht’s: auf nach Nevis und St. Kitts

Eigentlich wollen wir am Dienstag bereits gegen 9:00 Uhr ablegen, um auf jeden Fall noch bei Tageslicht in Nevis, unserem nächsten Ziel, anzukommen. Es sind immerhin über 40 Sm Sm, die wir zurücklegen müssen. Schlussendlich gelingt das aber erst gegen 10:30, da ich in der Marina erst auschecken konnte, nachdem Strom- und Wasserverbrauch am Liegeplatz durch einen Marina-Mitarbeiter abgelesen waren. Nachdem der arme Kerl alleine unterwegs war und allen möglichen Leuten beim Ablegen helfen musste, dauerte es, bis wir an der Reihe waren.

Bis Mittag genießen wir schönstes Karibik-Segeln bei viel Sonne und 4 bft Wind. Dann erwischt uns ein Tiefausläufer mit unglaublich viel Regen und deutlich nachlassenden Winden aus allen möglichen Richtungen. Dani steht am Ruder und wird klitschnass; sie wollte es aber unbedingt durchziehen. Vielen Dank für Deinen Einsatz, liebe Dani! Irgendwann wird bei dem massiven Regen die ohnehin schon in Mitleidenschaft gezogene Sprayhood undicht, es beginnt aus allen möglichen Stellen auf das Schiebeluk zu tröpfeln. Dort bildet sich langsam ein kleiner See, den ich im 5min-Rhythmus immer wieder trockenlege.

Wir bergen die Segel und fahren die nächsten Meilen unter Motor. Nach etwa 4 Stunden ist der Spuk zu Ende, die Sonne kommt wieder zum Vorschein und auch der Wind kehrt zurück. Wir setzten erneut die Segel und fahren in einem Bogen an der Südküste von Nevis entlang Richtung Norden nach Charlestown. Da der Wind nach und nach schwächer wird und außerdem nach Norden dreht, starten wir die Maschine nochmal und legen die letzten Meilen unter Motor zurück. Gegen 19:00, es ist bereits dunkel, erreichen wir unseren Liegeplatz in einem Bojenfeld ca. 3km nördlich von Charlestown. Müde, aber glücklich es geschafft zu haben, gehen wir nach einem schönen Abendessen an Bord und einem Absacker bald ins Bett.

Zeit für eine Reinigung des Unterwasserschiffes

Montag der 25.3. ist als Werfttag geplant. Wir müssen deshalb schon früh aus den Federn, Frühstück um halb sieben. Ich habe für halb acht morgens einen Krantermin organisiert, um das Unterwasserschiff von Bonita zu reinigen. Meine Vermutung, die sechswöchige Standzeit bei 28° Wassertemperatur, könnten den Bewuchs am Unterwasserschiff beschleunigen, haben sich bewahrheitet. Der Rumpf der Black Pearl sieht nur unwesentlich übler aus. Da die Werft nicht wissen, was genau sie erwartet, wollten sie lieber mit etwas Puffer arbeiten und früh anfangen.

Gott sei Dank handelt es sich im wesentlichen um Algenbewuchs, der sich vglw. leicht mit Schabern entfernen lässt. Den Rest (Muschelbewuchs u.ä.) erledigt der Hochdruckreiniger. Nach gut 1h haben die Jungs der Werft das Unterwasserschiff wieder sauber „geschrubbt“. Sie fahren Bonita anschließend an einen Stellplatz im Hof und stellen sie auf Böcke. Schneller als gedacht kann ich mit dem Auswechseln der Opferanoden beginnen. Fünf Anoden sind verbaut, vier davon möchte ich auswechseln, sie schauen doch schon ziemlich verbraucht aus: am Rumpf, am Propeller, am Heckstrahlruder, an der Backbordseite des Bugstrahlruders . Florian und Stefan gehen mir zur Hand, so dass wir gegen 11 Uhr bereits auch damit fertig sind. Um kurz vor Zwölf schwimmt Bonita schon wieder in ihrer Box am Steg. Es hat alles sehr gut geklappt!

Den Nachmittag verbringen wir mit Ausklarieren, Einkaufen und Boot herrichten für die Weiterfahrt. Der Abend klingt in einem italienischen Restaurant am Hafen bei gutem Abendessen und einem (oder waren es zwei?) Bier aus.