Einhand Richtung Adria

Samstag, 10.8.

Yvonne und Gini verlassen um halb elf das Boot und helfen mir noch beim Ablegen. Langsam motore ich aus dem Hafenbecken in die Straße von Messina und beginne die Fender und Leinen aufzuräumen sowie das Dinghi hochzuzuziehen und zu verzurren. Durch den Wellengang in der Straße von Messina ist es gar nicht so einfach, die Leinen der Davits am Dinghi zu befestigen. Jetzt nur nicht in den Bach fallen! Alles in allem brauche ich ca. 20min bis alles erledigt ist.

Die Strömung und die Winddüse schieben mich mit 5kn Richtung Süden. Ich habe nur die Genua gesetzt und es macht Spaß so ruhig durchs Wasser zu gleiten. Die nächsten 18 Tage werde ich allein unterwegs sein. Einerseits freue ich mich darauf, ein völlig neues Segelerlebnis, andererseits ist mir auch etwas mulmig, da ich mich nicht verletzen, oder noch schlimmer, auf keinen Fall über Bord gehen darf.

Bereits nach etwa drei Stunden ist es vorbei mit der Winddüse. Die Straße beginnt sich zu weiten, der schwache nördliche Wind verliert sich auf dem Wasser. Also Maschine an und wieder mal motoren. Gegen 19:45 komme ich nach 35 Sm  in Punta di Scropolo, einer sehr flachen Bucht an und lasse den Anker fallen.

Sonntag, 11.8.

Nach einem guten Frühstück hole ich den Anker hoch und motore weiter Richtung Nordosten. Über den Tag verteilt wird es ein Mix aus Segeln und motoren. Gegen 19:00 und weiteren 35 Sm fällt der Anker in Torre Ellera, einem belebten Strand. Die Küstenlandschaft ist nicht besonders spektakulär, trotzdem schön anzuschauen und abwechslungsreich. Zwischen einzelnen Hügeln tauchen plötzlich wieder Strände auf, hie und da auch mal eine kleine Ortschaft. Es gibt quasi keine Buchten.

Der Nordostschwell lässt das die Bonita anfangs ziemlich hin und her schaukeln. Um 21 Uhr lege ich mich schlafen, erst im Cockpit, dann im Salon wegen des Schwells (in der Mitte des Schiffs liegt man am ruhigsten).

Montag, 12.8.

Bereits um 4 Uhr stehe ich auf. Der Wetterbericht hat für die frühen Morgenstunden den besseren Wind vorhergesagt. Und tatsächlich, bis 9 Uhr kann ich bei bis zu 15kn Wind wunderbar segeln. Dann ist leider auch schon wieder Schluss und der Yanmar muss erneut aushelfen. Um kurz vor 18:00 komme ich in Crotone an. Einer Stadt mit viel Geschichte, die Gegenwart sieht allerdings etwas trister aus. Viele der historischen Gebäude wirken heruntergekommen, auch die Altstadt könnte ein Renovierungsprojekt vertragen. Trotzdem, wie die meisten italienischen Städte, wirkt sie irgendwie gemütlich und sehr entspannt. Es gibt eine lange Strandpromenade mit Geschäften, Bars und Restaurants. Ich beschließe zwei Tage zu bleiben, da für den 13.8. kein Wind vorhergesagt ist. Ich komme mit Pierre ins Gespräch, der mir am Steg gegenüber liegt. Er ist Franzose, ehemaliger UNO-Mitarbeiter und auf dem Weg nach Griechenland. Auch er ist allein unterwegs, mit einem 25 Fuß-Boot, also halb so lang wie die Bonita. Er erzählt mir, dass er bereits bei 12kn Wind reffen muss und eine Wellenhöhe von mehr als 1m bereits zum Problem wird. Ich erzähle ihm, dass es bei mir genau umgekehrt sein würde: bis 12kn Wind rührt sich kaum etwas auf der Bonita, allerdings machen ihr 1m Welle überhaupt nichts aus. Wir waren uns schnell einig, dass Länge und Gewicht sehr relativ sind und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile haben. Da wir uns auf Anhieb gut verstehen gehen wir abends gemeinsam essen und verbringen einen sehr netten Abend miteinander.

Dienstag, 13.8.

Ich habe lange geschlafen und gemütlich gefrühstückt. Anschließend mache ich mich ans Tagebuch schreiben. Jetzt ist die Gelegenheit, den Rückstand zumindest ein Stück aufzuholen. Am späten Nachmittag schlendere ich durch die Altstadt und trinke in einer Strandbar ein Bier. Irgendwie fühle ich mich danach so satt, dass ich beschließe auf dem Boot eine Kleinigkeit zu kochen. Neben der Bonita liegt zwischenzeitlich ein dänisches Boot mit einem Ehepaar an Bord. Auch mit ihnen komme ich ins Gespräch; insbesondere mit ihm, wir tauschen uns hinsichtlich unserer diversen Instandhaltungs- und Wartungsprojekte aus. Es stellt sich heraus, dass meine Liste deutlich kürzer ist als seine; da kann ich mich ja wirklich nicht beklagen.

Mein Körper scheint mittlerweile gegen die Hitze zu rebellieren: meine Nase ist dick und sie schmerzt, wohl irgendeine Art Entzündung, keine Ahnung.

Mittwoch, 14.8.

Morgens nach dem Frühstück geht es erstmal in die Wäscherei, Bettwäsche und Klamotten waschen. Danach Tagebuch schreiben und Motoröl nachfüllen. Leider wurde der noch am Montag prognostizierte schöne Wind für Donnerstag wieder einkassiert, es soll jetzt allenfalls wieder ein laues Lüftlein werden.

Donnerstag, 15.8.

Um sechs Uhr stehe ich auf und lege gegen 6:30 ab. Es geht heute über den Golf von Tarent rüber nach Santa Maria di Leuca, ca. 70 Sm. Vor dem Hafen verräume ich wieder Fender, Leinen und das Dinghi und gegen 7 Uhr kann ich auf Strecke gehen, unter Motor, klar. Es weht keinerlei Wind. Um 8 Uhr kommt er dann, endlich. Anfangs bis 15, 16kn. Nach drei Stunden noch 13-14kn. Gegen 14 Uhr ist er leider wieder nahezu eingeschlafen, noch 4-6kn. Ich motore die verbleibende Strecke bis Leuca und komme dort gegen 19:15 an. Vor der Stadt ist alles voller Boote und als ich einlaufbereit bin (Fender, etc.) fahren auch sie zurück in den Hafen. Der Marinero gibt mir über Funk zu verstehen, dass ich stand-by bleiben solle, da er momentan mit einem anderen Boot beschäftigt sei. Ich fahre langsam den Steg ab, an dem ich irgendwo anlegen soll. Irgendwann sieht er mich und gibt mir zu verstehen, ich solle zurückfahren. Na bravo, überall um mich herum sind diese kleinen Boote, teilweise feierlich geschmückt, die in den Hafen hinein und auch wieder hinaus fahren. Es geht zu wie in einem Bienenstock. Irgendwann dämmert es mir: heute ist Mariä Himmelfahrt, die Boote kommen alle von einer Seeprozession zurück. Ich wende das Boot und fahre „dank“ des 20m Wendekreises von Bonita ein Stück gegen die Fahrtrichtung zwischen den ankommenden Booten hindurch, bis ich wieder auf der rechten Seite des Fahrwassers bin. An meiner Anlegestelle biege ich scharf nach links ab, zurück ins Fahrwasser, um das Dinghi nach vorne zu holen und um rückwärts an die Pier fahren zu können. Ein Ausflugsdampfer mit Blaskapelle an Bord biegt haarscharf, keine 2m entfernt, neben mir ab, um in einen Seitenarm des Hafens einzufahren. Das war knapp. 5min später liege ich am Pier, endlich Ruhe. Schnell das Nötigste verräumen und dann duschen. Für einen Hafen mit 700 Booten gibt es zwei Duschen, unisex wohlgemerkt. Ich stelle mich also in die Schlange, aber es geht schnell, da die Duschtokens maximal 5min laufen. Danach gehe ich in ein Restaurant neben der Marina, ich habe mittlerweile einen Bärenhunger. Der Mittagssalat ist doch schon einige Stunden her. Anlässlich des heutigen Festtages gibt es ein Viergänge-Menü für 40 EUR incl. Wasser und Wein. Das ist fair, Fisch in verschiedenen Variationen, sehr lecker. Gegen 23 Uhr bin ich zurück am Boot, müde genug um sofort zu schlafen. Aber: Um 24 Uhr gibt es noch ein Feuerwerk an der Hafenmole, ca. 100m von meinem Liegeplatz entfernt und dazwischen nur Wasser. Poleposition also, das kann ich mir nicht entgehen lassen; schlafen könnte ich bei dem Krach sowieso nicht. Punkt Mitternacht geht es los, 20min lang. Ein bombastisches Feuerwerk, superschön anzuschauen. Danach schnell in die Koje, d.h. ins Cockpit, unten ist es viel zu heiß. Irgendwann ziehe ich dann doch um in mein Bett und schlafe bis viertel vor acht.

Freitag, 16.8.

Am späten Vormittag, gegen 10:30 lege ich ab Richtung Castro ab, etwa 20 Sm die Küste entlang nach Norden. An diesem Tag hat es einen sehr schönen NNO Wind mit 4-5 bft, mit etwas Glück kann ich vielleicht sogar segeln, wenn er nicht gerade platt auf die Nase bläst. Vor dem Hafen, bei Wind und auch etwas Welle, verräume ich Fender, Leinen und das Dinghi. Auch heute sind schon viele kleine Motorboote unterwegs, die mir alle weiträumig ausweichen, als sie sehen, dass ich mit Decksarbeit beschäftigt bin.

Leider bläst mir der Wind doch komplett auf die Nase. Ich segele erst ein paar Meilen nach Osten, um Höhe zu gewinnen. Der Wind hat auf 5bft aufgefrischt, auch die Welle hat mächtig zugelegt. Etwa 5 Sm vor der Küste wende ich, um Richtung Castro zu segeln. Leider kann ich die Höhe nicht halten und muss gegen das Festland abfallen. Um 14:00, nach der nächsten Wende, beschließe ich die Segel zu bergen und mit Maschine auf direktem Weg nach Castro zu fahren. Um viertel nach Vier fällt der Anker in der Bucht vor der Stadt. Das Wasser ist komplett ruhig, nur der Wind ist etwas zu spüren. Das ist ein guter  Platz, um zu übernachten. Die Bucht ist bei meiner Ankunft voll mit Booten von Tagesausflüglern und badenden Menschen. Schnell springe ich auch in die Fluten, herrlich! Gegen Abend fahren alle wieder nach Hause, nur ca. eine Hand voll bleibt über Nacht.

Samstag, 17.8.

Ich stehe früh auf, um 7:15 geht der Anker hoch. Heute geht es nach Brindisi. Der Wind hat sich auf 3bft abgeschwächt und kommt jetzt aus NNW, leider wieder genau von vorne. Das wird mit Segeln leider auch heute nix, also erneut motoren. Zwischendurch, wenn der Wind mal seine Richtung etwas geändert hat, versuche ich es mit segeln. Das klappt allerdings immer nur für ein paar Minuten; auch die Stärke variiert sehr stark. Irgendwann gebe ich auf und überlasse das Feld meinem Yanmar. Gegen 18:45 und nicht ganz 60Sm mache ich in Brindisi fest. Die Hafenanlage besteht aus einem riesigen Vorhafen, bevor es dann in den eigentlichen Hafen hineingeht. Nach der mittelalterlichen Festung biege ich scharf rechts ab, Richtung Marina. Nach dem Anlegen komme ich gleich mit meinem Stegnachbar ins Gespräch. Er hat ebenfalls eine Najad, Bj. 2012, 57ft lang, ein wirklich großes Boot. Bei ihm ist noch ein Elektriker an Bord, den ich gleich anspreche, ob er mir bei dem Wackelkontakt an der Ampere-Anzeige helfen kann. Eine halbe Stunde später ist er an Bord, findet ruckzuck das unter der Isolierung gebrochene Kabel und lötet es wieder zusammen. Die Anzeige funktioniert wieder tadellos. Abends gehe ich im Hafenrestaurant essen, es ist brechend voll.

Sonntag, 18.8.

Nach dem Frühstück spritze ich das Boot ab. Die Salzkörnchen der letzten Tage hängen noch in jeder Ritze. Es ist schier unglaublich, um wieviel salziger das Mittelmeer gegenüber dem Atlantik ist. Anschließend fülle ich die Wassertanks noch auf und dann geht es auch schon weiter nach Monopoli, einer sehr schönen Kleinstadt, etwa 20Sm die Küste hoch nach Norden. Der NNO-Wind bläst schwach mit 2 bft, also motore ich wieder. Um halb acht mache ich an der öffentlichen Mole am Stadthafen fest. Man hat zwar keinen Strom oder Wasser hier (beides brauche ich i.M. auch nicht), dafür liegt man aber sehr geschützt mit tollem Blick auf die Altstadt.  Hinter mir liegt ein Motorboot mit einer italienischen Großfamilie an Bord; sie beginnen gerade zu grillen, als sie sehen, dass ich neben ihnen festmachen möchte. Schnell gehen zwei Männer von Bord, um mir zu helfen. Einer ist Deutscher, der andere Italiener, er spricht fließend Deutsch mit leicht bayerischem Akzent. Es stellt sich heraus, dass er aus Monopoli stammt und seit mehr als 20 Jahren ein Restaurant in München besitzt. Als ich ihm erzähle, dass ich aus Landsberg komme, drückt er mir seine Visitenkarte in die Hand. Ich denke, ich werde ihm im Winter mal einen Besuch abstatten. Zudem schenkt er mir vier frisch gegrillte Riesengarnelen zum Abendessen, die sehr lecker schmecken.

Später telefoniere ich mit Yvonne. Während wir sprechen sagt sie plötzlich, dass gerade eine Mail von einer unbekannten Frau gekommen sei, mit dem Hinweis, dass ihr „Nigger Paul“ gegenüber sitzen würde und der mich morgen in Monopoli besuchen würde. Später am Abend laufe ich noch die Altstadt, die super touristisch ist, rappelvoll bis spät in die Nacht, aber auch wirklich sehr, sehr schön. Irgendwie erinnerst sie mich an Trogir. Gegen Mitternacht bin ich zurück am Boot und lege mich sofort schlafen, im Cockpit natürlich.

Montag, 19.8.

Und tatsächlich, um halb neun, ich mache gerade das Frühstück, klingelt mein Telefon, Nigger Paul alias Roli ist dran und frägt, wo er mich denn genau finden würde. Und um neun sitzen wir gemeinsam im Cockpit und trinken Kaffee miteinander. Was für ein schöner Überraschungsbesuch. Er sei gerade für ein paar Tage hier, um Freunde zu besuchen, die sich in einem Ort in der Nähe niedergelassen haben. Dabei hat er über Markus (Stangl), der mich über Vesselfinder trackt (danke Markus!) mitbekommen, dass ich hier bin und spontan beschlossen, vorbeizuschauen. Roli und ich sind uns schnell einig, dass dieser Besuch vermutlich nur geklappt hat, weil er ungeplant und spontan stattfindet, auf den Punkt planen kann man so etwas nur sehr schwer. Wir haben uns zwei Stunden gut über Gott und die Welt unterhalten und gehen dann wieder unsere Wege. Roli fährt zurück zu seinen Freunden, ich mache mich auf den Weg nach Bari.

Um halb eins lege ich ab und kann für etwa zweieinhalb Stunden den schönen SSO-Wind nutzen, der die Bonita mit 150° Einfall nur mit der Genua nach Norden schiebt. Gegen halb vier, es sind noch 1,5h bis Bari, zieht eine Gewitterfront über Bari von Westen kommend nach Osten raus aufs Meer. Zunächst freue ich mich insofern, als ich glaubte, das Gewitter wäre weit weg auf dem Meer bis ich in Bari ankomme. Nur kurze Zeit später aber sehe ich, dass sich die Front nicht weiter aufs Meer bewegt, sondern stehenbleibt und stattdessen nach Süden, mir entgegen, zieht. Jetzt bin ich gespannt, was da auf mich zukommt. Ich rolle die Genua ein und starte den Motor. Nachdem kurz zuvor ja die Bayesian, das Boot von Mike Lynch, vor Sizilien gesunken war, gehen mir die komischsten Gedanken durch den Kopf. Zum Ausweichen ist es zu spät, also dann eben mitten durch. Die ersten dunkelgrauen Wolken ziehen über mich hinweg. Sie hängen sehr tief, ich tauche förmlich unter ihnen hindurch. Alles gut soweit, kein Regen, kein Starkwind, alles unverändert. Plötzlich stoppt der Südwind, es ist für einige Minuten windstill. Dann, urplötzlich, bläst mir ein kalter Wind aus Nord entgegen, gefühlt mindestens 10° kühler als der Wind vorher. Die Stärke nimmt binnen Sekunden unglaublich zu, nach ein bis zwei Minuten bläst der Wind mit 44kn übers Wasser, überall Gischt, die Wellen bauen sich ruckzuck zu einer Höhe von 1,5-2m auf. Unglaublich, wie schnell das geht. Ein paar Minuten versuche ich dagegen anzufahren, Richtung Bari. Nachdem der starke Wind mir den Bug aber ständig entweder nach backbord oder nach steuerbord wegdrückt, und ich sowieso nur mit etwa 2kn Fahrt über Grund vorwärts komme, beschließe ich umzudrehen und vor Wind und Wellen abzulaufen. Ich setze die Kutterfock zu 50%, um das Boot besser vor dem Wind halten zu können. Nach etwa einer halben Stunde beruhigt sich der Wind auf ca. 20 kn. Ich drehe wieder um und motore Richtung Bari. Auch die Wellen beruhigen sich schnell wieder auf ca. 1m Höhe und ich komme gut voran. Um 17:45 komme ich im großen Vorhafen von Bari an. Jetzt bin ich in Sicherheit, keine Wellen mehr, das Gewitter ist auch nach Südosten weitergezogen, alles gut. 18:15 lege ich in der Marina in Bari an, wo man bereits auf mich wartet.

Leider berühre ich mit dem Heck einmal kurz die Beton-Pier und hole mir prompt zwei Schrammen bzw. Abplatzungen im Gelcod. Ich hatte für einen Moment nicht aufgepasst und die beiden Marineros, die mir beim Anlegen helfen, haben wohl auch geschlafen. Da ich mit dem Wind anlegte, drückte er mich schneller nach hinten, als ich das wahrnahm. Ärgerlich, aber reparabel. Kein großes Thema also. Nach dem Einchecken und einer Dusche gehe ich in einer kleinen Pizzeria in Hafennähe, die mir der Hafenmeister empfohlen hat, zum Abendessen. Drei ältere Herren, alle deutlich jenseits der siebzig, bedienen. Altersgerecht nehmen sie die Bestellung auf einem Stück Papier auf und gehen damit zum Kassierer, der sie dann in seinem Tablett elektronisch erfasst. Entsprechend lange dauert der ganze Bestellprozess; einige Gäste reagieren bereits ungehalten, weil sie schon (zu) lange auf Essen und Trinken warten. Ich bekam meine Bestellung ziemlich flott ausgeliefert.

Dienstag, 20.8.

Nach dem Frühstück befreie ich das Boot von seiner Salzkruste. Anschließend gehe ich in einen kleinen Supermarkt um die Ecke zum Einkaufen und treffe prompt „meine“ Bedienung von gestern Abend. Er erkennt mich sofort wieder und klopft mir fast väterlich auf die Schulter. Sehr nett! Mittags gibt es Avocado Creme auf frischem Brot, was immer sehr lecker schmeckt. Anschließend ein bisschen Tagebuch schreiben. Am späten Nachmittag gehe ich dann nochmals in einen größeren Supermarkt etwas weiter entfernt, um die Dinge noch zu kaufen, die ich heute Morgen nicht bekam. Da die Altstadt doch einige Kilometer vom Boot weg ist, beschließe ich nach dem Einkauf auf dem Boot zu bleiben und dort zu kochen. Tomaten mit Mozzarella als Antipasti, anschließend Bolognese mit Fusilli, dazu ein gutes Glas Wein. Besser wäre es im Restaurant auch nicht gewesen. Nach dem Abspülen bereite ich kurz den nächsten Tag vor: Wetterbericht einholen und Kurs abstecken.

Mittwoch, 21.8.

Ich stehe um sieben Uhr auf, frühstücke und mache das Boot zum Ablegen klar. Nach längerer Zeit prüfe ich mal wieder den Keilriemen vom Motor, der sitzt mittlerweile etwas locker und müsste bei nächster Gelegenheit nachgespannt werden. Um 9:00 Uhr lege ich hab, gegen halb zehn kann ich auf Strecke gehen. Etwa fünf Meilen kann ich tatsächlich segeln, dann schwächt sich der Wind wieder ab, die verbleibenden 40Sm bis in die Cala del Fico an der Südküste des Gargano, muss ich wieder motoren. Dort komme ich um 19:20 an und lasse den Anker fallen. Es liegt nur ein weiteres Boot in dieser malerischen Bucht, in der die bewaldeten weißen Felsen geschätzte 30-50m hoch senkrecht ins Meer abfallen. Direkt darunter kleine Sandstrände.

Als der Motor endlich aus ist, genieße ich die Ruhe an Bord mit einem kühlen Anlegeschluck und anschließender ausgedehnter Brotzeit. Ich dusche mich noch mit der Heckdusche ab, Baden wird auf morgen verschoben. Ich schreibe Alexander noch eine WhattsApp-Nachricht. Yvonne rief mir vor einiger Zeit zu, dass er und Toni am Gargano Campingurlaub machen wollen, ungefähr zu der Zeit, in der ich auch da bin. Ich frage ihn also, ob sie denn noch da wären. Kurze Zeit später schreibt er mir zurück, dass sie heute am späten Nachmittag angekommen seien. Ist das nicht schon wieder ein super toller Zufall. Wir verabreden uns für den nächsten Tag im Hafen.

Donnerstag, 22.8.

Nach einem ausgedehnten Frühstück und Baden im Meer mache ich mich auf den Weg nach Vieste. Die Strecke ist sehr kurz, nur etwa 12 Sm. Um 11 Uhr hole ich den Anker auf und fahre sehr nahe an der Küste entlang. Die weiße Felsküste zieht sich fast bis Vieste hoch, zwischendurch unterbrochen von malerischen Buchten mit Sandstränden. In den Felswänden sind alle paar Meter mehr oder weniger tiefe Grotten oder sogar Höhlen eingeschnitten, in die man mit dem Dinghi, dem Sup, oder teilweise sogar mit großen Ausflugsbooten hineinfahren kann. Die Gegend ist wirklich sehr schön. Ich kann mir gut vorstellen, hierher irgendwann für 1-2 Wochen wieder zurückzukommen.

Um 14 Uhr lege ich in einer der kleinen Marinas in Vieste an. Der Hafen liegt direkt vor der Altstadt, die etwa 5min zu Fuß entfernt ist. Ich besorge noch etwas Wein für heute Abend. Nadine, Markus und ihre Jungs sind auch auf dem Campingplatz. Sie haben vier Fische gekauft, die sie heute Abend grillen wollen und haben mich dazu eingeladen. Gegen 18:00 kommen Toni, Ale, Markus und Simon mich abholen. Wir verbringen einen sehr netten Grillabend auf ihrem Stellplatz. Da Alexander sein Feuerwehrauto (der rote Tesla von seinem Papa), morgen nicht braucht, kann ich damit am späten Abend zurück nach Vieste fahren. Wir verabreden uns für den späten Nachmittag morgen wieder am Campingplatz.

Freitag, 23.8.

Vormittags laufe ich in die Stadt zu einem Bootsausrüster ca. 300m entfernt in der Hoffnung, dass der ein Additiv gegen Dieselpest hat. Beim letzten Tanken habe ich meinen Vorrat aufgebraucht und suche jetzt wieder vorbeugenden Nachschub. Leider ohne Erfolg. Auch der Autozubehörhändler, bei dem ich nachmittags vorbeischaue, hat leider nichts vorrätig. Dann werde ich eben später in Dubrovnik nochmal auf die Suche gehen. Gegen 16:00 mache ich mich wieder auf den Weg zum Campingplatz, ca. 20min mit dem Auto die Küste entlang nach NW. Wir gehen dort erstmal Klippenspringen in der Nähe eines verfallenen Trabucco (uralte Angelkonstruktion zum Auslegen und Einholen von Fischnetzen direkt an der Küste) , was richtig Spaß macht. Auch Jakob, der mittlere von den drei Jungs, springt ohne Probleme aus 7m Höhe ins Meer. Da hat seine Mama schon mehr „Startschwierigkeiten“, die es aber dann auch noch mehrmals aus 3m Höhe gut packt. An all dem hat Moritz überhaupt kein Interesse, er sitzt zwischen den Felsen und liest. Simon, der Jüngste, hadert noch mit sich. Er hat erst vor kurzem sein Seepferdchen gemacht, nächstes Jahr aber auf jeden Fall.

Anschließend fahren wir nach Peschici zum Abendessen. Wir laufen erst noch eine Weile durch die Gassen, dieses sehr malerischen alten Städtchens, das samt alter Festung an der Steilküste klebt: enge Gassen mit unendlich vielen kleinen Treppen, ziehen sich durch den ganzen Ort. Quasi in jedem Haus entweder ein Restaurant, eine Bar oder ein Souvenirshop. Die Stadt ist brechendvoll mit Touristen. Wir essen zunächst Panzerotti, mit Mozzarella und Tomatensoße gefüllte Teigtaschen, eine typische Spezialität aus Apulien. Anschließend noch in die Eisdiele. Hier gibt es erstmal Eis für die kleinen und die großen Jungs und anschließend noch eine Wurst- und Käseplatte, dazu Aperol Spritz. So fühlt sich Urlaub in Italien an, herrlich!

Spätabends fahren mich Toni und Ale zurück nach Vieste. Es war ein wunderbarer Tag!

Sizilien und Liparische Inseln – schöne Landschaft, kaum Wind

Sonntag, Montag 28.- 29.7.24

Ich, Yvonne, übernehme hiermit mal wieder für die nächsten zwei Wochen die Tagebuch-Schreiberei 😊

Nachdem sich Manfred auf den Weg zum Flughafen gemacht hatte, legten wir um kurz nach halb zwölf ab, Richtung Sizilien. Bei der Ausfahrt aus dem Hafenbereich sahen wir etwas entfernt ein paar Delfine. Das waren aber leider die einzigen für die ganzen kommenden Tage.

Die ersten 5 – 6 Stunden konnten wir segeln, dann schlief der Wind zusehends ein und den Rest des Abends und die ganze Nacht mussten wir unter Motor fahren. Wir wechselten alle zwei Stunden ab, immer zwei hatten Pause und eine/r hielt Ausguck. Am Ende jeder Wache musste der Wachführer dann noch Wasser unter dem Salonboden mit einer manuellen Unterdruckpumpe abpumpen, bevor es ins Bett ging. Alfons hatte ja geschrieben, dass seit der Beschädigung des Ruderblatts während der Ausfahrt aus Santa Pola das Stevenrohr des Ruders nicht mehr ganz dicht ist. Wenn man unter Motor fährt, dringt da jetzt immer etwas Wasser ein, das aus ungeklärten, schiffbautechnischen Gründen nicht in der Bilge landet (von wo aus es automatisch abgepumpt werden würde), sondern in einem Bereich daneben. Alle zwei Stunden waren ca. 18 l Wasser drin, das Auspumpen dauerte jedes Mal eine gute halbe Stunde. Ansonsten verlief die Überfahrt unspektakulär. Gini und Alfons sahen noch eine kleine Wasserschildkröte und nachts durchquerten wir ein großes Quallenfeld. Die sah man gut, weil sie im Schein der Stirnlampe richtig weiß leuchteten, wenn wir das abgepumpte Wasser über Bord kippten.

Am Montag vormittag kam wieder etwas Wind auf, wir konnten ein Stück segeln, motorten dann aber letztlich bis Marsala, wo wir um 22.30 Uhr in der Marina Nautico Polaris nach 35 Stunden (davon bestimmt 25 unter Motor) ankamen. Dort erwartete uns ein Marinero mit Taschenlampe und half beim Anlegen. Dann gabs noch einen Anlegeschluck und wir freuten uns auf eine ruhige Nacht ohne Wachwechsel…

Dienstag, 30.7.24

Nach dem Frühstück suchten Alfons und ich den TransOcean-Stützpunkt auf, an dem das Paket mit den neuen Unterwanten liegen sollte. Und tatsächlich – wir konnten es in Empfang nehmen! Das viele Hin und Her mit dem Lieferanten und der Firma Selden hatte zum Glück ein gutes Ende! Dann gings an den Umbau bzw. das Auswechseln, was problemlos funktionierte! Wir zogen zuerst Virginia im Bootsmannstuhl hoch. Sie hatte ein Maßband dabei, und ließ es zu uns herunter, um die genaue Länge der bestehenden Wanten auszumessen. Dann lockerte Alfons die Wantenspanner unten am Deck, wofür er sich in der Marina noch einen größeren Schraubenschlüssel ausleihen musste. Vom Bootsmannstuhl aus konnte er dann den Bolzen der Want oben lösen und die neue Want befestigen. Dann die Wantenspanner unten befestigen, die richtige Länge einstellen – und fertig! Um halb zwei gabs erst mal Mittagessen, dann mussten wir noch zum Supermarkt laufen, um für die nächsten Tage einzukaufen. Bei 35 Grad im Schatten und ohne Wind eine schweißtreibende Angelegenheit! Um 17.00 legten wir ab, weil wir die Nacht vor Anker verbringen wollten. Die ersten zwei Stunden konnten wir schön segeln, allerdings passte die Windrichtung nicht ganz und wir motorten die letzte Stunde, um noch vor Dunkelheit am Ankerplatz anzukommen. Unser Ziel war die Bucht beim Leuchtturm Faro di Punta Sottile auf der Insel Favignana. Um viertel nach acht lagen wir vor Anker und konnten noch kurz eine Runde schwimmen, bevor es ganz dunkel war. Das Wasser hat herrliche 24 Grad! Zum Abendessen baute Alfons den Grill auf – wir hatten ein paar schöne Steaks gekauft. Leider stellte sich aber raus, dass die Halterung der Gaskartusche nicht richtig fest saß, d.h. der Gaszufluss wurde immer wieder unterbrochen. Also kein Feuer im Grill☹ Die Steaks kamen in die Pfanne und mit dem Ofengemüse aus dem Backofen gab es dann ein spätes aber umso leckeres Abendessen.

Im Laufe des Abends sahen wir am Ufer immer wieder Autos, die zu einem nahe gelegenen Restaurant gegenüber von unserem Ankerplatz fuhren. So weit so gut. Als wir gegen 23.00 Uhr schlafen wollten, setzte drüben absolut laute Partymusik ein – das Restaurant wurde zum Nachtclub! 😖Alfons und ich hatten ein kleines Déjà-Vu von Lissabon, wo wir uns ja auch ein paar Nächte um die Ohren schlugen, weil die Musik aus den Clubs so laut war! Genauso war es auch jetzt wieder – an Schlaf war nicht zu denken, bis irgendwann in den frühen Morgenstunden endlich Ruhe einkehrte!

Mittwoch, 31.7.24

Heute stand eine lange Etappe an – 60 sm nach Palermo. Wir starteten entsprechend früh, lichteten den Anker um halb sieben und frühstückten unterwegs. Da der Wind aus Nordwest kam, mussten wir auch hier die ersten paar Stunden Richtung Nordwesten motoren, um dann Richtung Nordost fahren und Segel setzen zu können. Leider war die See sehr unruhig, der fehlende Schlaf tat sein übriges und Virginia und ich hatten schon kurz nach dem Start mit Seekrankheit zu kämpfen.🤢🤮 (Wir hatten zwar für die lange Überfahrt von Sardinien unsere Pflaster aufgeklebt, für den heutigen Tag aber nicht.) Das holten wir dann schleunigst nach, allerdings dauert es ca. 6 Stunden, bis die Wirkung einsetzt. Das heißt, den Vormittag über lagen wir beide flach und Alfons musste alleine klar kommen mit Segeln und Wasser rauspumpen…

Ab Mittag waren wir dann zum Glück wieder fit. In Palermo steuerten wir die Marina Galizzi an. Die haben eigentlich nur bis 19.00 Uhr geöffnet. Wer danach kommt, muss außerhalb der Marina an der Tankstelle festmachen und bis zum nächsten Morgen warten. Unsere voraussichtliche Ankunftszeit war 20.00 Uhr… Gegen halb acht bekam Alfons einen Anruf der Marina, sie würden uns auf dem AIS sehen, wir wären ja schon ganz nah und wenn wir bis um 20.00 Uhr da sein könnten, würden sie auf uns warten. Wie nett!! Um 19.59 und 40 Sekunden erreichten wir das vorgelagerte Hafenbecken und funkten die Marina an, dass wir da wären. Gerade noch geschafft!

Das ganze Gelände um die Marina wurde vor einigen Jahren neu gestaltet und ist jetzt eine schicke Flaniermeile mit Geschäften, Cafés und Restaurants. Nach der dringend notwendigen Dusche (es hat hier auch abends noch über 25 Grad, kaum Wind, sehr schwül!) ließen wir uns dann eine Pizza in einem der Restaurants schmecken. (Die Pizzen waren so groß, dass Gini und ich jeweils eine Hälfte mit aufs Boot nehmen mussten. Die gibt’s übermorgen zum Mittagessen…)

Donnerstag, 1.8.24

Heute war Stadtbummel angesagt. Die Marina liegt sehr zentral mitten in der Stadt und zu Fuß ist man in 10 Minuten in der Altstadt. Zwischen den hohen Häusern war es schattig, immer wieder wehte ein leichter Luftzug durch die Gassen und damit waren die hohen Temperaturen überraschend erträglich. Wir schlenderten zu den wesentlichen Sehenswürdigkeiten wie dem Brunnen Fontana Pretoria, der Kathedrale und dem Palazzo Reale. Dort kauften wir Tickets, um vor allem die Hofkapelle Capella Palatina zu sehen, die mit ihren aufwändigen Mosaiken und der kunstvoll geschnitzten Decke zum Unesco-Weltkulturerbe gehört und als eine der schönsten Hofkapellen weltweit gilt. Außer der Kapelle konnte man noch die Grundmauern früherer Befestigungen von ca. 400 v. Chr.  besichtigen. Nach einem kurzen Rundgang durch den Palastgarten spazierten wir durch einen der drei bekanntesten Märkte Palermos, den Mercato del Capo. Die Straßenmärkte in Palermo sind „Überbleibsel“ der arabischen Regierungszeit, wie überhaupt einiges hier eine Mischung aus arabisch-maurischen, römischen und neueren italienischen Zeiten ist.

Der Mercato del Capo ist der am wenigsten touristische Markt und hier gibt es vor allem Obst- und Gemüsestände, Metzgereien, Fischstände und wenig Postkarten etc. Wir deckten uns mit Obst und Gemüse ein, schauten auf dem Weg Richtung Marina noch das Teatro Massimo von außen an (das größte Opernhaus Italiens) und erholten uns bei Aperol Spritz in einer winzigen „Pop-Up-Bar“ an der Straßenecke.

Palermo hat uns sehr gut gefallen. Eine quirlige, lebendige Stadt mit einem – wie es für uns wirkt -intakten Stadtleben, das nicht wie z.B. in Venedig den Touristenmassen zum Opfer gefallen ist. Viele schöne prächtige Gebäude (wenn auch nicht alle top-renoviert…), unzählige Kirchen und immer wieder schöne Stadtplätze mit Restaurants, Cafés und Bars. Gegen fünf waren wir zurück auf dem Schiff, schwitzten eine Weile vor uns hin und gingen abends zum Essen wieder in die Stadt, um die Atmosphäre zu genießen. Es ist immer wieder überraschend, wieviel in den ganzen südlichen Städten nachts noch los ist. Klar – bei Tagestemperaturen um die 35 Grad im Schatten wird es erst abends bei „nur“ noch 26 Grad in der Stadt einigermaßen erträglich…

Freitag, 2.8.24

Um zehn legten wir ab, tankten noch und fuhren Richtung Osten. Da die nächsten Tage Nordostwind angesagt ist, beschlossen wir, nicht gleich Richtung Liparische Inseln (also genau nach Nordosten) zu segeln, sondern zwei weitere Tage an der Küste entlang (eher nach Osten) zu fahren. Leider war es sehr schwachwindig und das bisschen Wind hatten wir trotzdem direkt gegenan. Es blieb also nichts übrig, als die 40 sm unter Motor zu fahren. Unterwegs sahen wir zwei große Yachten von Anker liegen, eine riesige Segelyacht und eine ebenfalls riesige, eher hässlich aussehende Motoryacht, die aber dafür über einen Helikopterlandeplatz verfügte, auf dem ein Hubschrauber stand. Die Segelyacht hieß „Koru“ und eine kurze Google-Recherche ergab, dass das die Yacht von Jeff Bezos (Amazon) ist (127 m lang, 70 m hoch!). Die Motoryacht gehört auch dazu, das ist das Versorgungsschiff für die Segelyacht! Klar – ein Helilandeplatz auf einer Segelyacht geht ja nicht und man hat auf 127 m auch wirklich nicht genügend Platz für die ganzen Jetskis, Motorboote etc., die man so braucht…🤣🤣 Krass! Fast hätten wir mal angeklopft und „Hallo“ gesagt. Wenn der Heli da ist, ist Jeff Bezos ja wahrscheinlich an Bord… 😉

 In der Bucht von Mazzaforno fiel gegen halb fünf der Anker. Dann war endlich Zeit zum Schwimmen im 30 Grad warmen Meer! Nachdem Virginia und ich nun seit einer Woche hier sind, aber bis auf die kurze Schwimmrunde in der lauten Partybucht noch nicht im Wasser waren, freuten wir uns umso mehr. Der Tag klang mit Lesen und Kochen gemütlich aus.

Samstag, 3.8.24

Eigentlich war gestern für heute Nordwind mit 2 – 3 Bft angesagt und wir gingen davon aus, dass es ein ganz guter Segeltag wird. Leider wusste die Wettervorhersage heute morgen nichts mehr davon, was sie gestern noch behauptet hatte. Ergebnis: Wind mit Null bis zwei Bft aus Nordost – wieder mal direkt gegenan. Meist waren es aber ohnehin weniger als 5 Knoten Wind und das Meer war fast glatt. Also auch heute den Motor angeworfen und Richtung Osten getuckert. Die Fahrt an der Stadt Cefalù vorbei war ganz interessant, die Stadt liegt malerisch direkt unter einem großen Felsen und schmiegt sich ganz eng drumherum.

Nachmittags kurz „Alarm“ – der Wind drehte von Nord-Nordost auf Nord-Nordwest und „frischte“ sogar auf 9 Knoten auf (immer noch nur ein schwacher 3er, aber immerhin). Da könnte man doch vielleicht segeln… Wir setzten die Segel – und keine 10 Minuten später war der Spaß wieder vorbei, Wind bei 4 Knoten. Also alles auf Anfang, Motor an und bis zum Ankerplatz östlich vom Capo d´Orlando getuckert. Kurz vor unserer Ankunft drehte der Wind dann nach Westen und frischte nochmal auf ca. 3 Bft auf. Aber da wars dann auch schon zu spät. Um 17.30 Uhr fiel der Anker. Nach dem Anlegeschluck schwammen wir eine Runde. Hier gibt es sogar einen kleinen Felsen, an dem sich ein paar Fische tummeln. Es gab also was zu sehen beim Schnorcheln.

Das Nervige an dem Westwind ist, dass damit eine Welle bzw. Schwell aus West in der Bucht steht, der unser Boot ziemlich hin und her wirft. Hoffentlich beruhigt sich das in der Nacht etwas…

Sonntag, 4.8.24

Irgendwann in den Morgenstunden beruhigte sich die See dann und das Boot lag auch ruhiger. So konnten wir noch etwas besser schlafen. Allerdings war da immer noch die Hitze – Alfons zog nachts sogar mal ins Cockpit um, weil ihm in der Kabine zu heiß war.

Heute ging es zu den Liparischen Inseln (oder auch Äolischen Inseln, wie sie meist genannt werden), zunächst nach Vulcano. Auf Vulcano gibt es noch vulkanische Aktivitäten, an mehreren Stellen kommen Schwefeldämpfe aus der Erde. So auch im Krater des – ansonsten nicht mehr aktiven – Vulkans, zu dem man hochwandern kann. Übrigens wurde vom Namen dieser Insel das heutige Wort für „Vulkan“ abgeleitet.

Wir hatten tatsächlich am Anfang für ca. 1 Stunde schönen Segelwind, 10 bis 12 Knoten, also 3 Bft aus West. Endlich mal kein Motorengeräusch! Gegen 11.00 Uhr war dann aber wieder Schluss und die restlichen knapp 3 Stunden lief dann doch wieder der Motor. Wir steuerten die Ankerbucht Baia Negra im Westen der Insel und des kleinen Dorfes an. Die war zwar nicht ganz optimal, wegen des Westwinds und des Schwells, sah aber schöner aus, als die Bucht auf der Ostseite.

Da wir bis morgen bleiben wollen, legten wir die große Plane über den Großbaum, um mehr Schatten auf dem Boot zu haben. Eine große Erleichterung! Gini meinte, es fühle sich an, als würden wir zelten… Wir badeten erst mal, machten Mittagssalat und fuhren gegen 17.00 Uhr mit dem Beiboot an Land, um in dem kleinen Inseldörfchen zum Supermarkt zu gehen. Wieder zurück – und wieder mal klitschnass und Schweiß gebadet – chillten wir ein bisschen, duschten uns ab und fuhren zum Abendessen wieder ins Dorf. Der „Ortskern“ besteht aus einer Straße/ Fußgängerzone, in der sich Restaurants und Boutiquen aneinander reihen. Recht lebendig und nett anzuschauen. In einer Weinbar gab´s einen Aperitif und danach im Restaurant gegenüber Abendessen. Die Portionen waren – wieder mal – so groß, dass Virginia und ich keine Chance hatten, alles aufzuessen… Aber lecker war´s auf jeden Fall!

Zurück auf der Bonita fielen wir müde ins Bett. Morgen müssen wir früh raus, weil wir zum Kraterrand des Vulkans rauflaufen wollen.

Montag, 5.8.24

Um sechs läutete der Wecker – wir wollten möglichst früh auf den Vulkan. Leider konnten Alfons (wegen Hitze) und Virginia (wegen Schwell und Wellen) nicht gut schlafen. Gini war es daher ziemlich flau im Magen. Umso besser, dass wir jetzt erst mal an Land gingen! Um halb acht waren wir mit dem Dinghi auf der Insel und wanderten zum Start des Weges und dann auf den Vulkan. 400 hm auf ca. 6 km waren zu bewältigen. Nach einer Stunde Aufstieg waren wir um 9.00 Uhr am höchsten Punkt des Kraterrandes, genossen die tolle Aussicht auf die Insel und unsere Bucht und bestaunten die Fumarolen, aus denen permanent schwefelige Dämpfe aufsteigen und gelbe Schwefelablagerungen produzieren. Nach dem Abstieg wanderten wir ins Dorf und belohnten uns in einem Café mit kühlen  Drinks und Granita (einer sizilianischen Eisspezialität, ähnlich wie Sorbet). Dann kauften wir in einer Bäckerei noch eine weitere Spezialiät: Cannoli – süße Gebäckröllchen mit Füllung – für nachmittags.

Nach einem erneuten Supermarktstopp (nochmal Wasser und Bier) waren wir mittags zurück auf dem Boot. Da die Bonita immer noch sehr unruhig am Ankerplatz lag und Virginias Magen keine Lust auf eine weitere Nacht hier hatte, beschlossen wir, gleich nach Lipari zu fahren, um dort auf der Ostseite der Insel einen ruhigeren Ankerplatz zu finden. Es gab einen kurzen Schreckmoment – eine Leine hatte sich beim Anker aufholen in der Ankerkette verwickelt und die Ankerwinsch klemmte. Alfons konnte die Leine, die sich in der Winsch mehrfach ineinander gewickelt hatte, letztlich mit einem Messer rausschneiden und zum Glück lief dann alles wieder rund!

Also Anker auf und ab nach Lipari. Das Sonnensegel ließen wir gleich drauf – Wind hatte es eh keinen – und wir tuckerten langsam in die Bucht vor dem Ort Lipari, wo wir dann wieder ankerten. Ganz ruhig ist das Wasser leider auch hier nicht, aber der Schwell aus West steht zumindest nicht an. Dafür ist hier ein sehr reger Verkehr von Motorbooten, die meist ohne viel Rücksicht durch die Ankerfelder fahren, eine Menge Wellen produzieren, worauf auf den Segelbooten alles ins Wanken und Rutschen gerät! Aber wir hoffen, dass sich dieser Verkehr im Laufe des Abends beruhigt.

Wir badeten, lasen, machten Abendessen an Bord und fuhren danach mit dem Dinghi in den Ort. Lipari ist ein sehr süßes Städtchen mit vielen Restaurants und Geschäften und ganz engen, verwinkelten Gassen. 😍Alles wuselt vor Touristen und wohl auch ein paar Einheimischen, jedenfalls sind vor allem Italiener unterwegs. Sehr quirlig und unterhaltsam!

Dienstag, 6.8.24

Heute war ein Chill-Tag! Wir schliefen lange, frühstückten gemütlich mit Obst und Pancakes, lasen, badeten und dösten auf dem Boot. Die große Plane als Sonnendach erweist sich als absoluter Segen! Nachmittags gegen 16.00 Uhr gings wieder in die Stadt, die wir etwas erkunden wollten. Als erstes gab es eine Granita gleich am Hafen, dann spazierten wir zu einer Autovermietung am Fährhafen, um für morgen einen Mietwagen zu reservieren. Danach gings hoch zum Castello, wir schlenderten dort zwischen den alten Gebäuden herum und genossen die Ausblicke auf die Stadt. Wir erkundeten einige der schmalen Gässchen und ließen uns im Straßengewirr treiben, bis es Zeit war für einen Aperitivo. Dazu gab es eine Platte mit Käse, Schinken und Antipasti, die so reichhaltig war, dass wir uns das eigentliche Abendessen sparen konnten. Wir bummelten noch durch ein paar Geschäfte und machten uns gegen halb elf wieder auf den Heimweg.

Mittwoch, 7.8.24

Gegen zehn machten wir uns auf den Weg, um unseren Mietwagen, einen Fiat Panda, in Empfang zu nehmen. Gegen den Uhrzeigersinn ging es auf der einzigen Inselhauptstraße um die Insel. Größter Vorteil am Auto: die Klimaanlage!!! Erste Station war der sogenannte Weiße Strand (der gar nicht so weiß war), zu dem man von der Straße aus einen sehr steilen Weg runterlaufen musste. Wir wollten schnorcheln, weil wir gelesen hatten, dass das dort ganz nett wäre. Ein paar Fische gab es auch zu sehen, unglaublich beeindruckend war es aber nicht. Trotzdem tat das Bad bei der Hitze gut!

Nächste Station war der winzige Ort Acqua Calda, wo wir mit ein paar Panini Mittagspause machten und dann zum Aussichtspunkt Quattropani mit der alten Kirche hoch fuhren. Weiter gings zu den Kaolinhügeln. Dort könnte man eigentlich schön wandern, wenn es etwas kühler wäre… Wir liefen aber immerhin durch eine kleine Schlucht, in der man die vielen verschiedene Farbtöne des Gesteins gut sehen konnte.

Einen weiteren „schönen Strand“, den Spiaggia Valle Muria sparten wir uns. Von einem Aussichtspunkt sahen wir, wie weit man auch dort erst mal runtersteigen müsste (und danach ja wieder hoch!) und beschlossen, lieber vom Boot aus nochmal baden zu gehen…

Wir klapperten noch einen weiteren Aussichtspunkt ab, das Observatorium im Süden der Insel, von wo man einen tollen Blick rüber nach Vulcano hatte. Die Straße dorthin war aber so steil (und unser kleiner Panda wohl schon so erschöpft…), dass Alfons tatsächlich nicht mal im ersten Gang weiterfahren konnte. Virginia und ich mussten aussteigen und das letzte Stück laufen.

Runter wars dann ja kein Problem mehr, wir fuhren zurück zum Autoverleih und gaben um kurz nach drei das Auto ab. Dann gabs erst mal eine Granita im Ort, wir kauften wir noch ein paar frische Sachen im Supermarkt ein und fuhren zurück auf die Bonita. Erleichtert stürzten wir uns erst mal zur Abkühlung ins Meer und chillten dann an Bord.

Zum Abendessen fuhren wir noch einmal in die Stadt. Erst gab´s wieder einen Aperitivo, aber diesmal ohne „Snacks“. Um neun wechselten wir in eine Trattoria zum Abendessen und gegen halb elf waren wir wieder an Bord, badeten und duschten noch kurz und fielen ins Bett.

Donnerstag, 8.8.24

Den Vormittag verbrachten wir gemütlich an Bord, aßen zu Mittag (unsere ganzen Reste der letzten Tage) und lichteten gegen 12.30 Uhr den Anker, um zur Insel Stromboli mit dem aktiven Vulkan zu fahren. Wieder mussten wir die ersten zwei Stunden motoren, weil zu wenig Wind war und außerdem – mal wieder – direkt von vorne. Ab der Insel Panarea kam der Wind westlicher und wir konnten Segel setzen! Es waren zwar nur 2 – 3 Bft, aber da wir mit 40 – 60 Grad am Wind segelten, reichte es aus und wir kamen mit 3 – 5 kn Fahrt voran. Die Geschwindigkeit spielte keine große Rolle, weil wir erst gegen 18.00 Uhr westlich vom Stromboli sein wollten, um uns dort bis zum Einbruch der Dunkelheit herumzutreiben. Nachts sollten Lavaausbrüche zu sehen sein.

Der Stromboli spuckt seinen Rauch und seine Asche auf der Westseite aus, daher ist auf der Westseite der Insel ein Sperrgebiet in der Seekarte markiert. Wir legten uns an den Rand dieses Gebietes, drehten bei und ließen uns treiben. Schon bei der Anfahrt konnten wir die Rauchschwaden sehen, ab und zu gab es eine größere schwarze Rußwolke, die dann auch von richtigem Donnergrollen begleitet wurde. Wir warteten mit Aperitivo, Thunfischpaste und Nachos auf den Sonnenuntergang, gespannt, ob sich dann noch mehr zeigen würde. Und tatsächlich – kaum wurde es dunkler, sah man deutlich die Lavafontänen oben am Berg. Die waren sicher schon vorher da, aber bei Tageslicht konnte man nichts davon sehen. Umso eindrucksvoller war es dann mit zunehmender Dunkelheit. Mit und ohne Fernglas beobachteten wir, wie der Vulkan fast permanent Glut spuckte. Cool!!

Kurz vor 21.00 Uhr mussten wir uns von dem Anblick trennen, um einen Ankerplatz zu suchen. Während Alfons und Virginia an Deck blieben, kochte ich unten schon mal unser Abendessen. Gerade als das Essen fertig war, erreichten wir den Ankerplatz an der Ostseite der Insel, etwas südlich vom Dorf. Da es inzwischen stockdunkel war, leuchteten Virginia und ich die Wasseroberfläche und die dahinterliegende Felswand an. Der Meeresboden steigt hier extrem steil an, d.h. der Bereich, in dem die Wassertiefe geeignet ist, zum Ankern (15 – 5 m Tiefe) ist sehr schmal. Waren es gerade noch 30 m Tiefe, kam kurz dahinter schon die Brandungszone mit nur noch 2 m. Es klappte aber und wir lagen um kurz nach neun vor einer hohen Felswand und ließen uns das Essen schmecken.

Freitag, 9.8.24

Heute ging es Richtung Messina, bzw. in die Marina nach Vila San Giovanni. Sie liegt gegenüber von Messina, auf dem Italienischen Festland und ist geschützter, als die in Messina, wo starker Fährverkehr herrscht. Wir starteten um 7.00 Uhr und frühstückten auf dem Weg. Laut Windfinder sollten heute 2 – 3 Bft aus Nord bzw. Nordwest anstehen, wir hätten vielleicht ein bisschen mit Rückenwind segeln können und wollten dafür genug Zeit einplanen. Tatsächlich war das Meer aber den ganzen Tag glatt, wie ein Ententeich! So gut wie kein Lüftchen! Da half alles nichts – wieder mal lief 7 Stunden lang der Motor, bis wir um halb drei in der Marina ankamen.

Virginia und ich packten erst mal unsere Sachen, dann war Bootsputz angesagt. Gegen 17.00 Uhr spazierten wir zunächst zum Fähranleger, um auszukundschaften, wie wir morgen rüber nach Messina und dann weiter zum Flughafen kommen. Es gibt zwei Fährlinien, eine davon fährt praktischerweise ganz in die Nähe des Bahnhofs. Wenn wir die um 12.40 Uhr nehmen, können wir um 13.15 Uhr entspannt mit dem Zug nach Catania fahren.

Anschließend machten wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt – Alfons braucht ja Vorräte für die kommenden Tage. Der auf Googlemaps verzeichnete Supermarkt war da leider nicht, und nach etwas Umherirren und ein paar gut gemeinten, aber nicht ganz zielführenden Auskünften von Passanten fanden wir ihn schließlich ein paar Straßenecken weiter. Das was wir von Vila San Giovanni gesehen hatten, hat uns nicht überzeugt. Die Ortschaft ist ein ziemlich heruntergekommenes Kaff. Etwas netter ist es an der Strandpromenade nördlich der Marina. Dort gab es wenigstens ein paar ganz nette Restaurants. In einem davon ließen wir uns zum Abschied eine Pizza schmecken.

Samstag, 10.8.24

Da wir gestern schon alles geputzt hatten, konnten wir gemütlich frühstücken, noch Wasser bunkern und gegen halb elf verließen Virginia und ich das Schiff, damit Alfons sich auf den weiteren Weg machen konnte. Ab jetzt segelt er die nächsten knapp drei Wochen alleine!

Gini und ich liefen die gut 1 km lange Strecke bis zum Fährterminal und waren sehr rechtzeitig da, für die Fähre um 12.40 Uhr. Es gab einen klimatisierten Aufenthaltsraum, also perfekt! Dieser füllte sich zusehends mit Menschen, die alle auf die Fähre warteten. Um 12.20 kam der Aufruf, an Bord zu gehen. Alle stellten sich in die Schlange – und nachdem ein Teil der Passagiere durchgegangen war, hieß es plötzlich „alles voll, keine weiteren Passagiere an Bord“! Wir standen noch in der Schlange, mit vielen weiteren, sehr ungehaltenen Gästen. Es war vorher keine Rede davon, dass die Plätze knapp werden könnten oder dass man sich rechtzeitig anstellen soll. Die nächste Fähre laut Fahrplan ging um 13.50 Uhr, damit hätten wir im Messina keinen passenden Zug zum Flughafen mehr bekommen und unseren Flug verpasst!

Nach einer Weile intensiver Diskussionen zwischen den anderen Fahrgästen und dem Sicherheitspersonal (die wir nur ansatzweise verstanden…) hieß es plötzlich, es käme außerplanmäßig eine weitere Fähre. Zum Glück! Damit schafften wir den nächsten Zug um 14.10 Uhr und kamen rechtzeitig am Flughafen an.

Entspannte Reise durch die Inselwelt des westlichen Mittelmeers

Am 7.7., Sonntag, kommen Manfred Hacker, ein Segelfreund von der SGU, und ich spätabends gegen 22 Uhr in Torrevieja an. Wir trafen uns am Flughafen in Palma de Mallorca zum gemeinsamen Weiterflug. Da wir auf dem Weg vom Busbahnhof zur Marina noch an der Strandpromenade vorbeikommen, die um diese Uhrzeit natürlich noch rappelvoll ist, beschließen wir kurzerhand uns ein Restaurant zum Abendessen zu suchen. An Bord kommen wir so erst gegen Mitternacht. Mit einem weiten Sprung lande ich auf dem Boot und lockere die beiden Mooringleinen am Bug, damit Manfred und unser Gepäck etwas weniger waghalsig an Bord kommen.

Am nächsten Tag fange ich nach dem Frühstück erstmal an, das WC im vorderen Bad zu reparieren. Die notwendigen Ersatzteile brachte ich von zuhause mit. Das Rückschlagventil schließt nicht mehr richtig, sodass die Soße immer wieder in die Schüssel zurückfließt. Außerdem scheint der O-Ring zwischen Schüssel und Sockel nicht mehr dicht zu sein. Beim spülen rinnt immer etwas Wasser runter. Ich montiere den Abwasserschlauch ab, sofort verbreitet sich ein ziemlich strenger Geruch im Boot. Nicht nur das Rückschlagventil ist verkalkt, sondern auch der Verbindungsstutzen zum Schlauch. Das Ventil tausche ich aus, der Stutzen lässt sich im Essigbad gut reinigen. Das WC funktioniert jetzt wieder, die Undichtigkeit nehmen wir in Kauf, ist nicht so wild. Anschließend gehen wir noch Lebensmittel einkaufen. Ein paar Minuten vor 12 Uhr, der offiziellen Check-out-Zeit, schaffe ich es noch auszuschecken. Bis zum tatsächlichen Ablegen dauert es dann doch noch eine Stunde und bis alle Fender und das Dinghi verstaut sind wird es 13:30 bis wir schlussendlich loskommen.

Aber alles gut, der Wind ist unser Freund an diesem Tag. Bei 3bft und Halbwind segeln wir gemütlich nach Santa Pola, ein Ort nur etwa 17 Sm entfernt. Um halb sechs kommen wir da an, eine schöne neue Marina, direkt vor die Stadt gebaut. Es gibt auch eine sehr schöne und riesige Promenade mit vielen Restaurants und Bars. Wir laufen noch etwas durch die Stadt, schauen mal wieder bei einem Bootszubehörhändler vorbei, bevor wir uns in ein Restaurant an der Promenade zum Abendessen setzen. Wir bestellen eine Paella und zum Nachtisch Apfelkuchen. Der neue Törn fängt gut an. Zurück an Bord gibt es noch Ananas und einen schönen Absacker, ein schöner erster Tag.

Beim Verlassen der Marina am 9.7., Dienstag, legen wir noch einen Tankstopp ein. Bei 1,39€ der Liter, ein Muss. Kurz nachdem wir den Hafen verlassen haben, passiert es dann: Wir spüren zwei kurze harte Schläge gegen das Ruder. Die Geschwindigkeit des Bootes reduziert sich für einige Sekunden von 6kn auf 3kn. Da sich anschließend wieder alles normal anfühlt, beschließen wir erst abends nach dem Ruder zu tauchen, nachdem wir in unserer Bucht vor Anker liegen werden.

Um 11:30 setzen wir die Segel und dümpeln bei wenig Wind mit ca. 3kn Fahrt Richtung Albir. Der Plotter meint, dass wir dort gegen 20 Uhr ankommen werden. Das sollte auf jeden Fall reichen, es ist noch bis nach 21 Uhr hell. Wir genießen das langsame gleiten durch das glatte, nahezu wellenlose Wasser. Sehr entspannend. Abends tauche ich nach dem Ruder und finde im unteren Drittel ein ca. 2-3cm tiefe und 3-4cm hohe Einkerbung im vorderen Bereich des Ruders, mit Schleifstriemen an der Seite. Auch der Boden des Ruders ist beschädigt, hier hat wohl etwas von unten kräftig dagegen geschlagen. In der Antriebswelle finde ich ein Stück blaue Polyesterleine, wie sie oft von Fischern verwendet wird. Ein Blick auf das Stevenrohr im Heck der Bonita, zeigt, dass es leichtes Spiel hat und nicht mehr dicht abschließt, es dringt etwas Wasser ein. Blöd! Da das Ruder weiter problemlos funktioniert und die eindringende Wassermenge überschaubar ist, beschließe ich, zunächst nicht zu reparieren, sondern in den nächsten Tagen nur den Versicherer zu informieren.

Mittwoch, der 10.7., beginnt mit Flaute, Ententeich! Wir motoren also erstmal in Richtung Denia. Erst als die Küstenlinie nach Norden abknickt, ca. 6 Sm vor Denia, können wir segeln bei schönem raumen Wind aus S mit 4 bft. Wir rauschen die hohe Steilküste entlang, die immer wieder kräftige Böen und Fallwinde produziert. Einfach toll!

Als wir in Denia anlegen, ist Dieter bereits dort. Er kam vor zwei Tagen in Valencia an, hat sich die Stadt etwas angesehen und fuhr dann nach Denia, wo er heute aufs Boot kommt. Ich freue mich, dass er wieder Zeit und Muße gefunden hat, nochmal ein Stück mitzusegeln. Am 11.7. legen wir gegen 10:30 ab, um nach Ibiza zu segeln. Der Südwind hat sich etwas beruhigt, er bläst jetzt noch mit 14kn. Da wir in östliche Richtung segeln, können wir bei Halbwind mit 7-8kn dahin rauschen. Um 18:30 fällt der Anker in einer Bucht auf der Ostseite einer kleinen Insel, die Ibiza vorgelagert ist. Da schon einige Boote in der Bucht liegen, suchen wir lange, bis wir den richtigen Spot gefunden haben: frei von Seegras und weit genug von den anderen Booten entfernt, damit sie beim Schwoien nicht zusammenstoßen. Dann erstmal baden im herrlich klaren Wasser, der Anker liegt im Sand am Rand einer Seegraswiese, alles ok also. Zum Abendessen gibt es Reisrisotto, Paella-Style, also etwas eingekocht. Aber sehr lecker!

Am nächsten Morgen, Freitag, 12.7., dann die Überraschung. Wir frühstücken gerade, als ein Boot der Naturschutzbehörde in die Bucht einfährt und tatsächlich mit einem Unterwasserglas kontrolliert, ob Anker und auch Kette (!) tatsächlich nicht im Seegras liegen. Alle drei Boote, die noch in der Bucht liegen, erhalten einen Anpfiff incl. Verweis auf das geltende Recht. OK, wieder was gelernt. Dann sind sie auch so schnell weg, wie sie gekommen waren. Das Problem ist nur: würde dieses Gesetzt ernsthaft umgesetzt werden, müssten alle Buchten mit Bojen versehen werden, wie in Kroatien. Oder es müsste ein striktes Ankerverbot erteilt werden. Es ist bei freiem Ankern schlicht nicht möglich, die Kette nicht über Seegrasfelder zu ziehen, da man das Schwoien ja nicht verhindern kann. Und irgendwo wollen/müssen die Segler ja übernachten. Die Marinas sind in der Hauptsaison meistens komplett voll, da bleibt nur ankern. Da man es sich mit den Seglern nicht verscherzen will (wichtige Einnahmequelle!), wird der Umweltschutz eben nur halbgar umgesetzt, wie woanders auch. Schade!

Wir lichten den Anker und fahren rüber nach San Antonio, um noch etwas einzukaufen. Da wir die nächsten Tage nur ankern werden und keine bzw. nur sehr eingeschränkte Einkaufsmöglichkeiten haben, wollen wir uns nochmal mit frischen Sachen eindecken.

Anschließend segeln wir bei mäßigem Wind nur mit der Genua die Nordküste entlang bis in die Bucht Benirras. Das ist eine Empfehlung von Axel; dort gibt es wohl noch ein paar übriggebliebene Hippies, die sich Abends zum gemeinsamen Sonnenuntergangs-Trommeln treffen. Das wollen wir uns natürlich ansehen bzw. anhören. Als wir ankommen ist die Bucht schon ziemlich voll, wir ankern deshalb etwas südlich davon in San Miguel und gehen erstmal baden. Die Bucht bietet guten Schutz vor dem Wind, leider aber nicht vor dem Schwell, der aus NO kommt. Bonita wird die ganze Nacht durchgeschaukelt, ich schlafe diese Nacht nicht besonders gut. Nach dem Baden fahren wir mit dem Dinghi rüber nach Benirras und gehen zunächst in einem Restaurant am Strand essen. Reihenweise kommen die Leute ins Lokal, um sich mit Bier zu versorgen und gehen dann an den Strand. Unter der überdachten Veranda eines alten, teils verfallenen Hauses, bezieht die Trommelgruppe Stellung und etwa eine ¾ Stunde vor Sonnenuntergang geht es dann los mit wildem Getrommel. Viele tanzen mit oder wiegen sich im Rhythmus hin und her. Der Strand ist mit mehreren hundert Menschen brechend voll. Wir haben uns übrigens auch ein Bier besorgt, mit Tanzen hielten wir uns aber eher zurück.

Am Samstag, 13.7., frühstücken wir spät, erst um 10:00. Der Himmel ist bewölkt und es gibt nach wie vor viel Schwell, Baden fällt aus. Gegen 12 Uhr lichten wir den Anker, um nach Pontiratx zu segeln, im äußersten Nordosten von Ibiza. Nach ca. einer Stunde gibt es plötzlich einen lauten Knall und Sekunden später rutscht die Genua am Vorstag herunter und landet im Wasser. Das Genuafall ist gerissen. Ein 7mm Draht durchgescheuert. Anscheinend passiert auch das irgendwann, aber musste es ausgerechnet jetzt sein? Dieter und ich bergen das Segel und legen es aufs Vorschiff. Wir motoren die letzten Meilen nach Pontiratx. Ich beschließe noch am selben Nachmittag mit dem Bus nach Ibiza-Stadt zu fahren. Dieter begleitet mich, Manfred bleibt am Boot. Ich hoffe, dort einen Rigger aufzutreiben, der uns ein neues Fall baut. In Ibiza angekommen, fragen wir einen Marinero nach Riggern in der Stadt. Leider teilt uns der mit, dass alle Rigger erst am Montag wieder zur Verfügung stehen würden. Das würde uns viel Zeit kosten, außerdem ist für Dienstag wenig Wind vorhergesagt. Wir beschließen deshalb noch bis Sonntagabend in Pontiratx zu bleiben, dann über Nacht mit Groß und Kutterfock nach Palma de Mallorca zu segeln und dort am Montag nach einem Rigger zu suchen.

Da wir noch ein paar Stunden Zeit haben bis uns der Bus zurück nach Pontiratx bringt, schauen wir uns die Altstadt noch an, die oben am Berg innerhalb der alten Festung liegt. Super tourtistisch, aber auch wirklich sehr schön. Am frühen Abend kommen wir wieder in Pontiratx an, um zu erfahren, dass am heutigen Abend eine große Strandparty abgeht, von der Stadt organisiert. Wir gehen in einem Restaurant an der Küste essen und stürzen uns dann ins Getümmel. Der Strand und die umliegenden Bars und Restaurants sind voller Menschen, die Busse verkehren bis morgens um 5 Uhr zwischen Ibiza-Stadt und Poniratx. Leider ist die Musik nicht unser Fall. Ich würde sie als moderne Zweiton-Musik bezeichnen, bestehend aus Bass und Schlagzeug. Das Spektakel geht bis etwa drei Uhr, dann kehrt Ruhe ein. Endlich schlafen.

Am Sonntag, 14.7. wartet erstmal wieder unangenehme Arbeit auf uns. Das vordere WC pumpt nicht mehr ab. Es entsteht zwar ein Pumpsog, aber das Wasser wird nicht abgesaugt. Unsere Vermutung: der Impeller ist verschlissen oder hat sich gelockert. Wir beschließen das WC komplett zu zerlegen, zu reinigen, Dichtungen etc. auszutauschen. Eine ziemlich stinkige Ferkelei, aber „wat mut dat mut“. Nach zwei Stunden sieht das WC aus wie neu, leider pumpt es immer noch nicht ab. Also ist doch der Absaugschlauch verstopft. D.h. wir werden uns in Palma auch nach einem neuen Abwasserschlauch umsehen müssen.

Abends segeln wir los gen Palma und kommen dort Montagfrüh gegen halb acht Uhr an. Da wir noch keine Antwort von der angefragten Marina haben, gehen wir zunächst ein Stück östlich vor Anker und legen uns erstmal hin, um zu schlafen. Über das Internet finden wir einen Rigger, bei dem wir gleich nachmittags vorbeischauen. Sie sichern mir zu, das neue Fall bis morgen, 16.7. am späten Vormittag fertig zu haben. Nicht als Drahtseil, sondern als Dyneema-Leine. Soll mir recht sein. Vom Rigger laufen wir ca. 3km weiter zu einem Schiffsausrüster, der die für das WC passenden Abwasserschläuche führt. Noch am 15. Nachmittags tauschen wir die Schläuche aus, wieder eine riesen Ferkelei, aber wat mut dat mut. Anschließend funktioniert das WC wieder tiptop. Am nächsten Tag ziehen wir gegen Mittag das neue Fall ein. Ist ein bißchen tricky, da wir erst eine Sorgleine von oben im Mast nach unten fallen lassen und sie an einer Öffnung herausziehen müssen. Irgendwann klappt das und wir können daran das eigentliche Fall befestigen und im Mast von oben nach unten ziehen. Anschließend die Genua hochgezogen, fertig. Jetzt kann es weitergehen.

Am 17.7. legen wir ab Richtung der Bucht bei Na Fontanella. Auf  steinigem Untergrund lassen wir den Anker fallen, der sich beim Einfahren prompt unter einen Felsen verkeilt. Diese Nacht werden wir 150%ig sicher liegen. Wir gehen gleich nach dem Anlegeschluck baden. Das Wasser ist glasklar und nur etwa 5m tief. Einige Fische sind unterwegs, perfekt zum Schnorcheln. Am nächsten Morgen, der 18.7., tauche ich hinunter, um eine Leine am Anker zu befestigen. Durch rückwärtsfahren ziehen wir ihn problemlos aus der Felsspalte. Auf geht’s in die Cala Ratjada im Nordosten Mallorcas, ca. 44Sm entfernt. Um 19:15 kommen wir dort an und lassen den Anker fallen. Mit dem Dinghi fahren wir rüber an den nahegelegenen Strand und erkunden die Stadt. Mega-touristisch und eigentlich nicht viel zu sehen. Viele Restaurants und Bars sowie eine nette Strandpromenade, allerdings viel zu viele Touristen. Wir beschließen trotzdem noch einen Tag zu bleiben und den vorhergesagten guten Wind am übernächsten Tag für die Weiterfahrt nach Menorca zu nutzen.

Am 20.7. brechen wir um kurz vor neun auf, wir haben 44 Sm bis Mahon im Osten Menorcas vor uns. Mit Wind aus Süd von 3-4bft kommen wir gut voran. Gegen 17:45 sind wir am Eingang des Naturhafens von Mahon. Da es keinen freien Platz in einer der zahlreichen Marinas gibt, ankern wir in einer vorgelagerten Bucht, der Cala Teulera. Wir liegen da sehr geschützt vor dem angesagten Starkwind aus NE, der am 21.7. kommen soll. Am nächsten Morgen vertreibt uns die Hafenkontrolle von unserem schönen Ankerplatz. Da der Wind bereits auf NE gedreht hat, hängen wir mit der kompletten Schiffslänge über den durch Tonnen markierten Ankerbereich hinaus in die Fahrstraße. Eigentlich kein Problem, aber anscheinend beschweren sich die Betreiber der Ausflugsboote, wenn sie zwischen ankernden Segelbooten herummanövrieren müssen. Also Anker auf; da einige Boote die Bucht bereits verlassen haben, finden wir ohne Probleme einen anderen Platz in der Bucht, nicht ganz so gut geschützt gegen den erwarteten Starkwind, aber doch sicher genug. Zeitgleich mit uns ankert auch eine spanische Motoryacht ca. 100m steuerbord voraus. Sie lassen den Anker ins Wasser fallen, lassen sich ein paar Meter nach hinten treiben, fertig. Kaum haben wir unseren Anker eingefahren, setzt auch schon der Wind ein. Eine halbe Stunde später pfeift der NE-Wind mit über 30kn durch die Bucht, das sind 7 bft. Und dann beginnt das Hafenkino. Der Anker der besagten Motoryacht hält nicht, sie treibt auf zwei kleine Segelboote zu, die neben uns liegen. Sie schiebt die beiden Boote vor sich her in Richtung Ufer, deren Anker brechen aus. Die Crew der Motoryacht reagiert zunächst überhaupt nicht, sie scheinen mit der Situation völlig überfordert zu sein. Irgendwann geben sie wohl Vollgas und verhindern so das Aufschlagen an der felsigen Küste. Eines der beiden Boote kann sich selber von der Motoryacht befreien, das andere hängt mit seiner Ankerleine in der Ankerkette der Yacht und wird von der einige Meter hinterhergezogen. Auf dem Boot, das unter polnischer Flagge fährt, ist eine spanisch sprechende Frau, die fürchterlich schimpft und die Crew der Motoryacht alles Mögliche heißt. Sie setzt sich in ihr Dingi und rudert (!) rüber zur Motoryacht, um ihr Boot zu befreien. Sie erhält noch Hilfe von einem englischen Boot, die einen sehr starken Außenborder haben auf ihrem Dinghi, mit dem sie die Motoryacht zur Seite schieben können, um die Ankerleine zu lösen. Beinahe hätte sich die Motoryacht dabei mit ihrer Badeleiter, die auch noch im Wasser hing, an unserer Ankerkette verfangen. Gott sei Dank ging alles gut aus, irgendwann hing die Motoryacht sicher vor Anker und die beiden kleineren Boote haben sich weit weg davon, einen neuen Ankerplatz gesucht.

Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Dinghi an Land, um zu der alten Festung zu laufen, die früher die Hafeneinfahrt bewacht hat. Eine monumentale Anlage, schön anzuschauen, aber völlig sinnlos, wohl schon zu der Zeit, als sie gebaut wurde. Heute kann man die Anlage für private Feste wie Hochzeiten mieten. Am nächsten Tag bestellen wir uns für den späteren Nachmittag ein Taxi an unsere Anlegestelle und fahren damit nach Mahon. Mahon ist eine alte Hafenstadt, mit schöner Lage am Hang und einem gut erhaltenen alten Stadtkern. Wir schlendern durch die Straßen und genießen den Blick hinunter aufs Wasser. Dieter lädt uns auf ein Bier in einer Kneipe am Wasser ein, die er von einem seiner englischen Geschäftsfreunde genannt bekommen hat. Die Kneipe war auch in der Tat very british, das Bier lecker. Anschließend laufen wir am Stadtrand entlang ca. 3km bis zu unserem Restaurant, in dem wir heute zu Abendessen wollen. Wir sitzen in einem Garten unter Bäumen, umsäumt von Büschen, alles sehr gediegen. Zu essen gibt es ein schönes Steak und ein gutes Glas Wein. Morgen, den 22.7. geht es Richtung Sardinien, über 190Sm, für die nächsten zwei Tage werden die Mahlzeiten wieder etwas spärlicher ausfallen.

Um 8:20 holen wir den Anker auf und segeln Richtung Sardinien. Wir haben Wind aus Nordwest mit 5bft, so dass wir das Groß etwas reffen müssen. Wir kommen gut voran und erreichen am nächsten Tag, den 23.7., nach 31 Stunden um 15:20 die sardische Küste. Da wir Schwell aus NW haben, suchen wir uns eine Stelle am südöstlichen Ende einer Landzunge, die uns passablen Schutz bietet. Nach dem verdienten Anlegeschluck gehen wir Schwimmen und schnorcheln. Am Strand ca. 500m von uns entfernt, gäbe es mglw. ein Restaurant, aber die Wellen brechen sich furchterregend am Ufer, so dass wir beschließen lieber an Bord zu essen. Wir schlafen gut, nur hin und wieder schaukelt Bonita mächtig hin und her, wenn sie sich mal wieder quer zu den Wellen gedreht hat, aus welchen Gründen auch immer.

Am 24.7. geht es weiter nach Carloforte, einer kleinen Stadt auf der Insel San Pietro, die im Südwesten von Sardinien liegt. Hier gibt es einen Stützpunkt des Langfahrtsegler-Vereins TransOcean. Ich habe an diese Adresse zwei Unterwanten liefern lassen, die ich in der Marina dort einbauen möchte. Beim einchecken im Hafenbüro wird schnell klar, dass noch kein Paket angekommen ist. Der Kundenbetreuer der Firma, bei der ich die Wanten bestellt habe, erklärt mir dann, dass die Ware von Selden in Schweden noch nicht mal losgeschickt wurde, weil sie wohl Produktionsprobleme haben und erst Mitte August liefern könnten. Da er nach einem dreiwöchigen Urlaub selbst erst wieder seit drei Tagen in der Firma sei, versprach er aber der Sache nochmal nachzugehen. Und siehe da, Selden hat einen Weg gefunden, doch zu produzieren und die Ware auszuliefern. Sie würden es direkt von Schweden aus an die neue Zieladresse schicken. Schnell habe ich den nächstgelegenen TO-Stützpunkt gefunden: Marsala, Sizilien. In vier Tagen sollen die Wanten dort ankommen. Da bin ich mal gespannt!

Da wir jetzt mindestens einen halben Tag gewonnen haben, schauen wir uns nachmittags die Stadt an und gehen Abends essen und noch einen Absacker trinken. Die Stadt ist zwar touristisch, aber nicht überlaufen. Sie ist blitzblank sauber, die Gebäude bildschön restauriert und zwar auch in der dritten und vierten Nebenstraße hinter der Strandpromenade. Zeitweise fühlen wir uns wie in einer Filmkulisse. Wirklich toll und auf jeden Fall einen Besuch wert.

Am 25.7. geht es am späten Vormittag gemütlich weiter in die Bucht von Teulada. Bei moderatem nordwestlichen Wind kommen wir dort um 18:00 an und können ein letztes Mal schön baden gehen.

Am 26.7. fahren wir schon nach Cagliari, unserer letzten Etappe dieses Törns. Da der Wind erst gegenan steht und dann nach und nach einschläft, müssen wir viel motoren auf dieser 40 Sm langen Strecke. Um 18:00 legen wir in der Marina in Cagliari an.

Yvonne und Gini landen am selben Tag in Cagliari. Da nicht ganz klar war, bis wann genau wir es dorthin schaffen würden, haben sie sich vorsorglich zwei Nächte in einem kleinen Hotel in der Innenstadt eingebucht. Wir treffen uns abends in der Stadt zum Abendessen und zu einem anschließenden kleinen Bummel durch die Innenstadt. Es ist nach Mitternacht, als wir wieder am Boot sind. Die Marina ist etwa 3km von der Innenstadt entfernt. Am nächsten Vormittag putzen wir vormittags das Boot, während sich die Mädels die Stadt anschauen und schon mal die Lebensmittel für die kommenden Tage einkaufen, die sie am frühen Nachmittag am Boot vorbeibringen. Gemeinsam begleiten wir Dieter am Nachmittag zur Bushaltestelle, sein Flieger geht heute am frühen Abend zurück nach Basel. Yvonne und Gini fahren mit ihm zurück bis in die Innenstadt. Manfred und ich werkeln noch etwas am Boot. Abends treffen wir uns wieder in der Innenstadt zum Abendessen, dieses Mal an einem schönen Platz unterhalb der Bastion. Schönes Ambiente trotz Autoverkehr.

Am Sonntag, den 28.7., kommen Yvonne und Gini vormittags an Bord. Manfred hat inzwischen auch alle seine Sachen gepackt und ist abreisefertig. Gegen 11 Uhr macht er sich auf den Weg zum Flughafen. Sein Flieger geht auch erst abends, aber er wollte früh von Bord gehen, damit wir auch zeitig wegkommen für die lange Strecke nach Sizilien. Danke Dir Manfred! Danke an Euch beide, Dieter und Manfred, dass Ihr mitgesegelt seid. Wir hatten eine tolle Zeit, viel schöne Segeltage, haben viel gesehen und erlebt.

Um 11:40 legen wir ab Richtung Sizilien, knapp 170 Sm liegen vor uns. Am 29.7. abends wollen wir in Marsala ankommen.

Crewwechsel in Benalmadena und Weiterfahrt nach Torrevieja

Am späten Nachmittag des 15.6., ein Freitag, legen wir an der Mole direkt an der Hafenmeisterei von Benalmadena an. Der Schwell von der aufgewühlten See außerhalb des Hafens lässt die Bonita nervös hin und her treiben. Gott sei Dank werden wir hier ja nicht lange liegen. Das Einchecken verläuft reibungslos und schnell. Der Hafenmeister fährt mit mir in einem Auto zu unserem angedachten Liegeplatz und frägt mich, ob der passen würde. Das hatte ich in der Form auch noch nie. Der Platz ist etwas eng, aber wir werden uns da schon reinquetschen. Mit dem Bug voran fahre ich in die Box und Bonita schubst die beiden Nachbarboote etwas zur Seite, so dass wir gut zum Liegen kommen und über den Bugspriet problemlos ein- und aussteigen können.

Nach einem Anlegeschluck, einem kühlen Bier, erkunden wir erstmal die Umgebung um unsere Marina. Wo sind welche Supermärkte, Restaurants und Kneipen, was der Segler halt so braucht. Schnell stellen wir fest, dass Benalmadena eine absolute Touri-Hochburg ist. Das Angebot in den Supermärkten eher übersichtlich, überspitzt formuliert: Chips, Bier und Wein. Und natürlich jede Menge Kneipen und Restaurants mit übersichtlicher Qualität. Trotzdem finden wir irgendwann dann doch noch das passende Angebot für uns.

Philip und Henni kommen am selben Tag in Malaga an, wo sie noch bis zum nächsten Tag bleiben werden, damit wir noch die Möglichkeit haben, das Boot zu reinigen und aufzuräumen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit frischen Semmeln legen wir los und sind auch gut fertig, bis die beiden am späten Nachmittag mit ihrem Mietwagen im Hafen eintreffen. Sie beziehen ihre Koje im Vorschiff (Andres zieht für eine Nacht zu Manfred) und anschließend fahren wir gemeinsam zu einem Restaurant etwa 10km südlich von Benalmadena zum Abendessen, es gibt mal wieder ein ordentliches Steak, und Wein. Beide schmecken ausgezeichnet.

Am nächsten Tag machen wir gemeinsam einen Ausflug in den Naturpark EL Torcal nordwestlich von Malaga. Wir laufen auf mehr als 1000m über dem Meer durch Felsformationen auf einem Bergplateau, das vor vielen Jahren wohl mal Meeresboden war und angehoben wurde. Der Bergrücken überragt die gesamte Gegend ringsum. Die Felsen dort sind durch Wind und Regen so bearbeitet, dass sie aussehen wie übereinander gestapelte Pfannkuchen. Es ist ein sehr schönes Erlebnis und die Bewegung tut gut. Da haben Henni und Philip ein tolles Ausflugsziel ausgesucht.

Auf dem Rückweg zur Marina gibt Philip das Auto am Flughafen zurück, Manfred und Andres leihen sich ein anderes, mit dem wir zurück zur Marina fahren. Auf dem Weg dorthin gehen Philip, Henni und ich noch einkaufen, um uns für die nächsten Tage zu verproviantieren.

Am nächsten Tag, Dienstag der 18.6., ist es soweit: Zeit, um mal wieder Abschied zu nehmen. Manfred und Andres fliegen nach Hause. Danke an Euch beide für die tolle Zeit, die wir gemeinsam erleben durften. Wir haben viel gesehen und erlebt. Insbesondere ein herzliches Dankeschön an Manfred, der mit seinem seemännischen wie auch mit seinem Wissen als Ingenieur sowie mit seinen handwerklichen Fähigkeiten über die acht Wochen, die er an Bord war, eine sehr große Unterstützung für mich war. Auch als Koch war er immer um das Wohl seiner Mitsegler besorgt. Seine Schwerwetter-Nudelsuppe mit Eierstich wird unvergessen bleiben.

Als wir aus dem Hafen fahren Richtung Torrevieja, winken uns die beiden lange nach. Ciao, schön wars, kommt gut nach Hause!

Unsere erste Tagesetappe ist die Marina del Este, ca. 40Sm entfernt. Mit anfänglich schönem Südwestwind können wir gut segeln. Leider schwächt er sich im Laufe des nachmittags ab, so dass wir die letzten drei Stunden dann doch motoren müssen. Um 18:10 kommen wir in del Este an. Die Marina liegt gut geschützt hinter einem großen Felsen; der dazugehörige kleine Ort erinnert mich irgendwie an ein Piratennest, gut versteckt und geschützt. Nach dem Abendessen an Bord drehen wir noch eine kleine Runde um den Hafen und lassen den Tag bei einem Glas Wein an Bord ausklingen.

Am 19.6., Mittwoch, haben wir mit rund 60 Sm eine eher lange Etappe vor uns, nach Roquetas de Mar. Da der Südwestwind jedoch wieder ordentlich zugelegt hat, er bläst anfangs mit 5 bft, am späteren Nachmittag mit 6bft, kommen wir super gut voran. Wir rauschen mit über 8kn durchs Wasser, bei ca. 2m achterlicher Welle. Wow! Bereits um 16:30 laufen wir in die Marina ein. Wir können längsseits am Kopfende eines langen Steges festmachen, was sehr angenehm für uns ist, da wir das Dinghi nicht absetzen müssen, sondern es am Heck an seinen Davits hängen lassen können.

Der Ort selbst wirkt etwas langweilig, zwar auch touristisch, aber wohl in erster Linie einheimische Urlauber. Wir gehen in einem Restaurant in Hafennähe Essen und lassen den Abend wieder an Bord ausklingen. Es war doch ein anstrengender Tag, wir sind alle etwas müde

Am 20.6., Donnerstag, geht’s in die 36 Sm entfernte Bucht Cala del Cuervo bei Las Negras. Mit Wind von 5-6bft kommen wieder gut voran und lassen um halb fünf den Anker fallen. Wir liegen vor einer steil abfallenden Felsküste, an der die Böen mit großer Macht aufs Wasser knallen. Die Bonita schwoit kräftig hin und her, da es aber keine Welle gibt, liegen wir trotzdem recht ruhig. Wir genießen den Abend an Bord. Baden fällt leider aus, die Wassertemperatur ist auf 16° gefallen. Der starke Wind hat das Oberflächenwasser deutlich abgekühlt. Ostseebedingungen, da will niemand ins Wasser.

Am nächsten Tag ist der Wind wie ausgeknipst. Die Strecke nach Juan Montiel müssen wir leider komplett motoren, 37 Sm. Gleich neben der Marina gibt es einen schönen Stadtstrand, wohin wir sofort nach dem Anlegen gehen. Endlich baden bei angenehmen Wassertemperaturen von um die 25°. Der Ort selbst ist natürlich sehr touristisch, aber doch mit netter Innenstadt, in der wir auch ein schönes Restaurant für uns finden.

Am 22.6., wir wollen weiter nach Cartagena, bleibt der Wind schwach. Auch diese Strecke von etwas über 30 Sm werden wir motoren. Erst gegen Ende frischt der Wind auf 3bft auf, die uns aber nichts mehr nützen, da wir bereits auf den sehr gut geschützten und gut versteckten Hafen von Cartagena zufahren. Gegen 18:00 fährt Philip die Bonita in die Box, so als hätte er die letzten Jahre nichts anderes getan. Er hat einfach ein sehr gutes Gefühl für das Boot.

Cartagena ist eine sehr alte Stadt, von den Karthagern gegründet, auch die Römer hatten sich hier niedergelassen. Die Reste eines Amphitheaters und eines Kolosseums lassen ihre alte Bedeutung ansatzweise erkennen. Schön ist auch die Altstadt, alles Fußgängerzone, voll mit Restaurants und Tappasbars. In einer davon haben wir zu Abend gegessen und den schönen Tag ausklingen lassen.

Am 23.6., Sonntag, geht es zu unserem Zielhafen dieser Etappe, nach Torrevieja. Henni und Philip werden am 24.6. ihren Rückflug antreten. Wir haben nochmal einen schönen Segelwind aus NO und O mit etwa 3 bft, der uns gemütlich von Cartagena nach Torrevieja bringt. Abends gehen wir in der Stadt essen, um den Törn würdig abzuschließen, schön wars wieder! Danke an Euch, dass Ihr ein paar Meilen mitgefahren seid. Ich freue mich schon auf den nächsten Törn.

Am 24. brechen die beiden am frühen Nachmittag auf, um mit dem Bus nach Alicante zum Flughafen zu fahren. Ich bleibe noch bis Freitag, 28.6., um dann ebenfalls für eine Woche nach Hause zu fliegen. Die Zeit bis dorthin verbringe ich u.a. mit der Suche nach einer Gangway für das Boot. Ich habe nicht gedacht, dass es so schwer ist, eine 2m lange und 30cm breite Holzplanke aufzutreiben, um sicher vom Boot auf die Pier zu kommen. Leider bleibt die Suche auch in Torrevieja erfolglos. Einige Zeit investiere ich auch in das Entrosten von Stahlteilen an Bord. Selbst sehr hochwertiger Stahl setzt innerhalb weniger Tage Flugrost an, der sich Gott sei Dank aber vglw. leicht mit einer entsprechenden Paste wieder entfernen lässt.

Am Freitag verhole ich die Bonita ein Stück weiter von der Pier weg, um sicher sein zu können, dass keine Welle oder Starkwind von vorne das Boot gegen die Pier drückt. Der Abstand zur Pier beträgt nun gut über einen Meter. Meinen Rucksack werfe ich problemlos rüber auf die Pier. Selber rüber zu springen wird nochmal spannend. Weil wir gerade Niedrigwasser haben, liegt die Bonita ca. 30cm unterhalb der Pierlauffläche, der Absprungpunkt ist etwa 1,5m von der Pier weg. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und etwas Anlauf und schaffe es gerade so, heil auf der Pier zu landen. Ok, jetzt sollte dem Heimflug nichts mehr im Wege stehen.  

Die letzte lange Überfahrt: Von Horta nach Gibraltar

Am 26.5., Sonntag, kommt Andres an Bord. Unser dritter Mann für die Überfahrt nach Cadiz. Gleich nachdem er seine Kabine bezogen hatte, gehen wir rüber in die Sportsbar, um dort Abend zu essen. Anschließend noch einen Absacker in der UShip-Bar. Andres hatte Manfred einen GinTonic versprochen.

Montag gehen wir noch einkaufen für die zweitägige Überfahrt nach Punta Delgada und genießen den letzten Tag in Horta. Dienstag, 28.5. kurz nach 10 Uhr geht es los in Richtung Sao Miguel. Der Wind bläst kräftig mit 5bft aus südlicher Richtung. Es hat sich mittlerweile eine Zweimeter Welle aufgebaut. Wir beschließen deshalb nicht südlich an Pico vorbei zu fahren, sondern nördlich. Also zwischen Pico und Sao Jorge. Hier gibt es deutlich weniger Welle und auch der Wind bläst nicht ganz so frisch, so zumindest die Hoffnung. In Sachen Welle sollten wir Recht behalten. Allerdings lagen wir in unserer Windeinschätzung total daneben. Anfangs haben wir noch schönen halben, dann eher achterlichen Wind. Als die Windabdeckung durch den Pico zum tragen kommt, geht es richtig los: Winddreher, Wind von vorne, Böen mit über 6bft, Flaute. Es ist alles geboten. Wir eiern einige Stunden zwischen den beiden Inseln hin und her. Irgendwann sehen wir ein Segelboot, das offensichtlich sehr knapp an der Nordküste von Pico schnell und konstant segelt. Also nix wie hin. Und tatsächlich war der Wind hier deutlich beständiger von der Seite. Die durch den Pico verursachten Winddreher etc. kamen also erst weiter draußen zum Tragen. Ab da läuft es recht gut, wir kommen gut voran und erreichen am nächsten Tag kurz nach 13 Uhr Punta Delgada.

Leider stelle ich kurz vor der Hafeneinfahrt fest, dass eine Kardeele an der Steuerbord-Unterwant gerissen ist. Der Hafenmeister gibt mir zwei Telefonnummern von Riggern, die mir hier helfen können. Gleich nachdem wir in der Marina angelegt haben, telefoniere ich mit Thomas. Er ist Deutscher, lebt und arbeitet seit 25 Jahren in Punta Delgada als Rigger mit seiner eigenen Firma. Er war wohl selbst mal Segler und ist hier schlicht hängen geblieben. Noch am selben Nachmittag kommt er vorbei, um sich die Angelegenheit anzuschauen. Auf meine Frage, ob ich damit weiterfahren könne, frägt er mich, ob ich denn schon mal was von guter Seemannschaft gehört habe. Ok, habe verstanden; dann also doch austauschen.

Thomas hat einen Dreher an der Hand, der die Draht-aufnehmende Hülse samt Gewindestange nachbauen kann. Bis spätestens Mittwoch nächste Woche sollte alles fertig sein. Tatsächlich klappt alles problemlos und wie besprochen. Mittwochvormittag, es ist der 5.6., haben Thomas und ich die neue Want montiert.

Die Tage dazwischen nutzen wir, um die Insel mit dem Mietwagen zu erkunden. Sao Miguel ist die größte der Azoreninseln. So groß, dass man kaum das Gefühl hat, auf einer Insel zu sein. Es lässt sich sehr schön wandern zwischen Kraterseen, Thermalquellen und Bergen, auch die Ortschaften sind teilweise sehr malerisch. Gutes Essen und guter lokaler Wein inklusive, klar.

Während Thomas und ich die Want befestigen, gehen Andres und Manfred einkaufen, um unseren Proviant für die 7-tägige Überfahrt nach Cadiz entsprechend aufzustocken. Um 13 Uhr legen wir ab. Der Wind bläst schwach mit 2bft, sodass wir erstmal motoren müssen.

Erst gegen Abend frischt er auf 5 bft auf und bläst aus NNE. Wir segeln mit 60° am Wind mit zunehmender Welle. Der Wind bläst die nächsten Tage frisch aus NNE und NNW. Die Welle nimmt auf knapp 2m zu. Es ist konstant bewölkt, hin und wieder fällt auch Regen. Wir kommen die nächsten fünf Tage quasi nicht aus unserem Ölzeug heraus, eigentlich nur zum Schlafen. Essen am ausgeklappten Tisch im Cockpit: Fehlanzeige. Morgens gibt es Müsli (ohne Kaffee!!!), mittags vielleicht etwas Salat, ansonsten Wurst und Käse mit Brot. Alles einfach nur auf die Hand. Abends eine Kleinigkeit warmes Essen, oft Manfreds tolle Nuddelsuppe mit Eier-Einlage. Bei dem ruppigen Seegang ist längeres Kochen schlicht nicht möglich.

In der Nacht vom 10. auf den 11.6. „kämpfen“ wir uns durch das Verkehrstrennungsgebiet (VTG) an der südlichen Algarve-Küste. Dieses Schiffs-Autobahn ist sehr stark befahren und wir müssen sie im rechten Winkel queren. Manfred steht am Ruder; Andres hilft ihm, indem er über AIS Informationen wie Geschwindigkeit und Kurs zu den vorbeifahrenden Schiffen einholt. Mal etwas anluven, mal abfallen, um einen Frachter durchzulassen oder um noch schnell vor dem nächsten Tanker durchzuwitschen. Nachts ist das alles sehr spannend, da man ja nur die Lichter der Schiffe sieht. Ich kann mich in der Zwischenzeit ausruhen. Als ich um halb vier meine Schicht antrete, sind wir schon fast durch das VTG durch, ich muss mich nur noch mit ein paar Fischerbooten beschäftigen, die fischend meinen Kurs kreuzen.

An der Südküste der Algarve segeln wir am nächsten Tag mit 3bft und quasi keiner Welle sehr genussvoll und schnell dahin. Teilweise mit bis zu 10kn. Ein herrliches Gefühl. Erstmals lassen wir den Autopiloten steuern, um die Situation zu dritt so richtig genießen zu können. Nachdem wir schneller als gedacht vorankommen, beschließen wir Cadiz nicht anzulaufen und stattdessen gleich nach Gibraltar weiter zu segeln. Für den nächsten Tag ist eher Flaute angesagt, danach Wind aus Ost. Alles nicht optimal für einen Stopp in Cadiz. Am 12.6. kommen wir am späten Vormittag wohlbehalten in der Marina in Gibraltar an. Die nächsten zwei Tage genießen wir das bunte Stadtleben, besuchen den Affenfelsen. Gibraltar ist eine sehr schöne, quirlige Stadt, das habe ich so nicht erwartet. Zufälligerweise wird zudem am 13.6. der Geburtstag von König Charles gefeiert, mit einer Militärparade von Marine-, Luftwaffe- und Heeresabordnungen und natürlich mit einer zünftigen Blaskapelle incl. Dudelsäcken. War schön zuzuhören und anzuschauen, alles very british.

Am 15.6. geht es weiter zu unserem Zielhafen für diese Etappe, nach Benalmadena südlich von Malaga. Morgens gegen 10:00 Uhr verlassen wir Gibraltar und segeln nahezu platt vor dem Wind Richtung Nordosten. Der Wind ist zunächst fast zu schwach für unseren Kurs, legt aber dann mehr und mehr zu. Gegen Ende der Etappe segeln wir raumschots nur mit mehrfach gereffter Genua bei 6bft und 2-3m Welle mit über 7kn nur so dahin. So macht Segeln Spaß.