Schöne Überfahrt nach St. Barth (Saint-Barthélemy)

Karsamstag ist schon früh morgens kurz nach Sonnenaufgang Unruhe im Hafen. Etwa ein dutzend Männer kommen lachend und laut redend zum Hafenbecken und machen ihre kleinen Fischerboote zum Auslaufen bereit. Gegen neun Uhr sind auch wir bereit zum Auslaufen. Da die Überfahrt nach St. Barth etwas über 30 Sm lang ist, wollen wir nicht zu spät los, um noch einen Platz im Hafen in Gustavia zu ergattern. Das Hafenbüro schließt um 17:00. Es soll nicht allzu viel Wind an diesem Tag haben.

Leider bläst der Wind direkt aus NO, sodass wir noch einen längeren Schlag an St. Eutstatius vorbei bis kurz vor Saba segeln müssen, bevor wir dann auf Kurs ONO Richtung St. Barth nehmen können. Im Laufe des Nachmittags schwächt sich der Wind tatsächlich ab auf nur noch 3 bft und dreht Richtung Nord, so dass wir kurzer Hand beschließen zu motoren, um noch eine kleine Chance zu wahren, bis 17:00 in Gustavia anzukommen. 16:45 hatten wir es dann auch tatsächlich geschafft, nur um über Funk zu erfahren, dass das Hafenbüro jetzt nach Hause gehen würde und wir uns doch bitte bis morgen früh in die Bucht davor ins Ankerfeld legen sollen. Na dann danke fürs Gespräch!

Wir suchen uns also einen schönen Platz am südlichen Ende der Bucht, etwa 200m vom Strand entfernt. Nach einem erfrischenden Bad und etwas „Aufhübschen“ fahren wir mit dem Dingi rüber an den Strand (anlanden bei Welle beherrschen wir mittlerweile) und spazieren in die Stadt. Was für ein Kontrast zu St.Kitts! Überall gut instandgehaltene oder restaurierte Häuser, jede Menge originelle Bars, total schicke und offensichtlich teure Restaurants, keinerlei Schmutz auf der Straße. Sehr schön! Gustavia, das Saint Tropez der Karibik. Nach einem kurzen Erkundungstrip durch die Stadt finden wir auch schnell „unser“ Restaurant. Wir finden, es wäre mal wieder Zeit für ein schönes Steak. Schmeckte auch wirklich ausgesprochen lecker!

Auf dem Heimweg befindet Florian, es wäre nun auch an der Zeit für einen kleinen Absacker in einer Bar im ersten Stock mit tollem Blick über den Hafen. Es gibt keinerlei Gegenwehr, sein Vorschlag wird einstimmig und sofort angenommen! Erst nach Mitternacht kommen wir zurück aufs Boot.

Kaum dort angekommen, schwoien Bonita und die neben uns liegende Superyacht, eine 50m Motoryacht, sehr nahe auf einander zu. Irgendwie schafft es der Wind und die Strömung, dass sich beide Boote aufeinander zubewegen. Es dauert auch nicht lange, bis die nachbarliche Besatzung „too close“ herüberruft. Was so viel bedeutet wie: Verlegt bitte Euer Boot, ihr kommt uns zu nahe. Nachdem die Motoryacht vor uns da war, wäre es tatsächlich an uns gewesen, den Anker zu lichten und umzuziehen. Als geübter Päckchenlieger habe ich allerdings ein etwas anderes Verständnis von „zu nahe“ und beschließe deshalb liegen zu bleiben. Kritischer ist stattdessen der Abstand zu einer Boje, die einen Ankerverbotsbereich markiert. Die ist stellenweise wirklich nur noch 6-7m entfernt. Wir entschließen uns zu einer sporadischen Ankerwache, d.h. zu jeder vollen Stunde streckt mal einer den Kopf aus dem Luk und schaut, ob noch alles in Ordnung ist. Stefan übernimmt die erste Wache um 2 Uhr und da es mich doch etwas umtreibt, komme ich auch noch kurz an Deck. Bonita bleibt die ganze Nacht über immer auf ausreichend Distanz zu Motoryacht und Boje, alles gut also.

Ostersonntagmorgen fahren Dani und Florian rüber in die Stadt, um bei einem Becker frisches Brot, Croissants und Pain au Chocolat zu kaufen. Was für ein Genuss, nach all dem „Gummibrot“ auf den Inseln mit vornehmlich britischer Vergangenheit.

Nach unserem ausgiebigen Osterfrühstück müssen wir uns leider wieder mit lästigen Bootsalltagspflichten beschäftigen: einkaufen und einklarieren. Während Dani, Florian und Stefan einkaufen gehen, gehe ich ins Hafenbüro zum einklarieren. In den französischen Übersee-Departments erfolgt das ein- und ausklarieren nicht beim Zoll und den Einwanderungsbehörden, sondern online beim Hafenmeister. Sehr entspannt also, in 20min war alles erledigt.

Am frühen Nachmittag lichten wir den Anker, fahren noch kurz in den Hafen, um Wasser in den vorderen Tank zu bunkern. Aufgrund des unglaublich starken Schwells an der ersten Anlegestelle müssen wir das Boot nochmals verlegen. Die Oberfläche des Wassers war total ruhig und glatt, offensichtlich gab es aber eine Unterwasserströmung, die das Boot locker und 1-2m in die eine oder andere Richtung umherschubste. Nach ca. einer Stunde machen wir uns dann auf den kurzen Weg in die Colombier Bucht am nordwestlichen Ende der Insel, nur ca. 3 Sm entfernt.

Nach ausgiebigem Schwimmen bauen wir den Grill auf, das erste Mal auf dem Törn überhaupt. Das Beschaffungs-Team hatte ein ganzes Hähnchen besorgt! Dazu gibt es gegrilltes Gemüse und ein Glas guten Wein. Florian würzt das Huhn meisterlich und grillt es sehr super saftig, es ist ein Genuss! Bei all dem phantastischen Essen vergisst er leider die im Topf vor sich hin schmorenden Innereien, bis es verdächtig riecht und qualmt unter Deck. Die Innereien bekommen die Fische, der Topf verbringt den größten Teil der Nacht an der Leine hängend im Wasser, damit sich das eingebrannte Fett hoffentlich wieder etwas aufweichen kann. Irgendwann in der Morgendämmerung hole ich ihn an Bord, nachdem er begonnen hat unregelmäßig ans Ruderblatt zu schlagen. Nach dem Abspülen am nächsten Morgen ist praktisch alles wieder wie neu. Nur an einer Stelle in der Küche hält sich noch für ein paar Stunden der hartnäckige Geruch verbrannter Hühner-Innereien.

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