Den heutigen Eintrag ins Reisetagebuch schreibe ich in der Marina Salinas in Torrevieja am Montag, den 24.6. Torrevieja ist eine Stadt ca. 60km südlich von Alicante, also mitten im Mittelmeer an der spanischen Ostküste. Mein letzter Tagebucheintrag ist vom 3.6., da waren wir tags zuvor in Horta angekommen. Mein Gott, wie viel ist seitdem wieder passiert.
Nachdem Andres ja erst ca. zwei Wochen nach unserer Ankunft auf den Azoren zu uns stoßen würde, haben wir also sehr viel Zeit, uns die Inseln etwas näher anzuschauen. Bereits am nächsten Tag, am 14.5., haben wir die Gelegenheit Bonita an die Pier zu verlegen. Manfred zieht den Anker hoffentlich das letzte Mal mit der Hand hoch. Wir gehen neben einer 51 Fuß Beneteau ins Päckchen. Die legt am nächsten Tag ab, so dass wir direkt an der Pier liegen. Das hat viele Vorteile aber auch Nachteile. U.a. den, dass die Boote, die an einem dranhängen (es hingen immer zwei an uns dran), ganz schön an den Klampen zerren und das Boot immer wieder erschüttern, wenn Bonita in die eine und die Päckchenlieger in die andere Richtung einrucken. Ich musste ein paarmal die Muttern der Klampen der Achterleinen nachziehen, weil sie sich durch die permanente Querbelastung gelockert hatten. Ich muss mich dabei jedesmal in die hinteren Backskisten zwängen, um dann mit einem „Franzosen“ die Muttern anzuziehen. Nachdem mir Philip mittlerweile eine 24er Nuss mitgebracht hat, geht das jetzt ein bisschen einfacher.
Wir mieten uns für die nächsten Tage ein Auto und machen erstmal eine ausgiebige Inselrundfahrt auf Fajal. Die Insel ist bekannt für ihre vielen blauen Hortensienhecken, die gerade anfangen zu blühen. Wir sind ein bis zwei Wochen zu früh dran, um sie in ihrer vollen Pracht zu erleben. Wir fahren hoch zur Caldeira auf 1000m Höhe, die wir trotz schlechter Sicht in ca. 3h umwandern. Hin und wieder erhaschen wir einen kurzen Blick auf den Kraterboden, wenn sich die Wolkenschwaden etwas lichten. Der Kraterboden ist komplett mit Gras und Büschen bewachsen, mit kleinen Tümpeln dazwischen. Die Frösche hört man die ganze Zeit, auch noch 200 Meter über dem Kraterboden.
Wir fahren weiter an die Westküste der Insel. Hier gab es Ende der fünfziger Jahre einen unterseeischen Vulkanausbruch, der eine neue Halbinsel entstehen ließ. Sieht ein bisschen aus wie auf dem Mond, alles noch sehr karg, kaum Bewuchs und viel Lavastaub; ist aber sehr interessant in dem Gebiet herumzulaufen. Unter den durch den Ausbruch teilweise zerstörten Leuchtturm haben sie ein Museum gebaut, das in seiner Beton-Nüchternheit und modernen Architektur irgendwie an die Schaltzentrale eines Bond-Gegners aus den 60er Jahren erinnert. Auf dem Weg zurück nach Horta fahren wir noch zu einem großen Felsen an der Südküste der Insel und laufen noch ein Stück zu ihm hin. Die Küste fällt hier sehr steil ab, wir sind etwa 100m über dem Meer, toller Blick nach Westen in Richtung untergehender Sonne. Ein paar Kilometer später kehren wir in einem kleinen Restaurant zum Abendessen ein. Ein schöner und entspannter Tag geht langsam zu Ende.
Den nächsten Tag verbringen wir in Horta. Manfred hat Geburtstag, wir frühstücken ausführlich, bummeln durch die Stadt, genießen das entspannte Inselleben. Abends lädt uns Manfred in ein Restaurant ein, in dem man auf einem heißen Stein verschiedene Fleisch- und Fischleckereien grillen kann. War ausgesprochen lecker. Zwei Tage vorher, am 14. hatte Harald Geburtstag. Auch er lud zum Abendessen ins Oceanic ein. War ebenfalls super lecker. Danke an die beiden, es könnte mir deutlich schlechter gehen.
Freitag, 17.5., fliegt Harald nach Hause. Da wir eine Woche früher als geplant in Horta ankamen, beschloss er seinen Heimflug vorzuverlegen. Seine Frau wartet schon mit einer langen To-do-Liste auf ihn. Morgens um 8 Uhr ist bereits das Taxi am Pier, um ihn zum Flughafen zu bringen. Wir frühstücken ein letztes Mal sehr früh miteinander. Danke für die letzten Wochen Harald, mit Deinem technischen Sachverstand und Deinen seemännischen Kenntnissen hattest Du einen wesentlichen Anteil am Gelingen dieser spannenden und ereignisreichen Überquerung des Atlantiks.
Wir tauchen ein in die Inselgeschichte…
Am Wochenende tauchen Manfred und ich noch etwas tiefer in die Inselgeschichte ein. In einem kleinen Museum, einer ehemaligen Walverarbeitungsfabrik, ist die Walfanggeschichte der Insel sehr lebendig dargestellt. War ein hartes und brutales Geschäft. Der letzte Wal wurde irgendwann in den 70ern erlegt.
Hallo Alfons,
da seid Ihr ja dann schon wieder so gut wie zurück.
Glückwunsch und weiter viel Spaß über den Sommer.
Was soll denn dann das Ziel und der zukünftige Liegehafen werden?
Viele Grüße
Alois