Gestern mieteten wir uns Fahrräder, um mal das Hinterland zu erkunden. Es gibt eine sogenannte „Höferunde“, die von der Touristinfo mit einem Plan und Prospekt beworben wird. Die wollten wir radeln. Es sagt schon einiges, wenn die Hauptattraktionen im Hinterland ein paar Bauernhöfe sind. Und so unspektakulär war es auch. Die Höfe sahen meist wenig gepflegt aus – der Charme hat sich mir zumindest nicht erschlossen. Auch die Landschaft gibt für meinen Geschmack nichts her. (Wir haben auch kein einziges Foto gemacht). Ganz interessant war allerdings gleich südlich von Ostende die Stelle des Atlantikwalls. Da könnte man die ganzen alten Bunkeranlagen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg anschauen, was wir nicht gemacht haben. Aber außen an der Begrenzungsmauer des Geländes war eine Fotoausstellung von 80 Bildern, die ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug kurz nach Kriegsende 1945 von der ganzen belgischen Küste gemacht hat und man bekommt einen Eindruck, wie die Dörfer und Städte früher aussahen. Viele Hochhäuser an der Strandpromenade in Oostende standen übrigens damals schon. Das war also eher eine Stadtentwicklung aus den 20er und 30er Jahren, als eine „Unsitte“ der Nachkriegszeit…
Am frühen Nachmittag waren wir wieder zurück und nutzten die Räder gleich noch für eine Fahrt zum Supermarkt. Abends waren wir in der Stadt in einem Syrischen Restaurant und haben lecker gegessen.
Heute nacht kam das Sturmtief auch über Belgien, allerdings zum Glück längst nicht so stark, wie wohl in den Niederlanden oder in Schleswig-Holstein. Es hat „nur“ mit 7 – 8 Windstärken gestürmt und eine Weile ziemlich heftig geregnet. Wir lagen gut geschützt im Hafen, lediglich der Krach durch Wind und Regen hat nachts etwas genervt.
Heute früh war wieder der gewohnt blaue Himmel (wir hatten ja bisher fast nur sonniges Wetter!!). Vormittags war Organisation angesagt. Ich musste ein paar Telefonate führen, konnte zum Glück für nächste Woche daheim einen Osteopathentermin für mein Knie vereinbaren (das immer noch nicht ok ist) usw. Alfons telefonierte mit der Werft in DenHelder und mehrfach mit der Werft in Großenbrode – die Simmerringe lassen uns nicht los. Eigentlich sollte ein Päckchen mit den zusätzlichen Simmerringen von Großenbrode nach DenHelder geschickt werden, und zwar so rechtzeitig dass wir es dort mitnehmen können. Aber das hat nicht geklappt – es war nach einigen Tagen noch nicht da und wir mussten ja irgendwann weitersegeln – und der Hafenmeister in DenHelder hat sich netterweise bereit erklärt, wenn das Päckchen ankommt, es an Dieters Adresse in Deutschland weiterzuschicken, damit Dieter es wenigstens mitbringen kann, wenn er am Sonntag nach Dover kommt. Aber das Päckchen ist bisher nicht in DenHelder angekommen und anscheinend verschollen! Der arme Hafenmeister ist einige Tage immer zum Postfach gelaufen, um nachzusehen. Aber inzwischen hat er das auch aufgegeben. Die Mitarbeiterin der Werft in Großenbrode kann das Paket auch nur bis zur Übergabe von DHL an die niederländische Post tracken – danach gibt es keinen Trackingcode mehr. Eigentlich unglaublich, dass sowas möglich ist. Was ist denn das für eine Kundenorientierung bei DHL??
Auf alle Fälle ging so der Vormittag ins Land. Nachmittags besuchten wir das Kunstmuseum Mu-Zee. Dort gibt es neben der Dauerausstellung über „belgische Kunst von 1880 bis heute“ derzeit eine Sonderausstellung über die belgische Malerin Anna Boch, die bedeutendste belgische Impressionistin. Die Bilder waren wirklich sehr beeindruckend und wir können es eigentlich nicht verstehen, dass sie z.B. in Deutschland nicht bekannter ist. Immerhin hat sie es geschafft, als einzige Frau in den Pariser Salons auszustellen, war mit Gauguin, van Gogh oder Seurat bekannt und war außerdem eine sehr aktive, für ihre Zeit sehr unabhängige Frau, Kunstsammlerin, Reisende und gute Musikerin. Diese Ausstellung hat sich auf alle Fälle gelohnt, die belgischen Künstler von 1880 bis heute fanden wir dagegen etwas schräg…
Um 20.00 Uhr waren wir dann noch in einem Orgelkonzert. Jeden Mittwoch finden hier in der großen Kirche anscheinend gratis Orgelkonzerte statt und das passte heute ja gut. Kurz nachdem wir wieder auf dem Boot ankamen, fing es an zu regnen – Glück gehabt 🙂
Morgen früh geht es weiter nach Dünkirchen – der starke Wind ist durch und wir sollten moderate 3 – 4 Bft haben.