Hafentage in Oostende

Da der Wind bis einschließlich Mittwoch mit 5 bis 7 Bft aus Südwest bläst, werden wir hier ein paar Hafentage verbringen. Damit war heute ein chilliger Tag mit wenig Programm. Wir sind zur Touristinfo gelaufen, um ein paar Anregungen für die kommenden Tage zu holen, zum Bahnhof, um einen Fahrradverleih auszukundschaften (für morgen) und haben auf dem Boot rumgepusselt. Ich habe Wäsche gewaschen, was in den Marinas meist eine langwierige Aktion ist, weil es bis zum Servicehäuschen ein paar Minuten zu gehen sind und ja nie sicher ist, dass die Waschmaschine auch frei ist. Leider war eine andere Frau vor mir dran, die anscheinend mehrere Maschinen gewaschen hat. Immer wenn ich mal wieder nachgeschaut habe, lief die Maschine schon wieder… Letztendlich war ich 4 – 5 mal im Waschraum, bis endlich nachmittags um vier die Waschmaschine frei war!! Aber wir haben ja Urlaub und damit Zeit 😉

Am Nachmittag sind wir durch Oostende und an der Strandpromenade entlang spaziert. Oostende ist keine sehr schöne Stadt, es wurde im Krieg viel zerstört und jetzt gibt es viele gesichtslose Hochhäuser aus den 60ern. Dazwischen stehen schon noch ein paar schöne alte Stadthäuser um die Jahrhundertwende oder dem Jugendstil, aber die Hochhäuser überwiegen leider. Und es ist eine unglaublich windige, zugige Stadt! Sie liegt ja direkt am Meer – die Fußgängerzone endet auf der Strandpromenade – und damit bläst der Wind direkt durch die Häuserschluchten. Es gibt krasse Düseneffekte und Verwirbelungen, so dass es einem bei Windstärken wie heute an bestimmten Stellen fast die Füße wegzieht und wir uns mit aller Kraft gegen den Wind stemmen mussten. Trotzdem war auf der Strandpromenade richtig viel los, die Leute hier sind das wohl gewöhnt. Die Strandpromenade ist unglaublich breit, genauso wie der Sandstrand. Auch auf der Promenade blies natürlich der Wind und wir hatten den Sand bald zwischen den Zähnen. Ein paar ganz Harte lagen trotzdem am Strand. Ansonsten gibt es hier noch ein paar heruntergekommene Gebäude aus der Zeit um die Jahrhundertwende, als Oostende ein berühmtes Seebad war. So z.B. die mehrere hundert Meter langen königlichen Galerien, die König Leopold II Anfang des 20. Jahrhunderts bauen ließ.

Wieder zurück auf dem Boot hat Alfons mal die Lifelines angebracht. Das sind breite Bänder, die auf den Seiten des Decks von vorne nach hinten laufen und in die man sich bei Sturm zur Sicherheit mit einem Gurt einpicken kann, wenn man sich an Deck bewegen muss. Und gerade eben hat er noch online die Einreiseanmeldung für England gemacht. Seit dem Brexit kann man da auch mit dem Segelboot nicht mehr einfach so hinfahren, sondern hat deutlich mehr Bürokratie zu bewältigen.

Oostende

Gestern in Breskens legten wir einen Hafentag ein. Es hatte zu viel Wind und außerdem aus der falschen Richtung, um weiterzusegeln. Da es dazu noch grau und regnerisch war, passte das ganz gut.

Wir schliefen lange aus und nach dem Frühstück machte sich Alfons auf die Fehlersuche beim Watermaker. Der Besuch beim Baumarkt fiel aus, weil er sich zum Glück beim Hafenmeister einen passenden Schraubenschlüssel leihen konnte. Aber wir mussten unser Bett wieder abbauen, weil darunter die ganze Anlage versteckt ist. Dann hat Alfons mit dem tollen Schraubenschlüssel die Hochdruckpumpe von der Membran abgekoppelt und die Anlage angeschaltet. Es kam auch gleich Wasser – nicht zu knapp! Das meiste konnten wir in Behältern auffangen, den Rest haben wir nachher mit einer Saugpumpe rausgepumpt. Aber – die Hochdruckpumpe funktioniert schon mal.

Als nächstes hat Alfons die Hochdruckpumpe an die erste (von zwei) Membran angeschlossen. Anlage wieder eingeschaltet – Wasser lief problemlos durch und die Pumpe hörte sich ganz normal an. Erst als Alfons dann die zweite Membran auch noch angeschlossen hatte, fing die Hochdruckpumpe an zu „würgen“. Fazit: höchstwahrscheinlich ist die zweite Membran verstopft/ kaputt. Wir brauchen also eine Neue. Die werden wir bei der Großenbroder Werft bestellen, nach Erpfting liefern lassen und wenn ich das nächste Mal aufs Boot komme, kann ich sie mitbringen.

Dieser ganze Prozess wurde per Telefonhotline gecoacht von Herrn Klemens, dem früheren Besitzer der Werft in Großenbrode, der sich mit der Anlage gut auskennt und unermüdlich für Fragen und Auskünfte zur Verfügung stand! Einfach supernett!

Ich habe in der Zwischenzeit entweder assistiert oder mein Bein hochgelegt und gelesen. Den Abend ließen wir dann bei Abendessen und Wein ausklingen.

Heute früh läutete der Wecker bereits um viertel nach sechs – um acht Uhr starteten wir in Richtung Oostende. Alfons machte gestern mit der Software „Seaman Pro“ noch die Törnplanung für heute. Leider sah es nicht gut aus, was Wind und Wellen betrifft – wir hatten die ganze Zeit Gegenwind bei 4 – 5 Windstärken und ca. 1 m hohe Wellen. Wenn wir das alles gesegelt wären, wären wir laut Seaman Pro bei einem Start um 8:00 Uhr früh gegen 0:35 Uhr in Oostende angekommen. Darauf hatten wir dann doch keine Lust. Wir brachen zwar um 8:00 Uhr auf, motorten aber gegen Wind und Welle. Auf der halben Strecke versuchten wir es mal mit Segeln, gaben aber bald wieder auf. Die hohen Wellen schaukelten die Bonita rauf und runter, vor und zurück und von einer Seite auf die andere. So ähnlich muss es sich anfühlen, wenn man auf so einem elektrischen Bullen beim Bullriding sitzt. Nur war es auf dem Boot etwas langsamer.

Die belgische Küste ist vom Wasser aus genauso unspektakulär und langweilig, wie die niederländische: ein dünner langer Streifen Land mit Sandstrand. In Belgien noch unterbrochen von Hochhaussiedlungen in den Ortschaften. Um 14:00 Uhr waren wir in Oostende, und funkten den Hafenmeister der Mercator-Marina an. Der gab uns dann die Hinweise zur Durchfahrt. Hier in die Marina zu kommen, ist eine größere Aktion: zuerst mussten wir an einem schwimmenden Ponton anlegen und warten, bis die Schleuse bereit ist. Dann in die Schleuse einfahren, ca. 30 cm tiefer abgesenkt werden, dann aus der Schleuse ausfahren und warten bis zwei Klappbrücken hochgeklappt waren und wir durchfahren konnten. Aber jetzt liegen wir mitten in der Stadt in der Marina. Zur Fußgängerzone sind es 200 m, der Hauptbahnhof ist genau gegenüber. Zentraler kann man mit einem Boot nicht wohnen 😊

Wir waren von der Fahrt und dem Geschaukel beide so erledigt, dass wir erst mal ein Nachmittagsschläfchen gemacht haben. Dann spazierten wir in die Fußgängerzone. Die Geschäfte hatten alle offen (am Sonntag) und dementsprechend viel war in der Stadt los. Nachdem wir jetzt ja in Belgien sind, ließen wir uns gleich Belgische Waffeln schmecken. Ich bin wieder einigermaßen gut zu Fuß, muss halt langsam gehen und mich ab und zu hinsetzen, wenn das Knie schmerzt.

Wieder zurück auf dem Boot spritzte Alfons mit einem Wasserschlauch das ganze Salz vom Boot ab. Durch die hohen Wellen spritzte viel Salzwasser hoch, ab und zu kam auch eine Welle übers Boot und flutete das ganze Deck. (Zum Glück waren wir im Cockpit recht gut geschützt.) Und so waren überall Salzflecken.

Dann noch Kochen und Abendessen und jetzt ist es schon wieder 22:00 Uhr! Nachdem es so lange hell ist, verlieren wir immer ein bisschen das Zeitgefühl…

Breskens

Gestern vormittag fuhren wir mit dem Bus in die Innenstadt, um uns DenHaag mal anzuschauen und um ins M.C. Escher-Museum zu gehen. Die Stadt hat uns gut gefallen. Es gibt recht viele schöne alte Stadthäuser in Klinkerbauweise, viele Parks und Wasserbecken und Kanäle. Das Escher-Museum mit vielen seiner bekannten Motive war auch faszinierend. Kaum vorstellbar, wie jemand sich diese Bilder mit den überraschenden Perspektiven, Transformationen und Sinnestäuschungen überhaupt ausdenken, geschweige denn auch noch als Holzschnitt (!) oder Lithografie machen kann!

Am frühen Nachmittag waren wir wieder auf dem Boot, weil wir Nachmittags nach Breskens weitersegeln wollten. Die Strecke war mit ca. 60 sm relativ lang und dafür mussten wir auf ein günstiges Windfenster warten. Von Donnerstag nachmittag bis Freitag vormittag war ein Nordwest-Wind mit 4 bft angesagt, der uns nach Süden schieben sollte. Außerdem lief zu dieser Zeit die Strömung auch in unsere Richtung. Deshalb der Start um 16.00 Uhr. Der Wind drehte auch pünktlich auf Nordwest, allerdings waren es statt der angekündigten 4 Windstärken dann fünf bis sechs Bft mit gut 1,5 m hohen Wellen. Alfons fand das alles ganz spaßig, für mein Nervenkostüm wars eher nix… Aber die Bonita und ihr Skipper machten das wirklich gut, das Schiff ist mit den hohen seitlichen Wellen gut klar gekommen und ist immer recht ruhig in die Wellen eingetaucht – da merkt man doch, dass die 21 Tonnen satt im Wasser liegen. Wir segelten mit Halbwind und erreichten dank Wind und Strömung Geschwindigkeiten über Grund von 10,6 kn! Der Wind schwächte sich im Laufe des Abends dann ab und schlief fast ganz ein (war so auch nicht vorhergesagt), so dass wir die letzten zwei Stunden wieder mal motoren mussten. Der schöne Sonnenuntergang um 22:30 hat uns dafür aber entschädigt.

Wir fuhren in die Dunkelheit hinein und erreichten die Marina Breskens gegen 1:00 Uhr morgens. Die Nachtfahrt war insofern noch recht kurzweilig, weil wir uns bei der Anfahrt an verschiedenen Fahrwassern orientieren mussten. Die Seezeichen zur Ansteuerung sind nachts alle beleuchtet, aber es ist nicht immer einfach, aus dem ganzen Geblinke und Geleuchte die für uns richtigen Tonnen zu identifizieren. Da gab´s auf alle Fälle genug zu schauen. Dazu kamen noch alle möglichen Frachtschiffe und Tanker, die wir auf unserem AIS kommen sehen, die dann als dunkle Schatten mit ihrer Signalbeleuchtung aus dem Dunkel auftauchen und recht nahe im Fahrwasser an uns vorbeiziehen. Das Anlegen in Breskens war dann nochmal spannend, weil es recht dunkel war. Mich haben da wieder die Nerven verlassen, weil ich zu wenig gesehen habe und zu wenig Orientierung im Dunklen hatte. Alfons hat das Anlegemanöver dann gefahren und dann lagen wir endlich am Steg und fielen um zwei Uhr ins Bett.

Der heutige Morgen fing ziemlich blöd an – ich hab wieder „Knie“ 🙁 Beim Umdrehen im Bett !!! verklemmte sich was und ich hab wieder mal totale Schmerzen beim Gehen. Was für ein Mist! Es ist zum Verzweifeln – und ich hab keine Ahnung, woher und warum das immer mal kommt. Wir planen für morgen einen Hafentag, weil der Wind zu stark aus Südwest bläst und wollen erst am Sonntag weiter. Hoffentlich geht´s bis dahin wieder!

Das ist aber nicht das einzige Problem – Alfons wollte den Watermaker laufen lassen, dafür muss der Generator laufen um den nötigen Strom zu erzeugen. In dem Moment, als die Hochdruckpumpe hochlief, schaltete sich der Generator wegen Überlastung ab! Jetzt ist die Frage, woran liegt das? Alfons hat die potentielle Fehlerkette abgearbeitet: keine Qualle eingesaugt, alle Filter sind sauber, die Rohwasserpumpe pumpt in der nötigen Menge. Morgen will Alfons die Hochdruckpumpe anschauen, ob die evtl. kaputt ist. Dazu braucht er aber einen 24 er Schraubenschlüssel, den wir nicht an Bord haben. Daher gibts morgen erst mal einen Ausflug zum Baumarkt…

Aber immerhin scheinen die Simmerringe dicht zu sein – wir haben kein Wasser mehr im Schiff! Wenn sie den Wellenschlag von gestern überstanden haben, müsste es eigentlich passen!

Scheveningen

Gestern abend behauptete der Wetterbericht, dass wir heute früh Wind aus West haben sollten, der im Laufe des Tages auf Süd/Südwest drehen würde. Nachdem wir genau nach SSW segeln wollten, wäre der Westwind super gewesen. Außerdem lief die Strömung in der Früh auch noch in unsere Richtung. Also war der Plan: um 4:00 Uhr aufstehen und spätestens um halb fünf lossegeln, um die besten Bedingungen mitzunehmen.

Also heute früh um vier aufgestanden! Dann den neuesten Windbericht gecheckt – und nix wars! Das neueste Update besagte, dass der SSW-Wind schon in der Früh anliegt. Na toll! Genau gegen den Wind segeln können wir auch später noch… Also alles auf Anfang und zurück ins Bett. (Dass es um vier Uhr früh ziemlich regnete, machte die Entscheidung noch leichter…)

Wir machten also etwas gemütlicher und legten um kurz vor zehn ab. Der SSW-Wind blies uns natürlich auch da direkt auf die Nase und wir hatten den Strom gegen uns, aber wir motorten ein Stück landauswärts und setzten dann die Segel, um nach Scheveningen aufzukreuzen. Bis dahin hatte der Regen immerhin aufgehört und wir hatten einen guten Vierer-Wind. Auf der Kreuz wird die Strecke ja deutlich länger, weil wir zickzack gegen den Wind segeln. Aber zum einen war die direkte Strecke heute nur ca. 28 Seemeilen lang, wir konnten also etwas länger brauchen und zum anderen waren wir eine ganze Zeit lang relativ schnell unterwegs mit 6 – 7 Knoten. Um kurz vor 17.00 Uhr erreichten wir die Marina in Scheveningen, einem Vorort bzw. Stadtteil von Den Haag. Die Marina liegt mitten drin, außen am Ufer gibt es jede Menge Restaurants und Kneipen und es war richtig viel los – alle Restaurants waren voll (an einem ganz normalen Mittwoch). Nach der einsamen Ödnis in Ijmuiden eine willkommene Abwechslung. Wir beschlossen dann spontan, in einem der netten Hafenrestaurants peruanisch essen zu gehen und ließen den Abend gemütlich ausklingen.

Gestern hatten wir noch ein Erlebnis der Kategorie „Was alles passieren kann…!“: unser Boot hat uns selbständig aus dem Bad ausgesperrt! Unsere Badtür hat einen kleinen Stift, mit dem man die Tür von innen verriegeln kann, indem man ihn reindrückt. Dieser Stift geht relativ locker rein und raus. Als wir gestern lange Zeit mit viel Schräglage nach Backbord (links) und vielen Wellen und entsprechendem Stampfen unterwegs waren, hat sich anscheinend der Stift von alleine nach innen geschoben. Mit dem Ergebnis, dass wir die Tür von außen nicht mehr aufbekamen – sie war ja von innen verriegelt! Nach dem ersten Schreckmoment und der Überlegung, ob und wie wir die Tür evtl. aufbrechen können, versuchten wir, ob sich der Stift nicht auch wieder rausruckeln lässt. Wir wendeten also und fuhren mit viel Schräglage auf der anderen Seite. Alfons ruckelte und rüttelte an der Badtür und tatsächlich – der blöde Stift rutschte wieder raus und wir konnten die Tür wieder öffnen. Zum Glück!!! Jetzt klemmen wir bis auf weiteres immer was in die Tür, damit sie nicht mehr zufallen kann und verrammeln sie nach außen mit unseren Bettdecken, damit sie beim Segeln nicht unkontrolliert herumschlägt.

Ijmuiden

Gestern war nochmal ein gemütlicher Tag. Es hatte um die 5 Bft Wind aus westlichen Richtungen, daher haben wir uns entschlossen, noch nicht weiterzusegeln. Wir liehen uns nochmal Fahrräder aus der Marina und radelten bis zum Fort Kijkduin. In und um DenHelder gibt es eine ganze Reihe von alten Forts, die z.T. von Napoleon gebaut wurden. Dieses hier kann man besichtigen und außerdem ist darin noch ein Meerwasseraquarium untergebracht, in dem man die heimischen Meeresbewohner der Nordsee betrachten kann. War alles nicht superspektakulär, aber ganz nett für einen freien Tag.

Heute morgen brachen wir um halb zehn auf Richtung Süden, nach Ijmuiden. Als wir aus der Marinaeinfahrt rausfuhren, kam ein Motorboot der Marine auf uns zugeschossen. Die Jungs riefen uns zu, dass der Hafen derzeit gesperrt sei, weil ein Kriegsschiff gerade mit Schleppern in Position gebracht wurde, um dann auszulaufen. (Der Marinehafen ist direkt neben unserer kleinen Marina und schon die ganzen Tage fuhren immer mal wieder kleinere oder größere Militärschiffe rum. ) Wir machten uns also schleunigst vom Acker und fuhren in einem hinteren Bereich des Hafens ein paar Kreise, bis der Hafen wieder offen war und wir durch die Fahrrinne rausfahren konnten. Wir hatten den ganzen Tag Wind mit 4 Bft aus W/SW und segelten ziemlich hoch am Wind. Allerdings war bis zum Nachmittag noch die Strömung mit bis zu 3 kn gegen uns. Aber wir schafften später über 9 kn Bootsgeschwindigkeit!

Um 16.30 Uhr erreichten wir die Marina in Ijmuiden. Eine riesige Marina mit vielen freien Plätzen. Drumherum sind Restaurants, ein Supermarkt, ein Casino und mehrere Kneipen. Allerdings hatte ganz viel heute zu und auch sonst wirkt die ganze Anlage sehr steril und leblos. Vielleicht ist auch hier in den Sommerferien mehr Betrieb. Im Moment begeistert uns das jedenfalls nicht so sehr. Allerdings liegt direkt daneben ein richtig breiter Sandstrand mit einer netten Strandbar, in der dann tatsächlich etwas mehr los war und wo wir zum „Sundowner“ einkehrten. Allerdings gab es heute keinen Sonnenuntergang; der Himmel war bedeckt und jetzt, wo ich auf dem Boot schreibe, regnet es tatsächlich! Nach über 3 Wochen der erste Regen…

Besuch aus Erpfting und Ausflug nach Texel

Der Samstag war ein recht entspannter Tag. Vormittags konnten wir mit Leihfahrrädern aus der Marina zum Supermarkt fahren und mussten daher nicht alles zu Fuß erledigen. Außerdem gibt es in dieser Marina Waschmaschinen und Trockner und ich konnte mal zwei Maschinen voll Wäsche waschen.

Am frühen Nachmittag bekamen wir Besuch 🙂 Renate und Jimmy aus Erpfting kamen auf ihrer großen Radtour zufällig heute in DenHelder vorbei und wir verbrachten einen schönen Nachmittag und Abend zusammen. Die beiden übernachteten bei uns auf der Bonita und fuhren heute nach dem Frühstück weiter ´gen Norden.

Alfons und ich nahmen dann die Fähre auf die Insel Texel, um dort Fahrräder zu mieten und ein Stück die Insel abzuradeln. Texel ist eine beliebte Urlaubsinsel, die direkt vor DenHelder liegt. Die Überfahrt dauert auch nur 20 Min. Die Landschaft dort ist sehr vielfältig, angeblich hat man „die ganzen Niederlande auf einer Insel“. Es gab auch viele verschiedene Ansichten, von großen Dünenlandschaften über breite Badestrände, großen grünen Weiden, Ackerland bis zu netten kleinen Inseldörfchen. Allerdings war es heute richtig, richtig heiß – 28 Grad! Wir schwitzten ganz schön beim Radeln – und unser Respekt vor Renate und Jimmy ist noch größer geworden, als er eh schon war 😉

Um 17.00 Uhr ging die Fähre zurück und den heißen Abend verbrachten wir auf dem Boot mit Kochen, Reiseplanung und Tagebuch Schreiben. Übrigens ist es inzwischen echt lange hell! Selbst um 23.50 Uhr (das Foto unten) sieht man noch das Abendrot!

In Den Helder

Am Mittwoch warteten wir dann gespannt in unserem Helgoländer Hafen auf die Ankunft der Fähre aus Hamburg. Sie hatte dann über 1 Stunde Verspätung und wir hatten schon die Befürchtung, dass die Zeit nicht reichen würde, um die neuen Simmerringe einzubauen. Aber zum Glück ging das relativ schnell. (Alfons ist inzwischen mit dem Bootsbauer von der Werft per Du. Ich weiß nicht, ob das eine gute oder eher eine schlechte Entwicklung ist 😊). Der „Jens“ hat also jetzt insgesamt drei Simmerringe verbaut. Wir hoffen jetzt einfach, dass das hält.

Ansonsten war der Tag sehr gemütlich. Wir kamen eh nicht weit weg vom Boot, wegen der Reparatur. Ich habe viel gelesen, abends sind wir in den Ort spaziert. Damit sind wir jetzt auch durch mit Helgoland. Soo viel gibt’s dann dort auch nicht zu sehen und zu tun.

Daher starteten wir wie geplant am Donnerstag morgen um halb neun nach Den Helder in den Niederlanden. Es war wieder totale Flaute, wir mussten die ersten 8 Stunden unter Motor fahren. Die Nordsee war unerwartet ruhig, das spiegelglatte Wasser sah aus, wie das Plastikmeer bei Jim Knopf und Lukas in der Augsburger Puppenkiste… Ich hatte heute vorsorglich ein Pflaster gegen Seekrankheit hinters Ohr geklebt und bin total begeistert von der Wirkung – mir gings die ganze Zeit richtig gut! Absolut keine Probleme, ich konnte sogar unter Deck am Abend Spaghetti kochen oder unterwegs lesen! Ich bin soo erleichtert, dass das wirkt!

Ab 17.00 Uhr kam dann Wind auf und ab da hatten wir super Segelwind von hinten mit 4 – 5 Bft, der uns an den Ostfriesischen Inseln entlang nach Westen schob. Der Wind hielt die ganze Nacht an. Es war also entspanntes Segeln. Alfons und ich wechselten uns nachts alle 2 Stunden bei der Wache ab und jeder von uns konnte sogar in den Pausen etwas schlafen, trotz des Geräuschpegels der doch immer da ist. Auf dem Wasser war auch ganz wenig los, wir mussten also nicht groß auf andere Boote achten. Durch das AIS (Automatic Identification System), das wir auf dem Boot installiert haben, werden uns andere Fahrzeuge in unserer Umgebung auf dem Bildschirm angezeigt (sofern sie auch AIS haben, aber das haben die meisten größeren Schiffe). Wir sehen also weit im Voraus, wenn ein anderes Boot oder ein Frachter in unsere Richtung fährt und können entsprechend ausweichen.

Dieser schöne Wind hielt bis heute morgen gegen 9.00 Uhr an. Da waren wir dann schon auf der Höhe der Insel Texel. Die letzten drei Stunden motorten wir dann bis in den Hafenbereich von Den Helder. Wir bekamen nach vorheriger Anmeldung einen Platz im „Koninklijke Marine Jachtclub“. Das klingt sehr edel und königlich, aber die Umgebung ist eher wie Industriegebiet. Hier liegt außerdem die Niederländische Marine mit Kriegsschiffen usw., jede Menge Schlepper, Seenotrettungskreuzern, Küstenwache und und und. Dafür sind wir jetzt wahrscheinlich das best bewachte Boot in den ganzen Niederlanden – die Küstenwache hat ein direktes Auge auf uns 😉

Nach der Ankunft holten wir erst mal ein bisschen Schlaf nach und spazierten abends noch ins Ortszentrum. Nach unserem ersten Eindruck hat Den Helder nicht allzuviel zu bieten, aber wir werden in den nächsten Tagen nochmal nachschauen. Wir wollen hier erst mal bis Dienstag bleiben, dann sollte der Wind passen für die Weiterreise Richtung Süden.

Übrigens haben wir im Moment kein Wasser mehr im Boot 🥳. Vielleicht halten die Simmerringe ja wirklich…

Nach Helgoland auf eigenem Kiel

Heute früh um fünf brachen wir auf Richtung Helgoland. Um diese Uhrzeit geht die Strömung Elbauswärts und das schob uns ganz schön voran. Wind hatten wir aber leider keinen, d.h. wir sind wieder die ganze Strecke (ca. 35 sm) mit Motor gefahren. Dank der Strömung erreichten wir Geschwindigkeiten von über 10 kn über Grund! Damit waren wir schon um kurz nach halb zehn im Hafen von Helgoland und legten uns dort ins „Päckchen“. Also direkt an ein anderes Boot., weil sonst kein Liegeplatz verfügbar war. Aber das macht man hier generell so.

Einen kurzen Schockmoment hatten wir zu Anfang der Überfahrt , als unser Radar zunächst nicht funktionierte. Ein Anruf bei der Bootswerft half dann. Wie so einiges auf dem Boot ist auch das Radar nicht logisch eingebaut oder angeschlossen – also mit dem Mastercomputer verkabelt, sondern es hängt am zweiten Bildschirm mit dran. Und wenn wir diesen nicht eingeschaltet haben, geht halt auch kein Radar. Jetzt wissen wir das auch!

Obwohl die Überfahrt eigentlich ruhig war – kein Wind und fast glattes Wasser – hat mich leider die Seekrankheit erwischt. Auf der Nordsee gibt es ganz langgezogene Wellen, von denen andere Segler schon Unangenehmes berichtet hatten. Und dieses Geschaukel gab mit den Rest… Daher legte ich mich nach der Ankunft nochmal ins Bett und ruhte mich aus. Alfons telefonierte inzwischen wieder herum – unser neuer Dichtring ist leider nicht dicht. Wir hatten bei der Ankunft hier im Hafen wieder ein bisschen Wasser hinten im Boot. Ein Simmerring reicht also wohl doch nicht aus. Morgen kommt jetzt nochmal der Mitarbeiter der Werft mit der Fähre aus Hamburg (!) und bringt die richtigen Ringe mit und baut einen gleich ein.

Nachmittags spazierten wir dann – als die ganzen Tagestouristen weg waren und es auf Helgoland ruhig wird – nochmal ins Dorf, diesmal in den oberen Teil, der auf der Klippe liegt. Dort waren wir am Sonntag noch nicht. Außerdem konnten wir nochmal in Ruhe die ganzen Vögel und ihre Jungen beobachten 🙂

Teilerfolg

Heute vormittag kam der Bootstechniker aus Großenbrode, um den defekten Simmerring zu tauschen. Leider stellte sich heraus, dass er die falsche Größe dabei hatte. Alfons hatte 85 mm Durchmesser angegeben, die Werft hatte auch bestätigt, dass sie diese vorrätig haben, aber letztendlich hatte der Mechaniker nur welche mit 88 mm dabei – aber davon immerhin 4 Stück! Alfons und der Werftmitarbeiter zogen also gemeinsam mit dessen Auto los, um bei einem Händler hier in der Gegend passende Ringe zu besorgen. Im Umkreis von 40 km um Cuxhaven trieben sie aber nur einen einzigen Ring auf. Auf der Bonita waren aber zwei verbaut, die beide kaputt waren. Was also tun?

Nach längerem Überlegen, Diskutieren und Telefonieren mit dem Mitarbeiter und der Werft beschlossen wir, erst mal den einen Ring einzubauen. Laut Auskunft der Werft reicht einer, es gibt wohl Boote, die überhaupt nur einen Simmerring drin haben. Der zweite wäre eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme, die wir aber trotzdem gerne hätten. Wir fahren jetzt also morgen also erst mal nach Helgoland weiter – mit einem hoffentlich dichten Schiff! Danach gehts voraussichtlich am Donnerstag und Freitag direkt nach Den Helder und dorthin schickt die Werft zwei Ringe per Post nach, von denen Alfons dann einen selbst einbauen muss. Er konnte ja heute schon mal zuschauen, wie das geht…

Ich holte mir inzwischen meine Walking-Einheit, weil ich mit Rucksack zum Supermarkt und zurück gelaufen bin, insgesamt über 5 km. Die Supermarktdichte hier in der Innenstadt lässt zu wünschen übrig! Nachmittags hatte ich Zeit, wieder einen Kuchen zu backen, ein bisschen Pilates zu machen und zu lesen. Mein Knie hat sich fast komplett erholt, also alles gut!

Morgen früh brechen wir schon um 5.00 Uhr auf, um die Strömung durch das ablaufende Wasser (Ebbe in Cuxhaven) zu nutzen. In der Frühe ist zwar wahrscheinlich noch Flaute, aber im Laufe des Tages rechnen wir mit schönem Segelwind mit 3 Bft aus Ost.

Ebbe und Flut in der Marina

Die Citymarina von Cuxhaven ist nicht durch eine Schleuse von der Nordsee abgetrennt. Daher machen sich die Gezeiten auch hier bemerkbar. In Cuxhaven gibt es einen Höhenunterschied von Flut und Ebbe von ca. 3 m. Hier auf dem Wasser in der Marina ist alles an Schwimmstegen befestigt und so fahren wir mit unserem Boot und der gesamten Anlage zweimal am Tag drei Meter hoch und wieder runter 🙂

Davon merkt man eigentlich auf dem Boot kaum was, weil ja alle umliegenden Boote und Stege mit fahren. Den Unterschied sieht man erst beim Übergang ans Festland – entweder geht es fast eben raus, oder die Rampe ist echt steil!