Nach einem (sehr) späten Frühstück legen wir am späten Donnerstagvormittag, es ist Gründonnerstag von der Boje ab, um rüber nach St. Kitts zu segeln. Es ist mal wieder herrliches Wetter und schöner Wind mit 4bft auf aus nördlicher Richtung. Zunächst ging es in Richtung Major Bay an der Südküste von St. Kitts, dann an der Bug Hole und Shitten Bay vorbei Richtung Basseterre, der Hauptstadt der Insel. In der Potatoe Bay, kurz vor der Stadt fanden wir eine schöne Bucht, die uns gut geschützt vor Schwell, einen sicheren Platz zum Übernachten bot. Wir kamen dort nachmittags an, genossen das Baden und schauten den an- und ablegenden Kreuzfahrschiffen zu. Da wir nicht weit vom Strand entfernt lagen, hatten wir gute musikalische Unterhaltung bis spät in den Abend. Zum ersten Mal haben Dani und Florian ihre erst kürzlich erworbenen Kenntnisse in der Astronavigation ausprobiert. Nachdem ich einen Sextanten an Bord habe, können wir das Schießen der Sonne wunderbar üben. Man braucht im Umgang mit dem Sextanten auf jeden Fall reichlich Übung, um den Sonnenwinkel exakt zu erfassen. Die Sonne bei Wellengang zu schießen ist wirklich nicht einfach. Trotzdem schaffen es die beiden, unsere Position mit nur ca. 19 Sm Abweichung zu messen. Nicht schlecht für das erste Mal! Natürlich habe ich es auch ausprobiert, das „Herunterspiegeln“ der Sonne auf den Horizont wollte allerdings noch nicht recht funktionieren. Beim nächsten Mal vielleicht.
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Es geht immer noch bürokratischer!
Nach einem guten Frühstück und schwimmen im Meer müssen wir Mittwochvormittag erstmal einklarieren. Nachdem wir ca. 3 Sm vom Anlegesteg weg ankern, beschließen wir mit Bonita in Richtung Steg zu fahren, mit dem Dingi würde es zu lange dauern. Wir ankern 1km vor der Küste (näher dürfen wir nicht ans Ufer) und fahren mit dem Dingi an den Anlegesteg für Beiboote. Dort ist der Schwell allerdings derart massiv, dass an ein Anlegen nicht zu denken ist. Wir fahren also gegenüber an den Steg der kleinen Fähren, die rüber nach St. Kitts verkehren und machen dort an einem LKW-Reifen fest. Über den können wir dann auch auf den Steg klettern. Dani, Florian und Stefan gehen einkaufen, während ich mich mit einklarieren vergnüge. Zu meinem Entsetzen muss ich leider feststellen, dass man diesen Prozess immer noch bürokratischer gestalten kann. Die Damen vom Zoll, der Einwanderungs- und Hafenbehörde sind aber sehr hilfsbereit und wohlwollend und somit war ich „schon“ nach ca. 1,5h fertig. Nachdem die Einkäufe ebenfalls schon längst erledigt waren, fahren wir zurück zu Bonita und anschließend wieder zurück an unseren Liegeplatz im Bojenfeld, das Dingi im Schlepptau.
Nachdem wir kurz im Meer gebadet, uns geduscht und ausgehfertig gemacht haben, fahren wir mit unserem Dingi rüber an den Strand, um einen Sun-Downer zu nehmen und Abend zu essen. Der Sonnenuntergang ist tatsächlich sehr, sehr schön und der Sundowner, ein Rum Punch (was sonst) namens „Killer Bee“ schmeckte phantastisch, hatte es allerdings total in sich. Nach einem leckeren Abendessen und einem weiteren Sundowner fuhren wir leicht beschwippst wieder zurück zum Boot. Die Brandung am Strand war ja schon beim anlanden eine echte Herausforderung: wenn das Dingi quer schlägt, würde es die Brandung zum Überschlag bringen. Jetzt, nach zwei Rum Punch war es ein echtes Abenteuer alle Mann/Frau wieder ins Dingi zu bekommen und gegen die Brandung vom Strand wegzufahren. Reichlich nass, aber erfolgreich kamen wir zurück auf die Bonita. Fotos gibt’s davon keine, ist vermutlich auch besser so.
Los geht’s: auf nach Nevis und St. Kitts
Eigentlich wollen wir am Dienstag bereits gegen 9:00 Uhr ablegen, um auf jeden Fall noch bei Tageslicht in Nevis, unserem nächsten Ziel, anzukommen. Es sind immerhin über 40 Sm Sm, die wir zurücklegen müssen. Schlussendlich gelingt das aber erst gegen 10:30, da ich in der Marina erst auschecken konnte, nachdem Strom- und Wasserverbrauch am Liegeplatz durch einen Marina-Mitarbeiter abgelesen waren. Nachdem der arme Kerl alleine unterwegs war und allen möglichen Leuten beim Ablegen helfen musste, dauerte es, bis wir an der Reihe waren.
Bis Mittag genießen wir schönstes Karibik-Segeln bei viel Sonne und 4 bft Wind. Dann erwischt uns ein Tiefausläufer mit unglaublich viel Regen und deutlich nachlassenden Winden aus allen möglichen Richtungen. Dani steht am Ruder und wird klitschnass; sie wollte es aber unbedingt durchziehen. Vielen Dank für Deinen Einsatz, liebe Dani! Irgendwann wird bei dem massiven Regen die ohnehin schon in Mitleidenschaft gezogene Sprayhood undicht, es beginnt aus allen möglichen Stellen auf das Schiebeluk zu tröpfeln. Dort bildet sich langsam ein kleiner See, den ich im 5min-Rhythmus immer wieder trockenlege.
Wir bergen die Segel und fahren die nächsten Meilen unter Motor. Nach etwa 4 Stunden ist der Spuk zu Ende, die Sonne kommt wieder zum Vorschein und auch der Wind kehrt zurück. Wir setzten erneut die Segel und fahren in einem Bogen an der Südküste von Nevis entlang Richtung Norden nach Charlestown. Da der Wind nach und nach schwächer wird und außerdem nach Norden dreht, starten wir die Maschine nochmal und legen die letzten Meilen unter Motor zurück. Gegen 19:00, es ist bereits dunkel, erreichen wir unseren Liegeplatz in einem Bojenfeld ca. 3km nördlich von Charlestown. Müde, aber glücklich es geschafft zu haben, gehen wir nach einem schönen Abendessen an Bord und einem Absacker bald ins Bett.





Zeit für eine Reinigung des Unterwasserschiffes
Montag der 25.3. ist als Werfttag geplant. Wir müssen deshalb schon früh aus den Federn, Frühstück um halb sieben. Ich habe für halb acht morgens einen Krantermin organisiert, um das Unterwasserschiff von Bonita zu reinigen. Meine Vermutung, die sechswöchige Standzeit bei 28° Wassertemperatur, könnten den Bewuchs am Unterwasserschiff beschleunigen, haben sich bewahrheitet. Der Rumpf der Black Pearl sieht nur unwesentlich übler aus. Da die Werft nicht wissen, was genau sie erwartet, wollten sie lieber mit etwas Puffer arbeiten und früh anfangen.
Gott sei Dank handelt es sich im wesentlichen um Algenbewuchs, der sich vglw. leicht mit Schabern entfernen lässt. Den Rest (Muschelbewuchs u.ä.) erledigt der Hochdruckreiniger. Nach gut 1h haben die Jungs der Werft das Unterwasserschiff wieder sauber „geschrubbt“. Sie fahren Bonita anschließend an einen Stellplatz im Hof und stellen sie auf Böcke. Schneller als gedacht kann ich mit dem Auswechseln der Opferanoden beginnen. Fünf Anoden sind verbaut, vier davon möchte ich auswechseln, sie schauen doch schon ziemlich verbraucht aus: am Rumpf, am Propeller, am Heckstrahlruder, an der Backbordseite des Bugstrahlruders . Florian und Stefan gehen mir zur Hand, so dass wir gegen 11 Uhr bereits auch damit fertig sind. Um kurz vor Zwölf schwimmt Bonita schon wieder in ihrer Box am Steg. Es hat alles sehr gut geklappt!
Den Nachmittag verbringen wir mit Ausklarieren, Einkaufen und Boot herrichten für die Weiterfahrt. Der Abend klingt in einem italienischen Restaurant am Hafen bei gutem Abendessen und einem (oder waren es zwei?) Bier aus.




Start mit Hindernissen
Am Mittwoch, den 20. März, also eine Woche früher als ursprünglich geplant, machten wir uns um halb fünf morgens auf den Weg Richtung Flughafen. Yvonne war so lieb und fuhr Stefan, den wir zuhause abholten und mich zum Terminal 1. Der Abflug war für 7 Uhr geplant. Leider hielten technische Probleme die Maschine für mehr als 1,5 Stunden am Boden, so dass wir unseren Anschlussflug in Paris prompt verpassten. Air France quartierte uns in einem Hotel am Flughafen ein, unser Gepäck blieb eingecheckt, wir würden ja mit der Maschine am nächsten Tag weiterfliegen. Für die Strecke bis Sint Maarten bekamen wir einen neuen Boardingpass, nicht aber für die Schlussetappe von St. Maarten nach Antigua. Technische Probleme (mal wieder) verhinderten das. Wir würden unseren Boardingpass am Schalter von Winair in Sint Maarten bekommen. Statt unseres Gepäcks gab es also ein Schlafshirt und ein Notfall-Hygieneset. Na immerhin. Da wir bereits mittags in unsere Zimmer einchecken konnten, blieb noch genug Zeit für einen Stadtbummel in Paris. Also sind wir mit dem Zug vom Flughafen gleich in die Stadt zu Notre Dame gedüst, einmal um die Kirche gelaufen und am Seine-Ufer entlang, am Louvre vorbei, zum Eiffelturm spaziert. Irgendwo dazwischen fanden wir ein Restaurant für einen kurzen Mittagssnack, der guttat, da das Frühstück doch schon eine Weile her war. Am Ende unserer Tour kehrten wir in der Nähe des Trocadéro noch in ein Cafe ein, bevor es mit Metro und S-Bahn dann wieder zurück zum Flughafen in unser Hotel ging. Dort aßen wir auch zu Abend und gingen zeitig ins Bett. Es war ein langer Tag.
Der Flug nach Sint Maarten verlief reibungslos, ganz im Gegensatz zum Weiterflug nach Antigua. Die Buchung, die Air France vorgenommen hatte, kam anscheinend nie bei Winair an. Da der Flieger voll war, bescherte uns das eine zweite ungeplante Übernachtung, dieses Mal in Sint Maarten. Unser Gepäck war zunächst auch verschwunden. Eine sehr hilfsbereite Flughafenmitarbeiterin hat sich dann aber auf den Weg hinter die Kulissen gemacht und uns irgendwann mitteilen lassen, dass es bereits nach Antigua weitergeflogen sei, ohne uns. Das Hotel war aber wirklich sehr schön, direkt am Strand gelegen, mit Strandrestaurant und Pool (den wir mangels Badehose aber leider nicht nutzen konnten). Da unser Weiterflug nach Antigua erst um 17:00 am nächsten Tag stattfand, hatten wir den ganzen Vormittag noch Zeit, in der Anlage herumzuhängen und zu entspannen. Das war, was mich angeht, auch notwendig, da ich am Tag davor aufgrund der ganzen Pannen doch ziemlich „unentspannt“ war.
Freitagabend, zwei Tage später als vorgesehen, kamen wir zusammen mit unserem Gepäck dann doch noch in der Marina in Jolly Harbor um kurz vor 19 Uhr an. Wir erledigten nur das notwendigste an Bord und gingen ziemlich flott in eines der Restaurants am Rande der Marina: wir waren ziemlich ausgehungert und vor allem durstig.
Dem Jetlag sei Dank, begann der nächste Tag etwas früher. Was aber nicht schlecht war, da wir einiges zu erledigen hatten. Zunächst einkaufen im nahegelegenen Supermarkt, um frühstücken zu können und Gemüse für den Mittagssalat. Nach dem Frühstück ging es dann auch gleich los mit dem Einbau des neuen Schwimmschalters für die Bilgepumpe. War Gott sei Dank kein großes Ding, die Pumpe funktioniert jetzt wieder automatisch, wenn der Wasserpegel in der Bilge ein bestimmtes Limit überschreitet. Leider nicht hinbekommen haben wir die defekte Absaugung des Duschwassers in der Vorschiffsdusche. Ich bin mit einer Rohrreinigungsspirale in sämtliche Leitungen hinein, keinerlei Verschmutzung. Ich zerlegte die Pumpe, keinerlei Anzeichen von einem Defekt. Trotzdem saugt sie nicht ab. Ein paar Ideen, woran es liegen könnte habe ich noch. Hier nachzuschauen ist allerdings nochmals mit etwas mehr Aufwand verbunden, den ich jetzt nicht betreiben möchte, da wir die Dusche i.M. ja ohnehin nicht brauchen. Spätestens vor der Atlantiküberquerung sollte es aber gefixt sein. Sonst scheint soweit alles ok auf der Bonita, zumindest sind keine offensichtlichen Schäden zu erkennen.
Morgen, Montag 25.3., früh um 7:30 habe ich einen Krantermin mit der Werft gegenüber der Marina. Bonita wird aus dem Wasser gehoben, um das Unterwasserschiff mit dem Hochdruckreiniger zu reinigen. Sieben Wochen Stillstand in 28° warmen Wasser haben ihre Spuren hinterlassen: intensiver Algenbewuchs am Rumpf. Zudem nutze ich die Gelegenheit, um einige Opferanoden nach fast einem Jahr im Wasser auszutauschen. Um 14:30 wird sie dann wieder ins Wasser gesetzt.
Wir werden noch einkaufen gehen und das Boot für ein Auslaufen am Dienstagvormittag herrichten. Dann geht es weiter Richtung Navis und St. Kitts. Wir freuen uns alle schon, dass es wieder losgeht.





Alles hat sich geändert…
Mit Yvonnes Beinbruch hat sich meine bisherige Reiseplanung komplett auf den Kopf gestellt. Tanja informierte mich am späten Vormittag donnerstags meine Zeit, da lag Yvonne bereits im OP-Saal. Die Ärzte haben nach der Diagnose richtig Gas gegeben, um nicht noch weitere wertvolle Zeit zu verlieren.
Ich hatte mit Yvonne schon vor ihrer Abreise besprochen, dass ich sofort nach Hause kommen würde, sollte irgendetwas schlimmeres mit Ihrem Bein passiert sein. Donnerstagnachmittag klärte ich mit dem Hafenbüro, ob und wie lange ich mein Boot hier in der Marina Jolly Harbor liegen lassen könnte. Alles kein Problem, ich kann das Boot beliebig lange hier „parken“. Ich bekomm von denen noch ein Schreiben, das ich dem Zoll hier vorlegen muss, damit die auch entsprechend informiert sind. Warum das so sein muss, ist mir noch nicht ganz klar. Ich werde es aber am Montag erfahren, wenn ich da hingehe.
Meinen für den 29.2. geplanten Flug nach Hause konnte ich am späteren Nachmittag endlich nach mehreren telefonische Anläufen umbuchen auf den kommenden Dienstag, 6.2. Mittwochvormittag werde ich also zuhause sein und kann Yvonne vermutlich direkt aus dem Krankenhaus abholen. Ich hoffe, sie kann bis dahin auch tatsächlich dort bleiben und wird nicht schon am Dienstag ausquartiert. Ich plane für ca. zwei Monate zuhause zu sein in der Hoffnung, dass Yvonne bis Ende März soweit genesen ist, dass sie Ihren Alltag wieder alleine meistern kann.
Wenn ich Ende März wieder zurück in der Karbik bin, möchte ich das Boot schnellstmöglich zurück nach Europa segeln. D.h. ich plane Anfang April direkt in Richtung Bermuda zu starten (vielleicht noch ein bis zwei kurze Stopps in St. Barth und Anguilla) und von da Ende April in Richtung Azoren und europäisches Festland aufzubrechen. Ich rechne mit beinahe zwei Monaten, bis ich in Südspanien ankommen werde. Meine Mitsegler bis zu den Bermudas und danach habe ich über die Änderungen noch am Donnerstag informiert. DANKE EUCH allen für Euer Verständnis, Eure aufmunternden Worte und guten Wünsche für Yvonne und mich! Während der Zeit zuhause werde ich mich bei Euch melden. Vielleicht klappt es ja doch noch mit der einen anderen gemeinsamen Passage.
Den kompletten gestrigen Freitag haben wir genutzt, um das Boot für die zwei Monate Auszeit herzurichten. Und da fiel doch einiges an. Mit Hilfe des Beiboots haben wir zwei Festmacherleinen ausgewechselt, damit das Boot auch bei Starkwind/Sturm sicher vertäut bleibt. Wir haben die Persenningschläuche über die Genua und die Kutterfock gezogen, damit die Segel während der langen Standzeit besser vor der intensiven UV-Strahlung hier geschützt sind. Der Watermaker musste konserviert werden, da er in den kommenden Wochen ja nicht mehr betrieben oder wöchentlich durchgespült werden kann. Ohne die Konservierung würden die Membranen verkleben und wären damit kaputt. Hierzu mussten ca. 40l Wasser versetzt mit einer entsprechenden Chemikalie durch die Membranen gepumpt werden. Ich hatte das noch nie vorher gemacht, mit Josefs Unterstützung hat es aber problemlos funktioniert. Anschließend wechselten wir noch das Motoröl und den Ölfilter vom Schiffsdiesel. Bis wir das komplette Öl aus dem Motor gepumpt hatten verging einige Zeit. Das Öl wird mit einer Handpumpe über das Rohr des Ölmessstabs herausgepumpt, entsprechend klein ist der Querschnitt. Eigentlich wollte ich das Öl erst später in einer Marina auf den Bahamas wechseln. Unter den neuen Gegebenheiten hielt ich es aber für sinnvoll, das jetzt schon zu tun, da im Moment nicht klar ist, ob wir vor der Atlantiküberquerung noch eine Marina sehen werden. Heute werden wir noch das Dingi an Deck verstauen.
Anke und Josef werden morgen, Sonntag, in der Früh nach Saint Martin und nachmittags von dort nach Guadelupe weiterfliegen. Die Insel hat ihnen sehr gut gefallen, sie wollen sie sich noch etwas genauer anschauen. Anschließend geht’s dann für einige Tage mit einer Fähre weiter nach Martinique und irgendwann in der zweiten Februarhälfte zurück nach Hause.
Ich werde die restlichen Tage bis zu meinem Abflug noch für weitere kleinere Aufräumarbeiten und vor allem für eines nutzen: den Kühlschrank leer futtern!
Aufgrund der längeren Segelpause wird dies hier der letzte Tagebucheintrag bis Ende März sein.
Beinbruch
Kurzes Update: der Sturz hatte doch schlimmere Folgen, als erwartet. Ich habe einen Oberschenkelhalsbruch, der gleich am Donnerstag operiert wurde. Jetzt liege ich erst mal eine knappe Woche im Krankenhaus.
Die Ärzte vermuten, dass der Bruch bei dem Sturz passiert ist, die Position des Knochens aber in den ersten Tagen noch gehalten hat. Ich konnte ja wirklich schmerzfrei stehen und hatte nur beim Gehen etwas Probleme, die ich durch IBU gut in den Griff bekam. Am Mittwoch am Flughafen in Antigua waren die Schmerzen dann wieder etwas stärker (ich hatte ja auch meinen Rucksack als Zusatzgewicht dabei) und ich habe mich beim Umsteigen in Sint Maarten für die Rollstuhl-Assistance gemeldet. Das hat super funktioniert. Beim Umsteigen in Paris hatten sie nicht genügend Rollstühle und ich musste ein Stück gehen. Und da ist dann wohl der Knochen verrutscht und ich hatte sehr starke Schmerzen. Zum Glück nur in Bewegung nicht so sehr beim Sitzen. Ungünstig war, dass ich sechs Mal von einem Rollstuhl auf einen anderen Sitz, Wagen oder anderen Rollstuhl umsteigen musste, was sehr unangenehm war! Aber nach München wollte ich auf jeden Fall noch kommen. Dort war der Rollstuhltransport gut organisiert und ich konnte bis auf den Parkplatz gefahren werden. Meine Schwester hat mich am Flughafen abgeholt und wir fuhren direkt in die Notaufnahme nach Landsberg, wo der Bruch gleich gestern nachmittag operiert wurde. Der Knochen wurde zusammengeschraubt, ich habe nur ein Pflaster am Oberschenkel und bin im Moment weitgehend schmerzfrei – natürlich auch dank der Schmerzmittel, die ich bekomme 😊
Und ich bin absolut froh, dass ich es bis hierher geschafft habe und nicht auf Antigua im Krankenhaus liege. Der Knochen hätte ja auch schon vorher verrutschen können… Großes Glück im Unglück! Mir geht’s also den Umständen entsprechend echt gut.
Als Blogautorin verabschiede ich mich wieder. Die nächsten Wochen ist ohnehin Segelpause, Alfons kommt erst mal nach Hause 😍
Und es gibt sie doch, die kubanische Botschaft in Saint John’s
Nach einem gemütlichen letzten Frühstück an Bord fuhren wir Yvonne am späten Mittwochvormittag zum Flughafen. Es war wieder kein leichter Moment, mich von Ihr für weitere vier Wochen zu verabschieden. Es ist so viel schöner, wenn wir die vielen spannenden Dinge hier gemeinsam erleben können. Anfang März werden wir uns wiedersehen, da fliege ich wieder für 10 Tage nach Hause.
Vom Flughafen fuhren wir direkt in die Innenstadt von St. John’s, der Inselhauptstadt, um die kubanische Botschaft zu suchen. Wobei „direkt“ nicht ganz stimmt. Google Maps versuchte mal wieder den kürzesten Weg zu finden. Nachdem die vorgeschlagenen Straßen immer mehr ins Nichts führten, beschlossen wir umzukehren und doch den zwar längeren, aber bekannten Weg vom Flughafen in die Stadt zu nehmen.
Anke und Josef versuchen ihre Touristenkarte für Kuba direkt bei der Botschaft zu bekommen. Die Adresse, genauer genommen die Straße, jedoch keine Hausnummer, erhielt Anke tags zuvor von einem sehr hilfsbereiten Mitarbeiter am Flughafen. Nachdem das Abfahren der Straße ohne Erfolg blieb (irgendwann waren wir wieder draußen aus der Stadt), steuerten wir eine Bank an, in der Annahme, dass deren Mitarbeiter sicherlich wüssten, wo irgendwelche Botschaften in der Stadt zu finden wären. Anke kam auch tatsächlich mit einer sehr präzisen Beschreibung der Adresse zurück. Wir fuhren also wieder Richtung Stadt, doch nach ca. 10min verlor sich die Wegbeschreibung leider auf irgendeinem Parkplatz hinter einer Shoppingmall. Anke begab sich also erneut auf Spurensuche und kam prompt mit einer neuen Wegbeschreibung in die entgegengesetzte Richtung zurück. Wir fuhren also wieder raus aus der Stadt, einen Hügel hinauf, auf dem wohl die etwas besser Betuchten ihre Häuser haben. Und siehe da, nach etwa 15 min standen wir tatsächlich vor der kubanischen Botschaft, bzw. dem Generalkonsulat, um genau zu sein. Geöffnet dienstags und donnerstags, heute ist Mittwoch. Anke klingelt trotzdem und wird hereingelassen. Nach ein paar Minuten kommt sie Freude strahlend zurück: am Donnerstag um 9:00 können sie ihre Touristenkarten abholen. Die wichtigste bürokratische Hürde für eine Reise nach Kuba scheint damit genommen. Jetzt braucht‘s nur noch die passenden Flüge.
Wir fahren wieder zurück in die Stadt, um sie uns ein bisschen aus der Nähe anzuschauen, immerhin handelt es sich um die Inselhauptstadt. Was soll ich sagen? Ich habe selten eine derart heruntergekommene Ansammlung von Häusern und Infrastruktur gesehen wie in St. John’s. In Indien vielleicht, aber das ist etwas komplett anderes.
Der einzige ansehnliche Bereich in der Stadt ist eine Ladengasse, ca. 300m lang, direkt vor dem Anleger der Kreuzfahrtschiffe, die sich allerdings wie Disneyland anfühlt: eine künstliche Welt voller Überfluss und unnötigem Schnickschnack, die nichts mit der harten Realität der Stadtbevölkerung zu tun hat: der Boden aus rosafarbenem Beton, Juweliere und Uhrenläden, teure Boutiquen für Bekleidung und Handtaschen, Souvenirläden.
In den Gassen daneben und dahinter verfallene oder verfallende Häuser, kaputte Straßen, Bauruinen.
Wir essen eine Kleinigkeit in einer kreolischen Frittenbude: Chicken Curry mit frittiertem Reis, was wider Erwarten gar nicht schlecht schmeckte. Anschließend schlenderten wir Richtung „Altstadt“, wo es einige Marktstände gab, an denen wir noch frisches Gemüse und Obst für die nächsten Tage erstanden.
Danach ging es zurück zum Auto, vorbei an der verfallenden Stadtkirche. Wir fahren an einen Strand nördlich der Stadt, Fort James Beach. Der ist wirklich sehr schön: ein langer Strand, das Wasser total klar, einige Fische schwimmen in Ufernähe herum, kaum Brandung, super zum Schwimmen, kaum Leute da.
Kurz vor vier machen wir uns auf den Rückweg, fahren noch an einem großen Supermarkt vorbei, um etwas Joghurt und auch Fleisch zu besorgen. Danach geht es in einem unglaublichen Stau zunächst durch die Stadt und anschließend über die Landstraße zurück nach Jolly Harbor. Fast 1,5h für weniger als 20km. Es gibt entschieden zu viele Autos auf Antigua.
Wir tanken noch, da wir das Auto am nächsten Tag gegen ein anderes tauschen wollen. Die Klappergeräusche unter der Motorhaube und am hinteren Fahrgestell haben heute im laufe des Tages so stark zugenommen, dass wir befürchten, die Kiste könnte uns irgendwann buchstäblich auseinanderfallen.
Zurück am Boot gibt es erstmal einen Sundowner und anschließend eine zünftige Brotzeit mit frischem Salat, Käse, Wurst und einem schönen Glas Wein. Anke und Josef vergraben sich anschließend wieder in den Tiefen des Internets, um nach passenden Flügen nach Kuba zu suchen. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe war noch nicht klar, ob sie abschließend fündig wurden.





Rudern über den Atlantik
Gleich vorweg – meiner Hüfte und meinem Hinterteil geht es zu Glück viel besser! 😅😅 Die IBU 800 von gestern und heute haben gewirkt. Morgens bin ich nur mit Unterstützung meiner Walkingstöcke vorwärts gekommen, aber jetzt am Abend sind die Schmerzen schon deutlich geringer. Große Erleichterung!!
Wir fuhren morgens mit dem Mietwagen erst mal zum Flughafen, weil Anke und Josef sich wegen eines Einreisevisums für Kuba erkundigen wollten. Das ist von hier aus echt schwer zu klären, wo es das gibt. Am Flughafen von Antigua jedenfalls nicht. Evtl. in Sint Maarten, aber da sind wir ja gerade nicht. Das Thema ist also noch offen.
Dann gings in den Süden der Insel zum English Harbour und zum Fort Nelson. Das ist eine wunderbar geschützte Bucht, in der im 18. Jhd. die britische Krone ein Fort und eine Schiffswerft gebaut hat, um eine Basis im karibischen Raum zu haben. (Das war ja die Zeit der ganzen Piratenüberfälle auf Handelsschiffe.) Eine Zeitlang war der berühmte Admiral Nelson (der vom Trafalgar Square in London) Chef im Fort, daher der Name. Heute ist alles UNESCO-Welterbe und ein Museum. Und eine Marina, in der absolute Megayachten anlegen! Unglaublich, was für riesige Segel- und Motoryachten es gibt. Aber trotzdem dürfen da auch ganz normale kleine Segelboote bzw Atlantiküberquerer anlegen.
Und hier findet gerade sozusagen der Zieleinlauf der härtesten Ruderregatta der Welt statt! Es geht alleine oder in 2er-, 3er-, 4er-, oder 5er-Teams im Ruderboot (!!) über den Atlantik. Von La Gomera nach Antigua. 3000 sm! Jeden Tag kommen da ein paar Boote an und heute waren es drei Teams, eine niederländische Damencrew und zwei britische Boote. Die sind 47 Tage gerudert. Einfach nur krass! Dagegen ist die Überquerung im Segelboot echt Ponyhof! Allen Respekt! Und die sahen eigentlich alle ganz normal aus, keine totalen Kraftpakete 😄 War jedenfalls sehr interessant. Als wir kamen, räumten sie gerade ihre Boote aus, legten die Anzüge zum Trocknen aus usw. Schade, dass wir die Ankunft verpasst haben. Das muss ein unglaublich emotionaler Moment sein.
Nach der Besichtigung des Forts fuhren wir zu Catherine’s Café auf der anderen Seite der Landzunge. Ein sehr schönes Strandcafé/Restaurant mit Blick auf die andere große Ankerbucht, Falmouth Harbour.
Bei unserer Rundfahrt stellten wir fest, dass der erste Eindruck von Antigua bei der Einfahrt vorgestern getrogen hatte. Kommt man aus dem Marinaumfeld raus, bzw. aus den schicken englischen Ferienhaussiedlungen und fährt übers Land, sieht es hier aus, wie auf allen anderen karibischen Inseln (zum Glück). Mehr oder weniger gepflegte Holzhäuser, Schrottautos am jeder Ecke, Dörfer mit winzigen Supermärkten in klapprigen Holzbuden usw. Nur ist hier der Gegensatz zwischen Arm und Reich noch deutlicher spürbar, weil es eben auch so wahnsinnig luxuriöse (wahrscheinlich englische und amerikanische) Häuser gibt, von den Megayachten für mehrere (viele) Millionen ganz zu schweigen. Auf Dominica waren alle arm und auf den europäischen Inseln Martinique und Guadeloupe gab es nicht so einen immensen Reichtum, wie hier. Jede Insel ist anders…
Zurück in der Marina badeten wir am „unserem“ Strand und verbrachten den Abend auf dem Boot. Ein schöner letzter Tag für mich – morgen fliege ich zurück.










Ruhetag
Unser Frühstück an der Boje vor der Immigration am Montag fand unter Deck statt. Es regnete wieder mal heftig. Um kurz nach acht machte sich Alfons – ausgestattet mit Josefs Regenponcho – im Dinghi erneut auf ins Immigration-Office. Das war zwar jetzt geöffnet, aber vorher musste er noch zum Port Health, dem Gesundheitsbüro. Und die machten leider erst um neun auf 🙄 Dort musste er dann einen Fragebogen über unser aller Gesundheitszustand ausfüllen und unsere Körpertemperatur angeben. Alfons schrieb halt mal verschiedene Temperaturen um die 36 Grad rein – erwarten die wirklich, dass wir vorher alle Fieber gemessen haben?? Was die Mitarbeiterin zu der Bemerkung veranlasste: „It’s funny – you all have the same temperature“. Glaubt die ernsthaft, dass das echte Werte sind, die der Skipper da im Büro mal so ausfüllt?? Auf alle Fälle dauerte das alles bis um halb zehn. Dann waren wir offiziell eingereist, riefen per Funk den Dockmaster und der kam mit seinem Schlauchboot und einem Kollegen, zeigte uns unseren Liegeplatz und half beim Anlegen. Diese Jungs waren supernett und hilfsbereit!
Endlich angekommen, inspizierten wir die Marina und organisierten einen Mietwagen für morgen. Dann gab’s Mittagssalat und nachmittags Bootsputz. Durch den heftigen Regen konnten wir uns das Abspritzen des Decks vom Salzwasser sparen. Immerhin! Ich legte mich ins Bett und schonte mein Bein, das immer noch ziemlich schmerzte und da ich nicht laufen konnte, war ich beim Putzen eh keine große Hilfe. Damit war ich zu meinem größten Bedauern vom Putzen befreit 😉
Anke und Josef spazierten danach noch zum Strand, der ganz in der Nähe der Marina ist. Und abends belohnten wir uns für die Arbeit mit einem Essen in einem der Marinarestaurants. Die Jolly Harbour Marina ist mit eine der besten, die wir bisher hatten! Die Infrastruktur ist optimal. Es gibt schöne, saubere, praktisch ausgestattete Duschen und Toiletten, einen großen Supermarkt gegenüber, Autoverleih, Wäscherei, Tennisplätze und einen Pool (wer das möchte), vier Restaurants und eben sogar noch einen Badestrand in der Nähe. Uns gegenüber am Steg liegt ein deutsches Paar aus Hamburg, die hier hängengeblieben sind, wie sie sagten. Ihnen hats so gut gefallen, als sie das erste Mal hier waren, dass sie vor 6 Jahren alles zuhause verkauft und sich ein Boot in der Karibik gekauft haben. Seitdem leben sie hier in der Marina auf dem Boot. Muss man mögen, aber wie gesagt – es ist schon sehr praktisch und schön hier.

