Am 23.12. machten wir eine Tour auf den Montagne Pelée, den höchsten Berg/Vulkan der Insel mit knapp 1400 m. Wir mussten dazu wieder in den Norden der Insel fahren, ca. 1,5 Std bis zum Parkplatz auf knapp 800 m Höhe. Die Fahrt verlief auf sehr kurvigen Straßen und war umso faszinierender, je weiter nördlich wir kamen. Es war wie ein „Drive Through“ durch einen botanischen Garten. Dichter Urwald, überhängende Bäume bzw. Baumtunnels. Um kurz vor elf erreichten wir den Parkplatz und machten uns auf den Weg.
Leider war es dort total neblig, bzw. wir waren schon in den Wolken. Die Wettervorhersage für heute war aber eigentlich gut und wir hofften auf bessere Sicht. Der Aufstieg bis zum Kraterrand war anfangs recht steil mit hohen Tritten, aber wir sahen immer nur die paar Meter Strecke vor uns und marschierten/ kraxelten guten Mutes drauflos. Die Vegetation war eher „regenwaldig“ mit viel Moos und Flechten und einigen Orchideen und sah mit dem Nebel noch geheimnisvoller aus. Am Kraterrand angekommen, sahen wir auch erst mal – Nichts. Alles im Nebel. Zwischendurch nieselte es aus den Wolken und einmal regnete es kurz, aber die Temperaturen waren selbst auf dieser Höhe noch bei über 20 Grad. Da machte das Nieselwetter nicht so viel aus. Durch die Wärme und Schwüle schwitzten wir ohnehin, und dann ist es auch schon egal, wovon man nass wird…
Wir wanderten um den Kraterrand, wobei es zunächst auf einem gut zu begehenden Pfad immer leicht abwärts ging. Uns schwante schon, dass wir das alles wieder aufsteigen müssen! Und der Aufstieg war dann heftig – der Weg ging fast senkrecht die steile Flanke hoch, über viele Felsen und wieder mit hohen Stufen, bei denen man mit Händen und Füßen klettern musste. Aber die Kletterei machte ja auch Spaß. Vom Kraterrundweg zweigte eine kurze Strecke auf den Gipfel des Vulkans ab. Diese kletterte ich alleine hoch, weil ich den Gipfel noch mitnehmen wollte. Alfons wartete an der Abzweigung, Dieter und Ulli machten sich schon an den Abstieg. Oben am Gipfel war immer noch Nebel, daher keine Aussicht. Aber unsere Ausdauer wurde letztendlich doch noch belohnt – während des Abstiegs lockerten die Wolken auf und wir genossen den Blick übers Meer und die Insel 😊 Das letzte Stück der Kraterrunde war dann ebenfalls unglaublich steil! Der Hügel mit dem Berggipfel liegt innerhalb des Kraters. Daher mussten wir erst mal von diesem Hügel in den Krater ab- und am inneren Kraterrrand wieder aufsteigen. Beim Abstieg ging der Weg fast senkrecht nach unten und entsprechend auf der anderen Seite wieder hoch. Da war konzentriertes Gehen angesagt, zumal die Steine durch den Regen nass waren. Jetzt, ohne den Nebel, sahen wir zum ersten Mal die ganze Strecke und Wegführung. Ich glaube, wenn der Nebel nicht gewesen wäre und wir vorher gesehen hätten, WIE steil der Weg ist, hätten wir uns die Aktion nochmal überlegt 😊 Aber so war es auf jeden Fall ein spannendes Abenteuer und eine tolle Tour, ganz nach meinem Geschmack 😉 Und wenn man da so im Nebel auf dem Berg sitzt, kann man sich kaum vorstellen, dass am anderen Ende der Insel Traumstrände mit Palmen sind! Faszinierend! Nach insgesamt 6 Stunden waren wir zurück am Auto und wieder nach Einbruch der Dunkelheit auf der Bonita. Wir reservierten noch einen Tisch in einem schönen Restaurant für Heiligabend morgen, kochten und fielen bald ins Bett.
Nebliger Aufstieg zum KraterrandSteile Kraxelei Der Weg zum Gipfel führt auch über viele FelsenEndlich lichtete sich der NebelDa ging es runter…… und auf der anderen Seite wieder hoch zum Kraterrand.
Ab sofort bin ich, Yvonne, wieder für die Redaktion des Tagebuchs zuständig 😊 Ich bin am 21.12. auf Martinique angekommen. Die Anreise war zwar etwas holprig, weil ich eigentlich am 20. von München über Paris nach Fort de France (Inselhauptstadt) fliegen sollte. Aber kurz vor dem Einsteigen in München wurde der Flug gecancelt – technisches Problem! Umbuchen ging nur für den nächsten Tag und so verbrachte ich auf Kosten von Air France eine Nacht im Hotel in München und schaute mir am Nachmittag die sehenswerte Ausstellung in der Kunsthalle „Mythos Spanien“ an. Die wollte ich eh sehen, wenn auch nicht unbedingt an meinem Reisetag… Aber am nächsten Tag lief alles glatt. Alfons holte mich um 20.00 Uhr mit einem Mietwagen vom Flughafen ab und wir fuhren in den Süden der Insel, nach Le Marin, wo die Bonita an einem Steg liegt. An Bord traf ich Dieter und Ulli (Ulli kam am 19. an) und wir gingen erst mal im Hafenrestaurant was Essen und einen Begrüßungscocktail trinken. Hier ist es erwartungsgemäß sonnig, aber damit auch schwül und heiß. Tagsüber 29 Grad im Schatten, nachts immer noch um die 23 Grad. Wenn man ganz ruhig im Bett liegt, geht´s einigermaßen 😉
Ein größerer Teil des nächsten Tages, 22.12. ging erst mal für Organisatorisches drauf. Ulli und Dieter versuchten den ganzen Vormittag ihre Heimfahrt von Paris mit dem TGV umzubuchen und kämpften sowohl mit dem WLAN der Marina, als auch mit einer schlecht gemachten Buchungsseite der frz. Bahngesellschaft. Alfons fing mal an, seinen Tagebuchbericht der Überfahrt zu schreiben und ich las und holte noch ein bisschen Schlaf nach (der Jetlag…).
Am frühen Nachmittag waren wir dann aber startklar, um mit dem Auto zum Jardin de Balata zu fahren, einem botanischen Garten. Nachdem Alfons, Dieter und Ulli gestern schon beim Baden am Strand waren, ging es diesmal mit dem Mietwagen etwas übers Land. Die Fahrt dauerte eine Stunde, der Garten liegt gute 50 km nördlich. Die Anlage war sehenswert, es gab natürlich unzählige tropische Gewächse und sogar einen Baumwipfelpfad und diverse geschmückte Palmen-Christbäume.
Auf dem Rückweg machten wir einen kurzen Stopp in Fort de France in der Marina, um einen Liegeplatz für die Zeit vom 26. bis 29.12. zu buchen. Die machen das aber nicht einfach vor Ort im Büro, sondern man muss ein Online-Formular ausfüllen. Nachdem wir noch im Supermarkt für die nächsten beiden Tage eingekauft hatten, waren wir gegen 19.00 Uhr zurück auf dem Boot und Alfons machte sich gleich ans Ausfüllen des Buchungsformulars. Leider stellte sich das als ähnlich kompliziert heraus, wie die Zugbuchung am Vormittag. Das Formular ist umständlich aufgebaut und man muss eine Unmenge Dokumente abfotografieren und hochladen. Das dauert alles ewig!! Dann wirft einen dauernd das Marina-WLAN raus und man muss sich wieder anmelden usw. Damit ging dann für Alfons der ganze Abend drauf. Wir anderen haben inzwischen Spaghetti Bolognese gekocht und um kurz nach neun endlich gegessen. Danach fielen wir bald ins Bett, weil morgen frühes Aufstehen angesagt war.
Um das wichtigste gleich mal vorweg zu schicken: Wir sind nach 23 Tagen Überfahrt sicher und wohlbehalten in Martinique angekommen. Auch die Bonita hat die lange Reise unbeschadet überstanden. Es hat Riesenspaß gemacht. Das Leben an Bord zusammen mit meinen Mitstreitern Axel und Dieter hat super geklappt, wir waren ein tolles Team.
Ich war am 18.11. nachmittags zusammen mit Axel zurück in La Palma. Auch Dieter landete am 18. Abends in La Palma. Aufgebrochen sind wir am Mittwoch, den 22. November, drei Tage vor meinem ursprünglich geplanten Starttermin. Wir hatten bis dorthin alles erledigt, Wasser und Proviant gebunkert, wir waren startklar. Nach dem Ablegen ging es zunächst noch an die Tankstelle, um vollzutanken.
Eine Atlantiküberquerung hatten wir uns irgendwie so vorgestellt: Südlich von La Palma biegen wir mal rechts ab, Kurs Richtung Martinique, die Segel auf Vorwindkurse eingestellt und ein kräftiger und konstanter Passatwind pustet uns dann in ca. 20 Tagen über den Atlantik. Begleitet werden wir „da draußen“ von meterhohen Wellen, vielleicht auch manchmal mit mehr Wind als uns lieb sein würde. Soweit die Vorstellungen. Die Realität sah anders aus…
Nach dem Auslaufen setzten wir Kurs nach Süd, Richtung Kapverden. Für die nächsten Tage waren eher schwache Winde aus NO vorhergesagt, Tendenz schwächer werdend. Bereits am Nachmittag kündigte der aktuelle Wetterbericht nur noch 2 bft für den nächsten Tag an, sodass wir uns kurzerhand entschlossen El Hierro anzulaufen und dort den kommenden Tag zu verbringen. Es war bereits dunkel, als wir in den Hafen einliefen. Da der jedoch sehr gut ausgeleuchtet war, war es kein Problem. Ein erster ungeplanter Stopp auf unserer Überquerung.
Dieter hatte noch beim Einlaufen in den Hafen ein Auto für den nächsten Tag reserviert, so dass wir uns unmittelbar nach dem Frühstück zu einer Inselrundfahrt aufmachen konnten. El Hierro ist ja die kleinste der kanarischen Inseln und liegt etwas abseits im Südwesten des Archipels. Touristisch vglw. wenig erschlossen hat es dennoch seine schönen Ecken, vor allem wenn man sich knapp 1000 Hm über dem Meer befindet: Kiefernwälder und Wiesen mit Kühen drauf und Steinmäuerchen wie in Irland. Wir hatten viel Spaß, badeten an einem Strand mit schwarz-rotem Sand und holperten ein Stück weit eine kaum befahrbare Forststraße im Wald hinunter, weil wir uns mal wieder auf Google Maps verlassen hatten.
Freitag, den 24.11., ging es dann weiter Richtung Süden. Gestartet sind wir mit frischem Wind aus N, der sich nachmittags bereits auf 3bft abschwächte und auf Ost drehte. Der angekündigte Wind aus NE, also die klassische Passatwindrichtung, blieb aus. Nachts mussten wir sogar fünf Stunden motoren. Auch am nächsten Morgen blies der Wind mit lediglich 2-3bft aus N. Viel zu schwach, um vernünftig segeln zu können. Wir änderten den Kurs auf 210°, um den Wind nicht total platt von hinten, sondern mit 120° Einfall zu haben. Nachmittags nutzten wir den schwachen Wind, um zu baden und zu duschen. Axel hat das erste Mal seine Drohne ausprobiert.
Der unstete Wind setzte sich auch am 26.11. fort. Blies er nachts mit 4-5 bft, womit wir gut vorankamen, schlief er tagsüber wieder ein. In diesen Tagen hatten wir nachts noch schönes Licht durch den Vollmond, was das Segeln wirklich zu einem ausgesprochenen Vergnügen machte. Auch die Richtung, aus der er blies, war ein konstantes hin und her zwischen nördlichen und östlichen Richtungen. Oft drehte er binnen Sekunden um 60°. Wir dachten bislang, so etwas gäbe es nur an den bayerischen Seen. Nachmittags ließ ich den Generator für etwa 3h laufen, um die Batterien zu laden und die Entsalzungsanlage zu betreiben, um den hinteren Wassertank wieder aufzufüllen.
Die Tage vom 27.-30.11. waren geprägt von der Suche nach dem richtigen Segel, um dem wechselnden und schwachen Wind gerecht zu werden. Parasailor, Butterfly, nur ausgebaumtes Groß oder nur ausgebaumte Genua. Es war alles dabei und funktionierte doch immer nur ein paar Stunden.
Da wir den Kapverden ohnehin schon sehr nahe waren, beschlossen wir am 28.11. abends Mindelo anzulaufen, um die angekündigte Flaute während der nächsten Tage dort an Land verbringen zu können. Axel versuchte sich immer wieder mit angeln. Leider ohne Erfolg. Entweder wurde der Köder abgebissen, oder es biss schlicht kein Fisch an.
Leider mussten wir in diesen Tagen auch einiges an überreifen und verschimmeltem Gemüse entsorgen: Tomaten, Gurken und Bananen wurden sehr schnell reif und vergammelten. Zucchini, Auberginen, Kartoffel und Äpfel halten sich bei den hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit noch am besten.
Am 30. 11. liefen wir, nachdem wir mangels Wind über 20 Stunden am Stück unter Motor fahren mussten, in Mindelo auf den Kapverden ein, unser zweiter ungeplanter Stopp auf dem Weg über den Atlantik. Das Leben dort mutet sehr afrikanisch an: Gebäude, Straßen, Infrastruktur: alles etwas heruntergekommen; vieles wirkt irgendwie improvisiert, funktioniert aber trotzdem recht gut. Frisch gefangener Fisch wird noch am Strand ausgenommen und verkauft; Obst- und Gemüsehändler an jeder Ecke, die das im heimischen Garten angebaute auf der Straße verkaufen. Auch wir deckten uns dort wieder mit frischem Gemüse und Obst ein. Mindelo ist eine kleine, aber sehr lebendige Hafenstadt, deren portugiesische Wurzeln noch gut erkennbar sind. Abends aßen wir im Nautilus Grillspieß vom Rind, war sehr lecker. Hätten wir vorher gewusst, dass wir die Kapverden ansteuern würden, hätten wir mehr Zeit eingeplant, um sie uns näher anzuschauen. So aber sind wir am 1.12. wieder aufgebrochen, um den angekündigten frischen Nordostwind für uns zu nutzen.
Nachmittags um 15:00 legten wir ab und „düsten“ mit 5bft aus NE Richtung Südwesten. Wir mussten an das südliche Ende der kapverdischen Inseln, also nochmal ca. 100 Sm südlicher, um endlich in eine stabile Passatströmung zu kommen. Der Passatwind schien sich dieses Jahr ziemlich weit nach Süden zurückgezogen zu haben. Abends kurz vor Sonnenuntergang fingen wir dann unseren ersten Fisch, eine Makrelenart, die ein bisschen wie ein Barrakuda aussah. Noch am selben Abend landete der Fisch in der Pfanne, war super lecker.
In den kommenden Tagen hatten wir einen permanenten Wechsel von gutem Segelwind, meist nachts, und schwachem Wind tagsüber. So segelten wir nachts meist mit ausgebaumter Genua und tagsüber mit dem Parasailor. Wir versuchten uns 2x auch nachts mit dem Parasailor, mussten ihn allerdings auch 2x morgens bei Dunkelheit und viel Wind bergen, was nicht ganz ungefährlich war. Wir beschlossen deshalb, nachts nur noch mit ausgebaumter Genua zu fahren. Die können wir flexibel reffen und wieder ausreffen, wenn sich die Windstärke ändert.
Zwischendurch versuchten wir wieder zu angeln. Leider ohne Erfolg. Einmal verloren wir wieder einen Köder, ein zweites Mal gleich die ganze Angel. Wir waren teilweise recht schnell unterwegs, sodass, wenn ein Fisch anbiss, so viel Druck auf Köder und Angel war, dass sie schlicht abrissen.
Am 6.12. hatten wir morgens einen wunderschönen Sonnenaufgang, 6bft Wind und eine Welle von ca. 3m. Wir kamen gut voran und hatten nun das Gefühl endlich in einem stabilen Passatwind angekommen zu sein.
Wenn wir nicht mit dem Parasailor segelten rollte das Boot mitunter relativ stark, was wiederum auch seine Opfer forderte: im Cockpit und auf die Hose verschüttetes Müsli, verschüttete Rühreier in der Küche über die komplette Arbeitsfläche. Auch ordentlich nasse Salon-Polster gab es einmal, weil wir bei einem Segelmanöver vergessen hatten die Decksluke im Salon zu schließen. Eine Welle überrollte das Schiff und einige (viele) Liter Salzwasser schwappten durch das geöffnete Luk in der Decke hinein. All das passierte an einem Tag, dem 8.12.; schien nicht unser Tag gewesen zu sein.
Bereits am 9.12. begann der Wind wieder schwächer zu werden, der nur dann etwas auffrischte, wenn Squalls über uns hinweggezogen sind. Squalls sind lokale Regengebiete, die nach Nordwesten ziehen und viel Regen und teilweise starken Wind mitbringen. Wichen wir den Squalls anfangs noch aus, so waren wir später froh über sie, da sie zumindest kurzfristig etwas mehr Wind mitbrachten.
Der Wetterbericht, den ich 2x pro Tag per Satellit herunterlud, sah in den kommenden Tagen ein riesiges Flautengebiet vor uns. Wir wichen deshalb ca. 70 Sm nach Norden aus, um wieder früher mehr Wind zu haben. Leider setzte die Flaute aber auch schon früher ein, sodass wir doch wieder motoren mussten. Insgesamt sind wir mehr als drei Tage unter Motor gefahren und haben dabei ca. 300l Diesel verbraucht.
In einem Bogen fuhren wir die restlichen Tage wieder nach Südwesten Richtung Martinique, wo wir am 16.12. gegen Mittag nach insgesamt 23 Tagen auf See seit den Kanaren und etwas über 3000 Seemeilen, also ca. 5400 km, ankamen. Land in Sicht war um kurz nach 7 Uhr morgens, kurz nach Sonnenaufgang.
Alle waren wir am Ende überrascht, wie schnell und reibungslos die Zeit verging. Irgendwie hofften wir alle, viel Zeit zum Faulenzen und Lesen zu haben, oder zum Okulele spielen. Tatsächlich blieb doch wenig bis gar keine Zeit für derartige Freizeitbeschäftigungen. Die permanent wechselnden Winde hielten uns auf Trab, bei Tag wie auch in der Nacht. Nachts zu steuern, bei wenig Sicht, nur mit Blick auf die Instrumente, ist sehr anstrengend. Natürlich nutzten wir zwischendurch auch den Autopiloten, aber auch der hatte bei schwachem Wind seine Probleme, Kurs zu halten. Außerdem wollten wir den Stromverbrauch in Grenzen halten, sodass wir eben überwiegend selbst steuerten. Auch die tägliche Bordroutine sorgte für eine gute Auslastung: tagsüber 3h Ruderwache, nachts 2,5h im Wechsel. Dazwischen schlafen, kochen, abspülen. In meinem Fall dann noch Wetterbericht herunterladen und auswerten, Generator laufen lassen, um die Batterien zu laden und Süßwasser zu produzieren. Drei Brote habe ich gebacken, deren Hefeteig leider nicht aufgehen wollte. Geschmeckt haben sie trotzdem.
Wir liefen am 16. zunächst eine Bucht auf der Westseite der Insel an, um dann am nächsten Tag weiter Richtung Bucht von Le Marin zu segeln. Dort ankerten wir zwei Tage im Ankerfeld vor Saint Anne, bevor wir in die Marina von Le Marin umziehen konnten. Wir haben uns ein Auto gemietet, mit dem wir jetzt seit einigen Tagen die Insel erkunden: wunderschöne Strände, herrliches Wasser zum Schwimmen, schöne Berge zum Wandern.
Unser Proviant für die Tage auf See Verstauen an BordSegeln mit ButterflySonnenuntergang auf SeeSonnenuntergang auf MartiniqueFlaute, wir motorenSquall im AnmarschSquall auf RadarStrand an Südküste von Martinique
Am Samstag, den 18.11., flog ich nach neun Tagen Landurlaub zusammen mit Axel zurück nach La Palma. Nachdem alle Flüge planmäßig durchgeführt wurden, landeten wir gegen 16:30 in Santa Cruz und konnten unsere Sachen an Bord verstauen bis Dieter dann um halb acht ebenfalls pünktlich ankam. Zusammen genossen wir den Abend bei einem leckeren Abendessen und stimmten uns gegenseitig schon mal auf die anstehende Überquerung des Atlantiks ein. Zuvor konnte ich im Hafenbüro noch ein Paket abholen, das Yvonne bereits vor ca. drei Wochen losschickte. Ungefähr zwei Wochen hing es aus irgendeinem Grund im Zoll in Madrid fest und wir hatten die Hoffnung, dass es noch rechtzeitig vor Abfahrt ankommen würde, bereits aufgegeben. Nun aber hat es doch noch funktioniert, Glück gehabt!
Am Sonntag ging es nach einem gemütlichen Frühstück in einem der zahlreichen Cafes in Santa Cruz los mit dem Austauschen des Druckausgleichsbehälters für das Wassersystem. Die Membran des alten Behälters hat altersbedingt ihren Dienst quittiert, in dessen Folge die Wasserpumpe jedes Mal anspringt, wenn man den Wasserhahn öffnet. Das ist nicht besonders energieeffizient und auch nicht gut für die Lebensdauer der Wasserpumpe. Nach ca. drei Monaten Lieferzeit wurde der neue Behälter doch noch rechtzeitig während meines Aufenthalts in Deutschland geliefert, so dass ich ihn mitnehmen und nun einbauen konnte. Natürlich verlief der Austausch nicht reibungslos: einen der beiden Schläuche mussten wir um ca. 2 cm einschneiden, um ihn von der Rohrleitung ziehen zu können, er war buchstäblich dort angewachsen. Und auch der Einbau des neuen Behälters gelang nur, indem wir zwei neue Löcher bohrten, um ihn zu befestigen. Die ursprüngliche Befestigung war mit dem Schraubenzieher schlichtweg nicht zu erreichen. Nach ca. 2 Stunden war der alte Behälter ausgetauscht. Die Anlage ist dicht und das Wasser fließt wieder, ohne dass sich permanent die Pumpe einschaltet.
Der anschließende vorbeugende Austausch eines Stahlbolzens, mit dem der Großbaum am Mast befestigt ist, verlief dagegen problemlos.
Etwas anspruchsvoller war dann wieder die letzte Übung, das Ablassen von zu viel Stickoxyd im Baumniederholer. Mit 350kg war viel zu viel Druck im Zylinder, den wir auf ca. 160kg reduzierten. Dazu war das Aufdrehen einer Schlitzschraube notwendig. Wir haben dafür einen alten Schraubenzieher, den wir uns von der Marina ausleihen konnten, mit der Flex bearbeitet. D.h. genaugenommen hat ihn Axel bearbeitet, bis Länge und Breite perfekt passten. Erst dann gelang es, die schon etwas angegriffene Schraube zu öffnen.
Mit einem kühlen Bier und einem guten Abendessen belohnten wir uns für diese tagesfüllenden Arbeiten.
Der Montag startete wiederum mit einem schönen Frühstück in einem weiteren netten Cafe mitten in der Fußgängerzone von Santa Cruz. Anschließend besuchten wir das Marinemuseum der Stadt, das uns ihre maritime Geschichte näher brachte. Nicht spektakulär, aber doch ganz interessant. Anschließend ging es dann ans Einkaufen. Während des Frühstückens haben wir die Proviantliste aufgestellt und am Nachmittag konsequent in einem großen Supermarkt abgearbeitet. Drei sehr große Einkaufswägen voll. Gott sei Dank lieferte der Supermarkt die Lebensmittel direkt ans Boot. Alles andere wäre dann doch ziemlich aufwändig geworden. Erstaunlicherweise haben wir wirklich alles im Boot untergebracht: in den Kühlschränken, in den Lebensmittelfächern, im Tisch, unter dem Fußboden vor der Küche, in Netzen, die nun von der Decke im Salon hängen, in den Backskisten und Kleiderschränken der Kabinen. Wie gut, dass wir nur zu dritt sind! Heute haben wir abschließend noch einige frische Lebensmittel besorgt, Gemüse und Obst vom Markt, Fleisch aus dem Supermarkt. Wir sind sehr zuversichtlich in den nächsten drei Wochen nicht hungern zu müssen.
Nachdem absehbar war, dass wir unsere Vorbereitungsarbeiten heute abschließen würden und der Wind zwar nicht optimal, aber doch einigermaßen passend sein würde, beschlossen wir noch am Montagabend am Mittwoch auszulaufen in Richtung Martinique.
Um 10:15 heute hatten wir heute einen Termin bei der Hafenpolizei, um auszuklarieren. Auf einem Formular werden die Daten der Bootsbesatzung sowie einige Daten des Bootes festgehalten, zudem der zuletzt besuchte Hafen, der aktuelle Hafen sowie der nächste Zielhafen. Das ganze wird dann noch mit vier Stempeln versehen und zwei offiziellen Unterschriften garniert. Fertig ist das Dokument, mit dem man dann im nächsten Zielhafen, in unserem Fall Martinique, legal einreisen, sprich wieder einklarieren kann.
Den restlichen Tag verbrachten wir mit Vorbereitungsarbeiten wie Wäsche waschen, Wassertank auffüllen, Leinen für Parasailor anbringen, Persenninge von Genua und Kutterfock abnehmen sowie Rigg checken mit dem Fernglas. Eigentlich wollte Axel mich mit dem Bootsmannsstuhl den Mast hochziehen, aber nachdem der Schwell im Hafen aufgrund des Südwinds sehr massiv war und das Boot bedenklich hin und her schaukelte, strichen wir diese Idee und kontrollierten stattdessen lieber mit dem Fernglas. Das Rigg scheint soweit ok zu sein. Am späteren Nachmittag, nach einer kurzen Kaffeepause, spazierten wir noch zum Angelshop ca. 1km entfernt, um noch Blinker für unsere Angel sowie einen Käscher zu kaufen. Wir sind alle sehr gespannt, ob es uns tatsächlich gelingen wird, einen Fisch zu fangen, der unseren Speiseplan doch ziemlich bereichern würde.
Gerade waren wir noch Abendessen in der Stadt, das letzte Essen an Land für mindestens die nächsten drei Wochen. Morgen gegen neun Uhr wollen wir aufbrechen. Der Wind wird nicht ideal sein, aber doch so gut, um es zu wagen zu können. Zudem nervt der starke Schwell im Hafen.
Dies ist der letzte Tagebucheintrag für die nächsten drei Wochen. Ich rechne damit, dass wir zwischen dem 13. und 15. Dezember in Martinique ankommen werden. Danach wird es dann einen Bericht über die Überquerung geben. Wir hoffen auf eine schöne, spannende und gleichzeitig entspannte Überfahrt.
Die Zeit seit dem letzten Tagebucheintrag verging mal wieder wie im Flug. Es ist überrascht mich zwischendurch immer wieder selber, wie viel doch immer noch an Bord zu tun ist. Samstag nach dem Einkauf zog ich die Schlauch-Persenninge über die Kutterfock und die Genua. Nachdem wir insgesamt doch noch drei Wochen in Santa Cruz liegen werden, lohnt sich die Aktion, um die Segel gegen UV-Strahlung zu schützen. Den Sonntagnachmittag habe ich damit verbracht, mithilfe meines schwimmenden Kompressors, die Zink-Opferanoden am Unterwasserschiff zu prüfen. Sind sie zu mehr als 50% verbraucht, muss ich mir überlegen, ob ich sie austausche. Am meisten verbraucht sind die Anoden am Propeller sowie die große Platte links vor der Welle auf der Backbordseite. Die sind noch zu ca. 60% vorhanden. Fast unverbraucht dagegen sind Anoden an Bug- und Heckstrahlruder. Weiter vorne auf der Backbordseite konnte ich nicht prüfen, da der Schwell das Boot immer wieder gegen den Steg gedrückt hat, da wollte ich nicht dazwischen kommen. Das werde ich zu gegebener Zeit noch nachholen. Interessant war auch, dass tatsächlich bald jede Anode mit einer anderen Schraube befestigt ist: 15er Schlüssel, Inbusschlüssel, Kreuzschrauben.
Erheblich Zeit nahm auch das permanente Nachjustieren der Leinen in Anspruch. Südwinde und Kap-Effekte sowie große Schiffe wie Fähren, Frachter und Kreuzfahrer verursachen einen schier unglaublichen Schwell im Hafenbecken. Ist nicht jede einzelne Leine irgendwie fix befestigt, sondern hat Spiel auf einer Klampe, scheuert sie unweigerlich durch. Das geht innerhalb weniger Tage. Mittlerweile habe ich eine Lösung gefunden, die die nächsten Tage überstehen sollte.
Montagmorgen traute ich meinen Augen nicht: es war bewölkt und regnete immer wieder mal kurz. Eigentlich wollte ich mir für zwei Tage noch einen Mietwagen holen. Der Blick in den Wetterbericht relativierte die Situation schnell: es wird immer wieder die Sonne herauskommen und es bleibt bei kurzen Schauern. Ok, alles gut. Also ging ich rüber zum Fähranlieger lieh mir einen Kleinwagen, um mir den Nationalpark Caldera de Taburiente anzuschauen und dort etwas zu wandern. Nachdem ich noch ein paar Einkäufe erledigt hatte, gings dann auch los Richtung Mirador de la Cumbrecita am südlichen Rand der Caldera. Nachdem ich mir ein Einlassticket besorgt hatte, konnte ich in den Park einfahren, hinauf zu diesem Aussichtspunkt auf ca. 1200m Höhe. Man hat dort einen tollen Blick nach Norden in die Caldera hinein. Auf einem gut ausgetretenen Wanderpfad wanderte ich dann immerhin ca. 3km und 200 Höhenmeter um diesen Aussichtspunkt herum. Nicht besonders anstrengend, landschaftlich trotzdem sehr schön und die Bewegung tat gut. Auf dem Weg zurück nach Santa Cruz habe ich noch bei zwei größeren Supermärkten am Stadtrand vorbeigeschaut. Zum einen brauchte ich noch eine kleine Pfanne, um bei kleineren Portionen nicht immer die große sperrige Pfanne nehmen zu müssen. Zum anderen wollte ich mir deren Produktspektrum anschauen, da wir ja für die Atlantiküberquerung Proviant für über drei Wochen für drei Personen beschaffen müssen. In der Innenstadt gibt es zwar einige Supermärkte, aber deren Angebot ist viel zu eingeschränkt, als dass sie für so eine Aktion in Frage kämen. Beide Märkte sind gut sortiert und beide würden außerdem ab 60€ Einkaufsvolumen, das wir natürlich locker reißen werden, den Einkauf direkt ans Schiff liefern, was auf jeden Fall sehr angenehm wäre. Zum Abendessen ging ich in die Stadt ins Restaurante la Placeta, das schön auf einem Platz in der Fußgängerzone liegt und in dem man anscheinend ganz gut essen kann. Um 19:00 hatte ich mich telefonisch noch mit jemandem aus der Werft in Großenbrode verabredet, um ein elektrisches Thema mit dem Batterielader zu besprechen. Das Gespräch dauerte ein großes Bier lang, lösen konnten wir das Problem trotzdem nicht. Meine Vorspeise, eine kanarische Gemüsesuppe, war dann leider auch schon fast kalt; geschmeckt hat sich trotzdem. Die abschließende Lösungsfindung wird vermutlich noch einige cerveza grande benötigen.
Dienstag um halb elf kam ein lokaler Elektriker an Bord, um sich genau dieses Themas anzunehmen und insbesondere den Drehschalter, mit dem man die 220V-Quelle ansteuern kann (also Inverter, Landstrom oder Generator) auf seine Funktion hin zu überprüfen. Ruckzuck hatte er den Schalter ausgebaut und begann ihn aufzuschrauben. Auf meine Frage, ob er ihn denn nicht vorher mal durchmessen wolle, meinte er, nein, dass müsse er optisch prüfen. Schnell war der Schalter aufgeschraubt und bereits nach kurzem flog schon die erste kleine Feder davon, ein paar Minuten später die zweite. Nachdem das Ding komplett zerlegt war, meinte er, der sei wie neu und würde einwandfrei funktionieren. Daraufhin begann er den Schalter wieder zusammenzubauen. Das war gegen 11:30 und nun ja, um 19:00 war er dann auch schon fertig damit. Er hatte in seiner Zerleg-Freude völlig vergessen, die Ausgangssituation zu dokumentieren. Er hat also 7,5 h gebraucht, um den Schalter wieder so zusammenzubauen, wie er vorher war. Der Schalter hat vier Stellungen, besteht aus drei verschiedenen Ebenen und ist mit sechs Kabeln angeschlossen. Zudem muss die Schalterstellung mit der Beschriftung auf der Anzeige zusammenpassen (seinen Lösung, dass die Off-Position nun mit der Generator-Position vertauscht wäre, habe ich abgelehnt). Seine Arbeitsweise trieb mich fast an den Rand des Wahnsinns. Meinen zweiten Ausflug konnte ich knicken, andere Erledigungen ebenfalls. Da er immer wieder sagte, er müsse um 16:00 gehen und ich ihm sagte, er kann erst dann gehen, wenn der Schalter wieder zusammengebaut ist, wollte ich ihn wirklich nicht aus den Augen lassen. Er hat es notgedrungen durchgezogen und schließlich gelang es ihm ja auch den Schalter wieder zusammenzubauen. Trotzdem war ich mit den Nerven ziemlich am Ende. Verschiedene Arbeiten an Bord konnte ich nicht erledigen. Ich sah ja, wie verzweifelt er teilweise war und wollte ihn nicht noch unnötig mit Lärm oder anderem stören. Abends, als er gegangen war, konnte ich dann endlich loslegen. Da ich ja am nächsten Morgen um 8:00 zum Flughafen musste, musste ich das Schiff jetzt noch am Abend soweit präparieren, dass ich es eine Woche lang unbeaufsichtigt stehen lassen kann.
Der Flug nach München gestern verlief problemlos, ich kam sogar überpünktlich um 18:40 dort an und Yvonne holte mich ab. Ich freue mich jetzt auf eine Woche daheim, Yvonne und Philip wieder zu sehen (Gini ist ja in Indien), meine Eltern, Brüder und Freunde. Das Tragen von langer Hose und Jacke fühlt sich etwas ungewohnt an, auch die frischen Temperaturen. Aber die frische Luft und die schönen Herbstfarben entschädigen. Am 18.11. geht es zurück nach La Palma. Erst danach wird es dann wieder mit Tagebucheinträgen weitergehen.
Nachdem am Freitag letzte Woche die Sprayhood ja beim Segelmacher war, saß ich zum Frühstück übers Wochenende unten im Salon. Es war einfach kühler und auch nicht so grell. Die Sprayhood als Schattenspender fehlt. Trotz Herbst ist die Sonneneinstrahlung noch immer sehr intensiv.
Freitag und das Wochenende verbrachte ich mit ziemlich unspektakulären und wenig berichtenswerten Themen wie etwa das Fahrtgebiet meiner Bootsversicherung auf die Karibik erweitern, das Rigg durchchecken und dabei feststellen, dass sich ein Sicherungssplint einer Kronenmutter am Vorstag verabschiedet hatte. Da ich keinen passenden Splint hatte (er ist wirklich sehr klein), musste es erst mal ein Nagel tun, den ich kurzfristig auftreiben konnte (Billigimport aus China, angeblich Industriestahl. Heute, sieben Tage später, ist er bereits total verrostet). Heute konnte ich im Bootszubehör hier in La Palma kleine Splinte besorgen.
Samstag nach dem Frühstück lief ich erstmal zu einer Spedition am Stadtrand, um mir dort mein Paket mit zwei Fläschchen Wasserkonservierungsmittel abzuholen, die ich zwei Tage vorher bei einem Bootsausrüster auf Teneriffa über WhatsApp bestellt hatte. Die Bezahlung lief über PayGold, eine Art spanisches PayPal für kleinere Geschäfte, die keine eigene Webseite haben. Hat alles problemlos funktioniert. Auf dem Rückweg zum Boot schaute ich noch an der städtischen Markthalle vorbei, um mich mit etwas Obst und Gemüse einzudecken. Wieder zurück auf dem Boot war ich dann doch ziemlich durchgeschwitzt, genau der richtige Zeitpunkt für ein kühlendes Bad im Meer.
Sonntag nach dem Frühstück reinigte ich die beiden Grobfilter des Kühlwassers von Motor und Generator. In diesen Filtern werden größere Gegenstände wie etwa Seegras o.ä. abgefangen, um zu verhindern, dass der Kühlkreislauf verstopft oder gar beschädigt wird. Alle paar Monate oder bei Bedarf sollte man hier mal nachsehen und die Filter reinigen. Danach noch Motorölstand geprüft, der noch passt. Hier werde ich erst vor der Atlantiküberquerung nochmal Öl nachfüllen. Nachmittags schaute ich mal wieder nach dem Wetter für die nächsten Tage. Der Wind ist konstant aus SW mit ca. 2-3, hie und da auch bis 4 bft vorhergesagt, also eher etwas schwachwindig. Für die ca. 53 Sm würde ich ca. 9h brauchen. Abends gönnte ich mir ein Abschiedsabendessen in dem netten Restaurant am Marktplatz, in dem wir vorher schon einmal waren. Mit Vor- und Nachspeise hatte ich mich tatsächlich beinahe „überfressen“, aber eben nur beinahe. War beides sehr sehr lecker.
Montagvormittag kam wie versprochen der Segelmacher mit der reparierten Sprayhood wieder. Fünf Flicken hatte er draufgenäht. Einen Riss verursachte er selbst noch während er einen Flicken aufnähte. Sehr vorsichtig habe ich sie dann wieder in der vorgesehenen Schiene auf den fest stehenden Scheiben eingezogen. Dabei riss mir die Sprayhood tatsächlich wieder auf ca. 3 cm ein. Gott sei Dank an einer unkritischen Stelle. Trotzdem, das Material ist mittlerweile extrem spröde und ich muss in den kommenden Monaten wirklich sehr aufpassen, dass mir dieses Ding nicht vorzeitig komplett kaputtgeht.
Abends bin ich früh ins Bett. Ich will am Dienstag spätestens um 7 Uhr los Richtung La Palma, also gegen 5 Uhr aufstehen. Meine Bootsnachbarn zwei Plätze weiter hatten das gleiche Ziel. Eine 6er Crew, von denen zwei tatsächlich aus Oberostendorf kommen, also ca. 10km westlich von Erpfting. Nur sind die schon um 2:15 Uhr los. Durch den Motorlärm wachte ich auf und schlief nicht mehr ein. Etwas gerädert schälte ich mich dann um 5 Uhr aus dem Bett. Um zwanzig vor Sieben legte ich ab, ein Marinero half mir dabei. Ich hatte die Leinen so gelegt, dass er sie nur von den Klampen am Steg nehmen und mir aufs Deck werfen musste. Und schon gings los: einhand, sprich alleine, nach La Palma. Zwar nicht gerade rekordverdächtig, aber für mich totales Neuland. Ich war gespannt, wie sich das anfühlen würde. Mein Fazit nach etwas über neun Stunden: wirklich anstrengend, hatte ich so nicht erwartet. Man kann eben alles nur sequentiell abarbeiten, nichts geht parallel. Und entsprechend lange dauert es eben: Z.B. Deck nach dem Ablegen klarieren, d.h. Fender und Leinen versorgen, ca. 30 min. Es hatte wenig Wind, ich fuhr unter Motor die NO-Koste hoch, sodass wir in der Landabdeckung waren. Das Boot schaukelte aufgrund der Dünung ziemlich hin und her, das Deck war nass, da es in der Nacht etwas geregnet hatte. Konzentriertes Arbeiten war angesagt.
Nach ca. 2h erreicht ich die Nordspitze der Insel und langsam machte sich der SW bemerkbar. Allerdings nicht mit 2-3, sondern mit 4-5 bft, also perfekter Segelwind. Das Setzen von Großsegel und Genua verlief problemlos, dauerte halt auch wieder seine Zeit, bis alles soweit präpariert war. Danach folgten 2h herrliches Segeln. Die Nordküste La Gomeras hinter mir war total wolkenverhangen, es regnete dort.
Der Generator und die Entsalzungsanlage liefen gerade etwa eine halbe Stunde, als der Wind komplett einschlief. Von einer Sekunde auf die andere. Unglaublich. Bislang dachte ich, so etwas gäbe es nur am Ammersee. Einige Minuten später, als sich keine Besserung abzeichnete, barg ich die Segel, stoppte den Generator und die Entsalzungsanlage und startete den Motor. Ungefähr 1h Stunde fuhr ich unter Motor Richtung Santa Cruz als plötzlich wieder Wind einsetzte, dieses Mal aus NO. Er wurde nach und nach immer stabiler und frischte weiter auf. Also wieder die Segel gesetzt und Motor aus. Der Wind hielt bis La Palma durch und es waren dann noch einige Stunden herrliches Segeln mit tollem Wind und viel Sonne. Um 16:15 legte ich dann glücklich und zufrieden, aber doch reichlich geschafft in der Marina La Palma an.
Abends, nachdem ich den Landstrom gelegt hatte, stellte ich fest, dass der Batterielader ein Problem mit dem hiesigen Strom hat: er lädt die Batterien nicht. 220V liegen zwar an Bord an, aber eben kein Aufladen der Batterien. Es scheint nicht am Batterielader oder an den Kabeln zu liegen, soviel kann ich heute schon sagen.
Mittwoch war auch hier Feiertag und es war alles geschlossen, wirklich alles. Allerheiligen wird hier wohl sehr ernst genommen. Nach einem guten Frühstück und einem ersten Stadtrundgang räumte ich das Schiff auf, putzte das Deck, füllte Wasser nach und ließ den Generator laufen, um zu sehen, ob der Batterielader die Batterien lädt. Tut er.
Donnerstagmorgen wollte ich eigentlich einen Mietwagen für das Wochenende reservieren. Leider erklärte mir die Dame am Schalter, dass am Wochenende wieder Kreuzfahrtschiffe hier im Hafen seien und deshalb alle Fahrzeuge bereits vermietet sind. Na Dankeschön, ihr Kreuzfahrer. Ich könne allerdings für den laufenden Tag eines mieten, eines habe sie noch. Also gleich zugegriffen und das Auto genommen. Bin dann den ganzen gestrigen Tag um die Insel gefahren. La Palma ist wirklich sehr schön, bislang die schönste der kanarischen Inseln, die ich gesehen habe. Sehr gebirgig mit steilen Schluchten, sehr grün, viel Wald, nicht so auf Massentourismus aus wie Teneriffa und mit der Landschaft etwas lieblicher als La Gomera. Erschreckend sind die Zerstörungen, die der Ausbruch an der Vulkankette Cumbre Vieja im Jahr 2021 verursacht hat. In der selben Region brach 1949 bereits ein Vulkan aus, ebenfalls mit großflächigen Zerstörungen. Man kann da auf Holzstegen über die Lavafelder laufen und sich in einem Visitor Center informieren. Ein paar Kilometer Richtung Norden sind sie natürlich immer noch damit beschäftigt, die Infrastruktur wieder herzustellen. Ein paar Straßen gibt es schon wieder, teilweise werden die Häuser wieder aufgebaut. Allerdings ist es da auf Jahre hinaus nicht besonders attraktiv zu wohnen.
Heute gings dann nach Rückgabe des Auto wieder am Boot weiter. Auf der Suche nach dem Ladefehler habe ich diverse Kabel durchgemessen. Unterstützt hat mich eine Bootselektronik-Firma in Kiel übers Telefon. Bislang wissen wir erst mal nur, was es nicht ist. Am Montag geht’s dann weiter.
Ach ja: können Bananen Sonnenbrand bekommen? Und wie! Habe vor zwei Wochen grasgrüne Bananen erstanden. Nachdem sie fünf weitere Tage immer noch grün waren, dachte ich, ich lege sie mal ein bisschen in die Sonne, die armen Dinger. Nach 1h waren sie an den Stellen, die der Sonne am heftigsten ausgesetzt waren, komplett schwarz. Habe sie die letzten Tage dann immer schön im Schatten gehalten und heute gegessen. Waren sehr lecker, bis auf die schwarzen Stellen: darunter ist die Frucht nicht weiter gereift, die musste ich rausschneiden. Wieder was gelernt!
Blick auf Teneriffa im Sonnenaufgang bei Fahrt nach La PalmaBlick vom Mirador el Time, 950mBlick aus 1200m hinunter aufs MeerNordküste
Mittwochabend legte einer Kreuzfahrer an und blieb den ganzen Donnerstag bis kurz vor Mitternacht. Mit drei langen weichen Signalen aus seinem Horn verabschiedete er sich. Ich schätze, dass sich ca. 4-5000 Menschen vorgestern auf einen Schlag über die kleine Insel ergossen. Eine gute Gelegenheit also an Bord zu bleiben und noch ein paar Dinge zu erledigen. Z.B. mal herauszufinden, welchen Weg das Wasser von den Tanks bis zu den Hähnen nimmt. Das habe ich mir bislang noch nie angeschaut, keine Zeit bzw. keine Lust. Jetzt war also die Gelegenheit. Ich habe mich vom Heck bis an den Bug vorgearbeitet: mal wieder die Matratzen aus unserer Kabine in den Salon geschleppt, den „Lattenrost“ im Schiff verteilt, insgesamt 7 Teile. So habe ich angefangen, die blauen sehr robusten Wasserschläuche durch das Schiff zu verfolgen bis zur Wasserpumpe im Maschinenraum, dito vom Tank unter der Stockbettkabine vorne im Bugbereich. Das eine oder andere ist mir jetzt klarer geworden, alles kein Hexenwerk, aber ich hoffe, dass ich niemals irgendwelche Schläuche wechseln muss. Das wäre alles andere als spaßig, da ich das Schiff mehr oder weniger auseinandernehmen müsste. Auch die Kalt- und Warmwasserleitungen zu den diversen Hähnen schaute ich mir an. Meine rudimentäre Dokumentation muss ich jetzt noch etwas aufpeppen, damit ich mich auch noch in ein paar Monaten darin zurechtfinde. Die ganze Geschichte hat einige Stunden in Anspruch genommen, musste ich im Salon doch auch einige Bodenbretter wegnehmen, um den Weg der Schläuche verfolgen zu können.
Anschließend schaute ich mir alle Wasserein- und auslässe an. Insgesamt hat das Boot 19 überwiegend unter der Wasseroberfläche befindliche, konstruktiv bedingte Löcher, die teilweise über Ventile gesichert sind, um entweder Wasser herein oder hinaus zu lassen. Die beiden Kühlschränke haben ebenfalls Kontakt mit dem Meerwasser über eine Art Wärmetauscher. Hier gibt es also vermutlich zwei weitere Löcher. An die komme ich aber nicht ran, will ich die Kühlschränke nicht ausbauen. Aber auch 19 ist eine stattliche, beängstigende Zahl: schwimmender Schweizer Käse mit Segel. Aber: alle Aus- bzw. Einlässe sowie die Ventile dazu sehen tipptopp aus, alles dicht, kein Rost oder irgendeine Form von Oxidation.
Am späten Vormittag tauchte auf einem meiner Nachbarboote ein Segelmacher auf. Die Gelegenheit also, um mir ein paar Tipps abzuholen, wie ich die diversen Löcher in meiner spröden Sprayhood abgedichtet bekomme, idealerweise mit Kleber. Der Zahn der Zeit und das UV-Licht haben ihre Spuren hinterlassen. Der kleinste Druck mit einem etwas spitzeren Gegenstand und schon reißt das Material. Es stellte sich schnell heraus, dass er Schweizer ist (der Akzent!) und seit über zwanzig Jahren auf den Kanaren als Segelmacher arbeitet. Zunächst 10 Jahre auf La Gomera, danach 10 Jahre auf Teneriffa. Seit kurzem wieder auf La Gomera; er hat sich an der Nordküste ein Haus gekauft und sich da wohl endgültig niedergelassen. Vor Aufträgen kann er sich kaum retten, es würde jedes Jahr mehr und das, obwohl er keine Webpage habe und keine Werbung mache. Er sagte, er würde am frühen Nachmittag vorbeikommen und sich mein Problem anschauen. Als er an Bord war, zeigte ich ihm die Risse, worauf er meinte, dass man das nicht kleben könne. Das ginge nur mit einem Flicken, den man drüber näht. Schade, ich hoffte, es gäbe einen Weg abseits vom aufwändigen Mainstream.
Da er sich anbot, das bis Montag erledigen zu können, entschloss ich mich meinen Aufenthalt auf der Insel um zwei Tage zu verlängern. Meine Ankunft in La Palma um zwei Tage zu verschieben war auch kein Problem. Ich lege jetzt also am kommenden Dienstag ab.
Abends rief mich meine Hamburger Studienfreundin Caroline an und wir „schnackten“ eine Weile. Sie wird jetzt auch ihren Flug nach Martinique für den 28.12. buchen und bis zum 10.1. bleiben. Als Nichtseglerin und ausgewiesene Landratte sind wir beide gespannt, wie es ihr an Bord gefallen wird.
Letzte Nacht habe ich sehr schlecht geschlafen. Zunächst war ich überhaupt nicht müde, habe bis um 1 Uhr gelesen, was mir wirklich selten gelingt. Danach stand ein eigenartiger heftiger Schwell im Hafen. Ich wurde durch das Knarzen der Festmacher und das harte Einrucken des Boots in die Festmacherleinen immer wieder aus dem Schlaf gerissen. Richtig eingeschlafen bin ich erst, als es bereits dämmerte. Prompt wachte ich dann auch erst um neun Uhr auf.
Den gestrigen Tag habe ich weitestgehend mit organisatorischen Dingen verbracht. Nachdem bereits einige meiner Bestellungen zuhause eingegangen sind und ich unmöglich alles am 18.11. mit in den Flieger nehmen kann, klärte ich mit Yvonne ab, was sie sinnvollerweise vorab an die Marina nach La Palma schickt. In 7-10 Tagen verspricht DHL liefern zu können. Nach den Erfahrungen mit DHL in Den Helder bin ich gespannt. Nachmittags telefonierte ich mit der deutschen Firma, die mir die Ersatzteile für den Baumniederholer nach Madeira schickte. Der Baumniederholer hat zwei Kammern: eine, die mit Hydrauliköl befüllt wird, um den Großbaum nach unten zu ziehen und eine, die mit Stickstoff befüllt ist, um den Baum nach oben zu drücken. Die Firma, die den Niederholer Instand setzte, befüllte die Stickstoffkammer so, dass etwa ein Druck von 350kg besteht. Wie sich jetzt im Nachgang herausgestellt hat, ist das etwas zu viel, 200-250kg würden genügen. Es gibt am oberen Ende des Zylinders ein Ventil, das man aufschrauben und etwas Gas entweichen lassen kann. Dazu muss er aber vom Großbaum abgebaut werden. Das ist alleine nicht zu machen wie sich herausstellte. Wenn ich hier niemanden finde, der mir hilft, muss das Thema halt bis La Palma warten, dann sind wir zu dritt an Bord.
Am späteren Nachmittag heute hatte ich einen sehr netten Telefon-Chat mit Anke und Josef. Die beiden werden am 11.1. an Bord kommen und solange bleiben, wie es ihnen an Bord gefällt. Toll, oder? Ich hoffe, es gefällt euch beiden sehr lange an Bord.
Abends war ich noch in der Stadt, um eine Kleinigkeit zu essen. Bin beim spanischen Italiener hängen geblieben. Irgendwie hatte ich Appetit auf Pizza. Die letzte ist Monate her. Die „Pizza de la Mar“ hat auch gut sehr geschmeckt. Mit Meer kennen sie sich halt aus, die Spanier.
Sonntag und Montag waren wieder mal typische Organisationstage. Sonntag verbrachte ich abgesehen von einem kleinen Spaziergang zu einem Strand um die Felsenecke hier am Hafen, ausschließlich an Bord. Ich habe angefangen, mich etwas intensiver mit der Karibik zu beschäftigen, um die Vorfreude jetzt mal in Schwung zu bringen. Bislang war dafür keine Zeit. Allerdings musste ich ziemlich schnell feststellen, dass ich mit meiner momentan vorhandenen „Landrattenliteratur“ nicht weit komme. Es ist zwar gut zu wissen, was man an Land alles anschauen kann. Aber besser wäre noch Literatur bzw. Karten, die einem sagen, wo welche Buchten liegen, in denen man bei welchem Wind liegen kann bzw. lieber nicht. Wie ist der Ankergrund (Sand, Seegras, Felsen)? Welche Infrastruktur haben die Häfen? Gibt es Wasser, Supermärkte, ggf. Diesel, etc. Solche praktischen Sachen eben. Eigentlich hoffte ich entweder auf Madeira, Teneriffa oder hier auf La Gomera auf Schiffsausrüster zu stoßen, die auch Seekarten und etwas „Segler-Literatur“ im Angebot haben. Aber weit gefehlt, soweit es sie überhaupt gab auf der bisherigen Route, hatten sie ein sehr begrenztes Angebot. Also doch wieder ins Internet gehängt und Seekarten und Literatur bestellt. Wird nach Hause geliefert. Mittlerweile bin ich gespannt, ob der ganze Kram, den ich die letzten Tage bestellt habe, in meinem Gepäck auch tatsächlich Platz hat. Bei der Werft in Großenbrode habe ich noch Wasserfilter und ein Tankreinigungsmittel bestellt. Wenn ich auf La Palma bin, möchte ich die Wassertanks und die Leitungen durchspülen. Die Wasserqualität in den Häfen war zwar eigentlich sehr gut. Aber nach mittlerweile vier Monaten Dauerbetrieb wird es einfach Zeit für eine Reinigung. Und ich glaube, das Wasser aus dem Spülwasserhahn fängt an etwas muffig zu riechen. Auf La Palma scheint es auch zwei „größere“ Ausrüster zu geben. Vielleicht habe ich Glück und finde doch noch das eine oder andere Teil vor Ort.
Abends hatte ich noch netten Besuch von einem Franzosen, der mit seinen Freunden zwei Boote weiter liegt. Er fragte mich, ob er mir zu meinem Boot ein paar Fragen stellen dürfte. Er sei auf der Suche nach einem Langstreckenboot und wäre auch an einer Najad 490 interessiert, die er bislang allerdings nur von Bildern kennen würde. Er würde derzeit keine auf dem Markt finden und wollte schlicht die Gelegenheit nutzen, da er ja jetzt eine in der Nachbarschaft hat, um sich zu informieren. Wir haben uns eine Stunde sehr nett unterhalten, ich habe ihm das Boot gezeigt und er schien wirklich sehr angetan. Besser als die englische Swan, oder die französische Wauquiez, die er sich bislang angeschaut hat, meinte er. Na, das ist doch schon mal was.
Montagmorgen spazierte ich nach dem Frühstück zu dem von der Marina erwähnten Gasabfüller. Er meinte, am Mittwoch könne ich in der Früh vorbeikommen und die Flasche auffüllen lassen. Auf dem Rückweg ging ich noch schnell am Supermarkt vorbei, um Wasser und etwas Obst zu besorgen. Und dann habe ich beim Friseur noch einen Termin für 19:00 vereinbart. Auf Spanisch! Langsam komme ich wieder ein in diese Sprache, aber es holpert schon noch sehr. Nachdem ich die Lebensmittel an Bord verstaut hatte, ging ich mal wieder zum Schwimmen. Der Strand hier mit schwarzem Sand liegt direkt neben dem Hafen, vom Boot ca. 300m. Das Wasser ist einfach herrlich, warm, klar und zumindest optisch sehr sauber. In Summe bin ich wohl ca. 500 m geschwommen, sodass mein Bewegungsdrang erst mal wieder gestillt war. Bevor ich zum Friseur bin, habe ich noch ein Mietauto für Dienstag und Mittwoch reserviert. Die Entfernungen hier sind alle sehr kurz, so dass man fast alles per pedes erledigen kann.
Der Friseur leistete ohne Zweifel ganze Arbeit. Ich sagte ihm an den Seiten 5mm und das Deckhaar oben ca. 5cm. Leider vergaß ich den Hinterkopf zu erwähnen, hier sind es jetzt auch 5mm und das Deckhaar hat wohl auch eher 3 als 5cm. Ich finde es insgesamt aber gar nicht schlecht: sehr luftig und das Kämmen spare ich mir auch.
Zurück aus der Stadt (nach dem Friseur war ich noch eine Kleinigkeit essen: Risotto mit Meeresfrüchten. War super lecker!), beschäftigte ich mich noch mit meiner Reiseroute durch die Karibik. Wahrscheinlich werde ich Jamaika, Kuba und die Bahamas doch streichen. Es sind einfach sehr weite Strecken und wie es im Moment aussieht, werde ich nach den Britisch Virgin Islands alleine unterwegs sein. Ich werde mich also stattdessen gedanklich schon mal darauf einstellen, alleine von der Dominikanischen Republik zu den Bermudas zu segeln, 1600km.
Dienstagmorgen um neun Uhr holte ich das Mietauto ab und fuhr damit zunächst mit meiner Gasflasche zu Disa, um sie auffüllen zu lassen. Da es auf der Insel kein Propan gibt, wurde sie mit Butan befüllt, was anscheinend aber kein Problem darstellt. Jetzt habe ich alles in allem ca. 16kg Gas an Bord, was vermutlich ausreicht, um bis zu den Azoren zu kommen. Das wäre wirklich toll, müsste ich mich in der Karibik dann zumindest nicht mit diesem Thema herumschlagen.
Nachdem ich wieder eine Gasflasche angeschlossen und die andere verstaut hatte, konnte ich meine Inselrundfahrt starten. Ich fuhr in ein paar Seitentäler an der Südküste, die wir letzte Woche nicht geschafft hatten. Während die wenigen Orte, die es hier gibt, teils schon sehr öde und einsam an der Küste liegen, ist die Natur wirklich spektakulär: Tief eingeschnittene Täler, steile Felsen und vglw. viel Grün. Ab ca. 800m über N.N. tauchen Nadelbäume auf, die teils zu richtigen kleinen Wäldern heranwachsen. Oben auf 1300m über N.N. war es sehr kühl und feucht. Permanent streiften Wolken über die Höhen. Ich fühlte mich wie auf einer Alpenwanderung im Allgäu.
Zurück am Boot, begann ich um 18:00 mal wieder ein Brot zu backen. Hat leider wieder nicht geklappt. Der Teig ging auch dieses Mal nicht auf, obwohl ich lauwarmes stilles Mineralwasser verwendete und kein Wasser aus dem Tank. Vielleicht ist die Teigmischung doch schon zu alt gewesen. Einen Versuch werde ich jetzt noch starten, ich habe noch eine Fertig-Sauerteigmischung an Bord. Wenn‘s wieder nicht klappt, werde ich mir für die Überfahrt dann doch ein paar Aufbackbrötchen in den Lebensmittelschrank legen.
Heute war dann ebenfalls nochmals Insel anschauen angesagt, die nördliche Hälfte. Landschaftlich ebenfalls sehr beeindruckend mit verwunschenen Wanderwegen. War ein schöner Tag.
Wandern oberhalb von Valle Gran ReyBlick ins Valle Gran ReyAufgegebene TerrassenAuf 1300m HöheUnten San Sebastian mit Hafen, hinten der TeideSteile und bewaldete Nordhälfte der InselVerwunschene Wanderwege an steilen Hängen entlang
Seit der Abreise von Yvonne, Philip, Wowe und Dieter ist es ruhig geworden auf dem Boot. Das erste Mal seit vier Monaten bin ich nun alleine auf dem Boot. Ein wenig komisch fühlt es sich schon an, völlig ungewohnt. Danke an Euch alle, dass Ihr mit an Bord wart und ein Stück mitgesegelt seid. Nachdem auch Dieter am späten Vormittag zu seiner Fähre gegangen war, bin ich rüber ins Hafenbüro, um nach einem Bootsausrüster zu fragen. Tatsächlich gibt es hier in San Sebastian einen, zwar mit kleinem Sortiment, weil in erster Linie aufs Angeln spezialisiert, aber immerhin. Ich bin schon seit längerem auf der Suche nach Ruckdämpfern. Das sind ca. 50cm lange Gummiwürste, um die man die Anlegeleinen wickelt. Kommt Zug auf die Leine, dehnt sich der Gummi aus, der Ruck wird abgemildert. Entweder es gab sie bislang nicht in meiner Leinendicke, oder sie waren sündhaft teuer. 84€ pro Stück finde ich fast schon unanständig. Wenn die Fähren hier im Hafen etwas zu früh Gas geben, entsteht ein richtig unangenehmer Schwell, der das Boot richtig hart in die Leine rucken lässt. Wowe wäre letzten Montag beinahe aus seiner Koje gefallen.
Aber vor dem (Shopping-) Vergnügen kommt bekanntlich erst die Arbeit: und das war in meinem Fall nochmal Wäsche waschen. Zwei Maschinen voll mit Bettwäsche. Und obwohl ich schon den superpronto-Waschgang gewählt hatte, waren zwei Stunden rum wie nix, incl. 1x Trockner. Die Waschzeit nutzte ich mit Abspülen und Haken ankleben in unserem Topfschrank. Zwischen die Haken spannte ich am nächsten Tag Gummiseile, in die man nun die Topfdeckel stecken kann, so dass sich nicht mehr herumkullern. Kaum haben wir das Boot fünf Jahre, ist auch dieses Problem(chen) gelöst.
Nachdem die Wäsche verräumt war, bin ich los um Lebensmittel zu bunkern. Kaum war ich aus dem Hafen raus, rief Dieter an: sein Flug wurde wegen eines Bombenalarms am Baseler Flughafen gestrichen. Er hatte sich entschieden zurückzukommen und in Ruhe nach einem neuen Flug zu suchen. Die Hilfestellung von Easy Jet war wohl sehr überschaubar, und das ist sehr sehr vorsichtig ausgedrückt. Ich fand es wirklich sehr schön, dass er sich entschieden hatte, nochmal den langen Weg mit der Fähre zurückzulegen und in seiner engen Koje zu schlafen, statt ein kingsize bed im Hotel zu buchen.
Gott sei Dank ist der kleine Spar-Supermarkt nur 500m vom Hafen entfernt, so dass sich die Schlepperei nicht allzu lange hinzog. Anschließend bin ich nochmals los, um zu besagtem Bootsausrüster zu gehen, der, oh Wunder, tatsächlich zwei Dämpfer in der richtigen Größe und zu einem vernünftigen Preis auf Lager hatte. Gerne hätte ich mehr mitgenommen, aber leider gabs eben nur zwei. Zurück am Boot begann ich sofort einen davon in der Bugleine festzumachen. Mein Gott, was für ein elendes Gefummel. Musste das Ende der Leine erst mal vorbereiten, sprich das verfranste Ende abschneiden und neu verkleben, damit ich es durch die engen Öffnungen des Ruckdämpfers drücken konnte. Am Ende siegte die menschliche Geduld über die schiere Sperrigkeit von Gummi und Polyester. Kurz bevor Dieters Fähre ankam, war ich fertig. Wir gingen gleich um die Ecke essen und verbrachten nochmal einen schönen Abend gemeinsam. Am nächsten Morgen um halb sieben musste er bereits wieder zur Fähre. Dieses Mal hat alles geklappt, die Flieger gingen pünktlich raus.
Ich habe mich natürlich nochmal in die Koje gehauen und tatsächlich bis 10 Uhr geschlafen. Für den Tag hatte ich mir nur ein paar organisatorische Dinge vorgenommen, insofern war es ok, so spät aufzustehen. U.a. habe ich ein Sonnensegel gegoogelt, das ich für die Karibik gerne hätte. Unser Bimini ist mit 2×1,5m entschieden zu klein. Hab jetzt eins gefunden mit 3,6×4,2m, das ich über den Großbaum legen kann. Damit sollten wir im Hafen genug Schatten haben. Habe mit der Werft in Großenbrode telefoniert und ein paar Ersatzteile bestellt, die sie mir nach Hause schicken werden. Im November werde ich sie dann mit nach La Palma nehmen. Den zweiten Ruckdämpfer habe ich auch noch eingefädelt. Gott sei Dank hat die Lernkurve funktioniert, es ging jetzt schon deutlich schneller. Mit Yvonne telefonierte ich ebenfalls ein paar Mal schon morgens während dem Frühstück wegen notwendiger updates zur Krankenversicherung. Und so verging auch dieser Tag sehr flott und ehe ich mich versah, war es dunkel. Die Sonne geht jetzt um halb acht unter und da wir ja doch vglw. nah am Äquator sind, ist die Dämmerung recht kurz, nach ca. 15-20 Minuten ist es dunkel.
I.R. der Fiestas Lustrales gab es gestern Abend noch ein kleines Konzert. In einer Art offenem Bierzelt spielte eine Liveband ziemlich schnullzige spanische Songs. Der abendliche Höhepunkt war der Auftritt von Shaila Dúlces, einer wohl bekannten spanischen Schauspielerin und Sängerin. Die Massen lagen ihr zu Füssen, mein Fall war es allerdings nicht, weshalb ich mich nach 15min wieder aufs Boot zurückzog.
Heute stand aufräumen und putzen auf dem Programm. Nach dem Frühstück um zehn hielt ich aber erst mal noch ein kleines Schwätzchen mit meinem englischen Nachbarn. Peter ist heute Richtung Teneriffa ausgelaufen. Von dort wird er sich am 15.11. zu den Kapverden auf den Weg machen und dann weiter nach Barbados, wo er Anfang Dezember ankommen will. Nachdem wir ca. eine Woche später auf Martinique ankommen werden (hoffentlich!), haben wir die Möglichkeit uns irgendwo zu treffen, nicht ausgeschlossen. Mal schauen. Wir werden uns gegenseitig über AIS suchen.
Habe heute die Leinen vom Parasailor abmontiert, da ich sie die nächsten vier Wochen sicher nicht benötigen werde. Außerdem reinigte ich die Steuerbord-Backskiste, wusch einige Leinen, um sie vom Salz zu befreien. Den in der Backbord-Backskiste schlummernden Rettungsring habe ich ebenfalls auseinander genommen und gereinigt. Morgen werde ich ihn an die Reling hängen.
Und dann habe ich auch noch meine Gasflaschen vermessen. Gas ist tatsächlich ein Thema für sich. Bislang nie erwähnt, da ziemlich unsexy. Aber ohne Gas kein gekochtes Frühstücksei und kein gebratenes Schnitzel. Dieses Frühjahr hatte ich noch in Großenbrode die Plattform, auf der die Gasflasche im Ankerkasten steht, absenken lassen, um größere als die bislang 3kg Campingaz-Flaschen aufnehmen zu können. Aus Deutschland habe zwei 5kg Flaschen dabei, die da jetzt wunderbar reinpassen. Leider aber sind die nationalen Flaschen in Holland, Belgien, Frankreich, GB, Portugal, Spanien allesamt in einem Format, das nicht durch die Luke im Ankerkasten passt. Gott sei Dank konnte ich eine meiner deutschen 5kg-Flaschen in Madeira auffüllen lassen. Ansonsten gibt es nur die Campingaz-Flaschen. Die scheinen sich als europäischer Standard durchgesetzt zu haben und man bekommt sie praktisch überall. Immerhin! Stand heute habe ich 11kg Gas gebunkert. Das müsste mich auf jeden Fall über den Atlantik und ein gutes Stück durch die Karibik bringen. Vielleicht kann ich die 5kg Flaschen auch nochmal irgendwo füllen. Dann sollte es auf jeden Fall auch wieder zurück reichen. Und warum habe ich jetzt die Flaschen vermessen? Ich brauche einen Sockel für die Campingaz-Flaschen, da sie ca. 20cm niedriger sind als die 5kg-Flaschen. Ohne Sockel kann ich sie nicht anschließen. Werde mir einen Ring aus 20cm hohem Stahlblech bauen, der genau unter die Campingaz-Flasche passt. Wenn möglich noch hier auf La Gomera, ansonsten, wenn ich in Deutschland bin.
Heute endeten hier in San Sebastian auch die Fiestas Lustrales 2023 zu Ehren der Jungfrau von Guadelupe. Am Nachmittag wurde die Statue auf einem Fischkutter, der direkt neben unserem Liegeplatz geschmückt wurde, ins Valle Gran Rey verbracht. Die Festlichkeiten gehen dort kommende Woche weiter.
geschmückter Fischkutter beladen mit einer Statue der Virgen de la GuadelupeKonzertabend am 20.10.Sonnenuntergang heute Abend
Am Mittwoch war mal wieder „Haushaltstag“ – Wäsche waschen und Boot putzen. Dieter, Wowe, Philip und ich fliegen am Donnerstag heim und davor war Großputz angesagt. In der Marina gibt es zum Glück einen tollen Waschraum mit guten Maschinen und Trocknern.
Nach getaner Arbeit, am frühen Nachmittag, gab’s Salat zum Mittagessen. Dabei hängen wir als Sonnenschutz Dieters Badetuch über das Bimini. Von uns allen zunächst unbemerkt, wehte eine Windbö das Handtuch über Bord. Als uns auffiel, dass der Schatten weg war, begannen wir, das Handtuch zu suchen – und entdeckten es schließlich auf dem Grund unter dem Steg! Wowe bot sich an, runterzutauchen, aber ein Blick auf den Tiefenmesser zeigte eine Wassertiefe von ca. 7 m an und das war dann doch zu viel. Aber die Zeit und die Tide arbeiteten für uns und um 18.30 Uhr konnte Alfons bei dann noch knapp 6 m Tiefe, das Tuch wieder heraufzuholen.
In der Zwischenzeit besuchten Dieter und Wowe das kleine Heimatmuseum im Ort und wir anderen drei machten noch ein bisschen Orgakram und gingen dann an den Strand. Diesmal war weniger Wind, das Wasser war herrlich klar und ruhig und super zum Schwimmen.
Den letzten Abend ließen wir mit einem sehr guten Abendessen im Restaurant Ambigú ausklingen.
Und heute früh mussten Wowe, Philip und ich schon um 6.30 Uhr auf die Fähre nach La Palma, weil von dort unser Flug geht. Eigentlich wollten wir ja auch da in der Marina liegen, aber da ist erst ab dem 29.10. wieder was frei. Aber die Fähre kam um 11.00 pünktlich an, dann ging gleich ein Bus zum Flughafen und gleich geht’s los. Philip fliegt erst heute Abend, der verbringt den Tag in Santa Cruz. Und Dieter hat einen Flug von Teneriffa, er nahm eine spätere Fähre auf diese Insel. Alfons bleibt also die kommenden Tage alleine auf der Bonita, bis er am 8. November auch nochmal kurz heimfliegt, bevor die Überfahrt beginnt. Meine Reiseberichte sind hiermit dann erst mal zu Ende, ab jetzt übernimmt wieder Alfons 🙂 .