Wir erkunden La Gomera

Am Montag früh konnten wir mal wieder ausschlafen und erst aufstehen, als es bereits hell war. (Es fühlt sich immer noch komisch an, dass es erst um kurz vor acht dämmert, obwohl die Temperaturen und alles um uns herum so sommerlich sind.) Danach blieben wir erst mal auf dem Boot und machten Bürokram, organisierten einen Mietwagen für morgen, buchten Tickets für die Fähre nach La Palma am Donnerstag, schrieben Mails usw. Ich holte die beiden letzten Tage Reisebericht nach. Nachmittags schlenderten wir in die Stadt, die ja gleich neben der Marina liegt. Aber hier ist natürlich nachmittags Siesta – es war ziemlich ruhig, die Geschäfte waren zu, wenig Leute auf der Straße. Der Stadtkern ist sehr überschaubar, ein paar Straßen, die aber recht nett aussehen. Dazu ein paar ältere, hübsche Gebäude. Wir tranken gemütlich Kaffee und gingen danach an den Stadtstrand, um eine Runde zu Baden. Das Schwimmen war richtig angenehm, das Wasser ist auch hier superwarm, über 25 Grad! Allerdings ist es durch den schwarzen Sandstrand und die Wellen aufgewühlt und nicht so blau und klar, wie zum Beispiel bei uns im Hafenbecken.

Abends wollten wir im Ort Essen gehen. In Cadiz hatten wir ja gelernt, dass es vor halb neun eigentlich nie was zu Essen gibt. Wir spazierten also um kurz nach acht los und fragten in ein paar Restaurants nach einem Tisch. Zu unserem großen Erstaunen bekamen wir zur Antwort, dass die Küche gleich schließt! Nachtleben auf La Gomera ist anscheinend nicht dasselbe, wie im Rest Spaniens… Zum Glück fanden wir dann doch noch ein Restaurant, das uns bewirtete und als wir um halb zehn mit Essen fertig waren, waren auch die Straßen fast leer! Zum Glück war uns sowieso nicht nach Party zumute und wir beendeten den Abend gemütlich auf dem Boot.

Heute, am Dienstag, waren wir etwas früher dran, mit dem Mietwagen. Hier sind einfach alle Wege wunderbar kurz! Die Mietwagenstation ist im Fährterminal, also direkt um die Ecke von unserer Marina. Wie praktisch 😊 Daher waren wir um halb zehn auf der Strecke und fuhren wieder gegen den Uhrzeigersinn rund 120 km um und über die Insel. Die ersten beiden Stationen waren das Städtchen Hermigua und das Dorf Agulo, das angeblich zu den schönsten Dörfern Spaniens zählt. Natürlich stiegen wir aus und spazierten durch die engen Gassen, aber die Schönheit des Ortes hat sich uns leider nicht erschlossen… Wir fanden es weder besonders schön, noch irgendwie sonst spektakulär.  Auf der weiteren Strecke schraubte sich die Straße in vielen Kurven nach oben und auf die andere Seite des Gebirges. Wie schon auf Teneriffa pendelt man auch hier dauernd zwischen Null Metern Meereshöhe und knapp 1500 m. Die Berge sind ebenfalls sehr schroff und steil und sehen – zumindest jetzt im Herbst – sehr grau, trocken und wüstenhaft aus. Eine Ausnahme stellt das Inselinnere mit dem Nationalpark dar – siehe unten.

Weiter ging es über Vallehermoso ins Valle Gran Rey. Das Tal gilt als schönstes Tal der Insel, es ist tatsächlich etwas grüner, hat sehr viele Terrassen als Anbauflächen, dazwischen kleine Häuschen und dekorative Palmen, die überall wachsen. Wahrscheinlich deshalb war es in den Siebziger Jahren das Ziel vieler Aussteiger und Hippies. Ein paar vermutlich „übriggebliebene“ deutsche Senioren aus dieser Zeit saßen beim Mittagessen neben uns in der Bar 😉

Die Rückfahrt führte uns durch den Garajonay Nationalpark, der seit 1986 von der UNESCO als Weltnaturerbe gewürdigt wird. Der Nationalpark umfasst zehn Prozent der Inselfläche, dort liegt der flächenmäßig größte Lorbeerwald der Kanarischen Inseln. Die zweite Besonderheit ist der immergrüne subtropische Regenwald mit mannshohen Farnen, Baumheide, Moosen, Flechten und vielen anderen Gewächsen. Wir hielten zuerst an einem Besucherzentrum an und folgten einem kurzen Rundweg durch die urigen, moos- und flechtenbewachsenen Lorbeerbäume. Ein Stück weiter startete an einem Parkplatz ein Wanderweg mit 1,5 km Länge und 130 hm auf den höchsten Berg der Insel, den Alto de Garajonay (1487 m). Zwar war es relativ bewölkt, so dass man die Nachbarinseln Teneriffa und La Palma nicht sehen konnte, aber die Aussicht war trotzdem toll.

Auf dem Rückweg gab es in einem Restaurant mit schöner Aussicht über die Stadt eine erfrischende Sangria, dann war mal wieder Supermarkt angesagt und um 19.00 Uhr waren wir ziemlich k.o. wieder auf dem Schiff. Dieter kocht gerade Spaghetti und Wowe macht Obstsalat. Es verspricht ein kulinarisch leckerer Abend zu werden!

Unerwartete Winddreher auf dem Weg nach La Gomera

Am Sonntag legten wir morgens um 8.00 Uhr ab in Richtung San Sebastian de La Gomera. Dort hat Alfons einen Liegeplatz bis zum 29.10. bekommen. Eigentlich war der Plan, noch diese Woche nach La Palma weiterzusegeln, da Dieter, Wowe, Philip und ich (also alle außer Alfons) am Donnerstag von La Palma aus nach Hause fliegen. Aber auf La Palma ist erst ab 29.10. ein Liegeplatz frei. Wir werden also am Donnerstag mit der Fähre von La Gomera aus dorthin fahren. Der Fähranleger ist praktischerweise direkt neben der Marina.

Für die Überfahrt am Sonntag war ganz wenig Wind vorhergesagt und wir rechneten damit, viel zu motoren. Die erste Stunde mussten wir das auch, dann setzte leichter Ostwind ein und wir konnten das Großsegel ausbaumen und mit ca. 4 kn segeln. Es war ganz interessant, die Strecke entlang der Südküste, die wir am Vortag mit dem Auto entlang fuhren, jetzt vom Wasser aus zu sehen. Viel schöner sah es von hier allerdings auch nicht aus…

An der Südspitze Teneriffas bekamen wir zu spüren, warum das Segelrevier als nicht ganz einfach gilt. Wir überlegten gerade, ob wir angesichts des schwachen Winds von achtern unseren Parasailor setzen sollen, als der Wind kurzzeitig ganz einschlief – und ein paar Minuten später mit 4 Bft von vorne kam! Gut, dass wir nicht mehr Segelfläche draußen hatten…

Das war wahrscheinlich der Düseneffekt zwischen den Inseln, der vor allem bei nördlichen Winden zum Tragen kommt. Allerdings waren ja Null bis eine Windstärke (also eigentlich komplette Flaute) laut Wetterbericht angesagt. Na ja, in diesem Fall kam uns der Irrtum der Wettervorhersage mal zu Gute. Der zunehmend auf Nord drehende Wind mit 3 bis 4 Bft bescherte uns einen direkten Kurs auf unseren Zielhafen und wunderschönes Segeln bei 30 – 40 Grad am Wind und z. T. über 7 kn Fahrt. Um 19.00 Uhr erreichten wir die Marina von San Sebastian de La Gomera. Eine nette kleine Marina, wieder mal direkt unter einer hohen Felswand. Zur Innenstadt sind es 350 m, zu den Waschräumen allerdings auch 250 m. Und hier geht der Fußweg (im Gegensatz zu den bisherigen Marinas) raus aus dem Marinagelände und über die öffentliche Hafenpromenade bis zum Sanitärgebäude. Da fühlt es sich nicht ganz so gut an, im Schlafanzug mal schnell auf die Toilette zu schlappen 😉 Aber die Duschen sind gut und es gibt Waschmaschinen und Trockner. Also alles da, um es längere Zeit hier auszuhalten. Überhaupt ist die Stimmung schon sehr geprägt von Langfahrtseglern, die weiter nach Westen fahren und Crews, die länger hier auf den Kanaren bleiben (oder hängengeblieben sind…). An der Hafenmauer haben sich viele Segler mit Bildern verewigt, bevor sie die Atlantiküberquerung in Angriff nahmen. Ein Ritual, von dem wir bisher nur gehört haben.

Der Abend klang mit einer großen Portion Spaghetti und Rotwein aus, wobei wir versuchten, uns möglichst wenig zu bewegen, weil es unglaublich schwül und heiß ist. Aber nachdem wir in den Nachrichten von zuhause gehört haben, dass es dort regnet und einstellige Temperaturen hat, genießen wir die Wärme und die Sonne noch ein bisschen.

Inselrundfahrt auf Teneriffa

Wir hatten für Samstag einen Mietwagen gebucht, um eine Rundfahrt um die Insel zu machen. Eigentlich konnten wir das Auto ab 9.00 Uhr am Flughafen abholen, aber nachdem es sehr lange gedauert hat, ein Taxi vom Hafen dorthin zu bekommen, waren Dieter und Philip, die das Auto abholten, erst um halb elf wieder an der Marina. Wir fuhren im Uhrzeigersinn erst auf der Autobahn die Südküste entlang, dann kleinere Straßen über die Berge an die Nordküste und über den östlichen Inselzipfel wieder zurück nach Radazul.

Der Süden Teneriffas ist unglaublich karg und trocken (jedenfalls jetzt im Oktober). Braune oder graue felsige Hänge mit ein paar strauchigen Gewächsen zwischen dem Lavagestein. Ziemlich unschön, daher gibts davon keine Fotos. Im Südwesten ist die Ecke mit den meist frequentierten Badestränden und Hotels. Die ließen wir allerdings links liegen und fuhren Richtung Norden und stoppten in Arguayo. Das ist ein kleines Dorf, in dem es ein kleines Museum über das alte Töpferhandwerk der Gegend gibt, das die frühen Bewohner der Insel, die Guanchen ausgeübt haben. Nach dem kurzen Besuch aßen wir in einer Bar eine Kleinigkeit zu Mittag. Außer uns waren keine anderen Touristen im Ort, auch in der Bar saßen nur ein paar Einheimische beim Essen bzw. beim kühlen Bier.

Weiter ging die Fahrt auf immer engeren, kurvigeren Straßen bis nach Masca und dem Aussichtspunkt in die Masca-Schlucht. Wenn man viel Zeit hat, kann man in die Schlucht hinunter und wieder rauf wandern, ca. 650 Höhenmeter. Wir haben uns mit dem Ausblick begnügt. War auch nicht soo tragisch – immerhin hatte es über 30 Grad! Die Strecke führte danach weiter nach Buenavista an der Nordküste und in eine viel fruchtbarere und grünere Gegend mit Unmengen von Bananenplantagen!  Eigentlich wollten wir noch zum westlichsten Zipfel, der Punta de Teno. Die Straße ist aber jetzt gesperrt bzw. gegen eine Mautgebühr zu befahren. Das erleichterte uns die Entscheidung, doch gleich weiterzufahren und lieber einen Badestopp in Garachico einzulegen. Dort gibt es eine Bademöglichkeit in natürlichen Felsenpools. Insgesamt ist Baden an der felsigen Küste ja sehr eingeschränkt. Strände gibt es nicht, dafür heftige Brandung an den Felsen. Aber in Garachico sind in die Felsen sehr schöne Plattformen und Wege reingebaut und es gibt mehrere Leitern, um in das sehr blaue und klare Wasser zu kommen. Wir kühlten uns mit einem Bad ab und genossen danach noch Kaffee und Kuchen im Innenhof eines süßen Cafés.

Weiter ging es nach La Laguna. Die historische Innenstadt ist UNESCO-Weltkulturerbe und hat uns sehr gut gefallen. Die meisten Ortschaften in Teneriffa sind für meinen Geschmack sehr gesichtslose Siedlungen mit wenig schönen Häusern, vielen Hochhäusern und wenig Flair. La Laguna dagegen ist eine sehr hübsche und quirlige Stadt mit vielen schönen Geschäften, Restaurants und Cafés. Da es schon 18.00 Uhr war, zogen wir aber nach einem kleinen Stadtrundgang weiter, weil wir die Nordostecke der Insel noch befahren wollten und es hier ja um 20.00 Uhr schon stockdunkel ist. Der Naturpark Anaga überraschte uns mit dichten, grünen Lorbeerwäldern, sehr steilen und schroffen Felsen mit tiefen Schluchten und beeindruckenden Ausblicken. Entsprechend steil, kurvig und abenteuerlich war auch die Straße! Dieter als Fahrer gab alles, um die vielen engen Haarnadelkurven zu bezwingen. Immerhin ging es ziemlich zügig einige hundert Höhenmeter runter vom Grat, auf dem die Straße verlief, bis zum Meer und weiter zur Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife. Zum Glück konnten wir das Auto bis 23.00 Uhr behalten und so fuhren wir um 20.00 Uhr noch in einen Supermarkt und zu IKEA, den es auch auf Teneriffa gibt (wir mussten einen Teller und ein paar kaputte Gläser ersetzen). Vollgepackt kamen wir um 21.00 Uhr wieder in der Marina an. Während Wowe, Philip und ich die Einkäufe verstauten und das Abendessen vorbereiteten, gaben Alfons und Dieter den Mietwagen am Flughafen ab. Leider war auch zu dieser Tageszeit die Schlange bei den Taxis sehr lang und so wurde es 22.30 Uhr, bis sie wieder auf der Bonita waren und wir alle unser Abendessen genossen. Insgesamt war es aber eine sehr abwechslungsreiche und interessante Inselrundfahrt und wir haben einen guten Eindruck von Teneriffa bekommen.

Überfahrt nach Teneriffa

Dienstag um acht Uhr legten wir ab. Angesagt waren Winde aus Süd (ziemlich ungünstig) bis Ost (schon besser). Verschiedene Wettermodelle hatten verschiedene Windrichtungen angesagt…Tatsächlich mussten wir die erste Stunde motoren, weil der Wind zu schwach war. Aber dann setzte Wind mit 3-4 Bft aus Südost ein. Wir segelten mit ca 30 ° hart am Wind, aber da die Wellen nicht hoch waren, lief die Bonita relativ ruhig und musste nicht so hart durchs Wasser stampfen. Dieser Südostwind blieb uns zwei Tage lang erhalten, gegen Ende drehte er praktischerweise immer weiter nach Ost, so dass wir gut um die Ostecke von Teneriffa herumkamen. Teneriffa empfing uns dann mit einer totalen Flaute, so dass wir die letzten 10 Seemeilen unter Motor zurücklegten. Jetzt liegen wir in der Marina in Radazul. Das ist etwas südlich von Santa Cruz de Tenerife, der Inselhauptstadt. In der dortigen Marina war kein Platz mehr frei (die ARC lässt grüßen).

Wie Alfons schon über die Fahrt von Cadiz nach Madeira geschrieben hat, verliefen die beiden Tage und Nächte als Wechsel von Wache, Schlafen und Essen. Durch den Am-Wind-Kurs krängte die Bonita nach Steuerbord (das heißt, das Boot hing die ganze Zeit nach rechts) und natürlich tauchte sie immer wieder in Wellen ein und kam wieder raus. Das Leben fand hier also auf einer permanenten schiefen Ebene statt, die außerdem noch nach rechts und links, nach vorne und hinten kippt. Man muss sich bei jedem Gang über und unter Deck festhalten, irgendwo dagegenlehnen oder einklemmen, beim Kochen, Essen oder Abspülen alles festhalten oder rutschfest ablegen. Einem Teil der Crew machte das wenig aus, und dank der Scopaderm-Pflaster gegen Reiseübelkeit (davon hab ich ja schon mal geschwärmt!), hatte ich auch keine Probleme mit Seekrankheit und konnte sogar unter Deck kurz mal was kochen. Die erste Nacht war gewöhnungsbedürftig, viel geschlafen hat niemand. Man muss sich im Bett festhalten, um nicht herum zu rollen und der ganze Lärm durch das heranklatschende Wasser und die Geräusche an Deck stören den Schlaf. Durch das Wachsystem, bei dem wir uns abwechselten, hatte jeder von uns tagsüber vier Stunden lang „Dienst“, nachts 2 Stunden. Dabei überlappten sich immer zwei Schichten, so dass zwei Leute gleichzeitig wach und an Deck waren. In der zweiten Nacht hatten wir uns schon eher an das Geschaukel und die Geräusche gewöhnt und das Schlafen ging etwas besser. Nach zwei Nächten und 2 1/2 Tagen auf See kamen wir heute um 12.00 Mittags in der Marina an. Dank der recht konstanten und moderaten Windstärken und dem überraschend ruhigen Atlantik (wir hatten mit deutlich höheren Wellen gerechnet), verlief die Überfahrt ziemlich entspannt. Fazit für mich ist: es war längst nicht so schlimm, wie befürchtet, aber nochmal brauche ich so eine mehrtägige Überfahrt nicht unbedingt…

Nach dem verdienten Anlegeschluck gingen wir erst mal baden. Der Badestrand mit abgegrenztem Schwimmerbereich liegt direkt gegenüber der Marina. Wir konnten vom Boot aus direkt hinschwimmen (Schwimmen im Hafenbecken ist zwar eigentlich nicht erlaubt, aber da es nur ein kurzes Stück auf die andere Seite der Einfahrt war, hat auch keiner was gesagt). Auch hier hat das Wasser über 25 Grad – ein Traum zum Schwimmen!

Der Rest des Nachmittags verlief entspannt mit Lesen und Schlaf nachholen. Abends spazierten wir einmal um das Hafenbecken und gingen in einer Pizzeria zum Essen. Jetzt freuen sich alle auf eine ruhige Nacht ohne Geschaukel und Wellengeräusche!

Warten auf die Weiterfahrt

Heute morgen kamen tatsächlich zwei Mitarbeiter der Reparaturwerkstatt, um den Baumniederholer abzubauen und in der Firma zu reparieren. Der Chef fragte zuerst noch nach, ob die Hydraulikpumpe auf dem Boot funktionieren würde. Das könne auch eine Ursache sein. Wir probierten die Pumpe mit der Hydraulik des Achterstags aus und alles ging tadellos. Daraufhin nahmen die Techniker den Baumniederholer auseinander, sagten allerdings, dass es wohl bis heute abend dauern würde.

Wir waren mal so vorsichtig drauf eingestellt, heute Mittag abzulegen (falls die Reparatur schnell gehen würde), hatten schon das Auto abgegeben, alles aufgeräumt, Abendessen vorgeschnippelt, Kuchen gebacken… Damit hatten wir heute nachmittag nicht mehr viel zu tun und warteten auf den Einbau des Teils. Wir hingen auf dem Boot und in der Hafenkneipe rum, lasen, ich schlief ein bisschen – ein entspannter Nachmittag.

Um 17.00 Uhr wurde der Baumniederholer wieder eingebaut und funktioniert jetzt! Anscheinend war zuviel Öl im Rohr, was auf kaputte Dichtungen hindeutete. Mit einer neuen Dichtung war alles ok und wir haben zum Glück wieder eine Baustelle weniger! Wir beschlossen, das Ablegen auf morgen früh zu verschieben. Heute abend hat es überhaupt keinen Wind. Das soll morgen zwar auch nicht viel besser werden, aber ausgeschlafen sein, hat ja auch sein Gutes.

Zum Abendessen gab´s dann das schon vorbereitete Hähnchencurry, für morgen müssen wir dann wieder was Neues vorbereiten. Und gerade waren wir noch zum Abschlussdrink in der Hafenbar.

Spektakuläre Gratwanderung

Gestern gab’s erst mal ein gemütliches Frühstück mit Eiern und Speck. Wowe hatte Geburtstag! Am späten Vormittag fuhren wir mit dem Auto zum Pico de Arieiro, dem dritthöchsten Berg der Insel, um dort ein Stück zu wandern. Das ist ebenfalls ein Pflichtprogramm für Touristen. Man kann bis knapp unterhalb des Gipfels mit dem Auto fahren, was bedeutet, dass wir eben mal kurz 1800 Höhenmeter rauffuhren. Wir erwarteten Menschenmassen (Sonntag!) und kaum freie Parkplätze, aber so schlimm war es dann gar nicht. Vielleicht lag es daran, dass das  Wetter heute sehr diesig und wolkig war und die Berge morgens kaum zu sehen waren. Wir ließen uns davon nicht abschrecken und hatten Glück: es wurde immer klarer. Der Weg vom Pico de Arieiro in Richtung Pico Ruivo ist sehr gut ausgebaut und mit Seilen abgesichert, also einfach zu gehen. Er führt aber am Grat entlang, über viele Stufen runter und rauf und bietet faszinierende Ausblicke über die unglaublich zerklüftete Gebirgslandschaft. Wir gingen ca. 1 Stunde und kehrten dann wieder um. Für die ganze Strecke zum Pico Ruivo (dem höchsten Berg der Insel) fehlte uns die Zeit. War aber trotzdem eine tolle Wanderung!

Danach fuhren wir nach Santana in ein kleines  Café und dann zurück zum Boot. Für 18.45 Uhr hatten wir einen Tisch im Restaurant Akua in Funchal reserviert. Das war auch ein Tipp von Dieter Hierner. Wowe lud uns ein (herzlichen Dank dafür!!) und wir genossen ein ausgezeichnetes, sehr raffiniert abgeschmecktes und besonderes Abendessen. Auf dem Boot gab es dann noch einen (oder mehrere…) „Absacker“ und dann fielen alle müde ins Bett.

Heute (Montag) früh telefonierte Alfons als erstes mit der Firma hier auf Madeira, die den Baumniederholer reparieren soll, sobald die Ersatzteile aus Deutschland angekommen sind. Am Morgen hatten sie zwar noch nichts, aber im Laufe des Tages kam die Lieferung zum Glück an und morgen kommt jemand zum Reparieren. Damit könnten wir morgen ablegen, also nur einen Tag später, als geplant. Allerdings sieht es windmäßig gerade nicht so toll aus. Die verschiedenen Windmodelle widersprechen sich zwar etwas, aber im Großen und Ganzen kommt der Wind aus südlichen Richtungen (genau da, wo wir hin wollen – nach Teneriffa) und ist recht schwach. Alfons wird morgen früh nochmal nachschauen, was wir machen.

Die nächsten Telefonate und Mails heute morgen betrafen Liegeplätze für die Tage auf den Kanaren, was sich als schwierig herausstellte. Zum Glück würden wir für die Tage von Donnerstag bis Samstag oder Sonntag einen Liegeplatz auf Teneriffa bekommen – viele Marinas auch auf den anderen Inseln sind komplett ausgebucht. Das liegt natürlich an der ARC (Atlantic Rallye for Cruisers), einem Großevent, bei dem an die 200 Segelyachten gleichzeitig Richtung Karibik aufbrechen. Die starten Mitte November von Gran Canaria aus und viele Segler sind jetzt natürlich schon vor Ort. Das wussten wir zwar vorher, aber dass auch auf den Nachbarinseln alles voll ist, war früher nicht der Fall und damit haben wir nicht gerechnet. Auf Teneriffa können wir erst mal 2 oder 3 Nächte bleiben, aber z. B. auf der Insel La Palma, wo Alfons eigentlich das Schiff vier Wochen liegen lassen wollte, bis er und seine Crew die Überfahrt starten, ist – Stand heute – nichts frei. Da müssen wir bzw. Alfons noch etwas improvisieren.

Während Alfons am Organisieren war, machte ich Pilates, wusch Wäsche, machte die Essensplanung für die nächsten Tage und fuhr nachmittags mit Wowe und Philip zum Supermarkt. Als alles auf dem Boot und gut verstaut war, starteten wir drei zu der Wanderung an die Südostspitze der Insel, die Alfons, Alexander und Toni bereits gemacht hatten. (Davon gibts heute nicht mehr viele Bilder; Alfons hat ja bereits letzte Woche einige eingestellt.) Dieter hatte unterdessen eine Telefonkonferenz. Abendessen gab es „zuhause“ auf dem Boot. Ich probierte eine Quiche Lorraine in der Omnia-Backform aus, die richtig gut wurde. Ich bin ganz begeistert, von der Omnia-Form!

Levadawanderung in die Caldeirao Verde

Heute war Wandern angesagt. Wir standen nicht ganz so früh auf, wie gestern, aber immerhin mit der Morgendämmerung um kurz vor acht. Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Auto eine gute halbe Stunde zum Parkplatz oberhalb von Queimadas. Ab Santana führte die Straße wieder unglaublich steil nach oben. Unser kleines Auto musste mit 5 Personen ganz schön schnaufen, hat es aber geschafft! Man riecht aber oben die Kupplung!

Vom Parkplatz ging der Weg 6,2 km mit wenig Steigung an einer Levada entlang bis zu einem großen Kessel mit Wasserfall. Dort ist der Startpunkt der Wasserrinne (Levada). Der Weg ist wunderschön, sehr schattig und kühl, sehr grün und eingewachsen. Anfangs etwas breiter, aber dann geht man oft nur auf der kleinen Mauer der Wasserrinne. Seitlich davon fällt der Hang fast senkrecht ab in unglaublich tiefe Schluchten. Diese Stellen sind heute mit einem Drahtseil abgesichert. Nicht auszudenken, wie die Arbeiter (es waren wohl vor allem Sklaven im 15. Jahrhundert) diese Rinne aus dem Felshang geschlagen haben! Unterwegs gab es mehrere Tunnel, für die man eine Stirnlampe brauchte! Wir wanderten 2 Stunden in eine Richtung bis zum Caldeirao Verde, dem Kessel mit Wasserfall. Natürlich waren wir nicht die einzigen, die Tour ist angeblich eine der spektakulärsten der Insel und außerdem ist ja Wochenende. Zum Teil konnten wir Gruppen überholen, zum Teil mussten wir uns der Schlange hinten anschließen. Und spannend wird es, wenn auf den schmalen Mäuerchen jemand entgegenkommt… (Auf dem Rückweg hatten wir zum Glück kaum Gegenverkehr und waren eher alleine. Die meisten blieben anscheinend etwas länger hinten im Kessel.) Der Wasserfall ganz hinten fiel aus ca. 40 – 50 m nach unten in ein glasklares Wasserbecken. Ein paar Touris hatten Badehosen/ Bikinis dabei und schwammen eine Runde.

Von dort aus ging der Weg früher noch ca. 2 km weiter zum Caldeirao Inferno. Wir wären gerne noch weitergegangen, aber der Weg ist wegen Bergrutsch und Steinschlag gesperrt. Also wieder zurück und am Ende/ Anfang des Weges kehrten wir in einem Café ein. Um kurz vor fünf kamen wir wieder an der Marina an und chillten auf dem Boot. Abendessen gab´s heute „zu Hause“, Spaghetti mit Tomatensauce.

Keine Schlittenfahrt, aber ein wunderschöner Garten

Wowe kam am Donnerstag, 5. Oktober wie angekündigt um zwei Uhr nachts per Taxi an der Marina an. Leider hatte Alfons aus Versehen sein Handy auf „leise“ gestellt und so hörte er nicht, dass Wowe ihn anrief. Gegen drei wachte Alfons auf, wunderte sich, dass er noch nichts gehört hatte – und entdeckte mehrere entgangene Anrufe. Er sprang aus dem Bett und flitzte vor zum Marina Office, wo der arme Wowe bereits seit einer Stunde saß. Damit waren um kurz nach drei alle an Bord und schnell im Bett.

Nach dem Frühstück wollte Alfons schnell den neuen Autopilot-Motor einbauen. Ich ging zwei Maschinen Wäsche waschen und spazierte während der Wartezeit etwas in der Anlage herum. Als ich zurück kam, telefonierte Alfons gerade mit dem Hersteller bzw. Lieferanten des Autopiloten in Hamburg… Oh je, ganz schlechtes Zeichen! Er hatte den neuen Motor eingebaut und es hatte sich nichts geändert. Nach dem Einschalten koppelte der Motor nicht am Ruder an. Der Ansprechpartner in Hamburg leitete das Gespräch an einen technischen Experten im Haus weiter. Der meinte, es könnte am Steuerungscomputer liegen, den sollte Alfons mal suchen. Wowe, seines Zeichens gelernter Elektroingenieur, warf ein, ob evtl. eine Sicherung kaputt sein könnte. Der Experte verneinte; da wären keine Sicherungen beteiligt. Nach etwas Suchen entdeckte Alfons die Steuerung unter der Matratze unseres Bettes – und daneben waren eben doch zwei Sicherungen, eine davon durchgebrannt! Diese kleine Sicherung (ein Stecker, ähnlich wie im Auto) wurde ausgewechselt – und seitdem scheint der Autopilot zu funktionieren! Hurra, wieder eine wichtige Baustelle weniger! Wir konnten es natürlich nur im Hafen ausprobieren, sieht aber gut aus. Aber damit haben wir letztendlich einen neuen Motor für einen vierstelligen Betrag gekauft, für ein Problem, das sich mit einer 20-Cent-Sicherung lösen ließ! Wir überlegten kurz, ob wir den Motor zurückgeben sollen, aber letztendlich ist der alte (inzwischen ausgebaute) Motor ja auch 18 Jahre alt, wie das ganze Schiff. Und für die Atlantiküberquerung fühlt es sich doch besser an, mit einem neuen Autopiloten zu starten. Den alten (der ja wahrscheinlich noch funktioniert, nachdem die kaputte Sicherung die Ursache war) nimmt Alfons als Ersatz mit.

Nach dieser ganzen Aktion war es mal wieder später als gedacht. Wir hatten eigentlich vor, am frühen Nachmittag mit der Gondelbahn in den Ort Monte, oberhalb von Funchal hochzufahren, in den tropischen Garten zu gehen und danach mit den berühmten Korbschlitten runterzufahren. Ist zwar eine totale Touri-Aktion, aber anscheinend ganz witzig. Na ja, bis wir um 16.00 Uhr endlich an der Bahn waren, stand unten schon die Info, dass aufgrund der hohen Besucherzahlen heute nix mehr geht mit Schlittenfahren. Gute Chancen hätte man am Morgen. Also Planverschiebung auf Freitag früh und wir spazierten stattdessen durch die Stadt, die Philip und Wowe ja eh noch nicht gesehen hatten. Im Parque de Santa Catarina gab´s Tostadas und was zu Trinken und dann um 19.00 Uhr hatten wir einen Tisch in der „Taberna Madeira“ reserviert. Das war ein Tipp von irgendeiner Reiseblogger-Seite und es gab wirklich sehr leckeres Essen und eine supernette Bedienung und Betreuung vom Chef und seinen Angestellten.

Heute, Freitag, standen wir also um sieben auf, um zur Öffnung der Gondelbahn ab 9.00 Uhr in der Stadt zu sein. Zu meiner Überraschung ist es hier um sieben noch stockdunkel! Madeira hat portugiesische Zeit, liegt aber deutlich weiter westlich. Daher wurde es erst ab halb acht so langsam hell. Gegen halb zehn fuhren wir mit der Bahn auf 550 m Höhe nach Monte. Maria kam noch dazu, mit ihr trafen wir uns unten an der Talstation. Oben besuchten wir erst mal den Tropischen Garten, was sich absolut gelohnt hat. Der Garten ist sehr schön angelegt, wie alles hier am Steilhang, und ich wundere mich immer wieder, was die Madeirer alles an diesen steilen Hängen auf so kleiner Fläche unterbringen. (Der Garten ist das eine, das ganze Straßennetz das andere…). Direkt neben dem Garten ist der Startpunkt für die Korbschlitten. Die Korbschlitten sind ein altes öffentliches Verkehrsmittel. Inzwischen werden ausschließlich Touristen gefahren, wobei die Schlitten von zwei Bremsern/ Lenkern gesteuert werden und 2 km die supersteile Teerstraße runterfahren. Leider war die Warteschlange endlos ☹ Alexander und Toni hatten vor ein paar Tagen ca. 1 Stunde gewartet, das hätten wir noch gemacht. Aber heute liegt ein Kreuzfahrtschiff im Hafen und wir vermuten das als Ursache. Auf alle Fälle hätte die Wartezeit mindestens 2 Stunden oder länger betragen. Also keine Korbschlittenfahrt, dafür gingen wir die Straße zu Fuß runter, um wenigstens zu sehen, wie die das machen. Das Stück vom Ende der Schlittenbahn bis ganz runter nahmen wir ein Taxi. Das waren immer noch ca. 300 hm. Wir besuchten die Markthalle mit den vielen Obstständen. Hier gibt es Früchte, die ich noch nie gesehen habe! Nach einer gemütlichen Einkehr ging es zurück zum Auto. Auf der Rückfahrt stoppten wir kurz vor unserer Marina, weil dort einer der seltenen Badestrände auf Madeira ist. Endlich konnten wir mal in dem herrlich warmen und glasklaren Wasser baden! Danach ging es zurück in die Marina. Ich schreibe gerade Tagebuch, Alfons holt mit Philip das reparierte Segel ab und nachher bleiben wir mal auf dem Boot und kochen selbst, nachdem wir jetzt ein paar Mal beim Essen waren.

Tiefe Ausblicke

Ich, Yvonne, übernehme mal wieder für eine Weile die Redaktion unseres Reisetagebuchs. Ich kam ja am Montag gegen halb sechs abends auf Madeira an. Unser Pilot kündigte im Flugzeug bereits „einen der spektakulärsten Anflüge, den Sie in Europa erleben können“ an. Und das glaube ich gern. Wir flogen zuerst südwärts knapp an der Insel vorbei (und über unsere Marina drüber), drehten dann in den Queranflug nach rechts, genau auf die steilen Berghänge zu und kurz vor man dachte, gleich knallts, drehte der Pilot weiter in den Endanflug. Dabei konnte man aus dem Flugzeugfenster die Häuser am Hang gleich „nebenan“ sehen. Ein skuriller Anblick, den man so nicht gewöhnt ist.

Mit im Flugzeug saß übrigens unsere Freundin und Mitseglerin Maria, die dieses Mal allerdings nicht zum Segeln kam, sondern eine Bekannte auf Madeira besucht.

In der Marina angekommen, ließen wir den Abend gemütlich ausklingen. Geplant war, Hähnchencurry zu kochen und danach in der Hafenkneipe einen Abschiedsdrink mit Toni und Alexander zu trinken. Leider war das Hähnchenfleisch nicht mehr so ganz fit, daher gings um neun Uhr dann doch zum Essen in die Kneipe, wo wir gerade noch Tostadas bekamen, Toastscheiben mit Käse und Schinken bzw. Tunfisch. Der Koch hatte schon Feierabend. Aber auf alle Fälle gab´s Sangria, also alles bestens.

Der Dienstag Vormittag verging mit Büroarbeit, Tagebuch Schreiben, Telefonaten und Mails. In dieser Marina reicht das WLAN zwar auch nicht bis aufs Boot, aber es gibt immerhin einen WLAN-Raum mit Sofas, Tischen und Stühlen. Man muss also nicht – wie wir es sonst erlebt hatten – vor der Dusche oder dem Klohäuschen sitzen und seine Korrespondenz erledigen. Um zwei fuhren Alfons und ich Antonia und Alexander zum Flughafen und verabschiedeten die beiden wieder in den Unialltag. Danach fuhren wir nach Machico, weil Alfons den Mietwagen umtauschen wollte. Die Bremsbeläge sind ziemlich runter. Kein Wunder bei den steilen Straßen hier! Der Autoverleih hatte ab 15.00 Uhr auf und der Umtausch ging zum Glück problemlos, die Autovermieter waren da sehr entspannt. Nächste Station war der Supermarkt, um für die nächsten Tage die Vorräte aufzustocken. Was für ein Luxus, danach mit dem Auto zur Marina und sogar bis direkt vor den Steg fahren zu können, statt schwere Rucksäcke und Sixpacks mit Wasser über weite Strecken zu tragen!

Damit war es schon kurz nach fünf und Alfons sollte ja die kaputte Genua bis spätestens 18.00 Uhr beim Segelmacher vorbeibringen. Ich verstaute schnell die Einkäufe, Alfons und Dieter wuchteten den Segelsack mit dem kaputten Segel aus dem Stauraum im Vorschiff und dann gings gleich wieder los. Um fünf vor sechs erreichten wir den Segelmacher, der versprach, bis spätestens Samstag das Segel zu flicken. Echt klasse! Wir fuhren weiter nach Funchal, wo wir uns mit Maria zum Abendessen verabredet hatten. Sie hatte von ihrer Bekannten Jeannette (die wir auch aus dem Uttinger Segelclub kennen) einen tollen Restaurant-Tipp mitgebracht und wir genossen ein ausgezeichnetes Abendessen im „Tipografia“.

Der heutige Vormittag verging auch mal wieder schnell. Ok, wir frühstücken meistens so gegen 9.00 Uhr, da ist es dann recht schnell Mittag… Dieter musste telefonieren, Alfons machte sich an den Austausch des kaputten Motors für den Autopiloten und musste erst mal die Kabelanschlüsse erneuern. Den neuen Motor habe ich aus Deutschland mitgebracht, der wird dann morgen angeschlossen. Ich spülte ab, saugte Staub und bereitete einen Linsensalat zum Mittagessen vor. Um zwölf fuhr Alfons zum Flughafen, weil Philip heute ankam. Er kann auch noch zwei Wochen mitsegeln, worüber wir uns alle sehr freuen!

Nachmittags gings mit dem Auto bis zum Cabo Girao. Dort gibt es an der Steilküste einen Skywalk (eine Plattform mit Glasboden), 589 m über dem Meer. Da geht´s wirklich ziemlich runter…! Und die Ausblicke sind sehr beeindruckend. Ich entdeckte dann, dass ganz in der Nähe der Startpunkt für eine Wanderung an der Levada de Norte ist. Wir fuhren rüber und wanderten ein Stück die Levada entlang. Levadas sind künstliche Bewässerungkanäle (ähnlich z. B. den Waalen in Südtirol). Die Levadawanderungen zeichnen sich dadurch aus, dass man nur ein ganz leichtes Gefälle hat und immer schön am Kanal entlang laufen kann. Um fünf waren wir zurück auf dem Boot und chillten ein bisschen bzw. schrieben Tagebuch. Um sieben Uhr fuhren wir dann in ein Restaurant, das Dieter Hierner empfohlen hatte, die „Abrigo do pastor“. Das Restaurant liegt weit oben am Berg auf über 1100 m Höhe, zum Glück aber auf einer gut ausgebauten Straße zu erreichen. Das Essen und vor allem die riesigen Fleischspieße war ausgezeichnet. Um halb zwölf waren wir wieder am Boot, wo uns die Schwüle am Wasser, nach der frischen Höhenluft fast umhaute. Heute abend ist es tatsächlich sehr schwül und feucht, sogar im Boot fühlen sich die Bettdecken und -laken ganz klamm an.

Nachher um zwei Uhr nachts kommt noch Wowe, ein weiterer Mitsegler aus Landsberg mit Flugzeug und Taxi zur Marina. Aber bis dahin gehen wir jetzt erst mal ins Bett.

Madeira, ein kleines Paradies

Wir haben uns in der Marina Quinta do Lorde gleich wohlgefühlt. Wie ein kleines Fischerdorf gestaltet, mit Häusern direkt an der Mole sowie einfacher, aber praktischer Infrastruktur mit kleinem Lebensmittelladen, Restaurant, Laden für Schiffszubehör. Im Hafenbüro konnten wir ein Auto mieten, das wir bereits am nächsten Tag vor Ort übernehmen konnten, sehr praktisch.

Toni und Ale kundschafteten eine kleine Wanderroute auf der Ponta de Sao Lourenco aus, nicht weit vom Hafen weg, die wir noch am Nachmittag gingen. Spektakuläre Landschaft mit tollen Blicken aufs Meer, wirklich sehr schön.

Da auf der Überfahrt die Hydraulik des Baumniederholers „weich“ wurde, d.h. den Baum nicht mehr nach unten ziehen konnte, fuhr ich Donnerstagvormittag zu einem größeren Bootsausrüster in der Nähe von Funchal, um Umlenkrollen zu kaufen, mit denen ich einen provisorischen Niederholer bauen könnte, sollte die Anlage nicht bis zur Abfahrt professionell repariert werden können. Stand heute, 3.10., ist klar: es sollte mit der Reparatur bis Anfang nächste Woche klappen. Die Firma Sailtec bei Hamburg wird einer Hydraulikfirma in Funchal ein Dichtungsset per Express schicken, das diese dann Anfang kommender Woche auf der Bonita einbauen wird. Das zu organisieren hat einige Telefonate und Emails gebraucht, aber jetzt sieht es ganz gut aus.

Auf dem Weg Richtung Funchal habe in Toni und Ale in Machico abgesetzt, einer kleinen Hafenstadt hier ums Eck. Dort trafen wir uns dann am frühen Nachmittag zu einer Kaffee-und-Kuchen-Runde in der Altstadt, die sich als wesentlich kleiner und unscheinbarer herausstellte, als uns die Marketingbroschüren glauben ließen. War aber trotzdem sehr nett. Nach einem längeren Aufenthalt im nächsten Supermarkt, um unsere Vorräte mal wieder aufzustocken, fuhren wir zum Flughafen, um Dieter abzuholen. Er wird zu den Kanaren und später dann auch in die Karibik mitsegeln. Freut mich riesig, dass Du wieder an Bord bist, Dieter.

Freitag hatten wir uns reserviert, um mit dem Auto mal eine Inselrundfahrt zu machen. Wir sind an der Nordküste entlang bis Porto Moniz, nach Ponta do Pargo im Südwesten und dann entlang der Südküste zurück zu unserem Hafen. Natürlich wählten wir nicht die schnellen Routen mit Tunnels durch die Berge, sondern immer die mit viel Ausblick, also oben drüber. Ich bin in meinem Leben noch nie so steile Straßen gefahren. Dass das die Kupplung unseres Autos ziemlich stresste, konnten wir jedes mal sofort riechen, wenn wir oben angekommen ausstiegen, um den Ausblick zu genießen. Madeira ist wunderschön anzuschauen: unglaublich zerklüftet, sehr grün und der Reichtum an Blumen, Obst und auch Gemüse ist schier unglaublich. Und natürlich auch eine willkommene Abwechslung zum eher einseitigen Blau des Meeres.

Toni und Ale gingen in den Salzwasserpools in Porto Moniz schwimmen, während Dieter und ich den Ausblick im Cafe genossen. Es war ziemlich bewölkt und eher etwas kühl, insofern stand uns der Sinn nicht so sehr nach baden.

Auf dem Weg zurück schauten wir uns noch einen Lorbeerwald an und genossen die Aussicht aufs Meer aus 1300m Höhe. Nach ca. 200km Fahrt waren wir abends gegen halb neun wieder am Boot. Ziemlich müde, aber total geflashed von den tollen Eindrücken.

Kontrastprogramm dann am Samstag. Toni und Alex fuhr ich auf 10 Uhr zu einer Tauchbasis im Nachbarort, sie hatten zwei Tauchgänge in den hiesigen Gewässern gebucht. Dieter hat mir Ersatzteile für die Entsalzungsanlage mitgebracht, die ich vom schwedischen Hersteller an ihn schicken ließ. Und die bauten wir jetzt in die erste Membran ein. Um das wichtigste gleich vorweg zu nehmen: die Leitungen sind dicht, die Membranen sind dicht, die Anlage läuft einwandfrei und produziert trinkbares Wasser, ca. 80l in der Stunde. Endlich, yeahhhhhh! Der Oberhammer war aber folgender: ich habe die Anlage letzten Herbst ja von der Werft in Großenbrode warten lassen. Bereits da wurde die erste Membran auseinander gebaut, gereinigt und wieder zusammengesetzt. Jetzt stellte sich heraus, dass sie vergessen haben, das Herzstück der Membran, die „eng gerollte Papierrolle“ wieder einzusetzen. Die erste Membran bestand also nur aus der leeren Hülle. Ist das nicht unglaublich? Kein Wunder, dass die Anlage nicht funktionierte.

Für Sonntag hatte uns Dieter Hierner, ein guter Bekannter vom Ammersee, zu sich nach Hause in Funchal eingeladen. Wir trafen uns vorher auf dem Bauernmarkt von Santo da Serra, um einen Poncha zu trinken und Wurst und Grillhähnchen einzukaufen, die wir später auf seiner Terrasse sitzend bei einem guten Glas Wein und Obst und Gemüse aus seinem eigenen Anbau verspeisten. Dazu gute Gespräche und ein erfrischendes Bad im Pool, es war ein wunderschöner Tag.

Gestern Vormittag telefonierte ich mit einem Segelmacher hier in der Nähe. Ich kann ihm heute Nachmittag die Genua vorbeibringen, er wird sie bis Anfang nächste Woche reparieren. Hier auf der Insel gibt es wirklich alles, man muss es nur finden. Nachdem die Menschen hier aber unglaublich hilfsbereit sind, sind es meist nur wenige Gespräche und Telefonate und schon hat man den Richtigen gefunden. Sehr angenehm!

Nach dem Frühstück gestern sind wir in Richtung Nonnental aufgebrochen. Wir fuhren mal wieder eine teilweise unglaublich steile Straße hinauf zu einem Aussichtspunkt auf ca. 1100m über dem Meer, von wo aus man einen unglaublichen Ausblick in das „Nonnental“ hat, ca. 5-700 Meter tiefer gelegen. Das Tal erhielt seinen Namen von einem Nonnenkloster, das es in diesem Tal vor einigen hundert Jahren mal gegeben hat: damals wie heute sehr abgelegen. Heute allerdings mit dem Auto durch einen 2,4km langen Tunnel zu erreichen, damals nur mit dem Esel über die Berge.

Am späten Nachmittag konnte ich dann Yvonne vom Flughafen abholen. Sie hat sich mal wieder auf den Weg gemacht, um einige Tage auf dem Boot zu verbringen. Ich habe mich schon riesig auf sie gefreut. Nachdem sich durch die Reparatur des Baumniederholers die Abreise hier aus Madeira um einige Tage verzögern wird, hat sie ihren Flug auf die Kanaren gestrichen und wird stattdessen mitsegeln. Zwei komplette Tage mit ca. 270Sm. Dass sie das auf sich nimmt, rechne ich ihr hoch an. Danke mein Schatz!

Ja und der Crewwechsel geht heute weiter: in ein paar Stunden werden Antonia und Alexander zurück nach Hause fliegen. Die Uni ruft. Antonia war seit Lissabon dabei, Alexander ist vor fast zwei Monaten in A Coruna zugestiegen. Aus ihm ist mittlerweile schon ein richtiger Seebär geworden. Schön, dass ihr mit an Bord wart, es war eine tolle Zeit, die unglaublich schnell vergangen ist und es hat großen Spaß gemacht. Danke auch für Eure Mitarbeit an Bord, ihr wart eine große Unterstützung.