Aufbruch nach Punta Cana am 14.4.

Am nächsten Morgen ist es soweit, wir brechen in Richting Punta Cana in der DomRep auf. Ungefähr 210 Sm, also etwa 380km werden wir zurücklegen.

Um 6:15Uhr lichten wir den Anker, lassen die British Virgin Islands und auch die US Virgin Islands hinter uns. Am späten Nachmittag taucht bereits Puerto Rico am Horizont auf. Wir segeln die ganze Nacht an der bewohnten Nordküste der Insel entlang, die seit dem Ende des 19. Jh. zum Territorium der USA gehört.

Am 15. frühmorgens, die Sonne ist noch nicht aufgegangen, verlassen wir das Küstengebiet von Puerto Rico und segeln nach SW Richtung DomRep, es sind noch ca. 70Sm.

Von der durchgemachten Nacht sind wir etwas angeschlagen, keiner von uns beiden hat wirklich geschlafen. Da aber Wind und Wetter perfekt passen, überwiegt die Vorfreude auf das Anlegen in der Marina Cap Cana.

Nach 35 Stunden erreichen wir die Marina, die in eine riesige Retorten-Ferienanlage eingebettet ist. Wir legen mal wieder rückwärts an, können das Dinghi aber dran lassen, da wir über einen kleinen Steg an Steuerbord ein- und aussteigen können.

Unmittelbar nach dem Anlegen wollen Mitarbeiter vom Zoll sowie der Einwanderungs- und Umweltbehörde aufs Boot. Vier kommen an Bord, zwei warten am Steg. Der erste möchte gleich das WC vorne im Bug benutzen, nach ein paar Minuten fragt der nächste nach etwas zu trinken. Das Wasser, das ich ihm anbiete, lehnt er barsch ab. „Cerveza“! will er für sich und seine Kollegen. Damit ist unser gekühlter Biervorrat dahin. Stefan und ich trinken warmes Bier und stoßen mit Ihnen an. Wir führen noch nette Gespräche, lachen viel, die Stimmung ist sehr entspannt und nach einer halben Stunde und einer Zahlung von 131USD an die Umwelt- und Einwanderungsbehörde ist der Spuk auch schon wieder vorbei.

Am nächsten Tag, Sonntag, gehen wir zum Hafenbüro am anderen Ende der Anlage und checken ein. Wir unterhalten uns sehr nett mit Alfred, dem Hafenmeister. Er spricht sogar ein paar Brocken Deutsch; sein Großvater wanderte aus Deutschland ein.

Wir reservieren einen Mietwagen für 4 Tage ab dem morgigen Montag. Anschließend ziehe ich zum Wäschewaschen los, die Waschmaschinen sind praktischerweise ebenfalls in den Duschräumlichkeiten unter dem Parkhaus untergebracht. Als ich wiederkomme, hat Stefan schon die Schlüssel des Fahrzeugs erhalten. Also sind wir gleich mal los Richtung Punta Cana, um auszuloten, wo wir was besorgen können. Nach dem riesigen Feriengelände sind es noch ein paar Meilen in die Stadt. Davor eine riesige Mall und ein bestens ausgestatteter Supermarkt. Wir würden hier sicher alles bekommen, was wir brauchen für die Fahrt zu den Bermudas.

Eigentlich wollen wir mit unserem Mietwagen in den nächsten Tage noch Ausflüge in der umliegenden Gegend machen. Leider gibt es in der Nähe aber nichts sehenswertes und 195km nach Santo Domingo wollten nicht fahren. Stattdessen bleiben wir in der Anlage und gehen im Meer schwimmen. Ist auch nicht so schlecht.

Einige Boote weiter an der Mole liegt ein österreichisches Boot mit zwei Männern und einer Hamburgerin an Bord. Hans und Melanie kamen öfters rüber auf einen Ratsch, aber vor allen Dingen, um sich über ihren Skipper Franz und den Zustand des Bootes zu beklagen. Der scheint seinen ganz eigenen Stil im Umgang mit seinen Mitseglern zu haben und beim Boot hat sich wohl ein gewisser Instandhaltungsstau gebildet. In der Konsequenz geht Melanie dann von Bord und fährt nicht weiter mit. Sie fliegt auf die Azoren und heuert bei einem Bekannten von ihr an, der von d rt bis Hamburg segelt. Bei den Österreichern kommt in den folgenden Tagen noch ein dritter Mitsegler an Bord. Sie wollen ebenfalls nach Bermuda und über die Azoren zurück nach Portugal.

Am 16.4. fahre ich Stefan um kurz nach eins zum Flughafen, seine Zeit in der Karibik geht zu Ende, er fliegt nach Hause. Danke Stefen, dass Du Dir die Zeit genommen hast mitzusegeln und danke auch für Deinen Mut, Dich als kompletter Segelneuling in dieses Abenteuer zu stürzen. Ich finde, dass es insgesamt gut geklappt hat, wir hatten viel Spaß miteinander. Anschließend fahre ich noch zum Supermarkt Nacional, um schon mal Wasser zu bunkern. Insgesamt besorge ich 100l in 1Gallonenflaschen. In der Marina hilft mir ein Marinero das Wasser mit seinem Golf Caddy zum Schiff zu bringen. Jetzt müssen wir nurca. 20l besorgen, um genügend Trinkwasser für alle an Bord zu haben.

Am nächsten Tag um 17:30 landen Manfred und Harald in Punta Cana. Davor nutze ich die Zeit für einige Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten: z.B. mit einer Paste Flugrost von einigen Edelstahlteilen entfernen, die Fenster im Cockpit mit Süßwasser reinigen, den Schmodder in den Fensterecken im Cockpit wegwischen. Ein Check des Riggs ist auch mal wieder fällig, zuletzt habe ich das vor Great Harbor auf Jost Van Dyke gemacht, vor der Überfahrt in die Dom.Rep. Ebenso notwendig ist mal wieder ein Ölcheck im Motor.

Ich hole die beiden vom Flughafen ab; und nachdem sie ihre Sachen an Bord verstaut und ich Ihnen das wichtigste für die Nacht an Bord erklärt habe, gehen wir zu „unserem“ Restaurant auf dem Gelände, um dort Abend zu essen.

Am Donnerstag, dem 18.4., erstellen wir nach dem Frühstück unsere Einkaufsliste für die kommenden drei Wochen an Bord. Da Bermuda vglw. teuer ist, wollen wir alle nicht frischen Lebensmittel in Punta Cana einkaufen sowie einiges frisches Obst und Gemüse, das sich ebenfalls mehrere Tage halten wird. Fleisch kaufen wir nur für die Überfahrt nach Bermuda.

Mit vier großen Einkaufswägen rollen wir an die Kasse, die Kassiererin und ihre zwei Einpacker bekommen große Augen. Unglaublich, aber wahr: wie bekommen sämtliche Lebensmittel und uns drei komplett in unseren kleinen Kia verladen, Er ist voll bis unters Dach.

Ein Marinero hilft uns mal wieder mit seinem Golf-Caddy beim Transport der Lebensmittel bis zum Boot. Insgesamt muss er viermal fahren. Und wieder kriegen wir auf der Bonita alles unter: in den Kühlschränken und Netzen, unter dem Küchenfußboden, in den Schapps hinter dem Spülbecken, in der Ablage hinter den Sofalehnen.

Nachmittags checke ich in der Marina aus. Beim Zoll werden wir am Freitag um 9:00 ausklarieren. Alles klappt wie geplant und so laufen wir am Freitagmittag in Richtung Bermuda aus.

Jetzt geht es zu zweit weiter

Am 10.4. legen wir am späten Vormittag ab, mit Kurs nach East End Harbor auf Jost van Dyke, im NW von Tortola gelegen, ca. 20Sm. Stefan ist angesichts der Tatsache, dass wir jetzt nur noch zu zweit unterwegs sind, etwas unwohl im Bauch. Er ist sich nicht ganz sicher, ob er als blutiger Segelanfänger der ganzen Sache gewachsen sein wird. Ich versuche ihn zu beruhigen, dass er bzw. wir gemeinsam das schon hinkriegen werden.

Kurz nach der Hafenausfahrt können wir bereits die Segel setzen und segeln im Grenzgebiet zwischen den Britischen und US-amerikanischen Jungferninseln nach W, um dann am Ende von Tortola nach Norden Richtung Jost van Dyke abzubiegen. Zwischen den Inseln frischt der Wind dann mächtig auf, so dass wir mit gerefften Segeln gut vorankommen. Stefan steuert das Schiff und macht das sogar richtig gut.

Das Anlegen an der Boje in East End Harbor bei 6 bft wird dann tatsächlich zur Herausforderung. Unsere Festmacherleine, die wir an der Boje befestigt haben wird unter das Boot gezogen, so dass es sich weder vor noch rückwärts bewegen kann. Auch das Anbringen einer Verlängerung nützt nichts. Die Leine geht hinter dem Kiel durch zur Boje, die in ca. 2m Tiefe schräg unter dem Boot hängt. Vorwärts unter Motor herausfahren birgt das Risiko, dass sich die Leine in der Schraube verfängt; rückwärts fahren bringt nichts, da die Leine am Kiel hängen bleibt. Bleibt also nur die Variante die Leinen ins Wasser zu werfen und das Manöver zu wiederholen. In der Zwischenzeit kommt auch jemand mit einem Motorboot von Land rübergefahren, um uns zu helfen. Er nimmt eine der beiden Leine auf und knotet sie auseinander, wobei vermutlich eine davon untergeht. Am Ende haben wir auf jeden Fall eine Festmacherleine weniger. Schade, aber immerhin hängen wir mit der Unterstützung des Motorbootfahrers jetzt sicher an unserer Boje.

Nach einer kleinen Verschnaufpause und einem Anlegeschluck fahren wir mit dem Dingi rüber ans Ufer, um zu einem Blow Hole zu laufen, das an der nördlichen Küste der Insel, ca. 2km entfernt, liegt. Der Weg ist schön zu gehen, erst am Ufer direkt am Riff entlang, dann etwas den Hang hoch rüber auf die Nordseite. Dort treibt der Wind das Wasser durch eine enge Felsspalte hindurch, so dass es meterhoch an beiden Wänden hochgedrückt und in eine kleine Bucht gespült wird. Überall Gischt und Spritzwasser. Ganz schön schön!

Wieder zurück am Dingi gehen wir in der Kneipe am Ufer, die natürlich nicht fehlen darf, etwas trinken. Die Bucht ist mittlerweile voll geworden, alle Bojen sind belegt. Wir genießen unser Spätnachmittagsbier bevor es zurückgeht aufs Boot.

Am nächsten Vormittag fahren wir eine Bucht weiter, in die Great Harbor Bay. Hier liegt der Hauptort der Insel, der gefühlt vielleicht zwei dutzend Häuser umfasst. Im Bojenfeld ist es leider zu seicht für uns, sodass wir uns ein Stück weiter draußen einen Ankerplatz suchen müssen. Stefan bedient die Ankerkette, alles klappt reibungslos. Nach dem dritten Anlauf klappt es dann auch mit dem richtigen Platz: wir haben jetzt einen gefunden, der uns in alle Richtungen genug Spielraum gibt, um nicht mit den Bojenliegern zu kollidieren. Später fahren wir mit dem Dingi rüber an Land, um in einer der zahlreichen Kneipen etwas zu trinken und zu essen. Die Kneipe ist rappelvoll. Ein Großteil der Crews der ca. 30 Boote, die in der Bucht liegen, scheint hier hängen geblieben zu sein.

Am nächsten Tag fahren wir am frühen Nachmittag rüber zum Zoll und Einwanderungsbehörde, um auszuklarieren. Es dauerte eine Weile, bis die Dame von der Einwanderungsbehörde ihren Kollegen vom Zoll aus seiner längst abgelaufenen Mittagspause holen kann. Nach einer halben Stunde trödelt er dann tatsächlich ein und dann gings auch flott voran. Auf dem Weg zurück zum Boot kommen wir in einen kurzen Regenschauer, der genau so lange dauert, bis wir komplett durchnässt sind. Bei 28° Lufttemperatur jedoch kein Problem. Wir ziehen uns trockene Sachen an und fahren an Land, um dort ein bisschen durch den Ort zu spazieren und im „Supermarkt“ ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Abends sind wir nochmals in „unserer“ Kneipe beim Abendessen. Ein Gitarrist spielt Folk- und Countrysongs. Die überwiegend amerikanischen Gäste finden es total toll und singen und tanzen mit. Es herrscht eine tolle, ausgelassene Stimmung. Gegen 21:00 fahren wir wieder zurück aufs Boot, wir wollen am nächsten Tag früh raus, um die ca. 200 Sm nach Punta Cana in der Dominikanischen Republik auch mit nur einer Nacht auf See meistern zu können.

Feuchter Empfang in Roadtown

Es hat mal wieder sehr wenig Wind, deshalb motoren wir die Strecke nach Roadtown. Kurz vor der Einfahrt in die Bucht von Roadtown verdichten sich die Wolken über der Stadt und es fängt tatsächlich an zu regnen. Und zwar richtig heftig, kein netter Emfpang. Ich funke die Village Cay Marina an, damit sie uns unseren vorher reservierten Liegeplatz zuweist. Und da sagt der Marinero doch glatt, er könne jetzt nicht. Er würde sich in etwa 15 min wieder bei mir melden. Klar, in 15min ist der Regenschauer wahrscheinlich durch. Und genauso war es. Ich habe in der Zwischenzeit zwei Kringel im Hafenbecken gefahren und das Boot treiben lassen. Wir hatten auch Gelegenheit, die Schäden des letzten Hurricans ausführlich zu bestaunen: noch immer liegt ein gutes halbes Dutzend kleine Segel- und Motorboote gekentert am Rand des Hafenbeckens und gammeln da vor sich hin. Niemand scheint das groß zu interessieren. Kaum ist der Regen vorbei, kommt der Marinero ans Stegende geradelt und winkt uns zu sich heran, um uns unseren Liegeplatz zu zeigen. Immerhin hilft er uns beim Anlegen. Aber so ist das hier eben bei Regen.

Nach dem Anlegen gehen wir erst mal in die Stadt, um mal zu schauen, wo Supermarkt und Bank zu finden sind. Alles vorhanden und fußläufig gut zu erreichen. Auch Pusser’s Pub die Kneipe, in der Yvonne und ich zusammen mit Anke und Hans vor 32 Jahren auf unsere Trauung angestoßen haben, gibt es noch. Leider hat sich die Stadt m.E. nicht zu ihrem besseren weiterentwickelt. Ich habe sie noch mit vielen kleinen bunten Holzhäusern in Erinnerung, mit viel Grün dazwischen. Auch vor dem Pusser’s gab es damals einen breiten Rasenstreifen bis zur Straße. Nichts von alledem ist mehr da, keine Holzhäuser mehr und kein Rasenstreifen. Dafür breite Straßen, jede Menge Parkplätze direkt vor irgendwelchen größeren, gesichtslosen Betongebäuden, die als Bürogebäude, Banken und Supermärkte genutzt werden; man spürt einen ausgeprägten amerikanischen Einfluss in jeglicher Hinsicht. Irgendwie trostlos, ohne jegliche Atmosphäre und Charme, sehr schade.

Das Marinagebäude und das dazugehörige Restaurant kommen mir von Anfang an irgendwie bekannt vor. Ich bitte Yvonne, mir ein Foto des Restaurants zu schicken, in dem wir damals abends unsere Hochzeit gefeiert haben, bei Kerzenschein und Steelband, sehr stimmungsvoll. Tatsächlich liegen wir zufällig genau in der Marina, in der wir vor 32 Jahren gefeiert haben. Leider ist aber auch hier vom damaligen Flair kaum mehr etwas übrig. Der Garten vor dem Restaurant ist veschwunden, zugeteert. Die Palmen im Innenhof sind ebenfalls weg, sie wurden einem kahlen funktionalen Fliesenboden geopfert. Irgendwie scheint alles auf Massenbetrieb ausgerichtet zu sein.

Wir bleiben noch einen Tag, in denen ich ein paar Ersatzsicherungen und eine Flagge der DomRep erstehe, wir das Kreuzfahrerterminal erkunden und noch Einkäufe im Supermarkt erledigen. Am nächsten Tag legen wir ab Richtung Jost van Dyke.

Der weltweit wohl chilligste Weg zum Flughafen

Am nächsten Morgen schwimmen Dani, Florian und ich vor dem Frühstück erst mal rüber an die Küste und schnorcheln dort eine zeitlang die Felsen ab. Davor liegt ein kleines Riff, das sogar noch einigermaßen intakt ist, d.h. noch nicht völlig von der Algenbleiche betroffen ist. Hier tummeln sich viele bunte und unterschiedlich große Fische; schön, das sehen zu können.

Nach dem Frühstück lichten wir den Anker und fahren 5Sm wieder zurück an das Südende von Virgin Gorda, zu den Baths. Das sind riesige Felsbrocken, ähnlich wie auf den Seychellen, die direkt am Strand liegen, zwischen denen man dann auch baden und herumlaufen kann.

Gegen 10:00 kommen wir dort an und ergattern die letzte Boje (auch hier darf man nicht ankern). Von der Boje darf man nicht mit dem Dingi an Land, man muss schwimmen. Das Gebiet ist mittlerweile zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Man darf auch nicht mehr „einfach so“ darin herumlaufen, sondern muss sich an eine bestimmte Laufrichtung halten. Trotzdem ist es wieder ein Erlebnis, das zu sehen. Wir gehen zwischen den Felsen baden und klettern zwischen ihnen herum. Am Ende der Runde wartet ein kleiner Kiosk mit Burger und Limo auf uns. Stefan und ich schwimmen anschließend die 100m zum Dingi zurück, Dani und Florian nehmen den um 200m längeren Weg und schwimmen zurück zur Bonita.

Wir lichten den Anker und nehmen mangels Wind unter Motor Kurs auf Beef Island, wo wir uns in die Trellis Bay legen; sehr malerisch und gut geschützt. Heute ist Danis und Florians letzter Tag, morgen werden sie rüber nach Puerto Rico fliegen und von dort weiter nach New York und zurück nach Deutschland. Der Flughafen liegt direkt angrenzend an die Bucht. Abends fahren wir mit dem Dingi rüber an Land, um Essen zu gehen. Die Shops der Künstlergemeinde, die hier lebt, sind leider schon zu. Also direkt ins Restaurant. Zurück an Bord gibt es einen letzten Absacker vor dem Ende dieser schönen Reise von Antigua bis zu den BVIs.

Am nächsten Morgen fahre ich Dani und Florian mit dem Dingi rüber an den Strand. Von dort haben sie keine 10min zu Fuß bis zum Terminal des Flughafens. Chilliger geht es kaum mehr. Guten Flug zurück nach Hause; es war sehr schön, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, ein Stück mit zu segeln.

Ich fahre zurück zur Bonita, um Stefan abzuholen. Wir wollten jetzt noch ein bisschen durch die Läden der Künstlergemeinde streifen. Es gibt eine kleine Schmiede, in der Kunstobjekte aus Eisen und Stahl geschweißt werden sowie eine Töpferei. In mehreren Läden werden die Objekte zusammen mit weiteren Handelswaren wie T-Shirts und Wohn-Accessoires verkauft. Nett anzuschauen, aber nix dabei, was man sich jetzt zuhause an die Wand hängen und vor allem monatelang auf dem Boot spazieren fahren möchte.

Am späten Vormittag sind wir zurück auf dem Boot, lichten den Anker und machen uns auf den Weg Richtung Road Town auf Tortola, ca. 10 Sm, ein Katzensprung also.

Schleichfahrt nach Anegada

Am nächsten Morgen ist es nahezu windstill in der Bucht. Die Hitze klebt schon morgens um 7 Uhr über dem Boot und lähmt jede Bewegung. Ein Dreimaster und eine riesige Motoryacht haben sich nachts noch zu uns in die Bucht gesellt, ein schöner Anblick. Die größte einmastige Segelyacht der Welt liegt auch noch vor Ort. Sie ist über 70m lang, der Mast hat eine Länge von knapp 90m.

Heute machen wir uns auf den Weg nach Anegada. Nachdem Yvonne und ich es 1992 nicht dorthin schafften, wollte ich dieses Mal die Gelegenheit nutzen. Zudem haben Florian und Dani, die in den BVIs vor einigen Jahren schon mal mit einer Charterjacht unterwegs waren, damals die Info erhalten, dass es auf Anegada ausgezeichneten Hummer geben soll. Sie hatten allerdings auch keine Gelegenheit dort noch hinzusegeln, Anegada ist etwas abgelegen. Heute ist also unsere Chance. Mit 16 Sm Entfernung von Virgin Gorda liegt es auch nicht so weit entfernt.

Wegen des sehr schwachen Windes war Segeln platt vor dem Wind keine Option, wir müssen vor dem Wind kreuzen. Nach ca. 2 Stunden beschließen wir aber dann doch, die verbliebene Strecke von ca. 6 Sm unter Motor zu fahren, da ansonsten eine Ankunft noch bei Tageslicht vermutlich nicht möglich gewesen wäre. In einem ersten Anlauf fahren wir die betonnte Einfahrt entlang zu einer Ansammlung von Restaurants, Hotels und Bars am südwestlichen Ende der Insel. Nachdem das Wasser zusehends seichter wird, wir am Ende nur noch ca. 50 cm Wasser unter dem Kiel haben und trotzdem ca. 1km vom Ufer entfernt sind, beschließe ich das Manöver abzubrechen und einen anderen Liegeplatz zu suchen. Wir entscheiden uns für das Westende der Insel, ca. 3km von den Häusern entfernt. Dort liegen wir auf rund 6m Tiefe bei glasklarem Wasser, etwa 200m vom Ufer entfernt. So haben wir uns das vorgestellt. Wir gehen schwimmen und schnorcheln um das Boot herum, können jedoch keine Fische entdecken.

Kurz nach 17:00 fahren wir mit dem Dingi ans Ufer und laufen am Strand entlang zu den Restaurants. Der Strand ist noch sehr ursprünglich und scheint nicht gepflegt zu werden. Nach ein paar Metern entdecken wir einen Rochen im knietiefen Wasser, der wohl ebenfalls gerade sein Abendessen zu sich nimmt: kleine Krebse im Sand versteckt. Er lässt sich durch uns nicht stören.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir das kleine Hotel, in dem Dani einen Tisch zum Abendessen reserviert hat. Obwohl sehr schlicht gehalten, ist es doch sehr einladend und gemütlich. Sowohl an der Bar wie auch an den Tischen sitzt man im Sand und schaut hinüber zur untergehenden Sonne. Wir bestellen uns einen Rum Punch und halten Smalltalk mit drei amerikanischen Touristinnen, die erst nachmittags auf der Insel ankamen. Ein paar Meter entfernt hat der Koch schon mal den Grill angeworfen und die Hummerhälften darauf gelegt. Es duftet herrlich!

Den Nach-Hause-Weg treten wir mit dem Taxi an. Die Nacht ist stockfinster, jetzt noch am Ufer 3km zurück zum Boot zu laufen, darauf hatten wir schlicht keine Lust mehr. Unser Dingi liegt genauso am Strand, wie wir es vor ein paar Stunden hingelegt hatten. Auch jetzt gerät das Einsteigen wegen der Brandung zum kleinen Abenteuer. Stefan wird gerade in dem Moment, in dem er ins Boot klettern will, von einer Welle erfasst und nach hinten umgeworfen. Komplett durchnässt schafft er es im zweiten Anlauf ins Dingi zu klettern; jetzt aber nix wie weg, bevor uns die nächste Welle noch das Boot flutet oder gar quer schlagen lässt.

Obwohl wir quasi auf dem offenen Meer ankern, liegen wir vor Anegada wie in Abrahams Schoß. Die Nacht wird völlig ruhig, kein Lüftlein und keine Welle rührt sich. Wir starten am nächsten Morgen gegen 10:00 zurück nach Virgin Gorda. Schon kurz danach fängt der Wind an aufzufrischen, so dass wir bereits ein paar Minuten später schönen Segelwind fast in die gewünschte Richtung haben. Ich will nochmals die Marina in Spanish Town anlaufen, um Diesel und Wasser zu bunkern. Um 16:00 laufen wir aus der Marina wieder aus weiter Richtung Süden. Für die Baths am südlichen Ende von Virgin Gorda war es uns bereits zu spät, so dass wir die Südwestküste von Cooper Island anliefen, um dort zu ankern und die Nacht zu verbringen. Um den Meeresboden zu schonen haben sie mittlerweile überall Bojen ausgelegt, ankern ist nicht mehr erlaubt. Obwohl schon sehr viele belegt sind, finden wir noch eine Boje in Ufernähe. Wir liegen noch keine 10 Minuten an der Boje, da legt sich ein Barrakuda unter unserem Boot bereits auf die Lauer.

Wie durch ein Wunder gab es am Ufer neben dem Bojenfeld eine Bar, in der auch selbstgebrautes Bier verkauft wurde, sowie ein paar Meter weiter ein sehr nettes Restaurant. Selbstredend, dass wir beides ausprobieren mussten. Es war wieder ein sehr schöner, sehr entspannter Abend.

Rauschefahrt nach Virgin Gorda

Um halb fünf Uhr Mittwochmorgen klingelt der Wecker. Schnell drei Lungos aus der Maschine gelassen, zum Wachwerden. Nur Stefan meinte, er schafft das auch ohne Dope. Frühstücken wollen wir unterwegs. Nachdem wir raumen Wind haben werden, sollte das kein Problem sein. Um zehn nach fünf kommen wir auch los. Außerhalb der Bucht bauen wir einen Butterfly auf, wir fahren platt vor dem Wind. Und dann geht’s mit Rauschefahrt dahin: 7-8kn bei 5Bft Wind. Wir frühstücken in aller Ruhe und genießen die Überfahrt. Etwa 10 Sm vor Virgin Gorada werfen wir unsere Angelleine ins Wasser, nur um es mal wieder zu versuchen. Und unglaublich, nach nicht einmal 10min haben wir tatsächlich einen Barrakuda am Haken. Florian nimmt ihn gekonnt aus, filettiert ihn und beseitigt die Spuren dieses doch immer blutigen Massakers am Achterdeck.

Gegen 17:00 laufen wir an der Westküste von Virgin Gorda in unsere Ankerbucht ein, Sandy Bay. Heute auf den Tag genau vor genau 32 Jahren, haben Yvonne und ich auf Tortola, der Nachbarinsel geheiratet. Es ist schön, wieder hier zu sein.

Leider stellen wir nach einer Internetrecherche im Nachgang fest, dass man vom Verzehr von Raubfischen rund um die BVIs absehen sollte, da sie möglicherweise mit cigua terra infiziert sein könnten, einer giftigen Algenart, die über die Nahrungskette aufgenommen wird. Schweren Herzens verzichten wir also auf die schönen Filets und essen stattdessen Spaghetti mit Tomatensauce, die Florian mal wieder sehr geschmackvoll zubereitete.

Der Wind lässt nach Sonnenuntergang nach und so verbringen wir in unserer Bucht eine sehr angenehme und ruhige Nacht. Nach dem Frühstück geht es am Donnerstag zurück nach Spanish Town, dem Hauptort auf Virgin Gorda: mal wieder einklarieren und einkaufen. Danach treffen wir uns in einem Cafe in der Nähe der Hafenmeisterei. Nachdem ich noch Wasser bunkern wollte, lassen wir die Lebensmittel und Dani an der Marina zurück. Florian, Stefan und ich fahren mit Bonita an die Tankstelle, an der man eben auch Wasser bekommt. Dort können wir jetzt auch die Lebensmittel problemlos verladen.

Anschließend fahren wir nur mit der Genua sehr gemütlich an der Westküste Virgin Gordas nach Norden Richtung Bitter End Yachtclub. Der liegt in einer sehr malerischen Bucht an der Nordküste von Virgin Gorda, umringt von zahlreichen weiteren kleinen Inseln. Einige davon sind in Privatbesitz, wie z.B. von Richard Branson, der hier gleich zwei besitzt. Auf dem Weg zu unserem Tagesankerplatz hinter einem Riff sehen wir plötzlich einen Stachelrochen aus dem Wasser springen, ca. 1-1,5m hoch springt er. Etwa eine halbe Stunde später das gleiche Schauspiel noch einmal, jetzt gleich mit komplettem Salto. Ein unglaublicher Anblick, Wahnsinn! Am späteren Nachmittag lichten wir den den Anker und fahren die restlichen wenigen Meilen nach Saba Rock, wo wir die Nacht verbringen werden. Saba Rock ist eine winzige Insel, die komplett als Bar, Restaurant und Hotel ausgebaut ist. Wir nehmen einen Cocktail an der Bar und essen zu Abend mit Blick auf die umliegenden Boote. Es ist ein sehr schöner und gelungener Abend, abgerundet noch mit dem Erwerb eines Saba Rock T-Shirts; ein Mitbringsel muss dann schon sein.

36 Sm nach Anguilla

Ostermontag segeln wir weiter nach Norden direkt nach Anguilla, ca. 36 Sm. Saint Martin lassen wir buchstäblich links liegen. Die Insel gilt als das Mallorca der Karibik, da wollten wir jetzt nicht unbedingt hin. Stattdessen lieber etwas mehr Zeit auf Anguilla, das lt. Reiseführer ursprünglicher geblieben und weniger überlaufen ist.

Nachmittags gegen 15:00 kommen wir in der Road Bay an der Nordküste der Insel an. Road Bay ist der einzige Hafen, an dem einklariert werden kann. Da die Zollbehörden bereits um vier Uhr nach Hause gehen, gehen wir erstmal schwimmen, einklariert wird morgen. Abends fahren wir mit dem Dingi am Ufer entlang Richtung einer Kneipe namens Elvis. Dort gibt es ausgezeichneten Rum Punch und ein leckeres Abendessen: mexikanisch Caribbean style.

Dienstagmorgen fahren wir direkt rüber an den Strand. Dani, Florian und Stefan wandern die Steilküste hoch, ca. 50 Hm, und gehen einkaufen. Ich laufe am Strand entlang zu Zoll und Einwanderungsbehörden. Dort lese ich, dass wir nicht von Bord hätten gehen dürfen, solange wir nicht einklariert sind. Ach ja, die Theorie und die Praxis… Den online Check-in in Sailclear hätte ich mir sparen können, die Beamtin vom Zoll sagte mir, sie würden nicht damit arbeiten; ich solle stattdessen ein Excelformular an einem PC in der Ecke ausfüllen und ausdrucken. Nachdem sie dankenswerter Weise nicht allzu viel Infos haben wollten, ging das sehr schnell. Auch die Dame von der Einwanderungsbehörde am Schreibtisch gegenüber hatte nicht viele Fragen, so dass ich auch da in Rekordzeit fertig bin. Noch schnell eine Ankererlaubnis für Sandy Island gekauft (konnte sogar mit Kreditkarte bezahlen) und nach einer halben Stunde war ich wieder draußen. Es kann auch mal schnell gehen; ich hatte aber Glück, da ich der einzige Kunde war.

Eine Viertelstunde nachdem ich zurück am Dingi bin, kommen auch meine Mitsegler schwer bepackt vom Einkaufen zurück. Wir verstauen die Lebensmittel an Bord und fahren unter Maschine rüber nach Sandy Island, einem kleinen Sandhaufen mit ein paar Palmen darauf und Ausflugsrestaurant, umgeben von Riffen, ca. 3Sm vor der Küste. Wir ankern vor der Insel und fahren mit dem Dingi rüber an den Strand. Der Laden ist ziemlich voll, die meisten Touristen werden mit Ausflugsbooten auf die Insel gefahren. Neben uns lag nur noch ein weiteres Segelboot vor Anker.

Zum Mittagessen gibt es Fischplatte mit gegrillten Leckereien: Mahi Mahi, Hummer und Garnelen. Schmeckt ausgezeichnet. Nach dem Essen legen wir uns an den Strand, gehen schwimmen und schauen der Sonne beim Scheinen zu. Gegen 16:00 leert sich die Insel schlagartig, Punkt 16:00 schließt das Restaurant und die Mitarbeiter werden mit Booten zurück an Land gebracht. Neben zwei älteren Damen, die ein paar Minuten später noch auf die Insel gebracht werden, sind wir die einzigen Gäste. Eine herrlich ruhige und sehr entspannte Stimmung. Gegen halb sechs brechen wir wieder in Richtung Road Bay auf, um noch vor Sonnenuntergang an unserem Liegeplatz zu sein. Wir beschließen nicht mehr an Land zu gehen, sondern den Abend auf dem Boot zu verbringen. Am nächsten Tag wollen wir nach Virgin Gorda auf den BVIs segeln, ca. 83 Sm. Da wollen wir früh los, um noch vor Sonnenuntergang anzukommen.

Schöne Überfahrt nach St. Barth (Saint-Barthélemy)

Karsamstag ist schon früh morgens kurz nach Sonnenaufgang Unruhe im Hafen. Etwa ein dutzend Männer kommen lachend und laut redend zum Hafenbecken und machen ihre kleinen Fischerboote zum Auslaufen bereit. Gegen neun Uhr sind auch wir bereit zum Auslaufen. Da die Überfahrt nach St. Barth etwas über 30 Sm lang ist, wollen wir nicht zu spät los, um noch einen Platz im Hafen in Gustavia zu ergattern. Das Hafenbüro schließt um 17:00. Es soll nicht allzu viel Wind an diesem Tag haben.

Leider bläst der Wind direkt aus NO, sodass wir noch einen längeren Schlag an St. Eutstatius vorbei bis kurz vor Saba segeln müssen, bevor wir dann auf Kurs ONO Richtung St. Barth nehmen können. Im Laufe des Nachmittags schwächt sich der Wind tatsächlich ab auf nur noch 3 bft und dreht Richtung Nord, so dass wir kurzer Hand beschließen zu motoren, um noch eine kleine Chance zu wahren, bis 17:00 in Gustavia anzukommen. 16:45 hatten wir es dann auch tatsächlich geschafft, nur um über Funk zu erfahren, dass das Hafenbüro jetzt nach Hause gehen würde und wir uns doch bitte bis morgen früh in die Bucht davor ins Ankerfeld legen sollen. Na dann danke fürs Gespräch!

Wir suchen uns also einen schönen Platz am südlichen Ende der Bucht, etwa 200m vom Strand entfernt. Nach einem erfrischenden Bad und etwas „Aufhübschen“ fahren wir mit dem Dingi rüber an den Strand (anlanden bei Welle beherrschen wir mittlerweile) und spazieren in die Stadt. Was für ein Kontrast zu St.Kitts! Überall gut instandgehaltene oder restaurierte Häuser, jede Menge originelle Bars, total schicke und offensichtlich teure Restaurants, keinerlei Schmutz auf der Straße. Sehr schön! Gustavia, das Saint Tropez der Karibik. Nach einem kurzen Erkundungstrip durch die Stadt finden wir auch schnell „unser“ Restaurant. Wir finden, es wäre mal wieder Zeit für ein schönes Steak. Schmeckte auch wirklich ausgesprochen lecker!

Auf dem Heimweg befindet Florian, es wäre nun auch an der Zeit für einen kleinen Absacker in einer Bar im ersten Stock mit tollem Blick über den Hafen. Es gibt keinerlei Gegenwehr, sein Vorschlag wird einstimmig und sofort angenommen! Erst nach Mitternacht kommen wir zurück aufs Boot.

Kaum dort angekommen, schwoien Bonita und die neben uns liegende Superyacht, eine 50m Motoryacht, sehr nahe auf einander zu. Irgendwie schafft es der Wind und die Strömung, dass sich beide Boote aufeinander zubewegen. Es dauert auch nicht lange, bis die nachbarliche Besatzung „too close“ herüberruft. Was so viel bedeutet wie: Verlegt bitte Euer Boot, ihr kommt uns zu nahe. Nachdem die Motoryacht vor uns da war, wäre es tatsächlich an uns gewesen, den Anker zu lichten und umzuziehen. Als geübter Päckchenlieger habe ich allerdings ein etwas anderes Verständnis von „zu nahe“ und beschließe deshalb liegen zu bleiben. Kritischer ist stattdessen der Abstand zu einer Boje, die einen Ankerverbotsbereich markiert. Die ist stellenweise wirklich nur noch 6-7m entfernt. Wir entschließen uns zu einer sporadischen Ankerwache, d.h. zu jeder vollen Stunde streckt mal einer den Kopf aus dem Luk und schaut, ob noch alles in Ordnung ist. Stefan übernimmt die erste Wache um 2 Uhr und da es mich doch etwas umtreibt, komme ich auch noch kurz an Deck. Bonita bleibt die ganze Nacht über immer auf ausreichend Distanz zu Motoryacht und Boje, alles gut also.

Ostersonntagmorgen fahren Dani und Florian rüber in die Stadt, um bei einem Becker frisches Brot, Croissants und Pain au Chocolat zu kaufen. Was für ein Genuss, nach all dem „Gummibrot“ auf den Inseln mit vornehmlich britischer Vergangenheit.

Nach unserem ausgiebigen Osterfrühstück müssen wir uns leider wieder mit lästigen Bootsalltagspflichten beschäftigen: einkaufen und einklarieren. Während Dani, Florian und Stefan einkaufen gehen, gehe ich ins Hafenbüro zum einklarieren. In den französischen Übersee-Departments erfolgt das ein- und ausklarieren nicht beim Zoll und den Einwanderungsbehörden, sondern online beim Hafenmeister. Sehr entspannt also, in 20min war alles erledigt.

Am frühen Nachmittag lichten wir den Anker, fahren noch kurz in den Hafen, um Wasser in den vorderen Tank zu bunkern. Aufgrund des unglaublich starken Schwells an der ersten Anlegestelle müssen wir das Boot nochmals verlegen. Die Oberfläche des Wassers war total ruhig und glatt, offensichtlich gab es aber eine Unterwasserströmung, die das Boot locker und 1-2m in die eine oder andere Richtung umherschubste. Nach ca. einer Stunde machen wir uns dann auf den kurzen Weg in die Colombier Bucht am nordwestlichen Ende der Insel, nur ca. 3 Sm entfernt.

Nach ausgiebigem Schwimmen bauen wir den Grill auf, das erste Mal auf dem Törn überhaupt. Das Beschaffungs-Team hatte ein ganzes Hähnchen besorgt! Dazu gibt es gegrilltes Gemüse und ein Glas guten Wein. Florian würzt das Huhn meisterlich und grillt es sehr super saftig, es ist ein Genuss! Bei all dem phantastischen Essen vergisst er leider die im Topf vor sich hin schmorenden Innereien, bis es verdächtig riecht und qualmt unter Deck. Die Innereien bekommen die Fische, der Topf verbringt den größten Teil der Nacht an der Leine hängend im Wasser, damit sich das eingebrannte Fett hoffentlich wieder etwas aufweichen kann. Irgendwann in der Morgendämmerung hole ich ihn an Bord, nachdem er begonnen hat unregelmäßig ans Ruderblatt zu schlagen. Nach dem Abspülen am nächsten Morgen ist praktisch alles wieder wie neu. Nur an einer Stelle in der Küche hält sich noch für ein paar Stunden der hartnäckige Geruch verbrannter Hühner-Innereien.

Auf dem Atlantik

Jetzt schreibe ich, Yvonne, mal ein kurzes Update 😊 Alfons und seine beiden Hochsee-erfahrenen Mitsegler Manfred und Harald sind Mitte April von der Dominikanischen Republik nach Bermuda gesegelt (dauerte ca. eine Woche). Und seit 29. April sind sie auf dem Weg von Bermuda zu den Azoren. Sie rechnen mit ca. zwei Wochen für die Passage. Damit befindet sich Alfons also auf dem Rückweg nach Europa.

Von Flautenloch mit Einsatz des Motors bis zu einem Tief mit 6 m Welle und Böen bis zu 9 Bft war anscheinend alles dabei. Aber im Moment hat sich die Lage wieder beruhigt und sie segeln 70⁰ am Wind mit ca. 17-19 kn Wind und Sonnenschein.

Das sind die Positionsangaben der letzten Tage bis zum 7.5.

Telca Marina und sonstiger Wahnsinn!

Freitagmorgen, es ist Karfreitag, geht es weiter Richtung Norden, an Basseterre vorbei, in die Telca Marina. Diese Marina liegt für uns sehr günstig, da man dort ausklarieren kann. Nachdem der Wind unverändert aus NNO bläst, müssen wir aufkreuzen, was die direkte Entfernung von ca. 10 Sm auf etwa 18 Sm anwachsen läßt. Das ist immer noch kein Problem, da wir früh ablegten und entsprechend viel Zeit eingeplant haben. Ich hatte dem Hafenmeister mitgeteilt, dass wir bis um ca. 13: 00 da sein und bis spätestens 15:00 ausklarieren würden. Karfreitag ist auch auf St. Kitts ein Feiertag und die Zöllner wollen ja auch irgendwann nach Hause gehen.

Die Marina stellte sich als sehr, sehr, sehr kleiner Fischereihafen heraus, mit zwei Stegen für Fischereiboote und einem betonierten Steg auf komplett verrosteten Pfeilern für zwei Gastlieger. Strom steht überhaupt nicht zur Verfügung; Wasser nur, wenn man ca. 25m Schlauch dabei hat (wer hat das schon?). Also auch kein Wasser.  Auf der anderen Seite des Stegs liegt ein Katamaran, der in der vergangenen Nacht einen Mastbruch erlitten hatte. Um die Anlage herum jede Menge verrostete Schrottteile, Buschwerk und ein aufgeschotteter Parkplatz. Irgendwie ein bisschen Endzeitstimmung. Der Eigentümer ist jedoch sehr nett und positiv gestimmt und erzählt von seinen Plänen, die Marina auszubauen, sobald er das Geld dafür hätte. Ich fürchte, das wird sich noch eine Weile hinziehen.

Das Ausklarieren gerät wieder mal zum kleinen Abenteuer, das einen an den Rand des Wahnsinns bringen kann. Schlussendlich hat es aber geklappt, dank einer engagierten Mitarbeiterin, die sich gegen ihre nörgelige Chefin („You have to go back to Nevis to clear out…“) durchsetzen konnte.

Nachdem wir noch beobachten konnten, wie der gebrochene Mast vom Nachbar-Katamaran abgeborgen wurde (jeder deutsche Arbeitssicherheitsverantwortliche hätte bei dieser Kranaktion vermutlich einen Nervenzusammenbruch erlitten), starten wir unsere kleine Wanderung hoch zu einer alten britischen Festung auf dem Brimstone Hill. Die Festung liegt etwa 200 Hm über dem Meer, der Fußmarsch dorthin dauert ca. 50 Minuten. Sie ist  UNESCO Weltkulturerbe und bietet einen atemberaubenden Blick über die Küste hinaus aufs Meer.

Nach unserer Wanderung beschließen wir in der naheliegenden Stadt Sandy Point, dem alten britischen Militärhafen, noch etwas zu essen. Leider müssen wir nach ca. 3 km Fußmarsch feststellen, dass sämtliche Restaurants an diesem Abend geschlossen sind. Nicht wegen Karfreitag, sondern wegen einer Tanzveranstaltung, die den kompletten Ort aufsaugt. Nachdem wir keine Lust auf Tanz und Fastfood haben, entscheiden wir uns zum Boot zurückzufahren, mit dem Taxi. Mittlerweile war es nach 19 Uhr und die rund 6km will keiner mehr zu Fuß gehen.

Offensichtlich will unser Sammeltaxifahrer auch auf diese Fete, zumindest rast er mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch die kleinen Gassen mit superengen Kurven. Nach 7min ist die Fahrt beendet und wir sind froh, heil am Hafen aussteigen zu können. Dani und Florian zaubern ein wunderbares Abendessen mit Spaghetti und Tomatensauce auf den Tisch, das wir uns bei einem Glas Wein sehr gut schmecken lassen.