Die Arbeit an Bord geht nicht aus

Die Zeit seit dem letzten Tagebucheintrag verging mal wieder wie im Flug. Es ist überrascht mich zwischendurch immer wieder selber, wie viel doch immer noch an Bord zu tun ist. Samstag nach dem Einkauf zog ich die Schlauch-Persenninge über die Kutterfock und die Genua. Nachdem wir insgesamt doch noch drei Wochen in Santa Cruz liegen werden, lohnt sich die Aktion, um die Segel gegen UV-Strahlung zu schützen. Den Sonntagnachmittag habe ich damit verbracht, mithilfe meines schwimmenden Kompressors, die Zink-Opferanoden am Unterwasserschiff zu prüfen. Sind sie zu mehr als 50% verbraucht, muss ich mir überlegen, ob ich sie austausche. Am meisten verbraucht sind die Anoden am Propeller sowie die große Platte links vor der Welle auf der Backbordseite. Die sind noch zu ca. 60% vorhanden. Fast unverbraucht dagegen sind Anoden an Bug- und Heckstrahlruder. Weiter vorne auf der Backbordseite konnte ich nicht prüfen, da der Schwell das Boot immer wieder gegen den Steg gedrückt hat, da wollte ich nicht dazwischen kommen. Das werde ich zu gegebener Zeit noch nachholen. Interessant war auch, dass tatsächlich bald jede Anode mit einer anderen Schraube befestigt ist: 15er Schlüssel, Inbusschlüssel, Kreuzschrauben.

Erheblich Zeit nahm auch das permanente Nachjustieren der Leinen in Anspruch. Südwinde und Kap-Effekte sowie große Schiffe wie Fähren, Frachter und Kreuzfahrer verursachen einen schier unglaublichen Schwell im Hafenbecken. Ist nicht jede einzelne Leine irgendwie fix befestigt, sondern hat Spiel auf einer Klampe, scheuert sie unweigerlich durch. Das geht innerhalb weniger Tage. Mittlerweile habe ich eine Lösung gefunden, die die nächsten Tage überstehen sollte.

Montagmorgen traute ich meinen Augen nicht: es war bewölkt und regnete immer wieder mal kurz. Eigentlich wollte ich mir für zwei Tage noch einen Mietwagen holen. Der Blick in den Wetterbericht relativierte die Situation schnell: es wird immer wieder die Sonne herauskommen und es bleibt bei kurzen Schauern. Ok, alles gut. Also ging ich rüber zum Fähranlieger lieh mir einen Kleinwagen, um mir den Nationalpark Caldera de Taburiente anzuschauen und dort etwas zu wandern. Nachdem ich noch ein paar Einkäufe erledigt hatte, gings dann auch los Richtung Mirador de la Cumbrecita am südlichen Rand der Caldera. Nachdem ich mir ein Einlassticket besorgt hatte, konnte ich in den Park einfahren, hinauf zu diesem Aussichtspunkt auf ca. 1200m Höhe. Man hat dort einen tollen Blick nach Norden in die Caldera hinein. Auf einem gut ausgetretenen Wanderpfad wanderte ich dann immerhin ca. 3km und 200 Höhenmeter um diesen Aussichtspunkt herum. Nicht besonders anstrengend, landschaftlich trotzdem sehr schön und die Bewegung tat gut. Auf dem Weg zurück nach Santa Cruz habe ich noch bei zwei größeren Supermärkten am Stadtrand vorbeigeschaut. Zum einen brauchte ich noch eine kleine Pfanne, um bei kleineren Portionen nicht immer die große sperrige Pfanne nehmen zu müssen. Zum anderen wollte ich mir deren Produktspektrum anschauen, da wir ja für die Atlantiküberquerung Proviant für über drei Wochen für drei Personen beschaffen müssen. In der Innenstadt gibt es zwar einige Supermärkte, aber deren Angebot ist viel zu eingeschränkt, als dass sie für so eine Aktion in Frage kämen. Beide Märkte sind gut sortiert und beide würden außerdem ab 60€ Einkaufsvolumen, das wir natürlich locker reißen werden, den Einkauf direkt ans Schiff liefern, was auf jeden Fall sehr angenehm wäre. Zum Abendessen ging ich in die Stadt ins Restaurante la Placeta, das schön auf einem Platz in der Fußgängerzone liegt und in dem man anscheinend ganz gut essen kann. Um 19:00 hatte ich mich telefonisch noch mit jemandem aus der Werft in Großenbrode verabredet, um ein elektrisches Thema mit dem Batterielader zu besprechen. Das Gespräch dauerte ein großes Bier lang, lösen konnten wir das Problem trotzdem nicht. Meine Vorspeise, eine kanarische Gemüsesuppe, war dann leider auch schon fast kalt; geschmeckt hat sich trotzdem. Die abschließende Lösungsfindung wird vermutlich noch einige cerveza grande benötigen.

Dienstag um halb elf kam ein lokaler Elektriker an Bord, um sich genau dieses Themas anzunehmen und insbesondere den Drehschalter, mit dem man die 220V-Quelle ansteuern kann (also Inverter, Landstrom oder Generator) auf seine Funktion hin zu überprüfen. Ruckzuck hatte er den Schalter ausgebaut und begann ihn aufzuschrauben. Auf meine Frage, ob er ihn denn nicht vorher mal durchmessen wolle, meinte er, nein, dass müsse er optisch prüfen. Schnell war der Schalter aufgeschraubt und bereits nach kurzem flog schon die erste kleine Feder davon, ein paar Minuten später die zweite. Nachdem das Ding komplett zerlegt war, meinte er, der sei wie neu und würde einwandfrei funktionieren. Daraufhin begann er den Schalter wieder zusammenzubauen. Das war gegen 11:30 und nun ja, um 19:00 war er dann auch schon fertig damit. Er hatte in seiner Zerleg-Freude völlig vergessen, die Ausgangssituation zu dokumentieren. Er hat also 7,5 h gebraucht, um den Schalter wieder so zusammenzubauen, wie er vorher war. Der Schalter hat vier Stellungen, besteht aus drei verschiedenen Ebenen und ist mit sechs Kabeln angeschlossen. Zudem muss die Schalterstellung mit der Beschriftung auf der Anzeige zusammenpassen (seinen Lösung, dass die Off-Position nun mit der Generator-Position vertauscht wäre, habe ich abgelehnt). Seine Arbeitsweise trieb mich fast an den Rand des Wahnsinns. Meinen zweiten Ausflug konnte ich knicken, andere Erledigungen ebenfalls. Da er immer wieder sagte, er müsse um 16:00 gehen und ich ihm sagte, er kann erst dann gehen, wenn der Schalter wieder zusammengebaut ist, wollte ich ihn wirklich nicht aus den Augen lassen. Er hat es notgedrungen durchgezogen und schließlich gelang es ihm ja auch den Schalter wieder zusammenzubauen. Trotzdem war ich mit den Nerven ziemlich am Ende. Verschiedene Arbeiten an Bord konnte ich nicht erledigen. Ich sah ja, wie verzweifelt er teilweise war und wollte ihn nicht noch unnötig mit Lärm oder anderem stören. Abends, als er gegangen war, konnte ich dann endlich loslegen. Da ich ja am nächsten Morgen um 8:00 zum Flughafen musste, musste ich das Schiff jetzt noch am Abend soweit präparieren, dass ich es eine Woche lang unbeaufsichtigt stehen lassen kann.

Der Flug nach München gestern verlief problemlos, ich kam sogar überpünktlich um 18:40 dort an und Yvonne holte mich ab. Ich freue mich jetzt auf eine Woche daheim, Yvonne und Philip wieder zu sehen (Gini ist ja in Indien), meine Eltern, Brüder und Freunde. Das Tragen von langer Hose und Jacke fühlt sich etwas ungewohnt an, auch die frischen Temperaturen. Aber die frische Luft und die schönen Herbstfarben entschädigen. Am 18.11. geht es zurück nach La Palma. Erst danach wird es dann wieder mit Tagebucheinträgen weitergehen.

Einhand nach La Palma und können Bananen eigentlich auch einen Sonnenbrand kriegen?

Nachdem am Freitag letzte Woche die Sprayhood ja beim Segelmacher war, saß ich zum Frühstück übers Wochenende unten im Salon. Es war einfach kühler und auch nicht so grell. Die Sprayhood als Schattenspender fehlt. Trotz Herbst ist die Sonneneinstrahlung noch immer sehr intensiv.

Freitag und das Wochenende verbrachte ich mit ziemlich unspektakulären und wenig berichtenswerten Themen wie etwa das Fahrtgebiet meiner Bootsversicherung auf die Karibik erweitern, das Rigg durchchecken und dabei feststellen, dass sich ein Sicherungssplint einer Kronenmutter am Vorstag verabschiedet hatte. Da ich keinen passenden Splint hatte (er ist wirklich sehr klein), musste es erst mal ein Nagel tun, den ich kurzfristig auftreiben konnte (Billigimport aus China, angeblich Industriestahl. Heute, sieben Tage später, ist er bereits total verrostet). Heute konnte ich im Bootszubehör hier in La Palma kleine Splinte besorgen.

Samstag nach dem Frühstück lief ich erstmal zu einer Spedition am Stadtrand, um mir dort mein Paket mit zwei Fläschchen Wasserkonservierungsmittel abzuholen, die ich zwei Tage vorher bei einem Bootsausrüster auf Teneriffa über WhatsApp bestellt hatte. Die Bezahlung lief über PayGold, eine Art spanisches PayPal für kleinere Geschäfte, die keine eigene Webseite haben. Hat alles problemlos funktioniert. Auf dem Rückweg zum Boot schaute ich noch an der städtischen Markthalle vorbei, um mich mit etwas Obst und Gemüse einzudecken. Wieder zurück auf dem Boot war ich dann doch ziemlich durchgeschwitzt, genau der richtige Zeitpunkt für ein kühlendes Bad im Meer.

Sonntag nach dem Frühstück reinigte ich die beiden Grobfilter des Kühlwassers von Motor und Generator. In diesen Filtern werden größere Gegenstände wie etwa Seegras o.ä. abgefangen, um zu verhindern, dass der Kühlkreislauf verstopft oder gar beschädigt wird. Alle paar Monate oder bei Bedarf sollte man hier mal nachsehen und die Filter reinigen. Danach noch Motorölstand geprüft, der noch passt. Hier werde ich erst vor der Atlantiküberquerung nochmal Öl nachfüllen. Nachmittags schaute ich mal wieder nach dem Wetter für die nächsten Tage. Der Wind ist konstant aus SW mit ca. 2-3, hie und da auch bis 4 bft vorhergesagt, also eher etwas schwachwindig. Für die ca. 53 Sm würde ich ca. 9h brauchen. Abends gönnte ich mir ein Abschiedsabendessen in dem netten Restaurant am Marktplatz, in dem wir vorher schon einmal waren. Mit Vor- und Nachspeise hatte ich mich tatsächlich beinahe „überfressen“, aber eben nur beinahe. War beides sehr sehr lecker.

Montagvormittag kam wie versprochen der Segelmacher mit der reparierten Sprayhood wieder. Fünf Flicken hatte er draufgenäht. Einen Riss verursachte er selbst noch während er einen Flicken aufnähte. Sehr vorsichtig habe ich sie dann wieder in der vorgesehenen Schiene auf den fest stehenden Scheiben eingezogen. Dabei riss mir die Sprayhood tatsächlich wieder auf ca. 3 cm ein. Gott sei Dank an einer unkritischen Stelle. Trotzdem, das Material ist mittlerweile extrem spröde und ich muss in den kommenden Monaten wirklich sehr aufpassen, dass mir dieses Ding nicht vorzeitig komplett kaputtgeht.

Abends bin ich früh ins Bett. Ich will am Dienstag spätestens um 7 Uhr los Richtung La Palma, also gegen 5 Uhr aufstehen. Meine Bootsnachbarn zwei Plätze weiter hatten das gleiche Ziel. Eine 6er Crew, von denen zwei tatsächlich aus Oberostendorf kommen, also ca. 10km westlich von Erpfting. Nur sind die schon um 2:15 Uhr los. Durch den Motorlärm wachte ich auf und schlief nicht mehr ein. Etwas gerädert schälte ich mich dann um 5 Uhr aus dem Bett. Um zwanzig vor Sieben legte ich ab, ein Marinero half mir dabei. Ich hatte die Leinen so gelegt, dass er sie nur von den Klampen am Steg nehmen und mir aufs Deck werfen musste. Und schon gings los: einhand, sprich alleine, nach La Palma. Zwar nicht gerade rekordverdächtig, aber für mich totales Neuland. Ich war gespannt, wie sich das anfühlen würde. Mein Fazit nach etwas über neun Stunden: wirklich anstrengend, hatte ich so nicht erwartet. Man kann eben alles nur sequentiell abarbeiten, nichts geht parallel. Und entsprechend lange dauert es eben: Z.B. Deck nach dem Ablegen klarieren, d.h. Fender und Leinen versorgen, ca. 30 min. Es hatte wenig Wind, ich fuhr unter Motor die NO-Koste hoch, sodass wir in der Landabdeckung waren. Das Boot schaukelte aufgrund der Dünung ziemlich hin und her, das Deck war nass, da es in der Nacht etwas geregnet hatte. Konzentriertes Arbeiten war angesagt.

Nach ca. 2h erreicht ich die Nordspitze der Insel und langsam machte sich der SW bemerkbar. Allerdings nicht mit 2-3, sondern mit 4-5 bft, also perfekter Segelwind. Das Setzen von Großsegel und Genua verlief problemlos, dauerte halt auch wieder seine Zeit, bis alles soweit präpariert war. Danach folgten 2h herrliches Segeln. Die Nordküste La Gomeras hinter mir war total wolkenverhangen, es regnete dort.

Der Generator und die Entsalzungsanlage liefen gerade etwa eine halbe Stunde, als der Wind komplett einschlief. Von einer Sekunde auf die andere. Unglaublich. Bislang dachte ich, so etwas gäbe es nur am Ammersee. Einige Minuten später, als sich keine Besserung abzeichnete, barg ich die Segel, stoppte den Generator und die Entsalzungsanlage und startete den Motor. Ungefähr 1h Stunde fuhr ich unter Motor Richtung Santa Cruz als plötzlich wieder Wind einsetzte, dieses Mal aus NO. Er wurde nach und nach immer stabiler und frischte weiter auf. Also wieder die Segel gesetzt und Motor aus. Der Wind hielt bis La Palma durch und es waren dann noch einige Stunden herrliches Segeln mit tollem Wind und viel Sonne. Um 16:15 legte ich dann glücklich und zufrieden, aber doch reichlich geschafft in der Marina La Palma an.

Abends, nachdem ich den Landstrom gelegt hatte, stellte ich fest, dass der Batterielader ein Problem mit dem hiesigen Strom hat: er lädt die Batterien nicht. 220V liegen zwar an Bord an, aber eben kein Aufladen der Batterien. Es scheint nicht am Batterielader oder an den Kabeln zu liegen, soviel kann ich heute schon sagen.

Mittwoch war auch hier Feiertag und es war alles geschlossen, wirklich alles. Allerheiligen wird hier wohl sehr ernst genommen. Nach einem guten Frühstück und einem ersten Stadtrundgang räumte ich das Schiff auf, putzte das Deck, füllte Wasser nach und ließ den Generator laufen, um zu sehen, ob der Batterielader die Batterien lädt. Tut er.

Donnerstagmorgen wollte ich eigentlich einen Mietwagen für das Wochenende reservieren. Leider erklärte mir die Dame am Schalter, dass am Wochenende wieder Kreuzfahrtschiffe hier im Hafen seien und deshalb alle Fahrzeuge bereits vermietet sind. Na Dankeschön, ihr Kreuzfahrer. Ich könne allerdings für den laufenden Tag eines mieten, eines habe sie noch. Also gleich zugegriffen und das Auto genommen. Bin dann den ganzen gestrigen Tag um die Insel gefahren. La Palma ist wirklich sehr schön, bislang die schönste der kanarischen Inseln, die ich gesehen habe. Sehr gebirgig mit steilen Schluchten, sehr grün, viel Wald, nicht so auf Massentourismus aus wie Teneriffa und mit der Landschaft etwas lieblicher als La Gomera. Erschreckend sind die Zerstörungen, die der Ausbruch an der Vulkankette Cumbre Vieja im Jahr 2021 verursacht hat. In der selben Region brach 1949 bereits ein Vulkan aus, ebenfalls mit großflächigen Zerstörungen. Man kann da auf Holzstegen über die Lavafelder laufen und sich in einem Visitor Center informieren. Ein paar Kilometer Richtung Norden sind sie natürlich immer noch damit beschäftigt, die Infrastruktur wieder herzustellen. Ein paar Straßen gibt es schon wieder, teilweise werden die Häuser wieder aufgebaut. Allerdings ist es da auf Jahre hinaus nicht besonders attraktiv zu wohnen.

Heute gings dann nach Rückgabe des Auto wieder am Boot weiter. Auf der Suche nach dem Ladefehler habe ich diverse Kabel durchgemessen. Unterstützt hat mich eine Bootselektronik-Firma in Kiel übers Telefon. Bislang wissen wir erst mal nur, was es nicht ist. Am Montag geht’s dann weiter.

Ach ja: können Bananen Sonnenbrand bekommen? Und wie! Habe vor zwei Wochen grasgrüne Bananen erstanden. Nachdem sie fünf weitere Tage immer noch grün waren, dachte ich, ich lege sie mal ein bisschen in die Sonne, die armen Dinger. Nach 1h waren sie an den Stellen, die der Sonne am heftigsten ausgesetzt waren, komplett schwarz. Habe sie die letzten Tage dann immer schön im Schatten gehalten und heute gegessen. Waren sehr lecker, bis auf die schwarzen Stellen: darunter ist die Frucht nicht weiter gereift, die musste ich rausschneiden. Wieder was gelernt!

Lieber an Bord bleiben!

Mittwochabend legte einer Kreuzfahrer an und blieb den ganzen Donnerstag bis kurz vor Mitternacht. Mit drei langen weichen Signalen aus seinem Horn verabschiedete er sich. Ich schätze, dass sich ca. 4-5000 Menschen vorgestern auf einen Schlag über die kleine Insel ergossen. Eine gute Gelegenheit also an Bord zu bleiben und noch ein paar Dinge zu erledigen. Z.B. mal herauszufinden, welchen Weg das Wasser von den Tanks bis zu den Hähnen nimmt. Das habe ich mir bislang noch nie angeschaut, keine Zeit bzw. keine Lust. Jetzt war also die Gelegenheit. Ich habe mich vom Heck bis an den Bug vorgearbeitet: mal wieder die Matratzen aus unserer Kabine in den Salon geschleppt, den „Lattenrost“ im Schiff verteilt, insgesamt 7 Teile. So habe ich angefangen, die blauen sehr robusten Wasserschläuche durch das Schiff zu verfolgen bis zur Wasserpumpe im Maschinenraum, dito vom Tank unter der Stockbettkabine vorne im Bugbereich. Das eine oder andere ist mir jetzt klarer geworden, alles kein Hexenwerk, aber ich hoffe, dass ich niemals irgendwelche Schläuche wechseln muss. Das wäre alles andere als spaßig, da ich das Schiff mehr oder weniger auseinandernehmen müsste. Auch die Kalt- und Warmwasserleitungen zu den diversen Hähnen schaute ich mir an. Meine rudimentäre Dokumentation muss ich jetzt noch etwas aufpeppen, damit ich mich auch noch in ein paar Monaten darin zurechtfinde. Die ganze Geschichte hat einige Stunden in Anspruch genommen, musste ich im Salon doch auch einige Bodenbretter wegnehmen, um den Weg der Schläuche verfolgen zu können.

Anschließend schaute ich mir alle Wasserein- und auslässe an. Insgesamt hat das Boot 19 überwiegend unter der Wasseroberfläche befindliche, konstruktiv bedingte Löcher, die teilweise über Ventile gesichert sind, um entweder Wasser herein oder hinaus zu lassen. Die beiden Kühlschränke haben ebenfalls Kontakt mit dem Meerwasser über eine Art Wärmetauscher. Hier gibt es also vermutlich zwei weitere Löcher. An die komme ich aber nicht ran, will ich die Kühlschränke nicht ausbauen. Aber auch 19 ist eine stattliche, beängstigende Zahl: schwimmender Schweizer Käse mit Segel. Aber: alle Aus- bzw. Einlässe sowie die Ventile dazu sehen tipptopp aus, alles dicht, kein Rost oder irgendeine Form von Oxidation.

Am späten Vormittag tauchte auf einem meiner Nachbarboote ein Segelmacher auf. Die Gelegenheit also, um mir ein paar Tipps abzuholen, wie ich die diversen Löcher in meiner spröden Sprayhood abgedichtet bekomme, idealerweise mit Kleber. Der Zahn der Zeit und das UV-Licht haben ihre Spuren hinterlassen. Der kleinste Druck mit einem etwas spitzeren Gegenstand und schon reißt das Material. Es stellte sich schnell heraus, dass er Schweizer ist (der Akzent!) und seit über zwanzig Jahren auf den Kanaren als Segelmacher arbeitet. Zunächst 10 Jahre auf La Gomera, danach 10 Jahre auf Teneriffa. Seit kurzem wieder auf La Gomera; er hat sich an der Nordküste ein Haus gekauft und sich da wohl endgültig niedergelassen. Vor Aufträgen kann er sich kaum retten, es würde jedes Jahr mehr und das, obwohl er keine Webpage habe und keine Werbung mache. Er sagte, er würde am frühen Nachmittag vorbeikommen und sich mein Problem anschauen. Als er an Bord war, zeigte ich ihm die Risse, worauf er meinte, dass man das nicht kleben könne. Das ginge nur mit einem Flicken, den man drüber näht. Schade, ich hoffte, es gäbe einen Weg abseits vom aufwändigen Mainstream.

Da er sich anbot, das bis Montag erledigen zu können, entschloss ich mich meinen Aufenthalt auf der Insel um zwei Tage zu verlängern. Meine Ankunft in La Palma um zwei Tage zu verschieben war auch kein Problem. Ich lege jetzt also am kommenden Dienstag ab.

Abends rief mich meine Hamburger Studienfreundin Caroline an und wir „schnackten“ eine Weile. Sie wird jetzt auch ihren Flug nach Martinique für den 28.12. buchen und bis zum 10.1. bleiben. Als Nichtseglerin und ausgewiesene Landratte sind wir beide gespannt, wie es ihr an Bord gefallen wird.

Letzte Nacht habe ich sehr schlecht geschlafen. Zunächst war ich überhaupt nicht müde, habe bis um 1 Uhr gelesen, was mir wirklich selten gelingt. Danach stand ein eigenartiger heftiger Schwell im Hafen. Ich wurde durch das Knarzen der Festmacher und das harte Einrucken des Boots in die Festmacherleinen immer wieder aus dem Schlaf gerissen. Richtig eingeschlafen bin ich erst, als es bereits dämmerte. Prompt wachte ich dann auch erst um neun Uhr auf.

Den gestrigen Tag habe ich weitestgehend mit organisatorischen Dingen verbracht. Nachdem bereits einige meiner Bestellungen zuhause eingegangen sind und ich unmöglich alles am 18.11. mit in den Flieger nehmen kann, klärte ich mit Yvonne ab, was sie sinnvollerweise vorab an die Marina nach La Palma schickt. In 7-10 Tagen verspricht DHL liefern zu können. Nach den Erfahrungen mit DHL in Den Helder bin ich gespannt. Nachmittags telefonierte ich mit der deutschen Firma, die mir die Ersatzteile für den Baumniederholer nach Madeira schickte. Der Baumniederholer hat zwei Kammern: eine, die mit Hydrauliköl befüllt wird, um den Großbaum nach unten zu ziehen und eine, die mit Stickstoff befüllt ist, um den Baum nach oben zu drücken. Die Firma, die den Niederholer Instand setzte, befüllte die Stickstoffkammer so, dass etwa ein Druck von 350kg besteht. Wie sich jetzt im Nachgang herausgestellt hat, ist das etwas zu viel, 200-250kg würden genügen. Es gibt am oberen Ende des Zylinders ein Ventil, das man aufschrauben und etwas Gas entweichen lassen kann. Dazu muss er aber vom Großbaum abgebaut werden. Das ist alleine nicht zu machen wie sich herausstellte. Wenn ich hier niemanden finde, der mir hilft, muss das Thema halt bis La Palma warten, dann sind wir zu dritt an Bord.

Am späteren Nachmittag heute hatte ich einen sehr netten Telefon-Chat mit Anke und Josef. Die beiden werden am 11.1. an Bord kommen und solange bleiben, wie es ihnen an Bord gefällt. Toll, oder? Ich hoffe, es gefällt euch beiden sehr lange an Bord.

Abends war ich noch in der Stadt, um eine Kleinigkeit zu essen. Bin beim spanischen Italiener hängen geblieben. Irgendwie hatte ich Appetit auf Pizza. Die letzte ist Monate her. Die „Pizza de la Mar“ hat auch gut sehr geschmeckt. Mit Meer kennen sie sich halt aus, die Spanier.

Organisationsarbeit und Sightseeing

Sonntag und Montag waren wieder mal typische Organisationstage. Sonntag verbrachte ich abgesehen von einem kleinen Spaziergang zu einem Strand um die Felsenecke hier am Hafen, ausschließlich an Bord. Ich habe angefangen, mich etwas intensiver mit der Karibik zu beschäftigen, um die Vorfreude jetzt mal in Schwung zu bringen. Bislang war dafür keine Zeit. Allerdings musste ich ziemlich schnell feststellen, dass ich mit meiner momentan vorhandenen „Landrattenliteratur“ nicht weit komme. Es ist zwar gut zu wissen, was man an Land alles anschauen kann. Aber besser wäre noch Literatur bzw. Karten, die einem sagen, wo welche Buchten liegen, in denen man bei welchem Wind liegen kann bzw. lieber nicht. Wie ist der Ankergrund (Sand, Seegras, Felsen)? Welche Infrastruktur haben die Häfen? Gibt es Wasser, Supermärkte, ggf. Diesel, etc. Solche praktischen Sachen eben. Eigentlich hoffte ich entweder auf Madeira, Teneriffa oder hier auf La Gomera auf Schiffsausrüster zu stoßen, die auch Seekarten und etwas „Segler-Literatur“ im Angebot haben. Aber weit gefehlt, soweit es sie überhaupt gab auf der bisherigen Route, hatten sie ein sehr begrenztes Angebot. Also doch wieder ins Internet gehängt und Seekarten und Literatur bestellt. Wird nach Hause geliefert. Mittlerweile bin ich gespannt, ob der ganze Kram, den ich die letzten Tage bestellt habe, in meinem Gepäck auch tatsächlich Platz hat. Bei der Werft in Großenbrode habe ich noch Wasserfilter und ein Tankreinigungsmittel bestellt. Wenn ich auf La Palma bin, möchte ich die Wassertanks und die Leitungen durchspülen. Die Wasserqualität in den Häfen war zwar eigentlich sehr gut. Aber nach mittlerweile vier Monaten Dauerbetrieb wird es einfach Zeit für eine Reinigung. Und ich glaube, das Wasser aus dem Spülwasserhahn fängt an etwas muffig zu riechen. Auf La Palma scheint es auch zwei „größere“ Ausrüster zu geben. Vielleicht habe ich Glück und finde doch noch das eine oder andere Teil vor Ort.

Abends hatte ich noch netten Besuch von einem Franzosen, der mit seinen Freunden zwei Boote weiter liegt. Er fragte mich, ob er mir zu meinem Boot ein paar Fragen stellen dürfte. Er sei auf der Suche nach einem Langstreckenboot und wäre auch an einer Najad 490 interessiert, die er bislang allerdings nur von Bildern kennen würde. Er würde derzeit keine auf dem Markt finden und wollte schlicht die Gelegenheit nutzen, da er ja jetzt eine in der Nachbarschaft hat, um sich zu informieren. Wir haben uns eine Stunde sehr nett unterhalten, ich habe ihm das Boot gezeigt und er schien wirklich sehr angetan. Besser als die englische Swan, oder die französische Wauquiez, die er sich bislang angeschaut hat, meinte er. Na, das ist doch schon mal was.

Montagmorgen spazierte ich nach dem Frühstück zu dem von der Marina erwähnten Gasabfüller. Er meinte, am Mittwoch könne ich in der Früh vorbeikommen und die Flasche auffüllen lassen. Auf dem Rückweg ging ich noch schnell am Supermarkt vorbei, um Wasser und etwas Obst zu besorgen. Und dann habe ich beim Friseur noch einen Termin für 19:00 vereinbart. Auf Spanisch! Langsam komme ich wieder ein in diese Sprache, aber es holpert schon noch sehr. Nachdem ich die Lebensmittel an Bord verstaut hatte, ging ich mal wieder zum Schwimmen. Der Strand hier mit schwarzem Sand liegt direkt neben dem Hafen, vom Boot ca. 300m. Das Wasser ist einfach herrlich, warm, klar und zumindest optisch sehr sauber. In Summe bin ich wohl ca. 500 m geschwommen, sodass mein Bewegungsdrang erst mal wieder gestillt war. Bevor ich zum Friseur bin, habe ich noch ein Mietauto für Dienstag und Mittwoch reserviert. Die Entfernungen hier sind alle sehr kurz, so dass man fast alles per pedes erledigen kann.

Der Friseur leistete ohne Zweifel ganze Arbeit. Ich sagte ihm an den Seiten 5mm und das Deckhaar oben ca. 5cm. Leider vergaß ich den Hinterkopf zu erwähnen, hier sind es jetzt auch 5mm und das Deckhaar hat wohl auch eher 3 als 5cm. Ich finde es insgesamt aber gar nicht schlecht: sehr luftig und das Kämmen spare ich mir auch.

Zurück aus der Stadt (nach dem Friseur war ich noch eine Kleinigkeit essen: Risotto mit Meeresfrüchten. War super lecker!), beschäftigte ich mich noch mit meiner Reiseroute durch die Karibik. Wahrscheinlich werde ich Jamaika, Kuba und die Bahamas doch streichen. Es sind einfach sehr weite Strecken und wie es im Moment aussieht, werde ich nach den Britisch Virgin Islands alleine unterwegs sein. Ich werde mich also stattdessen gedanklich schon mal darauf einstellen, alleine von der Dominikanischen Republik zu den Bermudas zu segeln, 1600km.

Dienstagmorgen um neun Uhr holte ich das Mietauto ab und fuhr damit zunächst mit meiner Gasflasche zu Disa, um sie auffüllen zu lassen. Da es auf der Insel kein Propan gibt, wurde sie mit Butan befüllt, was anscheinend aber kein Problem darstellt. Jetzt habe ich alles in allem ca. 16kg Gas an Bord, was vermutlich ausreicht, um bis zu den Azoren zu kommen. Das wäre wirklich toll, müsste ich mich in der Karibik dann zumindest nicht mit diesem Thema herumschlagen.

Nachdem ich wieder eine Gasflasche angeschlossen und die andere verstaut hatte, konnte ich meine Inselrundfahrt starten. Ich fuhr in ein paar Seitentäler an der Südküste, die wir letzte Woche nicht geschafft hatten. Während die wenigen Orte, die es hier gibt, teils schon sehr öde und einsam an der Küste liegen, ist die Natur wirklich spektakulär: Tief eingeschnittene Täler, steile Felsen und vglw. viel Grün. Ab ca. 800m über N.N. tauchen Nadelbäume auf, die teils zu richtigen kleinen Wäldern heranwachsen. Oben auf 1300m über N.N. war es sehr kühl und feucht. Permanent streiften Wolken über die Höhen. Ich fühlte mich wie auf einer Alpenwanderung im Allgäu.

Zurück am Boot, begann ich um 18:00 mal wieder ein Brot zu backen. Hat leider wieder nicht geklappt. Der Teig ging auch dieses Mal nicht auf, obwohl ich lauwarmes stilles Mineralwasser verwendete und kein Wasser aus dem Tank. Vielleicht ist die Teigmischung doch schon zu alt gewesen. Einen Versuch werde ich jetzt noch starten, ich habe noch eine Fertig-Sauerteigmischung an Bord. Wenn‘s wieder nicht klappt, werde ich mir für die Überfahrt dann doch ein paar Aufbackbrötchen in den Lebensmittelschrank legen.

Heute war dann ebenfalls nochmals Insel anschauen angesagt, die nördliche Hälfte. Landschaftlich ebenfalls sehr beeindruckend mit verwunschenen Wanderwegen. War ein schöner Tag.

Bordalltag!

Seit der Abreise von Yvonne, Philip, Wowe und Dieter ist es ruhig geworden auf dem Boot. Das erste Mal seit vier Monaten bin ich nun alleine auf dem Boot. Ein wenig komisch fühlt es sich schon an, völlig ungewohnt. Danke an Euch alle, dass Ihr mit an Bord wart und ein Stück mitgesegelt seid. Nachdem auch Dieter am späten Vormittag zu seiner Fähre gegangen war, bin ich rüber ins Hafenbüro, um nach einem Bootsausrüster zu fragen. Tatsächlich gibt es hier in San Sebastian einen, zwar mit kleinem Sortiment, weil in erster Linie aufs Angeln spezialisiert, aber immerhin. Ich bin schon seit längerem auf der Suche nach Ruckdämpfern. Das sind ca. 50cm lange Gummiwürste, um die man die Anlegeleinen wickelt. Kommt Zug auf die Leine, dehnt sich der Gummi aus, der Ruck wird abgemildert. Entweder es gab sie bislang nicht in meiner Leinendicke, oder sie waren sündhaft teuer. 84€ pro Stück finde ich fast schon unanständig. Wenn die Fähren hier im Hafen etwas zu früh Gas geben, entsteht ein richtig unangenehmer Schwell, der das Boot richtig hart in die Leine rucken lässt. Wowe wäre letzten Montag beinahe aus seiner Koje gefallen.

Aber vor dem (Shopping-) Vergnügen kommt bekanntlich erst die Arbeit: und das war in meinem Fall nochmal Wäsche waschen. Zwei Maschinen voll mit Bettwäsche. Und obwohl ich schon den superpronto-Waschgang gewählt hatte, waren zwei Stunden rum wie nix, incl. 1x Trockner. Die Waschzeit nutzte ich mit Abspülen und Haken ankleben in unserem Topfschrank. Zwischen die Haken spannte ich am nächsten Tag Gummiseile, in die man nun die Topfdeckel stecken kann, so dass sich nicht mehr herumkullern. Kaum haben wir das Boot fünf Jahre, ist auch dieses Problem(chen) gelöst.

Nachdem die Wäsche verräumt war, bin ich los um Lebensmittel zu bunkern. Kaum war ich aus dem Hafen raus, rief Dieter an: sein Flug wurde wegen eines Bombenalarms am Baseler Flughafen gestrichen. Er hatte sich entschieden zurückzukommen und in Ruhe nach einem neuen Flug zu suchen. Die Hilfestellung von Easy Jet war wohl sehr überschaubar, und das ist sehr sehr vorsichtig ausgedrückt. Ich fand es wirklich sehr schön, dass er sich entschieden hatte, nochmal den langen Weg mit der Fähre zurückzulegen und in seiner engen Koje zu schlafen, statt ein kingsize bed im Hotel zu buchen.

Gott sei Dank ist der kleine Spar-Supermarkt nur 500m vom Hafen entfernt, so dass sich die Schlepperei nicht allzu lange hinzog. Anschließend bin ich nochmals los, um zu besagtem Bootsausrüster zu gehen, der, oh Wunder, tatsächlich zwei Dämpfer in der richtigen Größe und zu einem vernünftigen Preis auf Lager hatte. Gerne hätte ich mehr mitgenommen, aber leider gabs eben nur zwei. Zurück am Boot begann ich sofort einen davon in der Bugleine festzumachen. Mein Gott, was für ein elendes Gefummel. Musste das Ende der Leine erst mal vorbereiten, sprich das verfranste Ende abschneiden und neu verkleben, damit ich es durch die engen Öffnungen des Ruckdämpfers drücken konnte. Am Ende siegte die menschliche Geduld über die schiere Sperrigkeit von Gummi und Polyester. Kurz bevor Dieters Fähre ankam, war ich fertig. Wir gingen gleich um die Ecke essen und verbrachten nochmal einen schönen Abend gemeinsam. Am nächsten Morgen um halb sieben musste er bereits wieder zur Fähre. Dieses Mal hat alles geklappt, die Flieger gingen pünktlich raus.

Ich habe mich natürlich nochmal in die Koje gehauen und tatsächlich bis 10 Uhr geschlafen. Für den Tag hatte ich mir nur ein paar organisatorische Dinge vorgenommen, insofern war es ok, so spät aufzustehen. U.a. habe ich ein Sonnensegel gegoogelt, das ich für die Karibik gerne hätte. Unser Bimini ist mit 2×1,5m entschieden zu klein. Hab jetzt eins gefunden mit 3,6×4,2m, das ich über den Großbaum legen kann. Damit sollten wir im Hafen genug Schatten haben. Habe mit der Werft in Großenbrode telefoniert und ein paar Ersatzteile bestellt, die sie mir nach Hause schicken werden. Im November werde ich sie dann mit nach La Palma nehmen. Den zweiten Ruckdämpfer habe ich auch noch eingefädelt. Gott sei Dank hat die Lernkurve funktioniert, es ging jetzt schon deutlich schneller. Mit Yvonne telefonierte ich ebenfalls ein paar Mal schon morgens während dem Frühstück wegen notwendiger updates zur Krankenversicherung. Und so verging auch dieser Tag sehr flott und ehe ich mich versah, war es dunkel. Die Sonne geht jetzt um halb acht unter und da wir ja doch vglw. nah am Äquator sind, ist die Dämmerung recht kurz, nach ca. 15-20 Minuten ist es dunkel.

I.R. der Fiestas Lustrales gab es gestern Abend noch ein kleines Konzert. In einer Art offenem Bierzelt spielte eine Liveband ziemlich schnullzige spanische Songs. Der abendliche Höhepunkt war der Auftritt von Shaila Dúlces, einer wohl bekannten spanischen Schauspielerin und Sängerin. Die Massen lagen ihr zu Füssen, mein Fall war es allerdings nicht, weshalb ich mich nach 15min wieder aufs Boot zurückzog.

Heute stand aufräumen und putzen auf dem Programm. Nach dem Frühstück um zehn hielt ich aber erst mal noch ein kleines Schwätzchen mit meinem englischen Nachbarn. Peter ist heute Richtung Teneriffa ausgelaufen. Von dort wird er sich am 15.11. zu den Kapverden auf den Weg machen und dann weiter nach Barbados, wo er Anfang Dezember ankommen will. Nachdem wir ca. eine Woche später auf Martinique ankommen werden (hoffentlich!), haben wir die Möglichkeit uns irgendwo zu treffen, nicht ausgeschlossen. Mal schauen. Wir werden uns gegenseitig über AIS suchen.

Habe heute die Leinen vom Parasailor abmontiert, da ich sie die nächsten vier Wochen sicher nicht benötigen werde. Außerdem reinigte ich die Steuerbord-Backskiste, wusch einige Leinen, um sie vom Salz zu befreien. Den in der Backbord-Backskiste schlummernden Rettungsring habe ich ebenfalls auseinander genommen und gereinigt. Morgen werde ich ihn an die Reling hängen.

Und dann habe ich auch noch meine Gasflaschen vermessen. Gas ist tatsächlich ein Thema für sich. Bislang nie erwähnt, da ziemlich unsexy. Aber ohne Gas kein gekochtes Frühstücksei und kein gebratenes Schnitzel. Dieses Frühjahr hatte ich noch in Großenbrode die Plattform, auf der die Gasflasche im Ankerkasten steht, absenken lassen, um größere als die bislang 3kg Campingaz-Flaschen aufnehmen zu können. Aus Deutschland habe zwei 5kg Flaschen dabei, die da jetzt wunderbar reinpassen. Leider aber sind die nationalen Flaschen in Holland, Belgien, Frankreich, GB, Portugal, Spanien allesamt in einem Format, das nicht durch die Luke im Ankerkasten passt. Gott sei Dank konnte ich eine meiner deutschen 5kg-Flaschen in Madeira auffüllen lassen. Ansonsten gibt es nur die Campingaz-Flaschen. Die scheinen sich als europäischer Standard durchgesetzt zu haben und man bekommt sie praktisch überall. Immerhin! Stand heute habe ich 11kg Gas gebunkert. Das müsste mich auf jeden Fall über den Atlantik und ein gutes Stück durch die Karibik bringen. Vielleicht kann ich die 5kg Flaschen auch nochmal irgendwo füllen. Dann sollte es auf jeden Fall auch wieder zurück reichen. Und warum habe ich jetzt die Flaschen vermessen? Ich brauche einen Sockel für die Campingaz-Flaschen, da sie ca. 20cm niedriger sind als die 5kg-Flaschen. Ohne Sockel kann ich sie nicht anschließen. Werde mir einen Ring aus 20cm hohem Stahlblech bauen, der genau unter die Campingaz-Flasche passt. Wenn möglich noch hier auf La Gomera, ansonsten, wenn ich in Deutschland bin.

Heute endeten hier in San Sebastian auch die Fiestas Lustrales 2023 zu Ehren der Jungfrau von Guadelupe. Am Nachmittag wurde die Statue auf einem Fischkutter, der direkt neben unserem Liegeplatz geschmückt wurde, ins Valle Gran Rey verbracht. Die Festlichkeiten gehen dort kommende Woche weiter.

Abreise aus La Gomera

Am Mittwoch war mal wieder „Haushaltstag“ – Wäsche waschen und Boot putzen. Dieter, Wowe, Philip und ich fliegen am Donnerstag heim und davor war Großputz angesagt. In der Marina gibt es zum Glück einen tollen Waschraum mit guten Maschinen und Trocknern.

Nach getaner Arbeit, am frühen Nachmittag, gab’s Salat zum Mittagessen. Dabei hängen wir als Sonnenschutz Dieters Badetuch über das Bimini. Von uns allen zunächst unbemerkt, wehte eine Windbö das Handtuch über Bord. Als uns auffiel, dass der Schatten weg war, begannen wir, das Handtuch zu suchen – und entdeckten es schließlich auf dem Grund unter dem Steg! Wowe bot sich an, runterzutauchen, aber ein Blick auf den Tiefenmesser zeigte eine Wassertiefe von ca. 7 m an und das war dann doch zu viel. Aber die Zeit und die Tide arbeiteten für uns und um 18.30 Uhr konnte Alfons bei dann noch knapp 6 m Tiefe, das Tuch wieder heraufzuholen.

In der Zwischenzeit besuchten Dieter und Wowe das kleine Heimatmuseum im Ort und wir anderen drei machten noch ein bisschen Orgakram und gingen dann an den Strand. Diesmal war weniger Wind, das Wasser war herrlich klar und ruhig und super zum Schwimmen.

Den letzten Abend ließen wir mit einem sehr guten Abendessen im Restaurant Ambigú ausklingen.

Und heute früh mussten Wowe, Philip und ich schon um 6.30 Uhr auf die Fähre nach La Palma, weil von dort unser Flug geht. Eigentlich wollten wir ja auch da in der Marina liegen, aber da ist erst ab dem 29.10. wieder was frei. Aber die Fähre kam um 11.00 pünktlich an, dann ging gleich ein Bus zum Flughafen und gleich geht’s los. Philip fliegt erst heute Abend, der verbringt den Tag in Santa Cruz. Und Dieter hat einen Flug von Teneriffa, er nahm eine spätere Fähre auf diese Insel. Alfons bleibt also die kommenden Tage alleine auf der Bonita, bis er am 8. November auch nochmal kurz heimfliegt, bevor die Überfahrt beginnt. Meine Reiseberichte sind hiermit dann erst mal zu Ende, ab jetzt übernimmt wieder Alfons 🙂 .

Wir erkunden La Gomera

Am Montag früh konnten wir mal wieder ausschlafen und erst aufstehen, als es bereits hell war. (Es fühlt sich immer noch komisch an, dass es erst um kurz vor acht dämmert, obwohl die Temperaturen und alles um uns herum so sommerlich sind.) Danach blieben wir erst mal auf dem Boot und machten Bürokram, organisierten einen Mietwagen für morgen, buchten Tickets für die Fähre nach La Palma am Donnerstag, schrieben Mails usw. Ich holte die beiden letzten Tage Reisebericht nach. Nachmittags schlenderten wir in die Stadt, die ja gleich neben der Marina liegt. Aber hier ist natürlich nachmittags Siesta – es war ziemlich ruhig, die Geschäfte waren zu, wenig Leute auf der Straße. Der Stadtkern ist sehr überschaubar, ein paar Straßen, die aber recht nett aussehen. Dazu ein paar ältere, hübsche Gebäude. Wir tranken gemütlich Kaffee und gingen danach an den Stadtstrand, um eine Runde zu Baden. Das Schwimmen war richtig angenehm, das Wasser ist auch hier superwarm, über 25 Grad! Allerdings ist es durch den schwarzen Sandstrand und die Wellen aufgewühlt und nicht so blau und klar, wie zum Beispiel bei uns im Hafenbecken.

Abends wollten wir im Ort Essen gehen. In Cadiz hatten wir ja gelernt, dass es vor halb neun eigentlich nie was zu Essen gibt. Wir spazierten also um kurz nach acht los und fragten in ein paar Restaurants nach einem Tisch. Zu unserem großen Erstaunen bekamen wir zur Antwort, dass die Küche gleich schließt! Nachtleben auf La Gomera ist anscheinend nicht dasselbe, wie im Rest Spaniens… Zum Glück fanden wir dann doch noch ein Restaurant, das uns bewirtete und als wir um halb zehn mit Essen fertig waren, waren auch die Straßen fast leer! Zum Glück war uns sowieso nicht nach Party zumute und wir beendeten den Abend gemütlich auf dem Boot.

Heute, am Dienstag, waren wir etwas früher dran, mit dem Mietwagen. Hier sind einfach alle Wege wunderbar kurz! Die Mietwagenstation ist im Fährterminal, also direkt um die Ecke von unserer Marina. Wie praktisch 😊 Daher waren wir um halb zehn auf der Strecke und fuhren wieder gegen den Uhrzeigersinn rund 120 km um und über die Insel. Die ersten beiden Stationen waren das Städtchen Hermigua und das Dorf Agulo, das angeblich zu den schönsten Dörfern Spaniens zählt. Natürlich stiegen wir aus und spazierten durch die engen Gassen, aber die Schönheit des Ortes hat sich uns leider nicht erschlossen… Wir fanden es weder besonders schön, noch irgendwie sonst spektakulär.  Auf der weiteren Strecke schraubte sich die Straße in vielen Kurven nach oben und auf die andere Seite des Gebirges. Wie schon auf Teneriffa pendelt man auch hier dauernd zwischen Null Metern Meereshöhe und knapp 1500 m. Die Berge sind ebenfalls sehr schroff und steil und sehen – zumindest jetzt im Herbst – sehr grau, trocken und wüstenhaft aus. Eine Ausnahme stellt das Inselinnere mit dem Nationalpark dar – siehe unten.

Weiter ging es über Vallehermoso ins Valle Gran Rey. Das Tal gilt als schönstes Tal der Insel, es ist tatsächlich etwas grüner, hat sehr viele Terrassen als Anbauflächen, dazwischen kleine Häuschen und dekorative Palmen, die überall wachsen. Wahrscheinlich deshalb war es in den Siebziger Jahren das Ziel vieler Aussteiger und Hippies. Ein paar vermutlich „übriggebliebene“ deutsche Senioren aus dieser Zeit saßen beim Mittagessen neben uns in der Bar 😉

Die Rückfahrt führte uns durch den Garajonay Nationalpark, der seit 1986 von der UNESCO als Weltnaturerbe gewürdigt wird. Der Nationalpark umfasst zehn Prozent der Inselfläche, dort liegt der flächenmäßig größte Lorbeerwald der Kanarischen Inseln. Die zweite Besonderheit ist der immergrüne subtropische Regenwald mit mannshohen Farnen, Baumheide, Moosen, Flechten und vielen anderen Gewächsen. Wir hielten zuerst an einem Besucherzentrum an und folgten einem kurzen Rundweg durch die urigen, moos- und flechtenbewachsenen Lorbeerbäume. Ein Stück weiter startete an einem Parkplatz ein Wanderweg mit 1,5 km Länge und 130 hm auf den höchsten Berg der Insel, den Alto de Garajonay (1487 m). Zwar war es relativ bewölkt, so dass man die Nachbarinseln Teneriffa und La Palma nicht sehen konnte, aber die Aussicht war trotzdem toll.

Auf dem Rückweg gab es in einem Restaurant mit schöner Aussicht über die Stadt eine erfrischende Sangria, dann war mal wieder Supermarkt angesagt und um 19.00 Uhr waren wir ziemlich k.o. wieder auf dem Schiff. Dieter kocht gerade Spaghetti und Wowe macht Obstsalat. Es verspricht ein kulinarisch leckerer Abend zu werden!

Unerwartete Winddreher auf dem Weg nach La Gomera

Am Sonntag legten wir morgens um 8.00 Uhr ab in Richtung San Sebastian de La Gomera. Dort hat Alfons einen Liegeplatz bis zum 29.10. bekommen. Eigentlich war der Plan, noch diese Woche nach La Palma weiterzusegeln, da Dieter, Wowe, Philip und ich (also alle außer Alfons) am Donnerstag von La Palma aus nach Hause fliegen. Aber auf La Palma ist erst ab 29.10. ein Liegeplatz frei. Wir werden also am Donnerstag mit der Fähre von La Gomera aus dorthin fahren. Der Fähranleger ist praktischerweise direkt neben der Marina.

Für die Überfahrt am Sonntag war ganz wenig Wind vorhergesagt und wir rechneten damit, viel zu motoren. Die erste Stunde mussten wir das auch, dann setzte leichter Ostwind ein und wir konnten das Großsegel ausbaumen und mit ca. 4 kn segeln. Es war ganz interessant, die Strecke entlang der Südküste, die wir am Vortag mit dem Auto entlang fuhren, jetzt vom Wasser aus zu sehen. Viel schöner sah es von hier allerdings auch nicht aus…

An der Südspitze Teneriffas bekamen wir zu spüren, warum das Segelrevier als nicht ganz einfach gilt. Wir überlegten gerade, ob wir angesichts des schwachen Winds von achtern unseren Parasailor setzen sollen, als der Wind kurzzeitig ganz einschlief – und ein paar Minuten später mit 4 Bft von vorne kam! Gut, dass wir nicht mehr Segelfläche draußen hatten…

Das war wahrscheinlich der Düseneffekt zwischen den Inseln, der vor allem bei nördlichen Winden zum Tragen kommt. Allerdings waren ja Null bis eine Windstärke (also eigentlich komplette Flaute) laut Wetterbericht angesagt. Na ja, in diesem Fall kam uns der Irrtum der Wettervorhersage mal zu Gute. Der zunehmend auf Nord drehende Wind mit 3 bis 4 Bft bescherte uns einen direkten Kurs auf unseren Zielhafen und wunderschönes Segeln bei 30 – 40 Grad am Wind und z. T. über 7 kn Fahrt. Um 19.00 Uhr erreichten wir die Marina von San Sebastian de La Gomera. Eine nette kleine Marina, wieder mal direkt unter einer hohen Felswand. Zur Innenstadt sind es 350 m, zu den Waschräumen allerdings auch 250 m. Und hier geht der Fußweg (im Gegensatz zu den bisherigen Marinas) raus aus dem Marinagelände und über die öffentliche Hafenpromenade bis zum Sanitärgebäude. Da fühlt es sich nicht ganz so gut an, im Schlafanzug mal schnell auf die Toilette zu schlappen 😉 Aber die Duschen sind gut und es gibt Waschmaschinen und Trockner. Also alles da, um es längere Zeit hier auszuhalten. Überhaupt ist die Stimmung schon sehr geprägt von Langfahrtseglern, die weiter nach Westen fahren und Crews, die länger hier auf den Kanaren bleiben (oder hängengeblieben sind…). An der Hafenmauer haben sich viele Segler mit Bildern verewigt, bevor sie die Atlantiküberquerung in Angriff nahmen. Ein Ritual, von dem wir bisher nur gehört haben.

Der Abend klang mit einer großen Portion Spaghetti und Rotwein aus, wobei wir versuchten, uns möglichst wenig zu bewegen, weil es unglaublich schwül und heiß ist. Aber nachdem wir in den Nachrichten von zuhause gehört haben, dass es dort regnet und einstellige Temperaturen hat, genießen wir die Wärme und die Sonne noch ein bisschen.

Inselrundfahrt auf Teneriffa

Wir hatten für Samstag einen Mietwagen gebucht, um eine Rundfahrt um die Insel zu machen. Eigentlich konnten wir das Auto ab 9.00 Uhr am Flughafen abholen, aber nachdem es sehr lange gedauert hat, ein Taxi vom Hafen dorthin zu bekommen, waren Dieter und Philip, die das Auto abholten, erst um halb elf wieder an der Marina. Wir fuhren im Uhrzeigersinn erst auf der Autobahn die Südküste entlang, dann kleinere Straßen über die Berge an die Nordküste und über den östlichen Inselzipfel wieder zurück nach Radazul.

Der Süden Teneriffas ist unglaublich karg und trocken (jedenfalls jetzt im Oktober). Braune oder graue felsige Hänge mit ein paar strauchigen Gewächsen zwischen dem Lavagestein. Ziemlich unschön, daher gibts davon keine Fotos. Im Südwesten ist die Ecke mit den meist frequentierten Badestränden und Hotels. Die ließen wir allerdings links liegen und fuhren Richtung Norden und stoppten in Arguayo. Das ist ein kleines Dorf, in dem es ein kleines Museum über das alte Töpferhandwerk der Gegend gibt, das die frühen Bewohner der Insel, die Guanchen ausgeübt haben. Nach dem kurzen Besuch aßen wir in einer Bar eine Kleinigkeit zu Mittag. Außer uns waren keine anderen Touristen im Ort, auch in der Bar saßen nur ein paar Einheimische beim Essen bzw. beim kühlen Bier.

Weiter ging die Fahrt auf immer engeren, kurvigeren Straßen bis nach Masca und dem Aussichtspunkt in die Masca-Schlucht. Wenn man viel Zeit hat, kann man in die Schlucht hinunter und wieder rauf wandern, ca. 650 Höhenmeter. Wir haben uns mit dem Ausblick begnügt. War auch nicht soo tragisch – immerhin hatte es über 30 Grad! Die Strecke führte danach weiter nach Buenavista an der Nordküste und in eine viel fruchtbarere und grünere Gegend mit Unmengen von Bananenplantagen!  Eigentlich wollten wir noch zum westlichsten Zipfel, der Punta de Teno. Die Straße ist aber jetzt gesperrt bzw. gegen eine Mautgebühr zu befahren. Das erleichterte uns die Entscheidung, doch gleich weiterzufahren und lieber einen Badestopp in Garachico einzulegen. Dort gibt es eine Bademöglichkeit in natürlichen Felsenpools. Insgesamt ist Baden an der felsigen Küste ja sehr eingeschränkt. Strände gibt es nicht, dafür heftige Brandung an den Felsen. Aber in Garachico sind in die Felsen sehr schöne Plattformen und Wege reingebaut und es gibt mehrere Leitern, um in das sehr blaue und klare Wasser zu kommen. Wir kühlten uns mit einem Bad ab und genossen danach noch Kaffee und Kuchen im Innenhof eines süßen Cafés.

Weiter ging es nach La Laguna. Die historische Innenstadt ist UNESCO-Weltkulturerbe und hat uns sehr gut gefallen. Die meisten Ortschaften in Teneriffa sind für meinen Geschmack sehr gesichtslose Siedlungen mit wenig schönen Häusern, vielen Hochhäusern und wenig Flair. La Laguna dagegen ist eine sehr hübsche und quirlige Stadt mit vielen schönen Geschäften, Restaurants und Cafés. Da es schon 18.00 Uhr war, zogen wir aber nach einem kleinen Stadtrundgang weiter, weil wir die Nordostecke der Insel noch befahren wollten und es hier ja um 20.00 Uhr schon stockdunkel ist. Der Naturpark Anaga überraschte uns mit dichten, grünen Lorbeerwäldern, sehr steilen und schroffen Felsen mit tiefen Schluchten und beeindruckenden Ausblicken. Entsprechend steil, kurvig und abenteuerlich war auch die Straße! Dieter als Fahrer gab alles, um die vielen engen Haarnadelkurven zu bezwingen. Immerhin ging es ziemlich zügig einige hundert Höhenmeter runter vom Grat, auf dem die Straße verlief, bis zum Meer und weiter zur Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife. Zum Glück konnten wir das Auto bis 23.00 Uhr behalten und so fuhren wir um 20.00 Uhr noch in einen Supermarkt und zu IKEA, den es auch auf Teneriffa gibt (wir mussten einen Teller und ein paar kaputte Gläser ersetzen). Vollgepackt kamen wir um 21.00 Uhr wieder in der Marina an. Während Wowe, Philip und ich die Einkäufe verstauten und das Abendessen vorbereiteten, gaben Alfons und Dieter den Mietwagen am Flughafen ab. Leider war auch zu dieser Tageszeit die Schlange bei den Taxis sehr lang und so wurde es 22.30 Uhr, bis sie wieder auf der Bonita waren und wir alle unser Abendessen genossen. Insgesamt war es aber eine sehr abwechslungsreiche und interessante Inselrundfahrt und wir haben einen guten Eindruck von Teneriffa bekommen.

Überfahrt nach Teneriffa

Dienstag um acht Uhr legten wir ab. Angesagt waren Winde aus Süd (ziemlich ungünstig) bis Ost (schon besser). Verschiedene Wettermodelle hatten verschiedene Windrichtungen angesagt…Tatsächlich mussten wir die erste Stunde motoren, weil der Wind zu schwach war. Aber dann setzte Wind mit 3-4 Bft aus Südost ein. Wir segelten mit ca 30 ° hart am Wind, aber da die Wellen nicht hoch waren, lief die Bonita relativ ruhig und musste nicht so hart durchs Wasser stampfen. Dieser Südostwind blieb uns zwei Tage lang erhalten, gegen Ende drehte er praktischerweise immer weiter nach Ost, so dass wir gut um die Ostecke von Teneriffa herumkamen. Teneriffa empfing uns dann mit einer totalen Flaute, so dass wir die letzten 10 Seemeilen unter Motor zurücklegten. Jetzt liegen wir in der Marina in Radazul. Das ist etwas südlich von Santa Cruz de Tenerife, der Inselhauptstadt. In der dortigen Marina war kein Platz mehr frei (die ARC lässt grüßen).

Wie Alfons schon über die Fahrt von Cadiz nach Madeira geschrieben hat, verliefen die beiden Tage und Nächte als Wechsel von Wache, Schlafen und Essen. Durch den Am-Wind-Kurs krängte die Bonita nach Steuerbord (das heißt, das Boot hing die ganze Zeit nach rechts) und natürlich tauchte sie immer wieder in Wellen ein und kam wieder raus. Das Leben fand hier also auf einer permanenten schiefen Ebene statt, die außerdem noch nach rechts und links, nach vorne und hinten kippt. Man muss sich bei jedem Gang über und unter Deck festhalten, irgendwo dagegenlehnen oder einklemmen, beim Kochen, Essen oder Abspülen alles festhalten oder rutschfest ablegen. Einem Teil der Crew machte das wenig aus, und dank der Scopaderm-Pflaster gegen Reiseübelkeit (davon hab ich ja schon mal geschwärmt!), hatte ich auch keine Probleme mit Seekrankheit und konnte sogar unter Deck kurz mal was kochen. Die erste Nacht war gewöhnungsbedürftig, viel geschlafen hat niemand. Man muss sich im Bett festhalten, um nicht herum zu rollen und der ganze Lärm durch das heranklatschende Wasser und die Geräusche an Deck stören den Schlaf. Durch das Wachsystem, bei dem wir uns abwechselten, hatte jeder von uns tagsüber vier Stunden lang „Dienst“, nachts 2 Stunden. Dabei überlappten sich immer zwei Schichten, so dass zwei Leute gleichzeitig wach und an Deck waren. In der zweiten Nacht hatten wir uns schon eher an das Geschaukel und die Geräusche gewöhnt und das Schlafen ging etwas besser. Nach zwei Nächten und 2 1/2 Tagen auf See kamen wir heute um 12.00 Mittags in der Marina an. Dank der recht konstanten und moderaten Windstärken und dem überraschend ruhigen Atlantik (wir hatten mit deutlich höheren Wellen gerechnet), verlief die Überfahrt ziemlich entspannt. Fazit für mich ist: es war längst nicht so schlimm, wie befürchtet, aber nochmal brauche ich so eine mehrtägige Überfahrt nicht unbedingt…

Nach dem verdienten Anlegeschluck gingen wir erst mal baden. Der Badestrand mit abgegrenztem Schwimmerbereich liegt direkt gegenüber der Marina. Wir konnten vom Boot aus direkt hinschwimmen (Schwimmen im Hafenbecken ist zwar eigentlich nicht erlaubt, aber da es nur ein kurzes Stück auf die andere Seite der Einfahrt war, hat auch keiner was gesagt). Auch hier hat das Wasser über 25 Grad – ein Traum zum Schwimmen!

Der Rest des Nachmittags verlief entspannt mit Lesen und Schlaf nachholen. Abends spazierten wir einmal um das Hafenbecken und gingen in einer Pizzeria zum Essen. Jetzt freuen sich alle auf eine ruhige Nacht ohne Geschaukel und Wellengeräusche!