Wir haben die Biskaya durchquert!

Im letzten Moment haben wir unsere Startzeit in Brest nochmals um ca. 12h nach hinten geschoben. Und das war auch gut so. Wir sind also erst Donnerstagabend gegen 20:00 mit dem abendlichen Hochwasser gestartet, nachdem der Wetterbericht für die Nacht und den kommenden Tag einen stabilen Nordwestwind, wärmere Temperaturen und vor allem einen deutlichen Rückgang der Wellenhöhe im Laufe des Donnerstags vorhersagte. Statt 3-4m mittags betrug die Wellenhöhe abends tatsächlich „nur“ noch ca. 2m, was ein deutlich ruhigeres Segeln und schnelleres Vorankommen bedeutete. Trotzdem hatten Florian und ich nach der ersten Nacht mit Seekrankheit zu kämpfen, was sich allerdings nach und nach legte. Es dauert einfach eine gewisse Zeit, um mit Müdigkeit, eher gelegentlichem Essen (wir hatten zwei warme Mahlzeiten vorgekocht, die wir nur noch hätten aufwärmen müssen. Aufgrund des ruppigen Seegangs war aber gar nicht daran zu denken, die Töpfe auf die Herdplatte zu stellen, der Inhalt wäre keine 20 Sekunden im Topf geblieben), und tendenziell zu wenig Flüssigkeitsaufnahme, umzugehen.

Das Segeln selbst aber hat richtig Spaß gemacht. Es ist ein schönes Gefühl in die Nacht hinein zu segeln; der Mond zaubert ein silbernes Licht aufs Wasser, nach und nach verschwinden die Lichter der Ortschaften am Ufer und weit und breit sind keine anderen Boote zu sehen. Und dann weiß man, dass man alleine da draußen ist und das ist ein richtig cooles Gefühl. Auch der Sonnenaufgang ist immer wieder ein besonderer Moment, die wärmenden Sonnenstrahlen tun einfach gut nach einer meist kühlen Nacht.

Stampfte Bonita anfangs noch gehörig durch die hohen Wellen, segelte sie mit abnehmender Wellenhöhe wie auf Schienen durchs Wasser. Die 355 Seemeilen haben wir in 50 Stunden zurückgelegt, waren also deutlich schneller als gedacht. Samstagabend um 22 Uhr legten wir in A Coruna an. Hundemüde zwar, aber glücklich, die Biskaya so schnell und reibungslos durchquert zu haben. Wir freuen uns auf A Coruna und seine Tappas-Bars. Die zweite Segelpassage ist damit beendet. Florian und Dieter gehen am Montag bzw. Dienstag von Bord. Schön, dass Ihr mitgesegelt seid, es war eine wirklich tolle Zeit mit sehr vielen und sehr schönen Erlebnissen.

Gini und Alexander kommen am Sonntagnachmittag an Bord. Zu dritt werden wir die Weiterreise nach Porto antreten.

Bilderbuchlandschaft, aber raues Wetter…

Sonntagmorgen genossen wir ein letztes gemeinsames Frühstück zu viert in einer Bäckerei um die Ecke (natürlich mit Pain au chocolat). Jörg haben wir anschließend mit unserem tags zuvor angemieteten Auto pünktlich zum Bahnhof gebracht, sodass er seine Heimreise antreten konnte. Er kam auch gut zuhause an, wenngleich die Fahrt deutlich länger als vorgesehen gedauert hat. Und dieses Mal lag es wohl nicht nur an der Deutschen Bahn.

Wir sind unmittelbar anschließend raus an die Küste westlich von Brest und ein Stück nach Norden gefahren. Die Küstenlandschaft ist wirklich sehr, sehr schön. Schroffe Felsküsten und riesige Strände wechseln sich regelmäßg ab. Dazwischen immer wieder kleine, malerische Küstenorte mit netten Häfen. Auf dem Heimweg deckten wir uns mit Käse und Wein ein und ließen den Tag mit einem leckeren, gemütlichen Abendessen auf dem Boot ausklingen.

Der Montag begann leider mit einem kleinen Schrecken. Die Batterien hatten sich über Nacht stark erhitzt. Wir koppelten sofort den Landstrom ab und schalteten alle größeren Verbraucher aus, um sie abkühlen zu lassen. Nach einigen Stunden führten wir einen Belastungstest durch, der keinerlei Auffälligkeiten zeigte. Auf allen Batterien lag die notwendige Spannung an. Wir entschieden uns, die Batterien weiter abkühlen zu lassen und sie erst am nächsten Tag wieder aufzuladen. Das hat dann auch reibungslos funktioniert. Warum sich die Batterien so erhitzten, können wir uns allerdings immer noch nicht wirklich erklären. Vielleicht doch eine defekte Batterie oder eine Fehlfunktion des Wechselrichters. Wir werden die Sache weiter im Auge behalten.

Nachmittags arbeiteten Florian und ich an unserer Passagenplanung über die Biskaya. Beginnend Dienstagabend bis Mittwochabend wird über die Biskaya ein Sturmtief mit bis zu 90 km/h ziehen. In der Nacht auf Donnerstag soll sich das ganze beruhigen auf Windstärken um die 30-35 km/h. Der Wind soll zudem von West auf Nordwest drehen, sodass wir ab Donnerstag einen schönen Wind hätten, um nach Süden zu segeln. Für uns schwer einschätzbar ist die Welle, die nach so einem Starkwind noch vorhanden sein wird. Die Wellen werden uns insbesondere treffen, solange wir uns hinter dem Kontinentalschelf ca. 150km vor der französischen Küste befinden. Der Meeresboden steigt dort von ca. 2000m und mehr auf unter 200m Tiefe an. Bei starkem Westwind baut sich deshalb eine unangenehme Welle auf. Wir holten uns dazu professionellen Rat eines deutschen Wetterservices, der uns riet, bereits am Donnerstagvormittag zu starten, da sich die Welle bis dahin auf ein „erträgliches“ Maß von 3-4m Höhe beruhigt haben würde. Mit diesem frühen Start könnten wir in der Folge südlich genug kommen, um den einsetzenden Nordostwind vor der Küste Spaniens am Freitag und Samstag zu nutzen. Wir haben jetzt also einen Plan: Start am Donnerstag zwischen 8 und 10 Uhr. Hoffen wir, dass sich das Wetter zumindest einigermaßen an den Wetterbericht hält.

Am gestrigen Dienstag fuhren wir mit unserem Auto nach Le Guilvinec, dem Fischereizentrum in der Bretagne, etwa 100km südlich von Brest. Es gibt ein Museum im Ort, in dem ausführlich über den Fischfang vor der Küste informiert wird. War unerwartet interessant und sehr informativ. Wir fanden auch ein Restaurant mit Fish&Chips auf französische Art (Kabeljau mit hauchdünner Panade und Fritten aus Süßkartoffel), sehr lecker.

Gestern gelang es uns auch endlich eine frische Gasflasche zu kaufen. Die französischen Flaschen sind flacher, dafür aber etwas größer im Durchmesser als die deutschen Flaschen. Keine wollte in den dafür vorgesehenen Platz im Ankerkasten passen. Also erstanden wir doch wieder eine Campingazflasche mit 2,7kg Inhalt. Die werden wir jetzt mit Plastikflaschen unterfüttert in einen Eimer stellen, damit sie die nötige Höhe für den vorhandenen Gasanschluss bekommt. Ich hoffe sehr, dass wir in Spanien passendere Flaschen finden werden.

Am späten Nachmittag gaben wir das Auto wieder am Flughafen zurück. Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass es, kurz nachdem wir aus dem Auto ausgestiegen waren, natürlich wieder ordentlich zu regnen begann. Die 30 minütige Fahrt in der Straßenbahn bot uns eine gewisse Chance, nach dem Aussteigen trocken zum Boot laufen zu können. Hat leider nicht geklappt. Wie gut, dass wir eine Heizung an Bord haben: heute morgen war alles wieder trocken…

Ab nach Frankreich…

Eigentlich wollten wir uns noch am Montagabend an eine der Wartebojen außerhalb der Marina verlegen, um Dienstag frühmorgens um 5 Uhr nach Roscoff lossegeln zu können. In der Früh war Niedrigwasser, sodass die Felsdurchfahrt nicht tief genug gewesen wäre, um morgens den Hafen zu verlassen. Leider aber hatte es an diesem Abend einen völlig unerwarteten starken Nordwestwind. Wir hatten Sorge, die Boje nicht greifen zu können und beschlossen deshalb doch erst bei 2,5 m Wassertiefe am nächsten Tag auszulaufen, also gegen halb zehn. War insofern nicht schlecht, als wir nochmal ausschlafen und gut frühstücken konnten.

Auf Basis des prognostizierten Winds hatte ich die Strecke mit ca. 79 Sm, also gut 140 km und einer Ankunftszeit um kurz nach 20:00 geplant. Aber wie wir mittlerweile ja wissen, die Planung ist das eine, die Wirklichkeit das andere. Bei uns ist es immer wieder die Genauigkeit der Windvorhersagen. In diesem Fall sollte gleich morgens Südwestwind mit ca. 4 bft anliegen. Tatsächlich waren es teils weniger als 3bft aus West. Faktisch kamen wir deshalb nicht um 20 Uhr an, sondern erst kurz nach 1 Uhr Mittwochmorgen. War trotzdem eine wunderschöne Überfahrt bei viel Sonne, später richtig gutem Wind entlang einer sehr schönen bretonischen Küste. Die letzten drei Stunden sind wir mit Motor gefahren, da der Wind praktisch komplett eingeschlafen war. Spannend war wieder mal das Identifizieren der richtigen Lichter, um in den Hafen zu finden. Nach einem Anlegerbier fielen wir dann alle ziemlich müde in unsere Kojen.

Roscoff ist ein hübsches, sehr touristisches Städtchen in der Bretagne, das wir am Mittwochnachmittag dann zu Fuß erkundeten. Da die Innenstadt wirklich nicht groß ist, war das ziemlich flott erledigt. Wir reservierten für 21 Uhr einen Tisch in einem guten Restaurant, da wir das Gefühl hatten, wir hätten uns das nach der langen Überfahrt verdient. Dieter und Florian besorgten noch eine Kleinigkeit für einen Apéro auf dem Boot: 2 Flaschen Rotwein, Brot und jede Menge Käse. Als wir alles angerichtet hatten, beschlossen wir die Tischreservierung auf den nächsten Tag zu verschieben…

Am nächsten Tag stand ursprünglich mal Radeln auf dem Programm; es gibt eine Reihe sehr schöner Buchten und Orte in der Nähe von Roscoff. Leider aber wurde die Bretagne sämtlichen Vorurteilen mal wieder gerecht: es regnete praktisch den ganzen Tag, statt Radeln also doch Wäsche waschen. Laut Wetterbericht sollte der Regen gegen Abend aufhören. Wir liefen etwas früher in die Stadt, um vor dem Abendessen noch irgendwo ein Gläschen Wein zu trinken. Ca. eine halbe Stunde später saßen wir klitschnass in einer Kneipe und versuchten unsere Kleider bis zum Abendessen wieder trocken zu kriegen. Hat geklappt und das Abendessen hat erstklassig geschmeckt.

Aufbruch nach Camaret sur Mer am Freitagmorgen um sieben Uhr. Dieses Mal hatte sich die Wettervorhersage zu unseren Gunsten vertan, yeah!!! Kurz vor 21 Uhr kamen wir in Camaret an, eine Stunde früher als gedacht. Der Tag begann spannend mit der Durchfahrt des Fahrwassers zwischen Roscoff und der vorgelagerten Insel Île de Batz; wegen Niedrigwasser war die tatsächlich befahrbare Rinne sehr schmal obwohl jede Menge Wasser zu sehen war. Und der Segeltag endete spannend: wir wurden von der Küstenwache per Funk vor Brest aufgefordert einen bestimmten Kurs zu fahren, da ein militärischer Schiffskonvoi unterwegs sei. Tatsächlich fuhr vor uns ein U-Boot mit zwei Begleitschiffen aus Brest in die offene See hinaus.

Camaret liegt gut geschützt hinter der Steilküste am Ende einer kleinen Bucht, eigentlich sehr malerisch. Leider regnete es immer wieder, sodass sich die malerischen Farben auf ein Mix verschiedener Grautöne reduzierte. Bretagne eben. Samstagmorgen haben wir uns nach Brest verlegt, waren nur sieben Meilen. Hier wollen wir die nächsten Tage verbringen: wir werden ein Auto mieten und uns die Küste mal von der Landseite anschauen. Zudem müssen wir frische Lebensmittel für die Überfahrt der Biskaya bunkern. Kommenden Mittwoch wollen wir eigentlich los, doch momentan ist für diesen Tag noch Starkwind angesagt. Wir werden sehen…

Bilderbuchsegeln, raue See und leckerer Hummer

Nachdem die Keilriemen, die ich von einem Händler in Cowes erhielt, doch nicht  gepasst hatten, musste ich mich nach dem Festmachen in Southampton am Dienstagnachmittag gleich wieder auf den Weg nach lokalen Lieferanten machen. Nach einigem Telefonieren und viel sehr freundlicher Hilfe vor Ort, fand ich dann die Riemen in der richtigen Länge, die sich auch mehr oder weniger problemlos aufziehen ließen. Die Lichtmaschine läuft wieder.

Im Laufe des späteren Nachmittags kam erst Jörg und zwei Stunden später dann auch Florian an Bord. Jörg wird bis Brest, Florian bis A Coruna mit dabei sein. Wir gingen abends zum Inder gleich in der Nähe der Marina, der ausgesprochen leckeres Essen im Angebot hatte.

Nachdem am nächsten Tag die Bordeinkäufe erledigt waren (Jörg und Florian kauften gefühlt für eine Atlantiküberquerung ein…) starteten wir am Mittwoch gegen Mittag in Richtung Poole. Die ersten Meilen Richtung Solent hatten wir lauen achterlichen Wind, also Wind von hinten. Kaum im Solent angekommen, wurden wir mit deutlich mehr Wind als vorhergesagt und ordentlicher Welle geradezu überrascht. Schnell refften wir beide Segel und Bonita zeigte erneut, dass sie gut mit viel Wind und Welle umgehen kann. Wir segelten beharrlich Richtung Westen durch teilweise steile kurze Wellen in flachem Wasser: wenn Wind gegen Strömung bläst, baut sich in dem flachen Wasser eine sehr unangenehme hohe Welle auf.

Leider hatten wir morgens vergessen das Ventil des Spülbeckenauslasses zu schließen. In der Folge drangen einige Liter Wasser ins Schiff und fluteten die Küchenzeile. Noch während der Fahrt begann Dieter die Lebensmittelfächer auszuräumen und zu reinigen. In Poole angekommen, spülten wir zwei Teppiche mit Süßwasser aus und hängten sie an der Reling zum Trocknen auf. Wir räumten weitere Fächer aus und reinigten sie mit Süßwasser. Auch zwei Staufächer unter dem Boden mussten wir auspumpen. Mittwochmorgen war Gott sei Dank wieder alles i.O., auch die Teppiche waren bis zum späten Vormittag trocken. Ventile schließen hat sich nun mal wieder in alle Köpfe eingebrannt, ich denke so schnell werden wir das nicht wieder vergessen.

Gegen Mittag ging es am Donnerstag bei strahlendem Sonnenschein und angenehmem Wind mit 4 bft weiter nach Weymouth. Wir segelten entlang der Steilküste mit interessanten Felsformationen und Buchten. Gegen 18:00 fiel der Anker in Portland Harbor, einem Ort südlich von Weymouth. Florian, der leidenschaftlich und sehr gut kocht, zauberte ein weiteres außerordentlich leckeres Abendessen auf den Tisch: Indisches Hühnercurry, oder laut Dieter ein britisch-indisches Allgäu-crossover fusion chicken.

Da wir für den Freitag ein tolles Windfenster nach Süden hatten, entschieden wir uns dazu, die Weiterfahrt auf die Kanalinseln einen Tag vorzuziehen. Der Stadtbummel durch Weymouth fiel deshalb unter den Tisch, wir gewinnen jedoch einen Tag auf den Inseln vor der Küste Frankreichs.

Die 66 Meilen, also ca. 120 km, waren ein seglerischer Traum: bei sonnigem Wetter und schönem achterlichem Wind brausten wir regelrecht mit teilweise über 10kn Richtung Alderney. Ein besonderer Höhepunkt dieser Passage war, dass wir zweimal von bis zu einem Dutzend Delfinen begleitet wurden. Ein unglaublich schönes Erlebnis. Nach ca. 8 Stunden Fahrt erreichten wir die Insel und legten uns an eine Boje im durch eine meterhohe Mohle geschützten Hafenbecken. Ursprünglich war Alderney kein Reiseziel. Wir liefen die Insel nur deswegen an, weil es lt. Florian dort den besten Hummer ever geben sollte. In der Tat war er auch wirklich ausgezeichnet. Den Preis dafür zahlten wir allerdings Freitagmorgen: ab 10 Uhr waren 6-7bft vorhergesagt. Wir legten deshalb bereits um kurz nach 6 Uhr ab, um noch vor dem Starkwind nach Guernsey zu kommen. Dort wollen wir in einem sehr geschützten Hafen das Wochenende verbringen. Leider blies der Wind mal wieder nicht so wie vorhergesagt: statt aus West kam er den ganzen Morgen aus Süd. Außerdem hatten wir das Kippen der Strömung zu optimistisch eingeschätzt. Es standen also nicht nur Wind und Welle, sondern auch die Strömung viel früher als geplant gegen uns. Wir kamen viel zu langsam voran und der Wind begann bereits ordentlich aufzufrischen. Nach ca. 2/3 der Strecke beschlossen wir die Segel zu bergen und unter Motor weiter zu fahren. Bonita kämpfte sich mal wieder beharrlich durch die aufgewühlte See und lieferte uns sicher in der Marina Beaucette ab. Die Marina ist ein gefluteter Steinbruch mit etwa 150m Durchmesser. Es wurde schlicht eine Felswand gesprengt, wodurch eine 15m breite Durchfahrt zum Meer entstand. Wir liegen hier sehr geschützt, die Windböen pfeifen über unsere Köpfe hinweg. Heute fuhren wir mit dem Bus zur Inselhauptstadt St. Peter Port und dann weiter rund um die Insel. Der Golfstromeinfluss ist überall zu spüren und zaubert ein wirklich sehr angenehmes Klima. Auch die Küste ist mit ihren vielen Felsen sehr schön anzuschauen.

Landrattenprogramm nach Portsmouth und auf der Isle of Wight

Gestern am späten Vormittag fuhren wir mit Bus und Hoovercraft nach Portsmouth, um uns die Historic Docks anzuschauen. Insbesondere hat es uns die Victory angetan, Nelsons Flaggschiff bei Trafalgar. Das Schiff ist momentan mehr oder weniger komplett eingehaust, nur Bug und Heck schauen heraus. Alle Planken wurden abmontiert und werden über die nächsten Jahre ersetzt. Das Innere des Schiffes ist über alle Decks komplett begehbar und auf jedem Deck gibt es Museumsmitarbeiter, die einem Fragen beantworten und besondere Geschichten zum Schiff und seiner Mannschaft parat haben. Kaum vorstellbar z.B., dass auf 65m Länge und vier Decks über 820 Menschen gelebt haben.

Nachdem wir auf diesem Schiff deutlich mehr Zeit verbrachten als gedacht, mussten wir bei den anderen historischen Schiffen, der Mary Rose (im Solent in 1545 bei einer Seeschlacht gegen die Franzosen gesunken; 1982 gehoben und restauriert) und der HMS Warrior (gepanzertes Kriegsschiff aus dem Jahr 1859) ordentlich Gas geben, da das Museum um 17:00 schließt. Wieder um einiges Wissen reicher, genossen wir die Rückfahrt mit der Hoovercraft zurück auf die Insel ganz besonders, da wir die zwei einzigen Passagiere waren.

Heute Vormittag standen zunächst wieder einige organisatorische Dinge auf dem Programm. Nachdem sich der Wind einigermaßen beruhigt hatte, rollten wir die Genua aus, um sie im Wind flattern zu lassen und so etwas zu trocknen. Wir mussten sie am Freitag ja komplett durchnässt einrollen, als wir im Hafen anlegten. Ein Regenschauer buchstäblich aus heiterem Himmel allerdings zwang uns die Übung zweimal machen. Englisches Wetter halt! Morgen, bei hoffentlich noch weniger Wind, werden wir das mit dem Großsegel wiederholen. Zwischendurch habe ich noch bei einem Yanmar-Händler vorbeigeschaut und zwei Keilriemen für die Lichtmaschine erstanden; die werde ich morgen Vormittag einbauen. Am späten Vormittag dann verlegten wir Bonita noch an einen anderen Liegeplatz, da der bisherige ab dem Nachmittag für ein anderes Schiff vorgesehen war.

Gegen Mittag konnten wir uns dann endlich loseisen, um mit dem Bus zu einer Autovermietung zu fahren, bei der wir vorher ein Auto reserviert hatten. Damit sind wir bis in den frühen Abend über die Insel gefahren und haben uns zumindest einige Sehenswürdigkeiten ansehen können. Besonders beeindruckt, weil landschaftlich einfach sehr schön, hat uns ein Naturschutzgebiet im Nordwesten sowie die Needles, eine Felsengruppe an der Westküste. Auch die Südküste hat ihre pittoresken Stellen. Deutlich weniger spannend sind allerdings die Orte auf der Insel, egal ob an der Küste oder im Landesinneren. Irgendwie scheinen sie alle in den 1970ern oder 1980ern steckengeblieben zu sein. Die privaten Häuser und Gärten sind meist gut in Schuss gehalten und sehr liebevoll gepflegt, die Ortskerne allerdings oft in einem eher desolaten Zustand: haufenweise leerstehende Geschäfte und stark renovierungsbedürftige Häuser.

Gegen 1830 waren wir zurück in Cowes und nach einem kurzen Abstecher im Supermarkt auch schnell wieder auf dem Schiff, an dem bereits zwei weitere Schiffe im Päckchen festgemacht hatten.

Morgen Mittag geht es weiter nach Southampton, eine kurze Fahrt über den Solent, wo wir dann abends hoffentlich zwei neue Crewmitglieder begrüßen können.

Rauschefahrt nach Cowes, Isle of Wight

Die Zeit in Brighton verging dann doch wieder deutlich schneller als gedacht. Den ersten Tag nutzten wir, um uns die Stadt näher anzuschauen. In ca. 30 min sind wir gemütlich von der Marina Richtung Altstadt und Pier gelaufen. Die quirlige Stadt mit zumindest auf den ersten Blick schmucken alten Gebäuden im kleinen Altstadtkern quillt über mit Touristen aus allen Herren Länder. Die Pier war auch hier ebenso schnell abgehakt wie in Eastbourne: insgesamt etwas besser in Schuss, aber dennoch in ziemlich marodem Zustand. Die Casinos darauf mit ihren „einarmigen Banditen“ und anderen mehr oder weniger sinnvollen Spielautomaten waren gut besucht, vermittelten trotzdem aber ein eher trostloses Bild. Nach Tee mit Scones in einer schönen Parkanlage sind wir dann auch wieder zügig zurück zum Boot, denn es wartete Arbeit auf uns, die uns den Rest des ersten und die Hälfte des zweiten Tages beschäftigten sollte.

Auf unserem Am-Wind-Kurs von Eastbourne nach Brighton hatte sich etwas Wasser in der Bilge angesammelt. Bei diesem Kurs überspülen Wellen mehr oder weniger permanent das Boot; ein paar Liter davon laufen dort, wo der Mast in den Rumpf gesteckt ist, in den Schiffskeller, die Bilge. Hier wird es dann mit einer Pumpe auch wieder nach draußen weggepumpt. Da die Bilgepumpe zwar lief, aber kein Wasser abpumpte, dachten wir zuerst, sie sei defekt. Ein Aus- und wieder Zusammenbau führte aber zu keinem besseren Ergebnis. Also suchten wir den Fehler weiter vorne in der Fehlerkette und wurden schließlich beim Ansaugschlauch in der Bilge fündig: der Filter hatte sich verstopft. Nachdem Dieter den Filter gereinigt und ich die letzte Undichtigkeit in der Pumpe behoben hatte, macht sie jetzt wieder tadellos ihre Arbeit.

Ursprünglich wollte ich gestern von Brighton nach Bembridge weitersegeln, einem kleinen Ort an der Westküste der Isle of Wight. Im Laufe der weiteren Planung stellte sich aber heraus, dass der Hafen für unsere Bonita nicht geeignet ist, da die Zufahrt dorthin zu flach ist und der Hafen stellenweise bei Ebbe sogar trocken fällt. Also Plan B: nach Portsmouth. Dort waren für dieses Wochenende leider alle Plätze in allen Marinas komplett ausgebucht. Am 22.7. startet das berühmte Fastnet Rennen, eine Regatta vom Solent um den Fastnet-Felsen kurz vor der irischen Küste und wieder zurück nach Plymouth. Bereits eine Woche vorher laufen die teilnehmenden Boote in den umliegenden Marinas ein, um sich auf das Spektakel vorzubereiten. Nachdem ich sieben Marinas durchtelefoniert hatte, ergatterten wir schlussendlich noch einen Platz in einer kleinen Marina in Cowes, an der Nordküste von Wight.

Die gestrige Überfahrt von Brighton nach Cowes werden sicherlich nur Segler als tollen Segeltag bezeichnen. Wir hatten mit bis zu 7 bft ordentlich Wind von hinten, der uns trotz gut 1m Welle mit über 9kn vor sich herschob. Da wir die Segelfläche deutlich reduziert hatten, fuhr das Boot sehr aufrecht und ließ sich wunderbar durch die Wellen steuern. Das ganze wurde begleitet von Regenschauern alle paar Minuten bis hin zu heftigem Dauerregen die letzten zwei Stunden. Also vermutlich nicht jedermanns Sache. Dieter und ich fanden es aber richtig gut, hat Spaß gemacht. Der Anlegeschluck schmeckt nach so einem Trip ganz besonders gut.

Seit gestern 16 Uhr liegen wir nun in Cowes und werden hier das Wochenende verbringen. Heute pfeift der Wind mit bis zu 8bft aus SW übers Wasser, bei bis zu 3m Welle. Da muss man nicht unbedingt draußen unterwegs sein, wenn es Alternativen gibt. Gestern Abend trafen wir uns noch mit Florian, seiner Frau Daniela und ihrem Skipper Bernd zum Abendessen. Die drei wollen morgen nach Alderney und zurück segeln, bevor Florian dann am Dienstag zu uns an Bord kommt. Wir drücken den dreien die Daumen, dass der Wind nachlässt und der Törn auch stattfinden kann.

Dieter und ich werden uns morgen Portsmouth anschauen und am Montag mit dem Mietauto über die Insel düsen. Wir sind gespannt, was es alles zu sehen und zu erleben gibt.

Start der zweiten Etappe nach La Coruna

Letzten Sonntag hat Yvonne wie geplant gegen Mittag die Heimreise angetreten. Danke mein Schatz, dass Du solange mit an Bord warst und mich auf dieser ersten Passage entlang der doch etwas eintönigen holländischen und belgischen Küste bis nach Dover begleitet hast.

Zwei Stunden nach Yvonnes Abreise kam mein Segel- und alter Studienfreund Dieter an Bord. Er wird die komplette zweite Passage bis La Coruna mitsegeln.

Montagmorgen verabschiedeten wir uns wieder mit mehreren Anrufen per Funk von der Dover Hafenkontrolle und segelten bei deutlich weniger als vorhergesagtem Wind Richtung Eastbourne. Die Steilküste vor Dover war sehr schön anzuschauen, vor allem weil auch das Wetter mitspielte. Am späten Vormittag kam dann endlich auch etwas mehr Wind und wir genossen Segeln hart am Wind und wenig Welle. Die letzten Meilen mussten wir leider dann doch wieder motoren, der Wind hat sich am späteren Nachmittag pünktlich in den Feierabend verabschiedet.

Einlaufen in Eastbourne war unproblematisch, da wir bei Flut dort ankamen. Der Hafen wurde zusammen mit einem neuen Stadtviertel quasi als Stadthafen komplett neu angelegt. Man liegt dort sehr geschützt hinter einer Schleuse. Die umliegenden Appartments werden anscheinend überwiegend von älteren Menschen belohnt, weshalb das Viertel wohl auch als „God’s waiting room“ bezeichnet wird.

Da die Etappe gestern nach Brighton mit 25 Sm eher kürzer schien, beschlossen wir vormittags noch mit Leihfahrrädern (schon wieder ein App runtergeladen) an die Pier nach Eastbourne zu fahren. Die Pier hat ihre besten Zeiten definitiv hinter sich und der einsetzende Nieselregen hat den ersten Eindruck nicht unbedingt verbessert. Nach einer Kanne heißem Tee und Scones in einem netten alten Cafe, radelten wir trocken wieder zurück zur Marina. Wir wollten unbedingt um 13:00 ausschleusen, um nach Brighton zu starten.

Mit etwas mullmigem Gefühl sind wir bei Niedrigwasser durch den Kanal raus aufs offene Meer. Wenn links und rechts 10m neben dem Boot das Ufer verläuft und man teilweise deutlich weniger als 1m Wasser unter dem Kiel hat, kann man nur hoffen, dass die Rinne auch tatsächlich sauber ausgebaggert wurde.

Draußen hatte der Wind auf 4bft aufgefrischt und kam, wie Welle und Strömung auch, wunderbar von vorne. Bei bis zu 9,5kn durchs Wasser blieben dann bestenfalls 6kn Fahrt über Grund übrig. Relativ wenig konstanter, böiger Wind zwang uns auch immer wieder zu reffen, um dann nach 1h wieder auszureffen. Wir waren also gut beschäftigt. Insgesamt war es trotz aller Widrigkeiten ein wirklich schöner Segeltag. Auch die Küstenlinie zwischen Eastbourne und Brighton ist schön anzuschauen: sehr hügelig mit teilweise sehr hohen und steilen Felsabbrüchen ins Wasser. Gegen 19:00 kamen wir bei Flut in Brighton an. Wir werden hier zwei Hafentage einlegen, da der Wind heute und morgen weiter auf bis zu 7 bft aus W auffrischen soll. Genug Zeit also, um sich die Stadt etwas näher anzuschauen.