Hafentag in Dover

Hier war es heute richtig warm – fühlte sich schon fast mediterran an! Wir hatten wieder einen gemütlichen Hafentag mit nicht allzuviel Programm. Nach einem gemütlichen Frühstück ging es zum Einkaufen – die Vorräte für die nächsten Tage für Alfons und Dieter aufstocken. Nachmittags spazierten wir zum Bahnhof, wo ich meine Zugfahrkarte für morgen zum Flughafen Gatwick kaufte, und weiter auf die „Western Heights“, den Hügel westlich über dem Hafen. Das war nicht allzu weit und ging mit meinem Bein ganz gut. (Der Weg auf die andere Seite zum Dover Castle wäre zu weit und steil gewesen.) Zurück im Städtchen setzten wir uns in ein Café und genossen britische Scones mit Erdbeermarmelade. Lecker! Wieder auf dem Boot, lasen wir und ich machte Pilates. Vorhin waren wir anlässlich meines (vorerst) letzten Abends im Hafenrestaurant beim Essen.

Übrigens sind hier nicht viele deutsche Segler im Hafen. Gestern waren wir die einzigen und heute kam noch ein weiteres deutsches Boot an.

Problemlose Überquerung des Ärmelkanals

Heute früh Punkt acht verließen wir die Marina in Dünkirchen. Uns erwarteten nahezu perfekte Segelverhältnisse – zumindest bis Mittags. Mit Wind aus Südost mit 4 Bft konnten wir wunderbar Richtung Calais segeln. Da wir nahe an der Küste fuhren, gab es kaum Welle und die vier Windstärken aus ca. 90° bliesen uns ganz ruhig mit bis zu 9,8 kn Fahrt voran!! Damit waren wir viel schneller, als Alfons´ Törnplanung vorgesehen hatte. Er musste die Einreisezeit nach Großbritannien korrigieren. Die UK Border Control (Grenzbehörden) wollte nämlich vorab einen Reiseplan: wann wir wo losfahren und wann und wo wir ankommen/ einreisen wollen. Plus persönliche Daten und Passnummern der Crew. Dabei gibt man ein Einreisefenster von 2 Stunden an und das musste Alfons dann nach vorne verlegen, weil wir so schnell waren 🙂 Leider schlief dieser tolle Wind gegen 11:00 Uhr komplett ein und wir mussten den Motor anlassen.

Kurz vor halb zwölf bogen wir auf der Höhe von Calais rechts ab, um das Fahrwasser/ Verkehrstrennungsgebiet im Ärmelkanal zu durchqueren. Das ist quasi die „Autobahn“ auf der alle Frachtschiffe im Ärmelkanal unterwegs sind. Dieses Verkehrstrennungsgebiet muss man genau im rechten Winkel queren, damit für alle eindeutig sichtbar ist, dass man quert. Und ansonsten muss man halt schauen, wie man sich zwischen den dicken Pötten durchlaviert. Aber diese Überquerung, über die wir uns im Vorfeld ja so manche Gedanken gemacht haben und zu der in den letzten Tagen auch schon sorgenvolle Fotos von Freunden (Sturm im Ärmelkanal, hohe Wellen, Brandung usw.) eingetroffen sind, war völlig unspektakulär. Zum Glück! Da wir wirklich null bis maximal eine Windstärke hatten, gab es kaum Welle und wir sind sowieso alles motort. Auch die dicken Frachter gingen gut vor oder hinter uns durch. Kurz vor Dover mussten wir uns drei Mal (!) per Funk bei der Port Control (Hafenkontrolle) anmelden und die Freigabe für die Einfahrt geben lassen. Alles ein bisschen umständlicher hier…

Aber um kurz nach 13.00 Uhr lokaler Zeit (14.00 Uhr unserer Sommerzeit) waren wir in der Marina in Dover. Die Marina ist nagelneu, wurde am 1. April eröffnet und damit ist hier alles sehr sauber, neu und schön gestaltet. Die Marina ist umgeben von Felsen mit Burgen darauf. Ach England ❤️❤️ Und wie schön, dass der Hafen etwas Landschaft im Hintergrund hat 😉 Ist ja alles Geschmackssache, aber mir waren die Niederlande und Belgien definitiv zu flach!

Wir checkten beim Hafenbüro ein und erwarteten, dass jemand von der Grenzbehörde kommt und unsere Pässe sehen will. Aber eine Nachfrage der Hafenmeisterin bei der Border Control ergab, dass das „schon passt“. Auch schön!

Nachmittags spazierten wir in die Stadt und kauften nach längerer Suche ein Anschlussstück für den Wasserschlauch (unseres das auf dem Schiff war, ist unerklärlicherweise nicht mehr da). Zurück im Hafen konnte ich auf dem Steg Pilates machen und Alfons vertiefte sich in Bedienungsanleitungen. Dann haben wir noch gekocht, eine Flasche Wein aufgemacht, Reisetagebuch geschrieben und den Abend ausklingen lassen.

Übrigens hat uns gestern in Dünkirchen am Steg ein junger Mann angesprochen, von welcher Marina in Großenbrode wir denn kämen. Es stellte sich heraus, dass sie auch aus Großenbrode kommen, zwei Tage vor uns aufgebrochen sind und ebenfalls auf die Kanaren und dann über den Atlantik wollen. Mal sehen, ob Alfons deren Boot „Jöke“ mal irgendwo wieder trifft.

Dünkirchen

Der Sturm hat sich völlig gelegt und wir hatten einen guten Segeltag mit 3 – 4 Bft aus West und kaum Welle. Morgens schien die Sonne, unterwegs hatten wir ein paar Regentropfen, aber in Dünkirchen war es wieder sonnig und warm. Wir starteten um 8.30 Uhr mit der Ausfahrt durch die zwei Klappbrücken und die Schleuse in Oostende. Durch den Westwind konnten wir Richtung Dünkirchen aufkreuzen und somit fast alles segeln. Die letzte Stunde mussten wir im Fahrwasser zum Hafen motoren. Vor Dünkirchen ist das Wasser zum Teil nur einen halben Meter tief, es empfiehlt sich also dringend, im Fahrwasser zu bleiben! Um kurz vor drei legten wir in der Marina Grand Large an. dann gabs erst mal Mittagsbrotzeit, einen kurzen Nachmittagsschlaf und gegen 17.00 Uhr spazierten wir in die Stadt und fuhren dann mit dem kostenlosen (!) Stadtbus wieder zurück bis zur großen Strandpromenade. Hier spielt sich der Hauptrummel ab. Es gibt jede Menge Restaurants, Bars und Cafés, Zumba-Stunden, Beachvolleyballplätze, Trampoline usw. Die Strandpromenade ist auch hier sehr breit, genauso wie der Sandstrand.

Sport und Kultur

Gestern mieteten wir uns Fahrräder, um mal das Hinterland zu erkunden. Es gibt eine sogenannte „Höferunde“, die von der Touristinfo mit einem Plan und Prospekt beworben wird. Die wollten wir radeln. Es sagt schon einiges, wenn die Hauptattraktionen im Hinterland ein paar Bauernhöfe sind. Und so unspektakulär war es auch. Die Höfe sahen meist wenig gepflegt aus – der Charme hat sich mir zumindest nicht erschlossen. Auch die Landschaft gibt für meinen Geschmack nichts her. (Wir haben auch kein einziges Foto gemacht). Ganz interessant war allerdings gleich südlich von Ostende die Stelle des Atlantikwalls. Da könnte man die ganzen alten Bunkeranlagen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg anschauen, was wir nicht gemacht haben. Aber außen an der Begrenzungsmauer des Geländes war eine Fotoausstellung von 80 Bildern, die ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug kurz nach Kriegsende 1945 von der ganzen belgischen Küste gemacht hat und man bekommt einen Eindruck, wie die Dörfer und Städte früher aussahen. Viele Hochhäuser an der Strandpromenade in Oostende standen übrigens damals schon. Das war also eher eine Stadtentwicklung aus den 20er und 30er Jahren, als eine „Unsitte“ der Nachkriegszeit…

Am frühen Nachmittag waren wir wieder zurück und nutzten die Räder gleich noch für eine Fahrt zum Supermarkt. Abends waren wir in der Stadt in einem Syrischen Restaurant und haben lecker gegessen.

Heute nacht kam das Sturmtief auch über Belgien, allerdings zum Glück längst nicht so stark, wie wohl in den Niederlanden oder in Schleswig-Holstein. Es hat „nur“ mit 7 – 8 Windstärken gestürmt und eine Weile ziemlich heftig geregnet. Wir lagen gut geschützt im Hafen, lediglich der Krach durch Wind und Regen hat nachts etwas genervt.

Heute früh war wieder der gewohnt blaue Himmel (wir hatten ja bisher fast nur sonniges Wetter!!). Vormittags war Organisation angesagt. Ich musste ein paar Telefonate führen, konnte zum Glück für nächste Woche daheim einen Osteopathentermin für mein Knie vereinbaren (das immer noch nicht ok ist) usw. Alfons telefonierte mit der Werft in DenHelder und mehrfach mit der Werft in Großenbrode – die Simmerringe lassen uns nicht los. Eigentlich sollte ein Päckchen mit den zusätzlichen Simmerringen von Großenbrode nach DenHelder geschickt werden, und zwar so rechtzeitig dass wir es dort mitnehmen können. Aber das hat nicht geklappt – es war nach einigen Tagen noch nicht da und wir mussten ja irgendwann weitersegeln – und der Hafenmeister in DenHelder hat sich netterweise bereit erklärt, wenn das Päckchen ankommt, es an Dieters Adresse in Deutschland weiterzuschicken, damit Dieter es wenigstens mitbringen kann, wenn er am Sonntag nach Dover kommt. Aber das Päckchen ist bisher nicht in DenHelder angekommen und anscheinend verschollen! Der arme Hafenmeister ist einige Tage immer zum Postfach gelaufen, um nachzusehen. Aber inzwischen hat er das auch aufgegeben. Die Mitarbeiterin der Werft in Großenbrode kann das Paket auch nur bis zur Übergabe von DHL an die niederländische Post tracken – danach gibt es keinen Trackingcode mehr. Eigentlich unglaublich, dass sowas möglich ist. Was ist denn das für eine Kundenorientierung bei DHL??

Auf alle Fälle ging so der Vormittag ins Land. Nachmittags besuchten wir das Kunstmuseum Mu-Zee. Dort gibt es neben der Dauerausstellung über „belgische Kunst von 1880 bis heute“ derzeit eine Sonderausstellung über die belgische Malerin Anna Boch, die bedeutendste belgische Impressionistin. Die Bilder waren wirklich sehr beeindruckend und wir können es eigentlich nicht verstehen, dass sie z.B. in Deutschland nicht bekannter ist. Immerhin hat sie es geschafft, als einzige Frau in den Pariser Salons auszustellen, war mit Gauguin, van Gogh oder Seurat bekannt und war außerdem eine sehr aktive, für ihre Zeit sehr unabhängige Frau, Kunstsammlerin, Reisende und gute Musikerin. Diese Ausstellung hat sich auf alle Fälle gelohnt, die belgischen Künstler von 1880 bis heute fanden wir dagegen etwas schräg…

Um 20.00 Uhr waren wir dann noch in einem Orgelkonzert. Jeden Mittwoch finden hier in der großen Kirche anscheinend gratis Orgelkonzerte statt und das passte heute ja gut. Kurz nachdem wir wieder auf dem Boot ankamen, fing es an zu regnen – Glück gehabt 🙂

Morgen früh geht es weiter nach Dünkirchen – der starke Wind ist durch und wir sollten moderate 3 – 4 Bft haben.

Hafentage in Oostende

Da der Wind bis einschließlich Mittwoch mit 5 bis 7 Bft aus Südwest bläst, werden wir hier ein paar Hafentage verbringen. Damit war heute ein chilliger Tag mit wenig Programm. Wir sind zur Touristinfo gelaufen, um ein paar Anregungen für die kommenden Tage zu holen, zum Bahnhof, um einen Fahrradverleih auszukundschaften (für morgen) und haben auf dem Boot rumgepusselt. Ich habe Wäsche gewaschen, was in den Marinas meist eine langwierige Aktion ist, weil es bis zum Servicehäuschen ein paar Minuten zu gehen sind und ja nie sicher ist, dass die Waschmaschine auch frei ist. Leider war eine andere Frau vor mir dran, die anscheinend mehrere Maschinen gewaschen hat. Immer wenn ich mal wieder nachgeschaut habe, lief die Maschine schon wieder… Letztendlich war ich 4 – 5 mal im Waschraum, bis endlich nachmittags um vier die Waschmaschine frei war!! Aber wir haben ja Urlaub und damit Zeit 😉

Am Nachmittag sind wir durch Oostende und an der Strandpromenade entlang spaziert. Oostende ist keine sehr schöne Stadt, es wurde im Krieg viel zerstört und jetzt gibt es viele gesichtslose Hochhäuser aus den 60ern. Dazwischen stehen schon noch ein paar schöne alte Stadthäuser um die Jahrhundertwende oder dem Jugendstil, aber die Hochhäuser überwiegen leider. Und es ist eine unglaublich windige, zugige Stadt! Sie liegt ja direkt am Meer – die Fußgängerzone endet auf der Strandpromenade – und damit bläst der Wind direkt durch die Häuserschluchten. Es gibt krasse Düseneffekte und Verwirbelungen, so dass es einem bei Windstärken wie heute an bestimmten Stellen fast die Füße wegzieht und wir uns mit aller Kraft gegen den Wind stemmen mussten. Trotzdem war auf der Strandpromenade richtig viel los, die Leute hier sind das wohl gewöhnt. Die Strandpromenade ist unglaublich breit, genauso wie der Sandstrand. Auch auf der Promenade blies natürlich der Wind und wir hatten den Sand bald zwischen den Zähnen. Ein paar ganz Harte lagen trotzdem am Strand. Ansonsten gibt es hier noch ein paar heruntergekommene Gebäude aus der Zeit um die Jahrhundertwende, als Oostende ein berühmtes Seebad war. So z.B. die mehrere hundert Meter langen königlichen Galerien, die König Leopold II Anfang des 20. Jahrhunderts bauen ließ.

Wieder zurück auf dem Boot hat Alfons mal die Lifelines angebracht. Das sind breite Bänder, die auf den Seiten des Decks von vorne nach hinten laufen und in die man sich bei Sturm zur Sicherheit mit einem Gurt einpicken kann, wenn man sich an Deck bewegen muss. Und gerade eben hat er noch online die Einreiseanmeldung für England gemacht. Seit dem Brexit kann man da auch mit dem Segelboot nicht mehr einfach so hinfahren, sondern hat deutlich mehr Bürokratie zu bewältigen.

Oostende

Gestern in Breskens legten wir einen Hafentag ein. Es hatte zu viel Wind und außerdem aus der falschen Richtung, um weiterzusegeln. Da es dazu noch grau und regnerisch war, passte das ganz gut.

Wir schliefen lange aus und nach dem Frühstück machte sich Alfons auf die Fehlersuche beim Watermaker. Der Besuch beim Baumarkt fiel aus, weil er sich zum Glück beim Hafenmeister einen passenden Schraubenschlüssel leihen konnte. Aber wir mussten unser Bett wieder abbauen, weil darunter die ganze Anlage versteckt ist. Dann hat Alfons mit dem tollen Schraubenschlüssel die Hochdruckpumpe von der Membran abgekoppelt und die Anlage angeschaltet. Es kam auch gleich Wasser – nicht zu knapp! Das meiste konnten wir in Behältern auffangen, den Rest haben wir nachher mit einer Saugpumpe rausgepumpt. Aber – die Hochdruckpumpe funktioniert schon mal.

Als nächstes hat Alfons die Hochdruckpumpe an die erste (von zwei) Membran angeschlossen. Anlage wieder eingeschaltet – Wasser lief problemlos durch und die Pumpe hörte sich ganz normal an. Erst als Alfons dann die zweite Membran auch noch angeschlossen hatte, fing die Hochdruckpumpe an zu „würgen“. Fazit: höchstwahrscheinlich ist die zweite Membran verstopft/ kaputt. Wir brauchen also eine Neue. Die werden wir bei der Großenbroder Werft bestellen, nach Erpfting liefern lassen und wenn ich das nächste Mal aufs Boot komme, kann ich sie mitbringen.

Dieser ganze Prozess wurde per Telefonhotline gecoacht von Herrn Klemens, dem früheren Besitzer der Werft in Großenbrode, der sich mit der Anlage gut auskennt und unermüdlich für Fragen und Auskünfte zur Verfügung stand! Einfach supernett!

Ich habe in der Zwischenzeit entweder assistiert oder mein Bein hochgelegt und gelesen. Den Abend ließen wir dann bei Abendessen und Wein ausklingen.

Heute früh läutete der Wecker bereits um viertel nach sechs – um acht Uhr starteten wir in Richtung Oostende. Alfons machte gestern mit der Software „Seaman Pro“ noch die Törnplanung für heute. Leider sah es nicht gut aus, was Wind und Wellen betrifft – wir hatten die ganze Zeit Gegenwind bei 4 – 5 Windstärken und ca. 1 m hohe Wellen. Wenn wir das alles gesegelt wären, wären wir laut Seaman Pro bei einem Start um 8:00 Uhr früh gegen 0:35 Uhr in Oostende angekommen. Darauf hatten wir dann doch keine Lust. Wir brachen zwar um 8:00 Uhr auf, motorten aber gegen Wind und Welle. Auf der halben Strecke versuchten wir es mal mit Segeln, gaben aber bald wieder auf. Die hohen Wellen schaukelten die Bonita rauf und runter, vor und zurück und von einer Seite auf die andere. So ähnlich muss es sich anfühlen, wenn man auf so einem elektrischen Bullen beim Bullriding sitzt. Nur war es auf dem Boot etwas langsamer.

Die belgische Küste ist vom Wasser aus genauso unspektakulär und langweilig, wie die niederländische: ein dünner langer Streifen Land mit Sandstrand. In Belgien noch unterbrochen von Hochhaussiedlungen in den Ortschaften. Um 14:00 Uhr waren wir in Oostende, und funkten den Hafenmeister der Mercator-Marina an. Der gab uns dann die Hinweise zur Durchfahrt. Hier in die Marina zu kommen, ist eine größere Aktion: zuerst mussten wir an einem schwimmenden Ponton anlegen und warten, bis die Schleuse bereit ist. Dann in die Schleuse einfahren, ca. 30 cm tiefer abgesenkt werden, dann aus der Schleuse ausfahren und warten bis zwei Klappbrücken hochgeklappt waren und wir durchfahren konnten. Aber jetzt liegen wir mitten in der Stadt in der Marina. Zur Fußgängerzone sind es 200 m, der Hauptbahnhof ist genau gegenüber. Zentraler kann man mit einem Boot nicht wohnen 😊

Wir waren von der Fahrt und dem Geschaukel beide so erledigt, dass wir erst mal ein Nachmittagsschläfchen gemacht haben. Dann spazierten wir in die Fußgängerzone. Die Geschäfte hatten alle offen (am Sonntag) und dementsprechend viel war in der Stadt los. Nachdem wir jetzt ja in Belgien sind, ließen wir uns gleich Belgische Waffeln schmecken. Ich bin wieder einigermaßen gut zu Fuß, muss halt langsam gehen und mich ab und zu hinsetzen, wenn das Knie schmerzt.

Wieder zurück auf dem Boot spritzte Alfons mit einem Wasserschlauch das ganze Salz vom Boot ab. Durch die hohen Wellen spritzte viel Salzwasser hoch, ab und zu kam auch eine Welle übers Boot und flutete das ganze Deck. (Zum Glück waren wir im Cockpit recht gut geschützt.) Und so waren überall Salzflecken.

Dann noch Kochen und Abendessen und jetzt ist es schon wieder 22:00 Uhr! Nachdem es so lange hell ist, verlieren wir immer ein bisschen das Zeitgefühl…

Breskens

Gestern vormittag fuhren wir mit dem Bus in die Innenstadt, um uns DenHaag mal anzuschauen und um ins M.C. Escher-Museum zu gehen. Die Stadt hat uns gut gefallen. Es gibt recht viele schöne alte Stadthäuser in Klinkerbauweise, viele Parks und Wasserbecken und Kanäle. Das Escher-Museum mit vielen seiner bekannten Motive war auch faszinierend. Kaum vorstellbar, wie jemand sich diese Bilder mit den überraschenden Perspektiven, Transformationen und Sinnestäuschungen überhaupt ausdenken, geschweige denn auch noch als Holzschnitt (!) oder Lithografie machen kann!

Am frühen Nachmittag waren wir wieder auf dem Boot, weil wir Nachmittags nach Breskens weitersegeln wollten. Die Strecke war mit ca. 60 sm relativ lang und dafür mussten wir auf ein günstiges Windfenster warten. Von Donnerstag nachmittag bis Freitag vormittag war ein Nordwest-Wind mit 4 bft angesagt, der uns nach Süden schieben sollte. Außerdem lief zu dieser Zeit die Strömung auch in unsere Richtung. Deshalb der Start um 16.00 Uhr. Der Wind drehte auch pünktlich auf Nordwest, allerdings waren es statt der angekündigten 4 Windstärken dann fünf bis sechs Bft mit gut 1,5 m hohen Wellen. Alfons fand das alles ganz spaßig, für mein Nervenkostüm wars eher nix… Aber die Bonita und ihr Skipper machten das wirklich gut, das Schiff ist mit den hohen seitlichen Wellen gut klar gekommen und ist immer recht ruhig in die Wellen eingetaucht – da merkt man doch, dass die 21 Tonnen satt im Wasser liegen. Wir segelten mit Halbwind und erreichten dank Wind und Strömung Geschwindigkeiten über Grund von 10,6 kn! Der Wind schwächte sich im Laufe des Abends dann ab und schlief fast ganz ein (war so auch nicht vorhergesagt), so dass wir die letzten zwei Stunden wieder mal motoren mussten. Der schöne Sonnenuntergang um 22:30 hat uns dafür aber entschädigt.

Wir fuhren in die Dunkelheit hinein und erreichten die Marina Breskens gegen 1:00 Uhr morgens. Die Nachtfahrt war insofern noch recht kurzweilig, weil wir uns bei der Anfahrt an verschiedenen Fahrwassern orientieren mussten. Die Seezeichen zur Ansteuerung sind nachts alle beleuchtet, aber es ist nicht immer einfach, aus dem ganzen Geblinke und Geleuchte die für uns richtigen Tonnen zu identifizieren. Da gab´s auf alle Fälle genug zu schauen. Dazu kamen noch alle möglichen Frachtschiffe und Tanker, die wir auf unserem AIS kommen sehen, die dann als dunkle Schatten mit ihrer Signalbeleuchtung aus dem Dunkel auftauchen und recht nahe im Fahrwasser an uns vorbeiziehen. Das Anlegen in Breskens war dann nochmal spannend, weil es recht dunkel war. Mich haben da wieder die Nerven verlassen, weil ich zu wenig gesehen habe und zu wenig Orientierung im Dunklen hatte. Alfons hat das Anlegemanöver dann gefahren und dann lagen wir endlich am Steg und fielen um zwei Uhr ins Bett.

Der heutige Morgen fing ziemlich blöd an – ich hab wieder „Knie“ 🙁 Beim Umdrehen im Bett !!! verklemmte sich was und ich hab wieder mal totale Schmerzen beim Gehen. Was für ein Mist! Es ist zum Verzweifeln – und ich hab keine Ahnung, woher und warum das immer mal kommt. Wir planen für morgen einen Hafentag, weil der Wind zu stark aus Südwest bläst und wollen erst am Sonntag weiter. Hoffentlich geht´s bis dahin wieder!

Das ist aber nicht das einzige Problem – Alfons wollte den Watermaker laufen lassen, dafür muss der Generator laufen um den nötigen Strom zu erzeugen. In dem Moment, als die Hochdruckpumpe hochlief, schaltete sich der Generator wegen Überlastung ab! Jetzt ist die Frage, woran liegt das? Alfons hat die potentielle Fehlerkette abgearbeitet: keine Qualle eingesaugt, alle Filter sind sauber, die Rohwasserpumpe pumpt in der nötigen Menge. Morgen will Alfons die Hochdruckpumpe anschauen, ob die evtl. kaputt ist. Dazu braucht er aber einen 24 er Schraubenschlüssel, den wir nicht an Bord haben. Daher gibts morgen erst mal einen Ausflug zum Baumarkt…

Aber immerhin scheinen die Simmerringe dicht zu sein – wir haben kein Wasser mehr im Schiff! Wenn sie den Wellenschlag von gestern überstanden haben, müsste es eigentlich passen!

Scheveningen

Gestern abend behauptete der Wetterbericht, dass wir heute früh Wind aus West haben sollten, der im Laufe des Tages auf Süd/Südwest drehen würde. Nachdem wir genau nach SSW segeln wollten, wäre der Westwind super gewesen. Außerdem lief die Strömung in der Früh auch noch in unsere Richtung. Also war der Plan: um 4:00 Uhr aufstehen und spätestens um halb fünf lossegeln, um die besten Bedingungen mitzunehmen.

Also heute früh um vier aufgestanden! Dann den neuesten Windbericht gecheckt – und nix wars! Das neueste Update besagte, dass der SSW-Wind schon in der Früh anliegt. Na toll! Genau gegen den Wind segeln können wir auch später noch… Also alles auf Anfang und zurück ins Bett. (Dass es um vier Uhr früh ziemlich regnete, machte die Entscheidung noch leichter…)

Wir machten also etwas gemütlicher und legten um kurz vor zehn ab. Der SSW-Wind blies uns natürlich auch da direkt auf die Nase und wir hatten den Strom gegen uns, aber wir motorten ein Stück landauswärts und setzten dann die Segel, um nach Scheveningen aufzukreuzen. Bis dahin hatte der Regen immerhin aufgehört und wir hatten einen guten Vierer-Wind. Auf der Kreuz wird die Strecke ja deutlich länger, weil wir zickzack gegen den Wind segeln. Aber zum einen war die direkte Strecke heute nur ca. 28 Seemeilen lang, wir konnten also etwas länger brauchen und zum anderen waren wir eine ganze Zeit lang relativ schnell unterwegs mit 6 – 7 Knoten. Um kurz vor 17.00 Uhr erreichten wir die Marina in Scheveningen, einem Vorort bzw. Stadtteil von Den Haag. Die Marina liegt mitten drin, außen am Ufer gibt es jede Menge Restaurants und Kneipen und es war richtig viel los – alle Restaurants waren voll (an einem ganz normalen Mittwoch). Nach der einsamen Ödnis in Ijmuiden eine willkommene Abwechslung. Wir beschlossen dann spontan, in einem der netten Hafenrestaurants peruanisch essen zu gehen und ließen den Abend gemütlich ausklingen.

Gestern hatten wir noch ein Erlebnis der Kategorie „Was alles passieren kann…!“: unser Boot hat uns selbständig aus dem Bad ausgesperrt! Unsere Badtür hat einen kleinen Stift, mit dem man die Tür von innen verriegeln kann, indem man ihn reindrückt. Dieser Stift geht relativ locker rein und raus. Als wir gestern lange Zeit mit viel Schräglage nach Backbord (links) und vielen Wellen und entsprechendem Stampfen unterwegs waren, hat sich anscheinend der Stift von alleine nach innen geschoben. Mit dem Ergebnis, dass wir die Tür von außen nicht mehr aufbekamen – sie war ja von innen verriegelt! Nach dem ersten Schreckmoment und der Überlegung, ob und wie wir die Tür evtl. aufbrechen können, versuchten wir, ob sich der Stift nicht auch wieder rausruckeln lässt. Wir wendeten also und fuhren mit viel Schräglage auf der anderen Seite. Alfons ruckelte und rüttelte an der Badtür und tatsächlich – der blöde Stift rutschte wieder raus und wir konnten die Tür wieder öffnen. Zum Glück!!! Jetzt klemmen wir bis auf weiteres immer was in die Tür, damit sie nicht mehr zufallen kann und verrammeln sie nach außen mit unseren Bettdecken, damit sie beim Segeln nicht unkontrolliert herumschlägt.

Ijmuiden

Gestern war nochmal ein gemütlicher Tag. Es hatte um die 5 Bft Wind aus westlichen Richtungen, daher haben wir uns entschlossen, noch nicht weiterzusegeln. Wir liehen uns nochmal Fahrräder aus der Marina und radelten bis zum Fort Kijkduin. In und um DenHelder gibt es eine ganze Reihe von alten Forts, die z.T. von Napoleon gebaut wurden. Dieses hier kann man besichtigen und außerdem ist darin noch ein Meerwasseraquarium untergebracht, in dem man die heimischen Meeresbewohner der Nordsee betrachten kann. War alles nicht superspektakulär, aber ganz nett für einen freien Tag.

Heute morgen brachen wir um halb zehn auf Richtung Süden, nach Ijmuiden. Als wir aus der Marinaeinfahrt rausfuhren, kam ein Motorboot der Marine auf uns zugeschossen. Die Jungs riefen uns zu, dass der Hafen derzeit gesperrt sei, weil ein Kriegsschiff gerade mit Schleppern in Position gebracht wurde, um dann auszulaufen. (Der Marinehafen ist direkt neben unserer kleinen Marina und schon die ganzen Tage fuhren immer mal wieder kleinere oder größere Militärschiffe rum. ) Wir machten uns also schleunigst vom Acker und fuhren in einem hinteren Bereich des Hafens ein paar Kreise, bis der Hafen wieder offen war und wir durch die Fahrrinne rausfahren konnten. Wir hatten den ganzen Tag Wind mit 4 Bft aus W/SW und segelten ziemlich hoch am Wind. Allerdings war bis zum Nachmittag noch die Strömung mit bis zu 3 kn gegen uns. Aber wir schafften später über 9 kn Bootsgeschwindigkeit!

Um 16.30 Uhr erreichten wir die Marina in Ijmuiden. Eine riesige Marina mit vielen freien Plätzen. Drumherum sind Restaurants, ein Supermarkt, ein Casino und mehrere Kneipen. Allerdings hatte ganz viel heute zu und auch sonst wirkt die ganze Anlage sehr steril und leblos. Vielleicht ist auch hier in den Sommerferien mehr Betrieb. Im Moment begeistert uns das jedenfalls nicht so sehr. Allerdings liegt direkt daneben ein richtig breiter Sandstrand mit einer netten Strandbar, in der dann tatsächlich etwas mehr los war und wo wir zum „Sundowner“ einkehrten. Allerdings gab es heute keinen Sonnenuntergang; der Himmel war bedeckt und jetzt, wo ich auf dem Boot schreibe, regnet es tatsächlich! Nach über 3 Wochen der erste Regen…

Besuch aus Erpfting und Ausflug nach Texel

Der Samstag war ein recht entspannter Tag. Vormittags konnten wir mit Leihfahrrädern aus der Marina zum Supermarkt fahren und mussten daher nicht alles zu Fuß erledigen. Außerdem gibt es in dieser Marina Waschmaschinen und Trockner und ich konnte mal zwei Maschinen voll Wäsche waschen.

Am frühen Nachmittag bekamen wir Besuch 🙂 Renate und Jimmy aus Erpfting kamen auf ihrer großen Radtour zufällig heute in DenHelder vorbei und wir verbrachten einen schönen Nachmittag und Abend zusammen. Die beiden übernachteten bei uns auf der Bonita und fuhren heute nach dem Frühstück weiter ´gen Norden.

Alfons und ich nahmen dann die Fähre auf die Insel Texel, um dort Fahrräder zu mieten und ein Stück die Insel abzuradeln. Texel ist eine beliebte Urlaubsinsel, die direkt vor DenHelder liegt. Die Überfahrt dauert auch nur 20 Min. Die Landschaft dort ist sehr vielfältig, angeblich hat man „die ganzen Niederlande auf einer Insel“. Es gab auch viele verschiedene Ansichten, von großen Dünenlandschaften über breite Badestrände, großen grünen Weiden, Ackerland bis zu netten kleinen Inseldörfchen. Allerdings war es heute richtig, richtig heiß – 28 Grad! Wir schwitzten ganz schön beim Radeln – und unser Respekt vor Renate und Jimmy ist noch größer geworden, als er eh schon war 😉

Um 17.00 Uhr ging die Fähre zurück und den heißen Abend verbrachten wir auf dem Boot mit Kochen, Reiseplanung und Tagebuch Schreiben. Übrigens ist es inzwischen echt lange hell! Selbst um 23.50 Uhr (das Foto unten) sieht man noch das Abendrot!