Samstag, 10.8.
Yvonne und Gini verlassen um halb elf das Boot und helfen mir noch beim Ablegen. Langsam motore ich aus dem Hafenbecken in die Straße von Messina und beginne die Fender und Leinen aufzuräumen sowie das Dinghi hochzuzuziehen und zu verzurren. Durch den Wellengang in der Straße von Messina ist es gar nicht so einfach, die Leinen der Davits am Dinghi zu befestigen. Jetzt nur nicht in den Bach fallen! Alles in allem brauche ich ca. 20min bis alles erledigt ist.
Die Strömung und die Winddüse schieben mich mit 5kn Richtung Süden. Ich habe nur die Genua gesetzt und es macht Spaß so ruhig durchs Wasser zu gleiten. Die nächsten 18 Tage werde ich allein unterwegs sein. Einerseits freue ich mich darauf, ein völlig neues Segelerlebnis, andererseits ist mir auch etwas mulmig, da ich mich nicht verletzen, oder noch schlimmer, auf keinen Fall über Bord gehen darf.
Bereits nach etwa drei Stunden ist es vorbei mit der Winddüse. Die Straße beginnt sich zu weiten, der schwache nördliche Wind verliert sich auf dem Wasser. Also Maschine an und wieder mal motoren. Gegen 19:45 komme ich nach 35 Sm in Punta di Scropolo, einer sehr flachen Bucht an und lasse den Anker fallen.
Sonntag, 11.8.
Nach einem guten Frühstück hole ich den Anker hoch und motore weiter Richtung Nordosten. Über den Tag verteilt wird es ein Mix aus Segeln und motoren. Gegen 19:00 und weiteren 35 Sm fällt der Anker in Torre Ellera, einem belebten Strand. Die Küstenlandschaft ist nicht besonders spektakulär, trotzdem schön anzuschauen und abwechslungsreich. Zwischen einzelnen Hügeln tauchen plötzlich wieder Strände auf, hie und da auch mal eine kleine Ortschaft. Es gibt quasi keine Buchten.
Der Nordostschwell lässt das die Bonita anfangs ziemlich hin und her schaukeln. Um 21 Uhr lege ich mich schlafen, erst im Cockpit, dann im Salon wegen des Schwells (in der Mitte des Schiffs liegt man am ruhigsten).
Montag, 12.8.
Bereits um 4 Uhr stehe ich auf. Der Wetterbericht hat für die frühen Morgenstunden den besseren Wind vorhergesagt. Und tatsächlich, bis 9 Uhr kann ich bei bis zu 15kn Wind wunderbar segeln. Dann ist leider auch schon wieder Schluss und der Yanmar muss erneut aushelfen. Um kurz vor 18:00 komme ich in Crotone an. Einer Stadt mit viel Geschichte, die Gegenwart sieht allerdings etwas trister aus. Viele der historischen Gebäude wirken heruntergekommen, auch die Altstadt könnte ein Renovierungsprojekt vertragen. Trotzdem, wie die meisten italienischen Städte, wirkt sie irgendwie gemütlich und sehr entspannt. Es gibt eine lange Strandpromenade mit Geschäften, Bars und Restaurants. Ich beschließe zwei Tage zu bleiben, da für den 13.8. kein Wind vorhergesagt ist. Ich komme mit Pierre ins Gespräch, der mir am Steg gegenüber liegt. Er ist Franzose, ehemaliger UNO-Mitarbeiter und auf dem Weg nach Griechenland. Auch er ist allein unterwegs, mit einem 25 Fuß-Boot, also halb so lang wie die Bonita. Er erzählt mir, dass er bereits bei 12kn Wind reffen muss und eine Wellenhöhe von mehr als 1m bereits zum Problem wird. Ich erzähle ihm, dass es bei mir genau umgekehrt sein würde: bis 12kn Wind rührt sich kaum etwas auf der Bonita, allerdings machen ihr 1m Welle überhaupt nichts aus. Wir waren uns schnell einig, dass Länge und Gewicht sehr relativ sind und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile haben. Da wir uns auf Anhieb gut verstehen gehen wir abends gemeinsam essen und verbringen einen sehr netten Abend miteinander.
Dienstag, 13.8.
Ich habe lange geschlafen und gemütlich gefrühstückt. Anschließend mache ich mich ans Tagebuch schreiben. Jetzt ist die Gelegenheit, den Rückstand zumindest ein Stück aufzuholen. Am späten Nachmittag schlendere ich durch die Altstadt und trinke in einer Strandbar ein Bier. Irgendwie fühle ich mich danach so satt, dass ich beschließe auf dem Boot eine Kleinigkeit zu kochen. Neben der Bonita liegt zwischenzeitlich ein dänisches Boot mit einem Ehepaar an Bord. Auch mit ihnen komme ich ins Gespräch; insbesondere mit ihm, wir tauschen uns hinsichtlich unserer diversen Instandhaltungs- und Wartungsprojekte aus. Es stellt sich heraus, dass meine Liste deutlich kürzer ist als seine; da kann ich mich ja wirklich nicht beklagen.
Mein Körper scheint mittlerweile gegen die Hitze zu rebellieren: meine Nase ist dick und sie schmerzt, wohl irgendeine Art Entzündung, keine Ahnung.
Mittwoch, 14.8.
Morgens nach dem Frühstück geht es erstmal in die Wäscherei, Bettwäsche und Klamotten waschen. Danach Tagebuch schreiben und Motoröl nachfüllen. Leider wurde der noch am Montag prognostizierte schöne Wind für Donnerstag wieder einkassiert, es soll jetzt allenfalls wieder ein laues Lüftlein werden.
Donnerstag, 15.8.
Um sechs Uhr stehe ich auf und lege gegen 6:30 ab. Es geht heute über den Golf von Tarent rüber nach Santa Maria di Leuca, ca. 70 Sm. Vor dem Hafen verräume ich wieder Fender, Leinen und das Dinghi und gegen 7 Uhr kann ich auf Strecke gehen, unter Motor, klar. Es weht keinerlei Wind. Um 8 Uhr kommt er dann, endlich. Anfangs bis 15, 16kn. Nach drei Stunden noch 13-14kn. Gegen 14 Uhr ist er leider wieder nahezu eingeschlafen, noch 4-6kn. Ich motore die verbleibende Strecke bis Leuca und komme dort gegen 19:15 an. Vor der Stadt ist alles voller Boote und als ich einlaufbereit bin (Fender, etc.) fahren auch sie zurück in den Hafen. Der Marinero gibt mir über Funk zu verstehen, dass ich stand-by bleiben solle, da er momentan mit einem anderen Boot beschäftigt sei. Ich fahre langsam den Steg ab, an dem ich irgendwo anlegen soll. Irgendwann sieht er mich und gibt mir zu verstehen, ich solle zurückfahren. Na bravo, überall um mich herum sind diese kleinen Boote, teilweise feierlich geschmückt, die in den Hafen hinein und auch wieder hinaus fahren. Es geht zu wie in einem Bienenstock. Irgendwann dämmert es mir: heute ist Mariä Himmelfahrt, die Boote kommen alle von einer Seeprozession zurück. Ich wende das Boot und fahre „dank“ des 20m Wendekreises von Bonita ein Stück gegen die Fahrtrichtung zwischen den ankommenden Booten hindurch, bis ich wieder auf der rechten Seite des Fahrwassers bin. An meiner Anlegestelle biege ich scharf nach links ab, zurück ins Fahrwasser, um das Dinghi nach vorne zu holen und um rückwärts an die Pier fahren zu können. Ein Ausflugsdampfer mit Blaskapelle an Bord biegt haarscharf, keine 2m entfernt, neben mir ab, um in einen Seitenarm des Hafens einzufahren. Das war knapp. 5min später liege ich am Pier, endlich Ruhe. Schnell das Nötigste verräumen und dann duschen. Für einen Hafen mit 700 Booten gibt es zwei Duschen, unisex wohlgemerkt. Ich stelle mich also in die Schlange, aber es geht schnell, da die Duschtokens maximal 5min laufen. Danach gehe ich in ein Restaurant neben der Marina, ich habe mittlerweile einen Bärenhunger. Der Mittagssalat ist doch schon einige Stunden her. Anlässlich des heutigen Festtages gibt es ein Viergänge-Menü für 40 EUR incl. Wasser und Wein. Das ist fair, Fisch in verschiedenen Variationen, sehr lecker. Gegen 23 Uhr bin ich zurück am Boot, müde genug um sofort zu schlafen. Aber: Um 24 Uhr gibt es noch ein Feuerwerk an der Hafenmole, ca. 100m von meinem Liegeplatz entfernt und dazwischen nur Wasser. Poleposition also, das kann ich mir nicht entgehen lassen; schlafen könnte ich bei dem Krach sowieso nicht. Punkt Mitternacht geht es los, 20min lang. Ein bombastisches Feuerwerk, superschön anzuschauen. Danach schnell in die Koje, d.h. ins Cockpit, unten ist es viel zu heiß. Irgendwann ziehe ich dann doch um in mein Bett und schlafe bis viertel vor acht.
Freitag, 16.8.
Am späten Vormittag, gegen 10:30 lege ich ab Richtung Castro ab, etwa 20 Sm die Küste entlang nach Norden. An diesem Tag hat es einen sehr schönen NNO Wind mit 4-5 bft, mit etwas Glück kann ich vielleicht sogar segeln, wenn er nicht gerade platt auf die Nase bläst. Vor dem Hafen, bei Wind und auch etwas Welle, verräume ich Fender, Leinen und das Dinghi. Auch heute sind schon viele kleine Motorboote unterwegs, die mir alle weiträumig ausweichen, als sie sehen, dass ich mit Decksarbeit beschäftigt bin.
Leider bläst mir der Wind doch komplett auf die Nase. Ich segele erst ein paar Meilen nach Osten, um Höhe zu gewinnen. Der Wind hat auf 5bft aufgefrischt, auch die Welle hat mächtig zugelegt. Etwa 5 Sm vor der Küste wende ich, um Richtung Castro zu segeln. Leider kann ich die Höhe nicht halten und muss gegen das Festland abfallen. Um 14:00, nach der nächsten Wende, beschließe ich die Segel zu bergen und mit Maschine auf direktem Weg nach Castro zu fahren. Um viertel nach Vier fällt der Anker in der Bucht vor der Stadt. Das Wasser ist komplett ruhig, nur der Wind ist etwas zu spüren. Das ist ein guter Platz, um zu übernachten. Die Bucht ist bei meiner Ankunft voll mit Booten von Tagesausflüglern und badenden Menschen. Schnell springe ich auch in die Fluten, herrlich! Gegen Abend fahren alle wieder nach Hause, nur ca. eine Hand voll bleibt über Nacht.
Samstag, 17.8.
Ich stehe früh auf, um 7:15 geht der Anker hoch. Heute geht es nach Brindisi. Der Wind hat sich auf 3bft abgeschwächt und kommt jetzt aus NNW, leider wieder genau von vorne. Das wird mit Segeln leider auch heute nix, also erneut motoren. Zwischendurch, wenn der Wind mal seine Richtung etwas geändert hat, versuche ich es mit segeln. Das klappt allerdings immer nur für ein paar Minuten; auch die Stärke variiert sehr stark. Irgendwann gebe ich auf und überlasse das Feld meinem Yanmar. Gegen 18:45 und nicht ganz 60Sm mache ich in Brindisi fest. Die Hafenanlage besteht aus einem riesigen Vorhafen, bevor es dann in den eigentlichen Hafen hineingeht. Nach der mittelalterlichen Festung biege ich scharf rechts ab, Richtung Marina. Nach dem Anlegen komme ich gleich mit meinem Stegnachbar ins Gespräch. Er hat ebenfalls eine Najad, Bj. 2012, 57ft lang, ein wirklich großes Boot. Bei ihm ist noch ein Elektriker an Bord, den ich gleich anspreche, ob er mir bei dem Wackelkontakt an der Ampere-Anzeige helfen kann. Eine halbe Stunde später ist er an Bord, findet ruckzuck das unter der Isolierung gebrochene Kabel und lötet es wieder zusammen. Die Anzeige funktioniert wieder tadellos. Abends gehe ich im Hafenrestaurant essen, es ist brechend voll.
Sonntag, 18.8.
Nach dem Frühstück spritze ich das Boot ab. Die Salzkörnchen der letzten Tage hängen noch in jeder Ritze. Es ist schier unglaublich, um wieviel salziger das Mittelmeer gegenüber dem Atlantik ist. Anschließend fülle ich die Wassertanks noch auf und dann geht es auch schon weiter nach Monopoli, einer sehr schönen Kleinstadt, etwa 20Sm die Küste hoch nach Norden. Der NNO-Wind bläst schwach mit 2 bft, also motore ich wieder. Um halb acht mache ich an der öffentlichen Mole am Stadthafen fest. Man hat zwar keinen Strom oder Wasser hier (beides brauche ich i.M. auch nicht), dafür liegt man aber sehr geschützt mit tollem Blick auf die Altstadt. Hinter mir liegt ein Motorboot mit einer italienischen Großfamilie an Bord; sie beginnen gerade zu grillen, als sie sehen, dass ich neben ihnen festmachen möchte. Schnell gehen zwei Männer von Bord, um mir zu helfen. Einer ist Deutscher, der andere Italiener, er spricht fließend Deutsch mit leicht bayerischem Akzent. Es stellt sich heraus, dass er aus Monopoli stammt und seit mehr als 20 Jahren ein Restaurant in München besitzt. Als ich ihm erzähle, dass ich aus Landsberg komme, drückt er mir seine Visitenkarte in die Hand. Ich denke, ich werde ihm im Winter mal einen Besuch abstatten. Zudem schenkt er mir vier frisch gegrillte Riesengarnelen zum Abendessen, die sehr lecker schmecken.
Später telefoniere ich mit Yvonne. Während wir sprechen sagt sie plötzlich, dass gerade eine Mail von einer unbekannten Frau gekommen sei, mit dem Hinweis, dass ihr „Nigger Paul“ gegenüber sitzen würde und der mich morgen in Monopoli besuchen würde. Später am Abend laufe ich noch die Altstadt, die super touristisch ist, rappelvoll bis spät in die Nacht, aber auch wirklich sehr, sehr schön. Irgendwie erinnerst sie mich an Trogir. Gegen Mitternacht bin ich zurück am Boot und lege mich sofort schlafen, im Cockpit natürlich.
Montag, 19.8.
Und tatsächlich, um halb neun, ich mache gerade das Frühstück, klingelt mein Telefon, Nigger Paul alias Roli ist dran und frägt, wo er mich denn genau finden würde. Und um neun sitzen wir gemeinsam im Cockpit und trinken Kaffee miteinander. Was für ein schöner Überraschungsbesuch. Er sei gerade für ein paar Tage hier, um Freunde zu besuchen, die sich in einem Ort in der Nähe niedergelassen haben. Dabei hat er über Markus (Stangl), der mich über Vesselfinder trackt (danke Markus!) mitbekommen, dass ich hier bin und spontan beschlossen, vorbeizuschauen. Roli und ich sind uns schnell einig, dass dieser Besuch vermutlich nur geklappt hat, weil er ungeplant und spontan stattfindet, auf den Punkt planen kann man so etwas nur sehr schwer. Wir haben uns zwei Stunden gut über Gott und die Welt unterhalten und gehen dann wieder unsere Wege. Roli fährt zurück zu seinen Freunden, ich mache mich auf den Weg nach Bari.
Um halb eins lege ich ab und kann für etwa zweieinhalb Stunden den schönen SSO-Wind nutzen, der die Bonita mit 150° Einfall nur mit der Genua nach Norden schiebt. Gegen halb vier, es sind noch 1,5h bis Bari, zieht eine Gewitterfront über Bari von Westen kommend nach Osten raus aufs Meer. Zunächst freue ich mich insofern, als ich glaubte, das Gewitter wäre weit weg auf dem Meer bis ich in Bari ankomme. Nur kurze Zeit später aber sehe ich, dass sich die Front nicht weiter aufs Meer bewegt, sondern stehenbleibt und stattdessen nach Süden, mir entgegen, zieht. Jetzt bin ich gespannt, was da auf mich zukommt. Ich rolle die Genua ein und starte den Motor. Nachdem kurz zuvor ja die Bayesian, das Boot von Mike Lynch, vor Sizilien gesunken war, gehen mir die komischsten Gedanken durch den Kopf. Zum Ausweichen ist es zu spät, also dann eben mitten durch. Die ersten dunkelgrauen Wolken ziehen über mich hinweg. Sie hängen sehr tief, ich tauche förmlich unter ihnen hindurch. Alles gut soweit, kein Regen, kein Starkwind, alles unverändert. Plötzlich stoppt der Südwind, es ist für einige Minuten windstill. Dann, urplötzlich, bläst mir ein kalter Wind aus Nord entgegen, gefühlt mindestens 10° kühler als der Wind vorher. Die Stärke nimmt binnen Sekunden unglaublich zu, nach ein bis zwei Minuten bläst der Wind mit 44kn übers Wasser, überall Gischt, die Wellen bauen sich ruckzuck zu einer Höhe von 1,5-2m auf. Unglaublich, wie schnell das geht. Ein paar Minuten versuche ich dagegen anzufahren, Richtung Bari. Nachdem der starke Wind mir den Bug aber ständig entweder nach backbord oder nach steuerbord wegdrückt, und ich sowieso nur mit etwa 2kn Fahrt über Grund vorwärts komme, beschließe ich umzudrehen und vor Wind und Wellen abzulaufen. Ich setze die Kutterfock zu 50%, um das Boot besser vor dem Wind halten zu können. Nach etwa einer halben Stunde beruhigt sich der Wind auf ca. 20 kn. Ich drehe wieder um und motore Richtung Bari. Auch die Wellen beruhigen sich schnell wieder auf ca. 1m Höhe und ich komme gut voran. Um 17:45 komme ich im großen Vorhafen von Bari an. Jetzt bin ich in Sicherheit, keine Wellen mehr, das Gewitter ist auch nach Südosten weitergezogen, alles gut. 18:15 lege ich in der Marina in Bari an, wo man bereits auf mich wartet.
Leider berühre ich mit dem Heck einmal kurz die Beton-Pier und hole mir prompt zwei Schrammen bzw. Abplatzungen im Gelcod. Ich hatte für einen Moment nicht aufgepasst und die beiden Marineros, die mir beim Anlegen helfen, haben wohl auch geschlafen. Da ich mit dem Wind anlegte, drückte er mich schneller nach hinten, als ich das wahrnahm. Ärgerlich, aber reparabel. Kein großes Thema also. Nach dem Einchecken und einer Dusche gehe ich in einer kleinen Pizzeria in Hafennähe, die mir der Hafenmeister empfohlen hat, zum Abendessen. Drei ältere Herren, alle deutlich jenseits der siebzig, bedienen. Altersgerecht nehmen sie die Bestellung auf einem Stück Papier auf und gehen damit zum Kassierer, der sie dann in seinem Tablett elektronisch erfasst. Entsprechend lange dauert der ganze Bestellprozess; einige Gäste reagieren bereits ungehalten, weil sie schon (zu) lange auf Essen und Trinken warten. Ich bekam meine Bestellung ziemlich flott ausgeliefert.
Dienstag, 20.8.
Nach dem Frühstück befreie ich das Boot von seiner Salzkruste. Anschließend gehe ich in einen kleinen Supermarkt um die Ecke zum Einkaufen und treffe prompt „meine“ Bedienung von gestern Abend. Er erkennt mich sofort wieder und klopft mir fast väterlich auf die Schulter. Sehr nett! Mittags gibt es Avocado Creme auf frischem Brot, was immer sehr lecker schmeckt. Anschließend ein bisschen Tagebuch schreiben. Am späten Nachmittag gehe ich dann nochmals in einen größeren Supermarkt etwas weiter entfernt, um die Dinge noch zu kaufen, die ich heute Morgen nicht bekam. Da die Altstadt doch einige Kilometer vom Boot weg ist, beschließe ich nach dem Einkauf auf dem Boot zu bleiben und dort zu kochen. Tomaten mit Mozzarella als Antipasti, anschließend Bolognese mit Fusilli, dazu ein gutes Glas Wein. Besser wäre es im Restaurant auch nicht gewesen. Nach dem Abspülen bereite ich kurz den nächsten Tag vor: Wetterbericht einholen und Kurs abstecken.
Mittwoch, 21.8.
Ich stehe um sieben Uhr auf, frühstücke und mache das Boot zum Ablegen klar. Nach längerer Zeit prüfe ich mal wieder den Keilriemen vom Motor, der sitzt mittlerweile etwas locker und müsste bei nächster Gelegenheit nachgespannt werden. Um 9:00 Uhr lege ich hab, gegen halb zehn kann ich auf Strecke gehen. Etwa fünf Meilen kann ich tatsächlich segeln, dann schwächt sich der Wind wieder ab, die verbleibenden 40Sm bis in die Cala del Fico an der Südküste des Gargano, muss ich wieder motoren. Dort komme ich um 19:20 an und lasse den Anker fallen. Es liegt nur ein weiteres Boot in dieser malerischen Bucht, in der die bewaldeten weißen Felsen geschätzte 30-50m hoch senkrecht ins Meer abfallen. Direkt darunter kleine Sandstrände.
Als der Motor endlich aus ist, genieße ich die Ruhe an Bord mit einem kühlen Anlegeschluck und anschließender ausgedehnter Brotzeit. Ich dusche mich noch mit der Heckdusche ab, Baden wird auf morgen verschoben. Ich schreibe Alexander noch eine WhattsApp-Nachricht. Yvonne rief mir vor einiger Zeit zu, dass er und Toni am Gargano Campingurlaub machen wollen, ungefähr zu der Zeit, in der ich auch da bin. Ich frage ihn also, ob sie denn noch da wären. Kurze Zeit später schreibt er mir zurück, dass sie heute am späten Nachmittag angekommen seien. Ist das nicht schon wieder ein super toller Zufall. Wir verabreden uns für den nächsten Tag im Hafen.
Donnerstag, 22.8.
Nach einem ausgedehnten Frühstück und Baden im Meer mache ich mich auf den Weg nach Vieste. Die Strecke ist sehr kurz, nur etwa 12 Sm. Um 11 Uhr hole ich den Anker auf und fahre sehr nahe an der Küste entlang. Die weiße Felsküste zieht sich fast bis Vieste hoch, zwischendurch unterbrochen von malerischen Buchten mit Sandstränden. In den Felswänden sind alle paar Meter mehr oder weniger tiefe Grotten oder sogar Höhlen eingeschnitten, in die man mit dem Dinghi, dem Sup, oder teilweise sogar mit großen Ausflugsbooten hineinfahren kann. Die Gegend ist wirklich sehr schön. Ich kann mir gut vorstellen, hierher irgendwann für 1-2 Wochen wieder zurückzukommen.
Um 14 Uhr lege ich in einer der kleinen Marinas in Vieste an. Der Hafen liegt direkt vor der Altstadt, die etwa 5min zu Fuß entfernt ist. Ich besorge noch etwas Wein für heute Abend. Nadine, Markus und ihre Jungs sind auch auf dem Campingplatz. Sie haben vier Fische gekauft, die sie heute Abend grillen wollen und haben mich dazu eingeladen. Gegen 18:00 kommen Toni, Ale, Markus und Simon mich abholen. Wir verbringen einen sehr netten Grillabend auf ihrem Stellplatz. Da Alexander sein Feuerwehrauto (der rote Tesla von seinem Papa), morgen nicht braucht, kann ich damit am späten Abend zurück nach Vieste fahren. Wir verabreden uns für den späten Nachmittag morgen wieder am Campingplatz.
Freitag, 23.8.
Vormittags laufe ich in die Stadt zu einem Bootsausrüster ca. 300m entfernt in der Hoffnung, dass der ein Additiv gegen Dieselpest hat. Beim letzten Tanken habe ich meinen Vorrat aufgebraucht und suche jetzt wieder vorbeugenden Nachschub. Leider ohne Erfolg. Auch der Autozubehörhändler, bei dem ich nachmittags vorbeischaue, hat leider nichts vorrätig. Dann werde ich eben später in Dubrovnik nochmal auf die Suche gehen. Gegen 16:00 mache ich mich wieder auf den Weg zum Campingplatz, ca. 20min mit dem Auto die Küste entlang nach NW. Wir gehen dort erstmal Klippenspringen in der Nähe eines verfallenen Trabucco (uralte Angelkonstruktion zum Auslegen und Einholen von Fischnetzen direkt an der Küste) , was richtig Spaß macht. Auch Jakob, der mittlere von den drei Jungs, springt ohne Probleme aus 7m Höhe ins Meer. Da hat seine Mama schon mehr „Startschwierigkeiten“, die es aber dann auch noch mehrmals aus 3m Höhe gut packt. An all dem hat Moritz überhaupt kein Interesse, er sitzt zwischen den Felsen und liest. Simon, der Jüngste, hadert noch mit sich. Er hat erst vor kurzem sein Seepferdchen gemacht, nächstes Jahr aber auf jeden Fall.
Anschließend fahren wir nach Peschici zum Abendessen. Wir laufen erst noch eine Weile durch die Gassen, dieses sehr malerischen alten Städtchens, das samt alter Festung an der Steilküste klebt: enge Gassen mit unendlich vielen kleinen Treppen, ziehen sich durch den ganzen Ort. Quasi in jedem Haus entweder ein Restaurant, eine Bar oder ein Souvenirshop. Die Stadt ist brechendvoll mit Touristen. Wir essen zunächst Panzerotti, mit Mozzarella und Tomatensoße gefüllte Teigtaschen, eine typische Spezialität aus Apulien. Anschließend noch in die Eisdiele. Hier gibt es erstmal Eis für die kleinen und die großen Jungs und anschließend noch eine Wurst- und Käseplatte, dazu Aperol Spritz. So fühlt sich Urlaub in Italien an, herrlich!
Spätabends fahren mich Toni und Ale zurück nach Vieste. Es war ein wunderbarer Tag!