Bilderbuchlandschaft, aber raues Wetter…

Sonntagmorgen genossen wir ein letztes gemeinsames Frühstück zu viert in einer Bäckerei um die Ecke (natürlich mit Pain au chocolat). Jörg haben wir anschließend mit unserem tags zuvor angemieteten Auto pünktlich zum Bahnhof gebracht, sodass er seine Heimreise antreten konnte. Er kam auch gut zuhause an, wenngleich die Fahrt deutlich länger als vorgesehen gedauert hat. Und dieses Mal lag es wohl nicht nur an der Deutschen Bahn.

Wir sind unmittelbar anschließend raus an die Küste westlich von Brest und ein Stück nach Norden gefahren. Die Küstenlandschaft ist wirklich sehr, sehr schön. Schroffe Felsküsten und riesige Strände wechseln sich regelmäßg ab. Dazwischen immer wieder kleine, malerische Küstenorte mit netten Häfen. Auf dem Heimweg deckten wir uns mit Käse und Wein ein und ließen den Tag mit einem leckeren, gemütlichen Abendessen auf dem Boot ausklingen.

Der Montag begann leider mit einem kleinen Schrecken. Die Batterien hatten sich über Nacht stark erhitzt. Wir koppelten sofort den Landstrom ab und schalteten alle größeren Verbraucher aus, um sie abkühlen zu lassen. Nach einigen Stunden führten wir einen Belastungstest durch, der keinerlei Auffälligkeiten zeigte. Auf allen Batterien lag die notwendige Spannung an. Wir entschieden uns, die Batterien weiter abkühlen zu lassen und sie erst am nächsten Tag wieder aufzuladen. Das hat dann auch reibungslos funktioniert. Warum sich die Batterien so erhitzten, können wir uns allerdings immer noch nicht wirklich erklären. Vielleicht doch eine defekte Batterie oder eine Fehlfunktion des Wechselrichters. Wir werden die Sache weiter im Auge behalten.

Nachmittags arbeiteten Florian und ich an unserer Passagenplanung über die Biskaya. Beginnend Dienstagabend bis Mittwochabend wird über die Biskaya ein Sturmtief mit bis zu 90 km/h ziehen. In der Nacht auf Donnerstag soll sich das ganze beruhigen auf Windstärken um die 30-35 km/h. Der Wind soll zudem von West auf Nordwest drehen, sodass wir ab Donnerstag einen schönen Wind hätten, um nach Süden zu segeln. Für uns schwer einschätzbar ist die Welle, die nach so einem Starkwind noch vorhanden sein wird. Die Wellen werden uns insbesondere treffen, solange wir uns hinter dem Kontinentalschelf ca. 150km vor der französischen Küste befinden. Der Meeresboden steigt dort von ca. 2000m und mehr auf unter 200m Tiefe an. Bei starkem Westwind baut sich deshalb eine unangenehme Welle auf. Wir holten uns dazu professionellen Rat eines deutschen Wetterservices, der uns riet, bereits am Donnerstagvormittag zu starten, da sich die Welle bis dahin auf ein „erträgliches“ Maß von 3-4m Höhe beruhigt haben würde. Mit diesem frühen Start könnten wir in der Folge südlich genug kommen, um den einsetzenden Nordostwind vor der Küste Spaniens am Freitag und Samstag zu nutzen. Wir haben jetzt also einen Plan: Start am Donnerstag zwischen 8 und 10 Uhr. Hoffen wir, dass sich das Wetter zumindest einigermaßen an den Wetterbericht hält.

Am gestrigen Dienstag fuhren wir mit unserem Auto nach Le Guilvinec, dem Fischereizentrum in der Bretagne, etwa 100km südlich von Brest. Es gibt ein Museum im Ort, in dem ausführlich über den Fischfang vor der Küste informiert wird. War unerwartet interessant und sehr informativ. Wir fanden auch ein Restaurant mit Fish&Chips auf französische Art (Kabeljau mit hauchdünner Panade und Fritten aus Süßkartoffel), sehr lecker.

Gestern gelang es uns auch endlich eine frische Gasflasche zu kaufen. Die französischen Flaschen sind flacher, dafür aber etwas größer im Durchmesser als die deutschen Flaschen. Keine wollte in den dafür vorgesehenen Platz im Ankerkasten passen. Also erstanden wir doch wieder eine Campingazflasche mit 2,7kg Inhalt. Die werden wir jetzt mit Plastikflaschen unterfüttert in einen Eimer stellen, damit sie die nötige Höhe für den vorhandenen Gasanschluss bekommt. Ich hoffe sehr, dass wir in Spanien passendere Flaschen finden werden.

Am späten Nachmittag gaben wir das Auto wieder am Flughafen zurück. Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass es, kurz nachdem wir aus dem Auto ausgestiegen waren, natürlich wieder ordentlich zu regnen begann. Die 30 minütige Fahrt in der Straßenbahn bot uns eine gewisse Chance, nach dem Aussteigen trocken zum Boot laufen zu können. Hat leider nicht geklappt. Wie gut, dass wir eine Heizung an Bord haben: heute morgen war alles wieder trocken…

2 Gedanken zu „Bilderbuchlandschaft, aber raues Wetter…“

  1. Hallo Alfons,
    die Strecke über die Biscaya wird hoffentlich nicht allzu holprig und dürfte schon mal eher einen Vorgeschmack auf die so richtig offene See geben.
    Und natürlich passiert immer etwas Unerwartetes. Da hilft dann nur Improvisieren.
    In Santiago de Compostella könnt Ihr ja dann auch noch um göttlichen Beistand anfragen.
    Wenn ich mir die Wetterberichte der letzten Wochen angesehen habe und auch den heutigen, wird es am Atlantik wahrscheinlich auch nicht trockener werden. Zumindest die Temperaturen sind noch auszuhalten, aber fühlen sich auf See mit viel Windchill sicher etwas unangenehmer an. Da hilft dann ein starker Grog!
    Noch viel Spaß und Mast- und Schotbruch!
    Viele Grüße
    Alois

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  2. lieber Alfons & Crew
    schön dass du uns alle weiter auf dem Laufenden hälst!
    Ich habe mit eurer Berichterstattung gelernt, dass es beim Segeln vor allem auch um Fehlersuche und Reparaturen geht.
    Die Ersatzteilbeschaffung wird euch auch weiterhin viele interkulturelle Begegnungen bescheren. Schön wenn ihr, egal wo, auf Hilfsbereitschaft und auch kreative Lösungen trefft.
    Dafür und natürlich auch für die Navigation weiterhin viel Erfolg & Freude!

    Liebe Grüße von Meike

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