Gestern am späten Vormittag fuhren wir mit Bus und Hoovercraft nach Portsmouth, um uns die Historic Docks anzuschauen. Insbesondere hat es uns die Victory angetan, Nelsons Flaggschiff bei Trafalgar. Das Schiff ist momentan mehr oder weniger komplett eingehaust, nur Bug und Heck schauen heraus. Alle Planken wurden abmontiert und werden über die nächsten Jahre ersetzt. Das Innere des Schiffes ist über alle Decks komplett begehbar und auf jedem Deck gibt es Museumsmitarbeiter, die einem Fragen beantworten und besondere Geschichten zum Schiff und seiner Mannschaft parat haben. Kaum vorstellbar z.B., dass auf 65m Länge und vier Decks über 820 Menschen gelebt haben.
Nachdem wir auf diesem Schiff deutlich mehr Zeit verbrachten als gedacht, mussten wir bei den anderen historischen Schiffen, der Mary Rose (im Solent in 1545 bei einer Seeschlacht gegen die Franzosen gesunken; 1982 gehoben und restauriert) und der HMS Warrior (gepanzertes Kriegsschiff aus dem Jahr 1859) ordentlich Gas geben, da das Museum um 17:00 schließt. Wieder um einiges Wissen reicher, genossen wir die Rückfahrt mit der Hoovercraft zurück auf die Insel ganz besonders, da wir die zwei einzigen Passagiere waren.
Heute Vormittag standen zunächst wieder einige organisatorische Dinge auf dem Programm. Nachdem sich der Wind einigermaßen beruhigt hatte, rollten wir die Genua aus, um sie im Wind flattern zu lassen und so etwas zu trocknen. Wir mussten sie am Freitag ja komplett durchnässt einrollen, als wir im Hafen anlegten. Ein Regenschauer buchstäblich aus heiterem Himmel allerdings zwang uns die Übung zweimal machen. Englisches Wetter halt! Morgen, bei hoffentlich noch weniger Wind, werden wir das mit dem Großsegel wiederholen. Zwischendurch habe ich noch bei einem Yanmar-Händler vorbeigeschaut und zwei Keilriemen für die Lichtmaschine erstanden; die werde ich morgen Vormittag einbauen. Am späten Vormittag dann verlegten wir Bonita noch an einen anderen Liegeplatz, da der bisherige ab dem Nachmittag für ein anderes Schiff vorgesehen war.
Gegen Mittag konnten wir uns dann endlich loseisen, um mit dem Bus zu einer Autovermietung zu fahren, bei der wir vorher ein Auto reserviert hatten. Damit sind wir bis in den frühen Abend über die Insel gefahren und haben uns zumindest einige Sehenswürdigkeiten ansehen können. Besonders beeindruckt, weil landschaftlich einfach sehr schön, hat uns ein Naturschutzgebiet im Nordwesten sowie die Needles, eine Felsengruppe an der Westküste. Auch die Südküste hat ihre pittoresken Stellen. Deutlich weniger spannend sind allerdings die Orte auf der Insel, egal ob an der Küste oder im Landesinneren. Irgendwie scheinen sie alle in den 1970ern oder 1980ern steckengeblieben zu sein. Die privaten Häuser und Gärten sind meist gut in Schuss gehalten und sehr liebevoll gepflegt, die Ortskerne allerdings oft in einem eher desolaten Zustand: haufenweise leerstehende Geschäfte und stark renovierungsbedürftige Häuser.
Gegen 1830 waren wir zurück in Cowes und nach einem kurzen Abstecher im Supermarkt auch schnell wieder auf dem Schiff, an dem bereits zwei weitere Schiffe im Päckchen festgemacht hatten.
Morgen Mittag geht es weiter nach Southampton, eine kurze Fahrt über den Solent, wo wir dann abends hoffentlich zwei neue Crewmitglieder begrüßen können.




Lieber Alfons,
die Historic Docks sind wirklich sehenswert!
Euch genügend Föhn-Ersatz für die Trocknung der Segel 🙂
Schöne Grüße
Claudia und Martin