Die Zeit in Brighton verging dann doch wieder deutlich schneller als gedacht. Den ersten Tag nutzten wir, um uns die Stadt näher anzuschauen. In ca. 30 min sind wir gemütlich von der Marina Richtung Altstadt und Pier gelaufen. Die quirlige Stadt mit zumindest auf den ersten Blick schmucken alten Gebäuden im kleinen Altstadtkern quillt über mit Touristen aus allen Herren Länder. Die Pier war auch hier ebenso schnell abgehakt wie in Eastbourne: insgesamt etwas besser in Schuss, aber dennoch in ziemlich marodem Zustand. Die Casinos darauf mit ihren „einarmigen Banditen“ und anderen mehr oder weniger sinnvollen Spielautomaten waren gut besucht, vermittelten trotzdem aber ein eher trostloses Bild. Nach Tee mit Scones in einer schönen Parkanlage sind wir dann auch wieder zügig zurück zum Boot, denn es wartete Arbeit auf uns, die uns den Rest des ersten und die Hälfte des zweiten Tages beschäftigten sollte.
Auf unserem Am-Wind-Kurs von Eastbourne nach Brighton hatte sich etwas Wasser in der Bilge angesammelt. Bei diesem Kurs überspülen Wellen mehr oder weniger permanent das Boot; ein paar Liter davon laufen dort, wo der Mast in den Rumpf gesteckt ist, in den Schiffskeller, die Bilge. Hier wird es dann mit einer Pumpe auch wieder nach draußen weggepumpt. Da die Bilgepumpe zwar lief, aber kein Wasser abpumpte, dachten wir zuerst, sie sei defekt. Ein Aus- und wieder Zusammenbau führte aber zu keinem besseren Ergebnis. Also suchten wir den Fehler weiter vorne in der Fehlerkette und wurden schließlich beim Ansaugschlauch in der Bilge fündig: der Filter hatte sich verstopft. Nachdem Dieter den Filter gereinigt und ich die letzte Undichtigkeit in der Pumpe behoben hatte, macht sie jetzt wieder tadellos ihre Arbeit.
Ursprünglich wollte ich gestern von Brighton nach Bembridge weitersegeln, einem kleinen Ort an der Westküste der Isle of Wight. Im Laufe der weiteren Planung stellte sich aber heraus, dass der Hafen für unsere Bonita nicht geeignet ist, da die Zufahrt dorthin zu flach ist und der Hafen stellenweise bei Ebbe sogar trocken fällt. Also Plan B: nach Portsmouth. Dort waren für dieses Wochenende leider alle Plätze in allen Marinas komplett ausgebucht. Am 22.7. startet das berühmte Fastnet Rennen, eine Regatta vom Solent um den Fastnet-Felsen kurz vor der irischen Küste und wieder zurück nach Plymouth. Bereits eine Woche vorher laufen die teilnehmenden Boote in den umliegenden Marinas ein, um sich auf das Spektakel vorzubereiten. Nachdem ich sieben Marinas durchtelefoniert hatte, ergatterten wir schlussendlich noch einen Platz in einer kleinen Marina in Cowes, an der Nordküste von Wight.
Die gestrige Überfahrt von Brighton nach Cowes werden sicherlich nur Segler als tollen Segeltag bezeichnen. Wir hatten mit bis zu 7 bft ordentlich Wind von hinten, der uns trotz gut 1m Welle mit über 9kn vor sich herschob. Da wir die Segelfläche deutlich reduziert hatten, fuhr das Boot sehr aufrecht und ließ sich wunderbar durch die Wellen steuern. Das ganze wurde begleitet von Regenschauern alle paar Minuten bis hin zu heftigem Dauerregen die letzten zwei Stunden. Also vermutlich nicht jedermanns Sache. Dieter und ich fanden es aber richtig gut, hat Spaß gemacht. Der Anlegeschluck schmeckt nach so einem Trip ganz besonders gut.
Seit gestern 16 Uhr liegen wir nun in Cowes und werden hier das Wochenende verbringen. Heute pfeift der Wind mit bis zu 8bft aus SW übers Wasser, bei bis zu 3m Welle. Da muss man nicht unbedingt draußen unterwegs sein, wenn es Alternativen gibt. Gestern Abend trafen wir uns noch mit Florian, seiner Frau Daniela und ihrem Skipper Bernd zum Abendessen. Die drei wollen morgen nach Alderney und zurück segeln, bevor Florian dann am Dienstag zu uns an Bord kommt. Wir drücken den dreien die Daumen, dass der Wind nachlässt und der Törn auch stattfinden kann.
Dieter und ich werden uns morgen Portsmouth anschauen und am Montag mit dem Mietauto über die Insel düsen. Wir sind gespannt, was es alles zu sehen und zu erleben gibt.


