Heute früh Punkt acht verließen wir die Marina in Dünkirchen. Uns erwarteten nahezu perfekte Segelverhältnisse – zumindest bis Mittags. Mit Wind aus Südost mit 4 Bft konnten wir wunderbar Richtung Calais segeln. Da wir nahe an der Küste fuhren, gab es kaum Welle und die vier Windstärken aus ca. 90° bliesen uns ganz ruhig mit bis zu 9,8 kn Fahrt voran!! Damit waren wir viel schneller, als Alfons´ Törnplanung vorgesehen hatte. Er musste die Einreisezeit nach Großbritannien korrigieren. Die UK Border Control (Grenzbehörden) wollte nämlich vorab einen Reiseplan: wann wir wo losfahren und wann und wo wir ankommen/ einreisen wollen. Plus persönliche Daten und Passnummern der Crew. Dabei gibt man ein Einreisefenster von 2 Stunden an und das musste Alfons dann nach vorne verlegen, weil wir so schnell waren 🙂 Leider schlief dieser tolle Wind gegen 11:00 Uhr komplett ein und wir mussten den Motor anlassen.
Kurz vor halb zwölf bogen wir auf der Höhe von Calais rechts ab, um das Fahrwasser/ Verkehrstrennungsgebiet im Ärmelkanal zu durchqueren. Das ist quasi die „Autobahn“ auf der alle Frachtschiffe im Ärmelkanal unterwegs sind. Dieses Verkehrstrennungsgebiet muss man genau im rechten Winkel queren, damit für alle eindeutig sichtbar ist, dass man quert. Und ansonsten muss man halt schauen, wie man sich zwischen den dicken Pötten durchlaviert. Aber diese Überquerung, über die wir uns im Vorfeld ja so manche Gedanken gemacht haben und zu der in den letzten Tagen auch schon sorgenvolle Fotos von Freunden (Sturm im Ärmelkanal, hohe Wellen, Brandung usw.) eingetroffen sind, war völlig unspektakulär. Zum Glück! Da wir wirklich null bis maximal eine Windstärke hatten, gab es kaum Welle und wir sind sowieso alles motort. Auch die dicken Frachter gingen gut vor oder hinter uns durch. Kurz vor Dover mussten wir uns drei Mal (!) per Funk bei der Port Control (Hafenkontrolle) anmelden und die Freigabe für die Einfahrt geben lassen. Alles ein bisschen umständlicher hier…
Aber um kurz nach 13.00 Uhr lokaler Zeit (14.00 Uhr unserer Sommerzeit) waren wir in der Marina in Dover. Die Marina ist nagelneu, wurde am 1. April eröffnet und damit ist hier alles sehr sauber, neu und schön gestaltet. Die Marina ist umgeben von Felsen mit Burgen darauf. Ach England ❤️❤️ Und wie schön, dass der Hafen etwas Landschaft im Hintergrund hat 😉 Ist ja alles Geschmackssache, aber mir waren die Niederlande und Belgien definitiv zu flach!
Wir checkten beim Hafenbüro ein und erwarteten, dass jemand von der Grenzbehörde kommt und unsere Pässe sehen will. Aber eine Nachfrage der Hafenmeisterin bei der Border Control ergab, dass das „schon passt“. Auch schön!
Nachmittags spazierten wir in die Stadt und kauften nach längerer Suche ein Anschlussstück für den Wasserschlauch (unseres das auf dem Schiff war, ist unerklärlicherweise nicht mehr da). Zurück im Hafen konnte ich auf dem Steg Pilates machen und Alfons vertiefte sich in Bedienungsanleitungen. Dann haben wir noch gekocht, eine Flasche Wein aufgemacht, Reisetagebuch geschrieben und den Abend ausklingen lassen.
Übrigens hat uns gestern in Dünkirchen am Steg ein junger Mann angesprochen, von welcher Marina in Großenbrode wir denn kämen. Es stellte sich heraus, dass sie auch aus Großenbrode kommen, zwei Tage vor uns aufgebrochen sind und ebenfalls auf die Kanaren und dann über den Atlantik wollen. Mal sehen, ob Alfons deren Boot „Jöke“ mal irgendwo wieder trifft.



