Bordalltag!

Seit der Abreise von Yvonne, Philip, Wowe und Dieter ist es ruhig geworden auf dem Boot. Das erste Mal seit vier Monaten bin ich nun alleine auf dem Boot. Ein wenig komisch fühlt es sich schon an, völlig ungewohnt. Danke an Euch alle, dass Ihr mit an Bord wart und ein Stück mitgesegelt seid. Nachdem auch Dieter am späten Vormittag zu seiner Fähre gegangen war, bin ich rüber ins Hafenbüro, um nach einem Bootsausrüster zu fragen. Tatsächlich gibt es hier in San Sebastian einen, zwar mit kleinem Sortiment, weil in erster Linie aufs Angeln spezialisiert, aber immerhin. Ich bin schon seit längerem auf der Suche nach Ruckdämpfern. Das sind ca. 50cm lange Gummiwürste, um die man die Anlegeleinen wickelt. Kommt Zug auf die Leine, dehnt sich der Gummi aus, der Ruck wird abgemildert. Entweder es gab sie bislang nicht in meiner Leinendicke, oder sie waren sündhaft teuer. 84€ pro Stück finde ich fast schon unanständig. Wenn die Fähren hier im Hafen etwas zu früh Gas geben, entsteht ein richtig unangenehmer Schwell, der das Boot richtig hart in die Leine rucken lässt. Wowe wäre letzten Montag beinahe aus seiner Koje gefallen.

Aber vor dem (Shopping-) Vergnügen kommt bekanntlich erst die Arbeit: und das war in meinem Fall nochmal Wäsche waschen. Zwei Maschinen voll mit Bettwäsche. Und obwohl ich schon den superpronto-Waschgang gewählt hatte, waren zwei Stunden rum wie nix, incl. 1x Trockner. Die Waschzeit nutzte ich mit Abspülen und Haken ankleben in unserem Topfschrank. Zwischen die Haken spannte ich am nächsten Tag Gummiseile, in die man nun die Topfdeckel stecken kann, so dass sich nicht mehr herumkullern. Kaum haben wir das Boot fünf Jahre, ist auch dieses Problem(chen) gelöst.

Nachdem die Wäsche verräumt war, bin ich los um Lebensmittel zu bunkern. Kaum war ich aus dem Hafen raus, rief Dieter an: sein Flug wurde wegen eines Bombenalarms am Baseler Flughafen gestrichen. Er hatte sich entschieden zurückzukommen und in Ruhe nach einem neuen Flug zu suchen. Die Hilfestellung von Easy Jet war wohl sehr überschaubar, und das ist sehr sehr vorsichtig ausgedrückt. Ich fand es wirklich sehr schön, dass er sich entschieden hatte, nochmal den langen Weg mit der Fähre zurückzulegen und in seiner engen Koje zu schlafen, statt ein kingsize bed im Hotel zu buchen.

Gott sei Dank ist der kleine Spar-Supermarkt nur 500m vom Hafen entfernt, so dass sich die Schlepperei nicht allzu lange hinzog. Anschließend bin ich nochmals los, um zu besagtem Bootsausrüster zu gehen, der, oh Wunder, tatsächlich zwei Dämpfer in der richtigen Größe und zu einem vernünftigen Preis auf Lager hatte. Gerne hätte ich mehr mitgenommen, aber leider gabs eben nur zwei. Zurück am Boot begann ich sofort einen davon in der Bugleine festzumachen. Mein Gott, was für ein elendes Gefummel. Musste das Ende der Leine erst mal vorbereiten, sprich das verfranste Ende abschneiden und neu verkleben, damit ich es durch die engen Öffnungen des Ruckdämpfers drücken konnte. Am Ende siegte die menschliche Geduld über die schiere Sperrigkeit von Gummi und Polyester. Kurz bevor Dieters Fähre ankam, war ich fertig. Wir gingen gleich um die Ecke essen und verbrachten nochmal einen schönen Abend gemeinsam. Am nächsten Morgen um halb sieben musste er bereits wieder zur Fähre. Dieses Mal hat alles geklappt, die Flieger gingen pünktlich raus.

Ich habe mich natürlich nochmal in die Koje gehauen und tatsächlich bis 10 Uhr geschlafen. Für den Tag hatte ich mir nur ein paar organisatorische Dinge vorgenommen, insofern war es ok, so spät aufzustehen. U.a. habe ich ein Sonnensegel gegoogelt, das ich für die Karibik gerne hätte. Unser Bimini ist mit 2×1,5m entschieden zu klein. Hab jetzt eins gefunden mit 3,6×4,2m, das ich über den Großbaum legen kann. Damit sollten wir im Hafen genug Schatten haben. Habe mit der Werft in Großenbrode telefoniert und ein paar Ersatzteile bestellt, die sie mir nach Hause schicken werden. Im November werde ich sie dann mit nach La Palma nehmen. Den zweiten Ruckdämpfer habe ich auch noch eingefädelt. Gott sei Dank hat die Lernkurve funktioniert, es ging jetzt schon deutlich schneller. Mit Yvonne telefonierte ich ebenfalls ein paar Mal schon morgens während dem Frühstück wegen notwendiger updates zur Krankenversicherung. Und so verging auch dieser Tag sehr flott und ehe ich mich versah, war es dunkel. Die Sonne geht jetzt um halb acht unter und da wir ja doch vglw. nah am Äquator sind, ist die Dämmerung recht kurz, nach ca. 15-20 Minuten ist es dunkel.

I.R. der Fiestas Lustrales gab es gestern Abend noch ein kleines Konzert. In einer Art offenem Bierzelt spielte eine Liveband ziemlich schnullzige spanische Songs. Der abendliche Höhepunkt war der Auftritt von Shaila Dúlces, einer wohl bekannten spanischen Schauspielerin und Sängerin. Die Massen lagen ihr zu Füssen, mein Fall war es allerdings nicht, weshalb ich mich nach 15min wieder aufs Boot zurückzog.

Heute stand aufräumen und putzen auf dem Programm. Nach dem Frühstück um zehn hielt ich aber erst mal noch ein kleines Schwätzchen mit meinem englischen Nachbarn. Peter ist heute Richtung Teneriffa ausgelaufen. Von dort wird er sich am 15.11. zu den Kapverden auf den Weg machen und dann weiter nach Barbados, wo er Anfang Dezember ankommen will. Nachdem wir ca. eine Woche später auf Martinique ankommen werden (hoffentlich!), haben wir die Möglichkeit uns irgendwo zu treffen, nicht ausgeschlossen. Mal schauen. Wir werden uns gegenseitig über AIS suchen.

Habe heute die Leinen vom Parasailor abmontiert, da ich sie die nächsten vier Wochen sicher nicht benötigen werde. Außerdem reinigte ich die Steuerbord-Backskiste, wusch einige Leinen, um sie vom Salz zu befreien. Den in der Backbord-Backskiste schlummernden Rettungsring habe ich ebenfalls auseinander genommen und gereinigt. Morgen werde ich ihn an die Reling hängen.

Und dann habe ich auch noch meine Gasflaschen vermessen. Gas ist tatsächlich ein Thema für sich. Bislang nie erwähnt, da ziemlich unsexy. Aber ohne Gas kein gekochtes Frühstücksei und kein gebratenes Schnitzel. Dieses Frühjahr hatte ich noch in Großenbrode die Plattform, auf der die Gasflasche im Ankerkasten steht, absenken lassen, um größere als die bislang 3kg Campingaz-Flaschen aufnehmen zu können. Aus Deutschland habe zwei 5kg Flaschen dabei, die da jetzt wunderbar reinpassen. Leider aber sind die nationalen Flaschen in Holland, Belgien, Frankreich, GB, Portugal, Spanien allesamt in einem Format, das nicht durch die Luke im Ankerkasten passt. Gott sei Dank konnte ich eine meiner deutschen 5kg-Flaschen in Madeira auffüllen lassen. Ansonsten gibt es nur die Campingaz-Flaschen. Die scheinen sich als europäischer Standard durchgesetzt zu haben und man bekommt sie praktisch überall. Immerhin! Stand heute habe ich 11kg Gas gebunkert. Das müsste mich auf jeden Fall über den Atlantik und ein gutes Stück durch die Karibik bringen. Vielleicht kann ich die 5kg Flaschen auch nochmal irgendwo füllen. Dann sollte es auf jeden Fall auch wieder zurück reichen. Und warum habe ich jetzt die Flaschen vermessen? Ich brauche einen Sockel für die Campingaz-Flaschen, da sie ca. 20cm niedriger sind als die 5kg-Flaschen. Ohne Sockel kann ich sie nicht anschließen. Werde mir einen Ring aus 20cm hohem Stahlblech bauen, der genau unter die Campingaz-Flasche passt. Wenn möglich noch hier auf La Gomera, ansonsten, wenn ich in Deutschland bin.

Heute endeten hier in San Sebastian auch die Fiestas Lustrales 2023 zu Ehren der Jungfrau von Guadelupe. Am Nachmittag wurde die Statue auf einem Fischkutter, der direkt neben unserem Liegeplatz geschmückt wurde, ins Valle Gran Rey verbracht. Die Festlichkeiten gehen dort kommende Woche weiter.

Schreibe einen Kommentar