Überfahrt nach Teneriffa

Dienstag um acht Uhr legten wir ab. Angesagt waren Winde aus Süd (ziemlich ungünstig) bis Ost (schon besser). Verschiedene Wettermodelle hatten verschiedene Windrichtungen angesagt…Tatsächlich mussten wir die erste Stunde motoren, weil der Wind zu schwach war. Aber dann setzte Wind mit 3-4 Bft aus Südost ein. Wir segelten mit ca 30 ° hart am Wind, aber da die Wellen nicht hoch waren, lief die Bonita relativ ruhig und musste nicht so hart durchs Wasser stampfen. Dieser Südostwind blieb uns zwei Tage lang erhalten, gegen Ende drehte er praktischerweise immer weiter nach Ost, so dass wir gut um die Ostecke von Teneriffa herumkamen. Teneriffa empfing uns dann mit einer totalen Flaute, so dass wir die letzten 10 Seemeilen unter Motor zurücklegten. Jetzt liegen wir in der Marina in Radazul. Das ist etwas südlich von Santa Cruz de Tenerife, der Inselhauptstadt. In der dortigen Marina war kein Platz mehr frei (die ARC lässt grüßen).

Wie Alfons schon über die Fahrt von Cadiz nach Madeira geschrieben hat, verliefen die beiden Tage und Nächte als Wechsel von Wache, Schlafen und Essen. Durch den Am-Wind-Kurs krängte die Bonita nach Steuerbord (das heißt, das Boot hing die ganze Zeit nach rechts) und natürlich tauchte sie immer wieder in Wellen ein und kam wieder raus. Das Leben fand hier also auf einer permanenten schiefen Ebene statt, die außerdem noch nach rechts und links, nach vorne und hinten kippt. Man muss sich bei jedem Gang über und unter Deck festhalten, irgendwo dagegenlehnen oder einklemmen, beim Kochen, Essen oder Abspülen alles festhalten oder rutschfest ablegen. Einem Teil der Crew machte das wenig aus, und dank der Scopaderm-Pflaster gegen Reiseübelkeit (davon hab ich ja schon mal geschwärmt!), hatte ich auch keine Probleme mit Seekrankheit und konnte sogar unter Deck kurz mal was kochen. Die erste Nacht war gewöhnungsbedürftig, viel geschlafen hat niemand. Man muss sich im Bett festhalten, um nicht herum zu rollen und der ganze Lärm durch das heranklatschende Wasser und die Geräusche an Deck stören den Schlaf. Durch das Wachsystem, bei dem wir uns abwechselten, hatte jeder von uns tagsüber vier Stunden lang „Dienst“, nachts 2 Stunden. Dabei überlappten sich immer zwei Schichten, so dass zwei Leute gleichzeitig wach und an Deck waren. In der zweiten Nacht hatten wir uns schon eher an das Geschaukel und die Geräusche gewöhnt und das Schlafen ging etwas besser. Nach zwei Nächten und 2 1/2 Tagen auf See kamen wir heute um 12.00 Mittags in der Marina an. Dank der recht konstanten und moderaten Windstärken und dem überraschend ruhigen Atlantik (wir hatten mit deutlich höheren Wellen gerechnet), verlief die Überfahrt ziemlich entspannt. Fazit für mich ist: es war längst nicht so schlimm, wie befürchtet, aber nochmal brauche ich so eine mehrtägige Überfahrt nicht unbedingt…

Nach dem verdienten Anlegeschluck gingen wir erst mal baden. Der Badestrand mit abgegrenztem Schwimmerbereich liegt direkt gegenüber der Marina. Wir konnten vom Boot aus direkt hinschwimmen (Schwimmen im Hafenbecken ist zwar eigentlich nicht erlaubt, aber da es nur ein kurzes Stück auf die andere Seite der Einfahrt war, hat auch keiner was gesagt). Auch hier hat das Wasser über 25 Grad – ein Traum zum Schwimmen!

Der Rest des Nachmittags verlief entspannt mit Lesen und Schlaf nachholen. Abends spazierten wir einmal um das Hafenbecken und gingen in einer Pizzeria zum Essen. Jetzt freuen sich alle auf eine ruhige Nacht ohne Geschaukel und Wellengeräusche!

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