Es hat mal wieder sehr wenig Wind, deshalb motoren wir die Strecke nach Roadtown. Kurz vor der Einfahrt in die Bucht von Roadtown verdichten sich die Wolken über der Stadt und es fängt tatsächlich an zu regnen. Und zwar richtig heftig, kein netter Emfpang. Ich funke die Village Cay Marina an, damit sie uns unseren vorher reservierten Liegeplatz zuweist. Und da sagt der Marinero doch glatt, er könne jetzt nicht. Er würde sich in etwa 15 min wieder bei mir melden. Klar, in 15min ist der Regenschauer wahrscheinlich durch. Und genauso war es. Ich habe in der Zwischenzeit zwei Kringel im Hafenbecken gefahren und das Boot treiben lassen. Wir hatten auch Gelegenheit, die Schäden des letzten Hurricans ausführlich zu bestaunen: noch immer liegt ein gutes halbes Dutzend kleine Segel- und Motorboote gekentert am Rand des Hafenbeckens und gammeln da vor sich hin. Niemand scheint das groß zu interessieren. Kaum ist der Regen vorbei, kommt der Marinero ans Stegende geradelt und winkt uns zu sich heran, um uns unseren Liegeplatz zu zeigen. Immerhin hilft er uns beim Anlegen. Aber so ist das hier eben bei Regen.
Nach dem Anlegen gehen wir erst mal in die Stadt, um mal zu schauen, wo Supermarkt und Bank zu finden sind. Alles vorhanden und fußläufig gut zu erreichen. Auch Pusser’s Pub die Kneipe, in der Yvonne und ich zusammen mit Anke und Hans vor 32 Jahren auf unsere Trauung angestoßen haben, gibt es noch. Leider hat sich die Stadt m.E. nicht zu ihrem besseren weiterentwickelt. Ich habe sie noch mit vielen kleinen bunten Holzhäusern in Erinnerung, mit viel Grün dazwischen. Auch vor dem Pusser’s gab es damals einen breiten Rasenstreifen bis zur Straße. Nichts von alledem ist mehr da, keine Holzhäuser mehr und kein Rasenstreifen. Dafür breite Straßen, jede Menge Parkplätze direkt vor irgendwelchen größeren, gesichtslosen Betongebäuden, die als Bürogebäude, Banken und Supermärkte genutzt werden; man spürt einen ausgeprägten amerikanischen Einfluss in jeglicher Hinsicht. Irgendwie trostlos, ohne jegliche Atmosphäre und Charme, sehr schade.
Das Marinagebäude und das dazugehörige Restaurant kommen mir von Anfang an irgendwie bekannt vor. Ich bitte Yvonne, mir ein Foto des Restaurants zu schicken, in dem wir damals abends unsere Hochzeit gefeiert haben, bei Kerzenschein und Steelband, sehr stimmungsvoll. Tatsächlich liegen wir zufällig genau in der Marina, in der wir vor 32 Jahren gefeiert haben. Leider ist aber auch hier vom damaligen Flair kaum mehr etwas übrig. Der Garten vor dem Restaurant ist veschwunden, zugeteert. Die Palmen im Innenhof sind ebenfalls weg, sie wurden einem kahlen funktionalen Fliesenboden geopfert. Irgendwie scheint alles auf Massenbetrieb ausgerichtet zu sein.
Wir bleiben noch einen Tag, in denen ich ein paar Ersatzsicherungen und eine Flagge der DomRep erstehe, wir das Kreuzfahrerterminal erkunden und noch Einkäufe im Supermarkt erledigen. Am nächsten Tag legen wir ab Richtung Jost van Dyke.