Sizilien und Liparische Inseln – schöne Landschaft, kaum Wind

Sonntag, Montag 28.- 29.7.24

Ich, Yvonne, übernehme hiermit mal wieder für die nächsten zwei Wochen die Tagebuch-Schreiberei 😊

Nachdem sich Manfred auf den Weg zum Flughafen gemacht hatte, legten wir um kurz nach halb zwölf ab, Richtung Sizilien. Bei der Ausfahrt aus dem Hafenbereich sahen wir etwas entfernt ein paar Delfine. Das waren aber leider die einzigen für die ganzen kommenden Tage.

Die ersten 5 – 6 Stunden konnten wir segeln, dann schlief der Wind zusehends ein und den Rest des Abends und die ganze Nacht mussten wir unter Motor fahren. Wir wechselten alle zwei Stunden ab, immer zwei hatten Pause und eine/r hielt Ausguck. Am Ende jeder Wache musste der Wachführer dann noch Wasser unter dem Salonboden mit einer manuellen Unterdruckpumpe abpumpen, bevor es ins Bett ging. Alfons hatte ja geschrieben, dass seit der Beschädigung des Ruderblatts während der Ausfahrt aus Santa Pola das Stevenrohr des Ruders nicht mehr ganz dicht ist. Wenn man unter Motor fährt, dringt da jetzt immer etwas Wasser ein, das aus ungeklärten, schiffbautechnischen Gründen nicht in der Bilge landet (von wo aus es automatisch abgepumpt werden würde), sondern in einem Bereich daneben. Alle zwei Stunden waren ca. 18 l Wasser drin, das Auspumpen dauerte jedes Mal eine gute halbe Stunde. Ansonsten verlief die Überfahrt unspektakulär. Gini und Alfons sahen noch eine kleine Wasserschildkröte und nachts durchquerten wir ein großes Quallenfeld. Die sah man gut, weil sie im Schein der Stirnlampe richtig weiß leuchteten, wenn wir das abgepumpte Wasser über Bord kippten.

Am Montag vormittag kam wieder etwas Wind auf, wir konnten ein Stück segeln, motorten dann aber letztlich bis Marsala, wo wir um 22.30 Uhr in der Marina Nautico Polaris nach 35 Stunden (davon bestimmt 25 unter Motor) ankamen. Dort erwartete uns ein Marinero mit Taschenlampe und half beim Anlegen. Dann gabs noch einen Anlegeschluck und wir freuten uns auf eine ruhige Nacht ohne Wachwechsel…

Dienstag, 30.7.24

Nach dem Frühstück suchten Alfons und ich den TransOcean-Stützpunkt auf, an dem das Paket mit den neuen Unterwanten liegen sollte. Und tatsächlich – wir konnten es in Empfang nehmen! Das viele Hin und Her mit dem Lieferanten und der Firma Selden hatte zum Glück ein gutes Ende! Dann gings an den Umbau bzw. das Auswechseln, was problemlos funktionierte! Wir zogen zuerst Virginia im Bootsmannstuhl hoch. Sie hatte ein Maßband dabei, und ließ es zu uns herunter, um die genaue Länge der bestehenden Wanten auszumessen. Dann lockerte Alfons die Wantenspanner unten am Deck, wofür er sich in der Marina noch einen größeren Schraubenschlüssel ausleihen musste. Vom Bootsmannstuhl aus konnte er dann den Bolzen der Want oben lösen und die neue Want befestigen. Dann die Wantenspanner unten befestigen, die richtige Länge einstellen – und fertig! Um halb zwei gabs erst mal Mittagessen, dann mussten wir noch zum Supermarkt laufen, um für die nächsten Tage einzukaufen. Bei 35 Grad im Schatten und ohne Wind eine schweißtreibende Angelegenheit! Um 17.00 legten wir ab, weil wir die Nacht vor Anker verbringen wollten. Die ersten zwei Stunden konnten wir schön segeln, allerdings passte die Windrichtung nicht ganz und wir motorten die letzte Stunde, um noch vor Dunkelheit am Ankerplatz anzukommen. Unser Ziel war die Bucht beim Leuchtturm Faro di Punta Sottile auf der Insel Favignana. Um viertel nach acht lagen wir vor Anker und konnten noch kurz eine Runde schwimmen, bevor es ganz dunkel war. Das Wasser hat herrliche 24 Grad! Zum Abendessen baute Alfons den Grill auf – wir hatten ein paar schöne Steaks gekauft. Leider stellte sich aber raus, dass die Halterung der Gaskartusche nicht richtig fest saß, d.h. der Gaszufluss wurde immer wieder unterbrochen. Also kein Feuer im Grill☹ Die Steaks kamen in die Pfanne und mit dem Ofengemüse aus dem Backofen gab es dann ein spätes aber umso leckeres Abendessen.

Im Laufe des Abends sahen wir am Ufer immer wieder Autos, die zu einem nahe gelegenen Restaurant gegenüber von unserem Ankerplatz fuhren. So weit so gut. Als wir gegen 23.00 Uhr schlafen wollten, setzte drüben absolut laute Partymusik ein – das Restaurant wurde zum Nachtclub! 😖Alfons und ich hatten ein kleines Déjà-Vu von Lissabon, wo wir uns ja auch ein paar Nächte um die Ohren schlugen, weil die Musik aus den Clubs so laut war! Genauso war es auch jetzt wieder – an Schlaf war nicht zu denken, bis irgendwann in den frühen Morgenstunden endlich Ruhe einkehrte!

Mittwoch, 31.7.24

Heute stand eine lange Etappe an – 60 sm nach Palermo. Wir starteten entsprechend früh, lichteten den Anker um halb sieben und frühstückten unterwegs. Da der Wind aus Nordwest kam, mussten wir auch hier die ersten paar Stunden Richtung Nordwesten motoren, um dann Richtung Nordost fahren und Segel setzen zu können. Leider war die See sehr unruhig, der fehlende Schlaf tat sein übriges und Virginia und ich hatten schon kurz nach dem Start mit Seekrankheit zu kämpfen.🤢🤮 (Wir hatten zwar für die lange Überfahrt von Sardinien unsere Pflaster aufgeklebt, für den heutigen Tag aber nicht.) Das holten wir dann schleunigst nach, allerdings dauert es ca. 6 Stunden, bis die Wirkung einsetzt. Das heißt, den Vormittag über lagen wir beide flach und Alfons musste alleine klar kommen mit Segeln und Wasser rauspumpen…

Ab Mittag waren wir dann zum Glück wieder fit. In Palermo steuerten wir die Marina Galizzi an. Die haben eigentlich nur bis 19.00 Uhr geöffnet. Wer danach kommt, muss außerhalb der Marina an der Tankstelle festmachen und bis zum nächsten Morgen warten. Unsere voraussichtliche Ankunftszeit war 20.00 Uhr… Gegen halb acht bekam Alfons einen Anruf der Marina, sie würden uns auf dem AIS sehen, wir wären ja schon ganz nah und wenn wir bis um 20.00 Uhr da sein könnten, würden sie auf uns warten. Wie nett!! Um 19.59 und 40 Sekunden erreichten wir das vorgelagerte Hafenbecken und funkten die Marina an, dass wir da wären. Gerade noch geschafft!

Das ganze Gelände um die Marina wurde vor einigen Jahren neu gestaltet und ist jetzt eine schicke Flaniermeile mit Geschäften, Cafés und Restaurants. Nach der dringend notwendigen Dusche (es hat hier auch abends noch über 25 Grad, kaum Wind, sehr schwül!) ließen wir uns dann eine Pizza in einem der Restaurants schmecken. (Die Pizzen waren so groß, dass Gini und ich jeweils eine Hälfte mit aufs Boot nehmen mussten. Die gibt’s übermorgen zum Mittagessen…)

Donnerstag, 1.8.24

Heute war Stadtbummel angesagt. Die Marina liegt sehr zentral mitten in der Stadt und zu Fuß ist man in 10 Minuten in der Altstadt. Zwischen den hohen Häusern war es schattig, immer wieder wehte ein leichter Luftzug durch die Gassen und damit waren die hohen Temperaturen überraschend erträglich. Wir schlenderten zu den wesentlichen Sehenswürdigkeiten wie dem Brunnen Fontana Pretoria, der Kathedrale und dem Palazzo Reale. Dort kauften wir Tickets, um vor allem die Hofkapelle Capella Palatina zu sehen, die mit ihren aufwändigen Mosaiken und der kunstvoll geschnitzten Decke zum Unesco-Weltkulturerbe gehört und als eine der schönsten Hofkapellen weltweit gilt. Außer der Kapelle konnte man noch die Grundmauern früherer Befestigungen von ca. 400 v. Chr.  besichtigen. Nach einem kurzen Rundgang durch den Palastgarten spazierten wir durch einen der drei bekanntesten Märkte Palermos, den Mercato del Capo. Die Straßenmärkte in Palermo sind „Überbleibsel“ der arabischen Regierungszeit, wie überhaupt einiges hier eine Mischung aus arabisch-maurischen, römischen und neueren italienischen Zeiten ist.

Der Mercato del Capo ist der am wenigsten touristische Markt und hier gibt es vor allem Obst- und Gemüsestände, Metzgereien, Fischstände und wenig Postkarten etc. Wir deckten uns mit Obst und Gemüse ein, schauten auf dem Weg Richtung Marina noch das Teatro Massimo von außen an (das größte Opernhaus Italiens) und erholten uns bei Aperol Spritz in einer winzigen „Pop-Up-Bar“ an der Straßenecke.

Palermo hat uns sehr gut gefallen. Eine quirlige, lebendige Stadt mit einem – wie es für uns wirkt -intakten Stadtleben, das nicht wie z.B. in Venedig den Touristenmassen zum Opfer gefallen ist. Viele schöne prächtige Gebäude (wenn auch nicht alle top-renoviert…), unzählige Kirchen und immer wieder schöne Stadtplätze mit Restaurants, Cafés und Bars. Gegen fünf waren wir zurück auf dem Schiff, schwitzten eine Weile vor uns hin und gingen abends zum Essen wieder in die Stadt, um die Atmosphäre zu genießen. Es ist immer wieder überraschend, wieviel in den ganzen südlichen Städten nachts noch los ist. Klar – bei Tagestemperaturen um die 35 Grad im Schatten wird es erst abends bei „nur“ noch 26 Grad in der Stadt einigermaßen erträglich…

Freitag, 2.8.24

Um zehn legten wir ab, tankten noch und fuhren Richtung Osten. Da die nächsten Tage Nordostwind angesagt ist, beschlossen wir, nicht gleich Richtung Liparische Inseln (also genau nach Nordosten) zu segeln, sondern zwei weitere Tage an der Küste entlang (eher nach Osten) zu fahren. Leider war es sehr schwachwindig und das bisschen Wind hatten wir trotzdem direkt gegenan. Es blieb also nichts übrig, als die 40 sm unter Motor zu fahren. Unterwegs sahen wir zwei große Yachten von Anker liegen, eine riesige Segelyacht und eine ebenfalls riesige, eher hässlich aussehende Motoryacht, die aber dafür über einen Helikopterlandeplatz verfügte, auf dem ein Hubschrauber stand. Die Segelyacht hieß „Koru“ und eine kurze Google-Recherche ergab, dass das die Yacht von Jeff Bezos (Amazon) ist (127 m lang, 70 m hoch!). Die Motoryacht gehört auch dazu, das ist das Versorgungsschiff für die Segelyacht! Klar – ein Helilandeplatz auf einer Segelyacht geht ja nicht und man hat auf 127 m auch wirklich nicht genügend Platz für die ganzen Jetskis, Motorboote etc., die man so braucht…🤣🤣 Krass! Fast hätten wir mal angeklopft und „Hallo“ gesagt. Wenn der Heli da ist, ist Jeff Bezos ja wahrscheinlich an Bord… 😉

 In der Bucht von Mazzaforno fiel gegen halb fünf der Anker. Dann war endlich Zeit zum Schwimmen im 30 Grad warmen Meer! Nachdem Virginia und ich nun seit einer Woche hier sind, aber bis auf die kurze Schwimmrunde in der lauten Partybucht noch nicht im Wasser waren, freuten wir uns umso mehr. Der Tag klang mit Lesen und Kochen gemütlich aus.

Samstag, 3.8.24

Eigentlich war gestern für heute Nordwind mit 2 – 3 Bft angesagt und wir gingen davon aus, dass es ein ganz guter Segeltag wird. Leider wusste die Wettervorhersage heute morgen nichts mehr davon, was sie gestern noch behauptet hatte. Ergebnis: Wind mit Null bis zwei Bft aus Nordost – wieder mal direkt gegenan. Meist waren es aber ohnehin weniger als 5 Knoten Wind und das Meer war fast glatt. Also auch heute den Motor angeworfen und Richtung Osten getuckert. Die Fahrt an der Stadt Cefalù vorbei war ganz interessant, die Stadt liegt malerisch direkt unter einem großen Felsen und schmiegt sich ganz eng drumherum.

Nachmittags kurz „Alarm“ – der Wind drehte von Nord-Nordost auf Nord-Nordwest und „frischte“ sogar auf 9 Knoten auf (immer noch nur ein schwacher 3er, aber immerhin). Da könnte man doch vielleicht segeln… Wir setzten die Segel – und keine 10 Minuten später war der Spaß wieder vorbei, Wind bei 4 Knoten. Also alles auf Anfang, Motor an und bis zum Ankerplatz östlich vom Capo d´Orlando getuckert. Kurz vor unserer Ankunft drehte der Wind dann nach Westen und frischte nochmal auf ca. 3 Bft auf. Aber da wars dann auch schon zu spät. Um 17.30 Uhr fiel der Anker. Nach dem Anlegeschluck schwammen wir eine Runde. Hier gibt es sogar einen kleinen Felsen, an dem sich ein paar Fische tummeln. Es gab also was zu sehen beim Schnorcheln.

Das Nervige an dem Westwind ist, dass damit eine Welle bzw. Schwell aus West in der Bucht steht, der unser Boot ziemlich hin und her wirft. Hoffentlich beruhigt sich das in der Nacht etwas…

Sonntag, 4.8.24

Irgendwann in den Morgenstunden beruhigte sich die See dann und das Boot lag auch ruhiger. So konnten wir noch etwas besser schlafen. Allerdings war da immer noch die Hitze – Alfons zog nachts sogar mal ins Cockpit um, weil ihm in der Kabine zu heiß war.

Heute ging es zu den Liparischen Inseln (oder auch Äolischen Inseln, wie sie meist genannt werden), zunächst nach Vulcano. Auf Vulcano gibt es noch vulkanische Aktivitäten, an mehreren Stellen kommen Schwefeldämpfe aus der Erde. So auch im Krater des – ansonsten nicht mehr aktiven – Vulkans, zu dem man hochwandern kann. Übrigens wurde vom Namen dieser Insel das heutige Wort für „Vulkan“ abgeleitet.

Wir hatten tatsächlich am Anfang für ca. 1 Stunde schönen Segelwind, 10 bis 12 Knoten, also 3 Bft aus West. Endlich mal kein Motorengeräusch! Gegen 11.00 Uhr war dann aber wieder Schluss und die restlichen knapp 3 Stunden lief dann doch wieder der Motor. Wir steuerten die Ankerbucht Baia Negra im Westen der Insel und des kleinen Dorfes an. Die war zwar nicht ganz optimal, wegen des Westwinds und des Schwells, sah aber schöner aus, als die Bucht auf der Ostseite.

Da wir bis morgen bleiben wollen, legten wir die große Plane über den Großbaum, um mehr Schatten auf dem Boot zu haben. Eine große Erleichterung! Gini meinte, es fühle sich an, als würden wir zelten… Wir badeten erst mal, machten Mittagssalat und fuhren gegen 17.00 Uhr mit dem Beiboot an Land, um in dem kleinen Inseldörfchen zum Supermarkt zu gehen. Wieder zurück – und wieder mal klitschnass und Schweiß gebadet – chillten wir ein bisschen, duschten uns ab und fuhren zum Abendessen wieder ins Dorf. Der „Ortskern“ besteht aus einer Straße/ Fußgängerzone, in der sich Restaurants und Boutiquen aneinander reihen. Recht lebendig und nett anzuschauen. In einer Weinbar gab´s einen Aperitif und danach im Restaurant gegenüber Abendessen. Die Portionen waren – wieder mal – so groß, dass Virginia und ich keine Chance hatten, alles aufzuessen… Aber lecker war´s auf jeden Fall!

Zurück auf der Bonita fielen wir müde ins Bett. Morgen müssen wir früh raus, weil wir zum Kraterrand des Vulkans rauflaufen wollen.

Montag, 5.8.24

Um sechs läutete der Wecker – wir wollten möglichst früh auf den Vulkan. Leider konnten Alfons (wegen Hitze) und Virginia (wegen Schwell und Wellen) nicht gut schlafen. Gini war es daher ziemlich flau im Magen. Umso besser, dass wir jetzt erst mal an Land gingen! Um halb acht waren wir mit dem Dinghi auf der Insel und wanderten zum Start des Weges und dann auf den Vulkan. 400 hm auf ca. 6 km waren zu bewältigen. Nach einer Stunde Aufstieg waren wir um 9.00 Uhr am höchsten Punkt des Kraterrandes, genossen die tolle Aussicht auf die Insel und unsere Bucht und bestaunten die Fumarolen, aus denen permanent schwefelige Dämpfe aufsteigen und gelbe Schwefelablagerungen produzieren. Nach dem Abstieg wanderten wir ins Dorf und belohnten uns in einem Café mit kühlen  Drinks und Granita (einer sizilianischen Eisspezialität, ähnlich wie Sorbet). Dann kauften wir in einer Bäckerei noch eine weitere Spezialiät: Cannoli – süße Gebäckröllchen mit Füllung – für nachmittags.

Nach einem erneuten Supermarktstopp (nochmal Wasser und Bier) waren wir mittags zurück auf dem Boot. Da die Bonita immer noch sehr unruhig am Ankerplatz lag und Virginias Magen keine Lust auf eine weitere Nacht hier hatte, beschlossen wir, gleich nach Lipari zu fahren, um dort auf der Ostseite der Insel einen ruhigeren Ankerplatz zu finden. Es gab einen kurzen Schreckmoment – eine Leine hatte sich beim Anker aufholen in der Ankerkette verwickelt und die Ankerwinsch klemmte. Alfons konnte die Leine, die sich in der Winsch mehrfach ineinander gewickelt hatte, letztlich mit einem Messer rausschneiden und zum Glück lief dann alles wieder rund!

Also Anker auf und ab nach Lipari. Das Sonnensegel ließen wir gleich drauf – Wind hatte es eh keinen – und wir tuckerten langsam in die Bucht vor dem Ort Lipari, wo wir dann wieder ankerten. Ganz ruhig ist das Wasser leider auch hier nicht, aber der Schwell aus West steht zumindest nicht an. Dafür ist hier ein sehr reger Verkehr von Motorbooten, die meist ohne viel Rücksicht durch die Ankerfelder fahren, eine Menge Wellen produzieren, worauf auf den Segelbooten alles ins Wanken und Rutschen gerät! Aber wir hoffen, dass sich dieser Verkehr im Laufe des Abends beruhigt.

Wir badeten, lasen, machten Abendessen an Bord und fuhren danach mit dem Dinghi in den Ort. Lipari ist ein sehr süßes Städtchen mit vielen Restaurants und Geschäften und ganz engen, verwinkelten Gassen. 😍Alles wuselt vor Touristen und wohl auch ein paar Einheimischen, jedenfalls sind vor allem Italiener unterwegs. Sehr quirlig und unterhaltsam!

Dienstag, 6.8.24

Heute war ein Chill-Tag! Wir schliefen lange, frühstückten gemütlich mit Obst und Pancakes, lasen, badeten und dösten auf dem Boot. Die große Plane als Sonnendach erweist sich als absoluter Segen! Nachmittags gegen 16.00 Uhr gings wieder in die Stadt, die wir etwas erkunden wollten. Als erstes gab es eine Granita gleich am Hafen, dann spazierten wir zu einer Autovermietung am Fährhafen, um für morgen einen Mietwagen zu reservieren. Danach gings hoch zum Castello, wir schlenderten dort zwischen den alten Gebäuden herum und genossen die Ausblicke auf die Stadt. Wir erkundeten einige der schmalen Gässchen und ließen uns im Straßengewirr treiben, bis es Zeit war für einen Aperitivo. Dazu gab es eine Platte mit Käse, Schinken und Antipasti, die so reichhaltig war, dass wir uns das eigentliche Abendessen sparen konnten. Wir bummelten noch durch ein paar Geschäfte und machten uns gegen halb elf wieder auf den Heimweg.

Mittwoch, 7.8.24

Gegen zehn machten wir uns auf den Weg, um unseren Mietwagen, einen Fiat Panda, in Empfang zu nehmen. Gegen den Uhrzeigersinn ging es auf der einzigen Inselhauptstraße um die Insel. Größter Vorteil am Auto: die Klimaanlage!!! Erste Station war der sogenannte Weiße Strand (der gar nicht so weiß war), zu dem man von der Straße aus einen sehr steilen Weg runterlaufen musste. Wir wollten schnorcheln, weil wir gelesen hatten, dass das dort ganz nett wäre. Ein paar Fische gab es auch zu sehen, unglaublich beeindruckend war es aber nicht. Trotzdem tat das Bad bei der Hitze gut!

Nächste Station war der winzige Ort Acqua Calda, wo wir mit ein paar Panini Mittagspause machten und dann zum Aussichtspunkt Quattropani mit der alten Kirche hoch fuhren. Weiter gings zu den Kaolinhügeln. Dort könnte man eigentlich schön wandern, wenn es etwas kühler wäre… Wir liefen aber immerhin durch eine kleine Schlucht, in der man die vielen verschiedene Farbtöne des Gesteins gut sehen konnte.

Einen weiteren „schönen Strand“, den Spiaggia Valle Muria sparten wir uns. Von einem Aussichtspunkt sahen wir, wie weit man auch dort erst mal runtersteigen müsste (und danach ja wieder hoch!) und beschlossen, lieber vom Boot aus nochmal baden zu gehen…

Wir klapperten noch einen weiteren Aussichtspunkt ab, das Observatorium im Süden der Insel, von wo man einen tollen Blick rüber nach Vulcano hatte. Die Straße dorthin war aber so steil (und unser kleiner Panda wohl schon so erschöpft…), dass Alfons tatsächlich nicht mal im ersten Gang weiterfahren konnte. Virginia und ich mussten aussteigen und das letzte Stück laufen.

Runter wars dann ja kein Problem mehr, wir fuhren zurück zum Autoverleih und gaben um kurz nach drei das Auto ab. Dann gabs erst mal eine Granita im Ort, wir kauften wir noch ein paar frische Sachen im Supermarkt ein und fuhren zurück auf die Bonita. Erleichtert stürzten wir uns erst mal zur Abkühlung ins Meer und chillten dann an Bord.

Zum Abendessen fuhren wir noch einmal in die Stadt. Erst gab´s wieder einen Aperitivo, aber diesmal ohne „Snacks“. Um neun wechselten wir in eine Trattoria zum Abendessen und gegen halb elf waren wir wieder an Bord, badeten und duschten noch kurz und fielen ins Bett.

Donnerstag, 8.8.24

Den Vormittag verbrachten wir gemütlich an Bord, aßen zu Mittag (unsere ganzen Reste der letzten Tage) und lichteten gegen 12.30 Uhr den Anker, um zur Insel Stromboli mit dem aktiven Vulkan zu fahren. Wieder mussten wir die ersten zwei Stunden motoren, weil zu wenig Wind war und außerdem – mal wieder – direkt von vorne. Ab der Insel Panarea kam der Wind westlicher und wir konnten Segel setzen! Es waren zwar nur 2 – 3 Bft, aber da wir mit 40 – 60 Grad am Wind segelten, reichte es aus und wir kamen mit 3 – 5 kn Fahrt voran. Die Geschwindigkeit spielte keine große Rolle, weil wir erst gegen 18.00 Uhr westlich vom Stromboli sein wollten, um uns dort bis zum Einbruch der Dunkelheit herumzutreiben. Nachts sollten Lavaausbrüche zu sehen sein.

Der Stromboli spuckt seinen Rauch und seine Asche auf der Westseite aus, daher ist auf der Westseite der Insel ein Sperrgebiet in der Seekarte markiert. Wir legten uns an den Rand dieses Gebietes, drehten bei und ließen uns treiben. Schon bei der Anfahrt konnten wir die Rauchschwaden sehen, ab und zu gab es eine größere schwarze Rußwolke, die dann auch von richtigem Donnergrollen begleitet wurde. Wir warteten mit Aperitivo, Thunfischpaste und Nachos auf den Sonnenuntergang, gespannt, ob sich dann noch mehr zeigen würde. Und tatsächlich – kaum wurde es dunkler, sah man deutlich die Lavafontänen oben am Berg. Die waren sicher schon vorher da, aber bei Tageslicht konnte man nichts davon sehen. Umso eindrucksvoller war es dann mit zunehmender Dunkelheit. Mit und ohne Fernglas beobachteten wir, wie der Vulkan fast permanent Glut spuckte. Cool!!

Kurz vor 21.00 Uhr mussten wir uns von dem Anblick trennen, um einen Ankerplatz zu suchen. Während Alfons und Virginia an Deck blieben, kochte ich unten schon mal unser Abendessen. Gerade als das Essen fertig war, erreichten wir den Ankerplatz an der Ostseite der Insel, etwas südlich vom Dorf. Da es inzwischen stockdunkel war, leuchteten Virginia und ich die Wasseroberfläche und die dahinterliegende Felswand an. Der Meeresboden steigt hier extrem steil an, d.h. der Bereich, in dem die Wassertiefe geeignet ist, zum Ankern (15 – 5 m Tiefe) ist sehr schmal. Waren es gerade noch 30 m Tiefe, kam kurz dahinter schon die Brandungszone mit nur noch 2 m. Es klappte aber und wir lagen um kurz nach neun vor einer hohen Felswand und ließen uns das Essen schmecken.

Freitag, 9.8.24

Heute ging es Richtung Messina, bzw. in die Marina nach Vila San Giovanni. Sie liegt gegenüber von Messina, auf dem Italienischen Festland und ist geschützter, als die in Messina, wo starker Fährverkehr herrscht. Wir starteten um 7.00 Uhr und frühstückten auf dem Weg. Laut Windfinder sollten heute 2 – 3 Bft aus Nord bzw. Nordwest anstehen, wir hätten vielleicht ein bisschen mit Rückenwind segeln können und wollten dafür genug Zeit einplanen. Tatsächlich war das Meer aber den ganzen Tag glatt, wie ein Ententeich! So gut wie kein Lüftchen! Da half alles nichts – wieder mal lief 7 Stunden lang der Motor, bis wir um halb drei in der Marina ankamen.

Virginia und ich packten erst mal unsere Sachen, dann war Bootsputz angesagt. Gegen 17.00 Uhr spazierten wir zunächst zum Fähranleger, um auszukundschaften, wie wir morgen rüber nach Messina und dann weiter zum Flughafen kommen. Es gibt zwei Fährlinien, eine davon fährt praktischerweise ganz in die Nähe des Bahnhofs. Wenn wir die um 12.40 Uhr nehmen, können wir um 13.15 Uhr entspannt mit dem Zug nach Catania fahren.

Anschließend machten wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt – Alfons braucht ja Vorräte für die kommenden Tage. Der auf Googlemaps verzeichnete Supermarkt war da leider nicht, und nach etwas Umherirren und ein paar gut gemeinten, aber nicht ganz zielführenden Auskünften von Passanten fanden wir ihn schließlich ein paar Straßenecken weiter. Das was wir von Vila San Giovanni gesehen hatten, hat uns nicht überzeugt. Die Ortschaft ist ein ziemlich heruntergekommenes Kaff. Etwas netter ist es an der Strandpromenade nördlich der Marina. Dort gab es wenigstens ein paar ganz nette Restaurants. In einem davon ließen wir uns zum Abschied eine Pizza schmecken.

Samstag, 10.8.24

Da wir gestern schon alles geputzt hatten, konnten wir gemütlich frühstücken, noch Wasser bunkern und gegen halb elf verließen Virginia und ich das Schiff, damit Alfons sich auf den weiteren Weg machen konnte. Ab jetzt segelt er die nächsten knapp drei Wochen alleine!

Gini und ich liefen die gut 1 km lange Strecke bis zum Fährterminal und waren sehr rechtzeitig da, für die Fähre um 12.40 Uhr. Es gab einen klimatisierten Aufenthaltsraum, also perfekt! Dieser füllte sich zusehends mit Menschen, die alle auf die Fähre warteten. Um 12.20 kam der Aufruf, an Bord zu gehen. Alle stellten sich in die Schlange – und nachdem ein Teil der Passagiere durchgegangen war, hieß es plötzlich „alles voll, keine weiteren Passagiere an Bord“! Wir standen noch in der Schlange, mit vielen weiteren, sehr ungehaltenen Gästen. Es war vorher keine Rede davon, dass die Plätze knapp werden könnten oder dass man sich rechtzeitig anstellen soll. Die nächste Fähre laut Fahrplan ging um 13.50 Uhr, damit hätten wir im Messina keinen passenden Zug zum Flughafen mehr bekommen und unseren Flug verpasst!

Nach einer Weile intensiver Diskussionen zwischen den anderen Fahrgästen und dem Sicherheitspersonal (die wir nur ansatzweise verstanden…) hieß es plötzlich, es käme außerplanmäßig eine weitere Fähre. Zum Glück! Damit schafften wir den nächsten Zug um 14.10 Uhr und kamen rechtzeitig am Flughafen an.

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