Einhand nach La Palma und können Bananen eigentlich auch einen Sonnenbrand kriegen?

Nachdem am Freitag letzte Woche die Sprayhood ja beim Segelmacher war, saß ich zum Frühstück übers Wochenende unten im Salon. Es war einfach kühler und auch nicht so grell. Die Sprayhood als Schattenspender fehlt. Trotz Herbst ist die Sonneneinstrahlung noch immer sehr intensiv.

Freitag und das Wochenende verbrachte ich mit ziemlich unspektakulären und wenig berichtenswerten Themen wie etwa das Fahrtgebiet meiner Bootsversicherung auf die Karibik erweitern, das Rigg durchchecken und dabei feststellen, dass sich ein Sicherungssplint einer Kronenmutter am Vorstag verabschiedet hatte. Da ich keinen passenden Splint hatte (er ist wirklich sehr klein), musste es erst mal ein Nagel tun, den ich kurzfristig auftreiben konnte (Billigimport aus China, angeblich Industriestahl. Heute, sieben Tage später, ist er bereits total verrostet). Heute konnte ich im Bootszubehör hier in La Palma kleine Splinte besorgen.

Samstag nach dem Frühstück lief ich erstmal zu einer Spedition am Stadtrand, um mir dort mein Paket mit zwei Fläschchen Wasserkonservierungsmittel abzuholen, die ich zwei Tage vorher bei einem Bootsausrüster auf Teneriffa über WhatsApp bestellt hatte. Die Bezahlung lief über PayGold, eine Art spanisches PayPal für kleinere Geschäfte, die keine eigene Webseite haben. Hat alles problemlos funktioniert. Auf dem Rückweg zum Boot schaute ich noch an der städtischen Markthalle vorbei, um mich mit etwas Obst und Gemüse einzudecken. Wieder zurück auf dem Boot war ich dann doch ziemlich durchgeschwitzt, genau der richtige Zeitpunkt für ein kühlendes Bad im Meer.

Sonntag nach dem Frühstück reinigte ich die beiden Grobfilter des Kühlwassers von Motor und Generator. In diesen Filtern werden größere Gegenstände wie etwa Seegras o.ä. abgefangen, um zu verhindern, dass der Kühlkreislauf verstopft oder gar beschädigt wird. Alle paar Monate oder bei Bedarf sollte man hier mal nachsehen und die Filter reinigen. Danach noch Motorölstand geprüft, der noch passt. Hier werde ich erst vor der Atlantiküberquerung nochmal Öl nachfüllen. Nachmittags schaute ich mal wieder nach dem Wetter für die nächsten Tage. Der Wind ist konstant aus SW mit ca. 2-3, hie und da auch bis 4 bft vorhergesagt, also eher etwas schwachwindig. Für die ca. 53 Sm würde ich ca. 9h brauchen. Abends gönnte ich mir ein Abschiedsabendessen in dem netten Restaurant am Marktplatz, in dem wir vorher schon einmal waren. Mit Vor- und Nachspeise hatte ich mich tatsächlich beinahe „überfressen“, aber eben nur beinahe. War beides sehr sehr lecker.

Montagvormittag kam wie versprochen der Segelmacher mit der reparierten Sprayhood wieder. Fünf Flicken hatte er draufgenäht. Einen Riss verursachte er selbst noch während er einen Flicken aufnähte. Sehr vorsichtig habe ich sie dann wieder in der vorgesehenen Schiene auf den fest stehenden Scheiben eingezogen. Dabei riss mir die Sprayhood tatsächlich wieder auf ca. 3 cm ein. Gott sei Dank an einer unkritischen Stelle. Trotzdem, das Material ist mittlerweile extrem spröde und ich muss in den kommenden Monaten wirklich sehr aufpassen, dass mir dieses Ding nicht vorzeitig komplett kaputtgeht.

Abends bin ich früh ins Bett. Ich will am Dienstag spätestens um 7 Uhr los Richtung La Palma, also gegen 5 Uhr aufstehen. Meine Bootsnachbarn zwei Plätze weiter hatten das gleiche Ziel. Eine 6er Crew, von denen zwei tatsächlich aus Oberostendorf kommen, also ca. 10km westlich von Erpfting. Nur sind die schon um 2:15 Uhr los. Durch den Motorlärm wachte ich auf und schlief nicht mehr ein. Etwas gerädert schälte ich mich dann um 5 Uhr aus dem Bett. Um zwanzig vor Sieben legte ich ab, ein Marinero half mir dabei. Ich hatte die Leinen so gelegt, dass er sie nur von den Klampen am Steg nehmen und mir aufs Deck werfen musste. Und schon gings los: einhand, sprich alleine, nach La Palma. Zwar nicht gerade rekordverdächtig, aber für mich totales Neuland. Ich war gespannt, wie sich das anfühlen würde. Mein Fazit nach etwas über neun Stunden: wirklich anstrengend, hatte ich so nicht erwartet. Man kann eben alles nur sequentiell abarbeiten, nichts geht parallel. Und entsprechend lange dauert es eben: Z.B. Deck nach dem Ablegen klarieren, d.h. Fender und Leinen versorgen, ca. 30 min. Es hatte wenig Wind, ich fuhr unter Motor die NO-Koste hoch, sodass wir in der Landabdeckung waren. Das Boot schaukelte aufgrund der Dünung ziemlich hin und her, das Deck war nass, da es in der Nacht etwas geregnet hatte. Konzentriertes Arbeiten war angesagt.

Nach ca. 2h erreicht ich die Nordspitze der Insel und langsam machte sich der SW bemerkbar. Allerdings nicht mit 2-3, sondern mit 4-5 bft, also perfekter Segelwind. Das Setzen von Großsegel und Genua verlief problemlos, dauerte halt auch wieder seine Zeit, bis alles soweit präpariert war. Danach folgten 2h herrliches Segeln. Die Nordküste La Gomeras hinter mir war total wolkenverhangen, es regnete dort.

Der Generator und die Entsalzungsanlage liefen gerade etwa eine halbe Stunde, als der Wind komplett einschlief. Von einer Sekunde auf die andere. Unglaublich. Bislang dachte ich, so etwas gäbe es nur am Ammersee. Einige Minuten später, als sich keine Besserung abzeichnete, barg ich die Segel, stoppte den Generator und die Entsalzungsanlage und startete den Motor. Ungefähr 1h Stunde fuhr ich unter Motor Richtung Santa Cruz als plötzlich wieder Wind einsetzte, dieses Mal aus NO. Er wurde nach und nach immer stabiler und frischte weiter auf. Also wieder die Segel gesetzt und Motor aus. Der Wind hielt bis La Palma durch und es waren dann noch einige Stunden herrliches Segeln mit tollem Wind und viel Sonne. Um 16:15 legte ich dann glücklich und zufrieden, aber doch reichlich geschafft in der Marina La Palma an.

Abends, nachdem ich den Landstrom gelegt hatte, stellte ich fest, dass der Batterielader ein Problem mit dem hiesigen Strom hat: er lädt die Batterien nicht. 220V liegen zwar an Bord an, aber eben kein Aufladen der Batterien. Es scheint nicht am Batterielader oder an den Kabeln zu liegen, soviel kann ich heute schon sagen.

Mittwoch war auch hier Feiertag und es war alles geschlossen, wirklich alles. Allerheiligen wird hier wohl sehr ernst genommen. Nach einem guten Frühstück und einem ersten Stadtrundgang räumte ich das Schiff auf, putzte das Deck, füllte Wasser nach und ließ den Generator laufen, um zu sehen, ob der Batterielader die Batterien lädt. Tut er.

Donnerstagmorgen wollte ich eigentlich einen Mietwagen für das Wochenende reservieren. Leider erklärte mir die Dame am Schalter, dass am Wochenende wieder Kreuzfahrtschiffe hier im Hafen seien und deshalb alle Fahrzeuge bereits vermietet sind. Na Dankeschön, ihr Kreuzfahrer. Ich könne allerdings für den laufenden Tag eines mieten, eines habe sie noch. Also gleich zugegriffen und das Auto genommen. Bin dann den ganzen gestrigen Tag um die Insel gefahren. La Palma ist wirklich sehr schön, bislang die schönste der kanarischen Inseln, die ich gesehen habe. Sehr gebirgig mit steilen Schluchten, sehr grün, viel Wald, nicht so auf Massentourismus aus wie Teneriffa und mit der Landschaft etwas lieblicher als La Gomera. Erschreckend sind die Zerstörungen, die der Ausbruch an der Vulkankette Cumbre Vieja im Jahr 2021 verursacht hat. In der selben Region brach 1949 bereits ein Vulkan aus, ebenfalls mit großflächigen Zerstörungen. Man kann da auf Holzstegen über die Lavafelder laufen und sich in einem Visitor Center informieren. Ein paar Kilometer Richtung Norden sind sie natürlich immer noch damit beschäftigt, die Infrastruktur wieder herzustellen. Ein paar Straßen gibt es schon wieder, teilweise werden die Häuser wieder aufgebaut. Allerdings ist es da auf Jahre hinaus nicht besonders attraktiv zu wohnen.

Heute gings dann nach Rückgabe des Auto wieder am Boot weiter. Auf der Suche nach dem Ladefehler habe ich diverse Kabel durchgemessen. Unterstützt hat mich eine Bootselektronik-Firma in Kiel übers Telefon. Bislang wissen wir erst mal nur, was es nicht ist. Am Montag geht’s dann weiter.

Ach ja: können Bananen Sonnenbrand bekommen? Und wie! Habe vor zwei Wochen grasgrüne Bananen erstanden. Nachdem sie fünf weitere Tage immer noch grün waren, dachte ich, ich lege sie mal ein bisschen in die Sonne, die armen Dinger. Nach 1h waren sie an den Stellen, die der Sonne am heftigsten ausgesetzt waren, komplett schwarz. Habe sie die letzten Tage dann immer schön im Schatten gehalten und heute gegessen. Waren sehr lecker, bis auf die schwarzen Stellen: darunter ist die Frucht nicht weiter gereift, die musste ich rausschneiden. Wieder was gelernt!

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