Crewwechsel in Benalmadena und Weiterfahrt nach Torrevieja

Am späten Nachmittag des 15.6., ein Freitag, legen wir an der Mole direkt an der Hafenmeisterei von Benalmadena an. Der Schwell von der aufgewühlten See außerhalb des Hafens lässt die Bonita nervös hin und her treiben. Gott sei Dank werden wir hier ja nicht lange liegen. Das Einchecken verläuft reibungslos und schnell. Der Hafenmeister fährt mit mir in einem Auto zu unserem angedachten Liegeplatz und frägt mich, ob der passen würde. Das hatte ich in der Form auch noch nie. Der Platz ist etwas eng, aber wir werden uns da schon reinquetschen. Mit dem Bug voran fahre ich in die Box und Bonita schubst die beiden Nachbarboote etwas zur Seite, so dass wir gut zum Liegen kommen und über den Bugspriet problemlos ein- und aussteigen können.

Nach einem Anlegeschluck, einem kühlen Bier, erkunden wir erstmal die Umgebung um unsere Marina. Wo sind welche Supermärkte, Restaurants und Kneipen, was der Segler halt so braucht. Schnell stellen wir fest, dass Benalmadena eine absolute Touri-Hochburg ist. Das Angebot in den Supermärkten eher übersichtlich, überspitzt formuliert: Chips, Bier und Wein. Und natürlich jede Menge Kneipen und Restaurants mit übersichtlicher Qualität. Trotzdem finden wir irgendwann dann doch noch das passende Angebot für uns.

Philip und Henni kommen am selben Tag in Malaga an, wo sie noch bis zum nächsten Tag bleiben werden, damit wir noch die Möglichkeit haben, das Boot zu reinigen und aufzuräumen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit frischen Semmeln legen wir los und sind auch gut fertig, bis die beiden am späten Nachmittag mit ihrem Mietwagen im Hafen eintreffen. Sie beziehen ihre Koje im Vorschiff (Andres zieht für eine Nacht zu Manfred) und anschließend fahren wir gemeinsam zu einem Restaurant etwa 10km südlich von Benalmadena zum Abendessen, es gibt mal wieder ein ordentliches Steak, und Wein. Beide schmecken ausgezeichnet.

Am nächsten Tag machen wir gemeinsam einen Ausflug in den Naturpark EL Torcal nordwestlich von Malaga. Wir laufen auf mehr als 1000m über dem Meer durch Felsformationen auf einem Bergplateau, das vor vielen Jahren wohl mal Meeresboden war und angehoben wurde. Der Bergrücken überragt die gesamte Gegend ringsum. Die Felsen dort sind durch Wind und Regen so bearbeitet, dass sie aussehen wie übereinander gestapelte Pfannkuchen. Es ist ein sehr schönes Erlebnis und die Bewegung tut gut. Da haben Henni und Philip ein tolles Ausflugsziel ausgesucht.

Auf dem Rückweg zur Marina gibt Philip das Auto am Flughafen zurück, Manfred und Andres leihen sich ein anderes, mit dem wir zurück zur Marina fahren. Auf dem Weg dorthin gehen Philip, Henni und ich noch einkaufen, um uns für die nächsten Tage zu verproviantieren.

Am nächsten Tag, Dienstag der 18.6., ist es soweit: Zeit, um mal wieder Abschied zu nehmen. Manfred und Andres fliegen nach Hause. Danke an Euch beide für die tolle Zeit, die wir gemeinsam erleben durften. Wir haben viel gesehen und erlebt. Insbesondere ein herzliches Dankeschön an Manfred, der mit seinem seemännischen wie auch mit seinem Wissen als Ingenieur sowie mit seinen handwerklichen Fähigkeiten über die acht Wochen, die er an Bord war, eine sehr große Unterstützung für mich war. Auch als Koch war er immer um das Wohl seiner Mitsegler besorgt. Seine Schwerwetter-Nudelsuppe mit Eierstich wird unvergessen bleiben.

Als wir aus dem Hafen fahren Richtung Torrevieja, winken uns die beiden lange nach. Ciao, schön wars, kommt gut nach Hause!

Unsere erste Tagesetappe ist die Marina del Este, ca. 40Sm entfernt. Mit anfänglich schönem Südwestwind können wir gut segeln. Leider schwächt er sich im Laufe des nachmittags ab, so dass wir die letzten drei Stunden dann doch motoren müssen. Um 18:10 kommen wir in del Este an. Die Marina liegt gut geschützt hinter einem großen Felsen; der dazugehörige kleine Ort erinnert mich irgendwie an ein Piratennest, gut versteckt und geschützt. Nach dem Abendessen an Bord drehen wir noch eine kleine Runde um den Hafen und lassen den Tag bei einem Glas Wein an Bord ausklingen.

Am 19.6., Mittwoch, haben wir mit rund 60 Sm eine eher lange Etappe vor uns, nach Roquetas de Mar. Da der Südwestwind jedoch wieder ordentlich zugelegt hat, er bläst anfangs mit 5 bft, am späteren Nachmittag mit 6bft, kommen wir super gut voran. Wir rauschen mit über 8kn durchs Wasser, bei ca. 2m achterlicher Welle. Wow! Bereits um 16:30 laufen wir in die Marina ein. Wir können längsseits am Kopfende eines langen Steges festmachen, was sehr angenehm für uns ist, da wir das Dinghi nicht absetzen müssen, sondern es am Heck an seinen Davits hängen lassen können.

Der Ort selbst wirkt etwas langweilig, zwar auch touristisch, aber wohl in erster Linie einheimische Urlauber. Wir gehen in einem Restaurant in Hafennähe Essen und lassen den Abend wieder an Bord ausklingen. Es war doch ein anstrengender Tag, wir sind alle etwas müde

Am 20.6., Donnerstag, geht’s in die 36 Sm entfernte Bucht Cala del Cuervo bei Las Negras. Mit Wind von 5-6bft kommen wieder gut voran und lassen um halb fünf den Anker fallen. Wir liegen vor einer steil abfallenden Felsküste, an der die Böen mit großer Macht aufs Wasser knallen. Die Bonita schwoit kräftig hin und her, da es aber keine Welle gibt, liegen wir trotzdem recht ruhig. Wir genießen den Abend an Bord. Baden fällt leider aus, die Wassertemperatur ist auf 16° gefallen. Der starke Wind hat das Oberflächenwasser deutlich abgekühlt. Ostseebedingungen, da will niemand ins Wasser.

Am nächsten Tag ist der Wind wie ausgeknipst. Die Strecke nach Juan Montiel müssen wir leider komplett motoren, 37 Sm. Gleich neben der Marina gibt es einen schönen Stadtstrand, wohin wir sofort nach dem Anlegen gehen. Endlich baden bei angenehmen Wassertemperaturen von um die 25°. Der Ort selbst ist natürlich sehr touristisch, aber doch mit netter Innenstadt, in der wir auch ein schönes Restaurant für uns finden.

Am 22.6., wir wollen weiter nach Cartagena, bleibt der Wind schwach. Auch diese Strecke von etwas über 30 Sm werden wir motoren. Erst gegen Ende frischt der Wind auf 3bft auf, die uns aber nichts mehr nützen, da wir bereits auf den sehr gut geschützten und gut versteckten Hafen von Cartagena zufahren. Gegen 18:00 fährt Philip die Bonita in die Box, so als hätte er die letzten Jahre nichts anderes getan. Er hat einfach ein sehr gutes Gefühl für das Boot.

Cartagena ist eine sehr alte Stadt, von den Karthagern gegründet, auch die Römer hatten sich hier niedergelassen. Die Reste eines Amphitheaters und eines Kolosseums lassen ihre alte Bedeutung ansatzweise erkennen. Schön ist auch die Altstadt, alles Fußgängerzone, voll mit Restaurants und Tappasbars. In einer davon haben wir zu Abend gegessen und den schönen Tag ausklingen lassen.

Am 23.6., Sonntag, geht es zu unserem Zielhafen dieser Etappe, nach Torrevieja. Henni und Philip werden am 24.6. ihren Rückflug antreten. Wir haben nochmal einen schönen Segelwind aus NO und O mit etwa 3 bft, der uns gemütlich von Cartagena nach Torrevieja bringt. Abends gehen wir in der Stadt essen, um den Törn würdig abzuschließen, schön wars wieder! Danke an Euch, dass Ihr ein paar Meilen mitgefahren seid. Ich freue mich schon auf den nächsten Törn.

Am 24. brechen die beiden am frühen Nachmittag auf, um mit dem Bus nach Alicante zum Flughafen zu fahren. Ich bleibe noch bis Freitag, 28.6., um dann ebenfalls für eine Woche nach Hause zu fliegen. Die Zeit bis dorthin verbringe ich u.a. mit der Suche nach einer Gangway für das Boot. Ich habe nicht gedacht, dass es so schwer ist, eine 2m lange und 30cm breite Holzplanke aufzutreiben, um sicher vom Boot auf die Pier zu kommen. Leider bleibt die Suche auch in Torrevieja erfolglos. Einige Zeit investiere ich auch in das Entrosten von Stahlteilen an Bord. Selbst sehr hochwertiger Stahl setzt innerhalb weniger Tage Flugrost an, der sich Gott sei Dank aber vglw. leicht mit einer entsprechenden Paste wieder entfernen lässt.

Am Freitag verhole ich die Bonita ein Stück weiter von der Pier weg, um sicher sein zu können, dass keine Welle oder Starkwind von vorne das Boot gegen die Pier drückt. Der Abstand zur Pier beträgt nun gut über einen Meter. Meinen Rucksack werfe ich problemlos rüber auf die Pier. Selber rüber zu springen wird nochmal spannend. Weil wir gerade Niedrigwasser haben, liegt die Bonita ca. 30cm unterhalb der Pierlauffläche, der Absprungpunkt ist etwa 1,5m von der Pier weg. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und etwas Anlauf und schaffe es gerade so, heil auf der Pier zu landen. Ok, jetzt sollte dem Heimflug nichts mehr im Wege stehen.  

1 Gedanke zu „Crewwechsel in Benalmadena und Weiterfahrt nach Torrevieja“

  1. ganz schön lange her, dein letzter Eintrag.
    aber trotzdem ist es gut, von Dir zu lesen.
    mittlerweile müsstest du schon wieder ein ganzes Stück weiter gekommen sein, ich melde mich die nächsten Tage mal per Whatsapp.

    schöne Grüße vom Hilfsmatrosen Stefan

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Stefan Kraus Antworten abbrechen